Review: #2.17 Blick in die Zukunft

So lustig auch das Intro wirkt - so ernsthaft ist das Thema. Dawson's Weltbild löst sich zunehmend auf. Vom Gedanken Joey zurückgewinnen zu können, ist er abgerückt und will sich nun auf das beschränken, was ihm bisher gelang: Das Filmemachen. Doch mit der neuen Lehrerin, die erst seinen Film heruntermacht (und sie ist eine Autorität für Dawson) und anschliessend noch mit Dawson's Vater ausgeht und damit der Zersetzung seiner Familie dienlich ist, verabschieden sich auch die letzten Reste seines Optimismus, den sein Vater schon früher in der Episode als verlorengegangen ansieht. Umso ungläubiger reagiert er auf die Wahrsagerin, die nebenbei bemerkt eine wichtige Rolle in dieser Episode einnimmt, die ihm bescheinigt, dass alles wieder besser werden werde.

Tatsächlich ist die Wahrsagerin wirklich ein Ausblick auf das Kommende, zugleich aber auch eine gute Beobachterin, was sie nicht zu einer gänzlichen Fantasiegestalt degradiert.

Am meisten bemerkbar macht sich das bei Joey, die überhaupt die Hauptfigur in dieser Episode ist. Die Wahrsagerin prophezeit ihr, was wir als Zuschauer schon lange wussten: Sie muss sich endlich entscheiden. Und sie muss die Gelegenheiten so nehmen, wie sie ist. Der homosexuelle Fotograf ist dabei zwar keine Gelegenheit in dem Sinne, wie sie sich das vorstellte, doch er hilft ihr am Ende doch noch entscheidend weiter, da er ein ähnliches Dillemma wie sie durchlebte, ihr aber schon einen Schritt voraus ist, in Bezug auf den Rückschluß, der er zieht. Somit steht am Ende der Episode eigentlich schon fest, wie es weitergehen wird. Wäre da nicht der dunkle Mann, der in ihr Leben tritt, der niemand geringeres als ihr Vater ist. Und als wären die Dinge nicht kompliziert genug, endet die Episode gerade in diesem Augenblick.

Doch die Wahrsagerin treibt auch anderswo ihr Unwesen. Andie zeigt sie auf, was sich in den kommenden Folgen ebenfalls bewahrheiten wird. Die Vergrösserung der Probleme, die vergebliche Hoffnung auf eine bessere Zukunft. Pacey wiederum wird vorgeführt, dass er in Wirklichkeit nur den starken Mann mimt. Eine Beobachtung, die Zuschauer schon am Ende der ersten Staffel machen konnten, als Pacey so ziemlich am Ende war, wäre da nicht Andie gewesen. Und tatsächlich ist Andie ein instabiles Element, das wie ein Kartenhaus jederzeit in sich zusammenstürzen und auch Pacey mit sich reissen könnte. Es wird klar, was eigentlich schon länger klar war, dass nämlich diese Beziehung unter keinem guten Stern steht.

Harmonie dagegen treffen wir im Verhältnis von Jen zu ihrer Großmutter. Die Kehrtwende? Nein. Die Harmonie in dieser Episode ist, betrachtet man die kommenden, die sprichwörtliche Ruhe vor dem Sturm. Selbst in Harmoniezeiten wird klar, dass sich Jen und ihre Großmutter in ihren Ansichten gänzlich unterscheiden, dass ein Konsens, der beide in Harmonie leben liesse, nicht greifbar ist. Jen hat sich nicht geändert. Ihre Gedanken kreisen nur um das, was sie dem Bekannten von Grams unterstellt.

Und am Ende bleibt viel Schmerz, wie Dawson es treffend formuliert. Keiner der Charaktere ist am Ende glücklich, der Jahrmarkt war für alle zwar eine Weiterentwicklung, doch für die meisten - zumindestens jetzt noch - keine Gute. Für Dawson und Joey sieht es gut aus, für Pacey und Andie dagegen nicht. Und Jen: Sie glänzt durch ihren Aussenseiterrolle - auch ein markantes Zeichen.

Stimmungsvoll bei den Jahrmarktszenen ist vor allen Dingen das Spiel mit dem Licht. Wie so oft schon bei Dawson's Creek unterstreicht das Drehen ausserhalb von Studiokomplexen die Stimmung. Die Kälte, die Beleuchtung, sei es die künstliche, vor allen Dingen aber die tiefhängende Sonne - das alles unterstreicht die Aussage und fördert die Atmosphäre dieser Episode.

Sie kann durchaus als Wendepunkt betrachtet werden. Dawson ist nun gänzlich am Ende, sein Dilemma ist unverkennbar. Joey hingegen hat ihren Rückschluß gefunden, würden da nicht schon wieder neue Probleme vor der Tür stehen (sprichwörtlich sogar, man glaubt es nicht!). Und die Instabilität von Pacey's Fassade und seiner Beziehung zu Andie - sie zerfällt.

Diese Episode macht Geschmack auf mehr, denn sie zeigt uns ganz eindeutig, dass große Dinge passieren werden. Durch die Wahrsagerin wird sie zum Blick in die Zukunft, den es aber selbst, wenn man die folgenden Episoden bereits gesehen hat, noch zu entschlüsseln gilt. Somit eine sehr gute Episode.

Malte Kirchner

Die Serie "Dawson's Creek" ansehen:

myFanbase integriert in diesem Artikel Links zu Partnerprogrammen (bspw. Amazon, Apple TV, WOW, RTL+ oder Joyn). Kommt es nach dem Aufruf dieser Links zu qualifizierten Käufen der Produkte, erhält myFanbase eine Provision. Damit unterstützt ihr unsere redaktionelle Arbeit. Welche Cookies dabei gesetzt werden und welche Daten die jeweiligen Partner dabei verarbeiten, erfahrt ihr in unserer Datenschutzerklärung.


Vorherige Review:
#2.16 Parties und andere Peinlichkeiten
Alle ReviewsNächste Review:
#2.18 Die perfekte Hochzeit

Diskussion zu dieser Episode

Du kannst hier oder in unserem Forum mit anderen Fans von "Dawson's Creek" über die Folge #2.17 Blick in die Zukunft diskutieren.