Bewertung

Review: #1.05 Bösartig

Das große Crossover der drei "Chicago"-Serien, welches in "Chicago Fire" seinen Anfang genommen hat, geht in "Chicago Med" mit dem zweiten Teil weiter. Einerseits wird in dieser Folge die Storyline um Herrmann, der sich immer noch im Krankenhaus befindet, weitergeführt und andererseits entwickelt sich die Geschichte um Jessica Pope, die von der Feuerwehr ins Krankenhaus gebracht wurde, weiter so dass diese Handlung dann auch in den dritten Teil, der in der Serie "Chicago PD" weitergeführt wird, übergehen kann.

"Three women, all cancer free, overdosed on chemo. Someone is doing this on purpose." – [...] " It's a long way from do no harm. I've call the police. They're on their way."

Während der Fall um die Frau, welche in dem brennenden Haus gefunden wurde in "Chicago Fire" eher nebensächlich behandelt wurde, nimmt dieser Fall in "Chicago Med" mehr Raum ein. Interessant an dieser Storyline finde ich vor allem, dass ich als ich von dem großen Crossover gehört habe, eigentlich sofort an etwas ähnliches wie das erste Crossover zwischen "Chicago Fire" und "Chicago PD" gedacht habe und nicht an verschiedene Patientinnen, die an einer Überdosis von Medikamenten, die bei Chemotherapie verabreicht werden, gestorben sind, ohne dass sie jemals an Krebs erkrankt waren. Zuerst erschien mir das ganze etwas unspektakulär, doch im Verlauf dieser Folge musste ich meine Meinung revidieren und gestehen, dass der Fall nicht nur spannend aufgebaut ist, sondern auch sehr emotionale Auswirkungen auf die verschiedenen Beteiligten hat.

Behandelt werden in "Chicago Med" drei Fälle von Frauen, die ins Krankenhaus eingeliefert werden und bei denen eine Überdosis an Medikamenten, die für Chemotherapien benötigt werden, festgestellt wird, obwohl sie nie an Krebs erkrankt waren. Hinter jedem der Fälle versteckt sich in gewisser Weise ein trauriges Schicksal, dass den Zuschauer emotional berührt. Da ist als erstes Opfer Jessica Pope, deren Schicksal wir bereits in der Episode #4.10 The Beating Heart kennenlernten. In ihrem Fall kommt vor allem die Menschenkenntnis von Daniel Charles gut zur Geltung, der bei ihrem Tod nicht einfach so an einen Selbstmord glaubt und deswegen Nachforschungen anstellt. Zwar wird schlussendlich doch ein Abschiedsbrief von Jessica gefunden, doch scheint mir ihr Selbstmord eher eine überhastete und überraschende Entscheidung gewesen zu sein, denn das "Around the World" - Ticket das Daniel in ihren Sachen entdeckt hat, spricht doch eigentlich nicht für einen Selbstmord. Durch die Beharrlichkeit von Daniel konnte aber aufgedeckt werden, dass bei Jessica Pope eine Fehldiagnose erstellt wurde, denn sie hat sich einer Chemotherapie unterzogen, ohne jedoch an Krebs erkrankt zu sein. Das Tragische an dem Schicksal von Jessica Pope war für mich einerseits, dass sie sich scheinbar nicht wegen ihrer Krankheit sondern wegen eines Mannes umgebracht hat, was bedeutet dass sie gewillt war, gegen den Krebs zu kämpfen und andererseits das kein Mensch, sei es Familie oder Freunde, am Totenbett von Jessica gewesen ist oder um sie getrauert hat. Ich hätte eigentlich gerne gesehen, dass man den Fall um Jessica noch etwas mehr thematisiert hätte und damit ihr Schicksal noch etwas vermehrt zum Vorschein gekommen wäre, schließlich war sie ja das eigentliche Bindeglied des Crossovers.

Die zweite Patientin, Dani, war was Familie betrifft das komplette Gegenteil von Jessica und dadurch, dass ihre Partnerin schwanger war und Dani somit bald Mutter geworden wäre, war ihr Tod natürlich besonders emotional. Hier hat mir vor allem der Einbezug von Natalie gefallen, auch wenn die Parallelen zwischen den beiden Frauen natürlich sehr offensichtlich waren. Doch so holt man dem Zuschauer schön Natalies Schicksal in Erinnerung, das sie aus meiner Sicht wahnsinnig gut meistert. Gerade so kurz vor der Geburt muss es ja besonders schwer sein, wenn der Vater des Kindes nicht mehr da ist. Die dritte Patientin, welche ohne an Krebs erkrankt zu sein, auch mit Medikamenten die bei einer Chemotherapie benötigt werden, behandelt wurde, ist eine alte Frau, die mit starkem, unerklärlichem Fieber in das Krankenhaus eingeliefert wird. Das traurige an ihrem Schicksal ist, dass sie ihre vermeintliche Krankheit, trotz einem Sohn, alleine durchstehen musste, denn der Sohn hat sie nun zwar ins Krankenhaus eingeliefert, sich aber scheinbar in der Vergangenheit kaum um seine Mutter gekümmert. Und auch wenn es fast ein wenig kitschig wirkte, fand ich es schön, dass sich der Sohn nun so rührend um seine Mutter sorgt und sich auch in Zukunft verspricht, sich vermehrt um sie zu kümmern.

Abschließen bleibt zu sagen, dass alle drei Fälle, welche die serienübergreifende Storyline dieses Crossovers bilden in "Chicago Med" emotional dargestellt wurden und der Fall, welcher nun weiter durch das Team der Polizei von Chicago behandelt werden muss, konnte vor allem dadurch punkten, dass er überhaupt nicht vorhersehbar war und sich dadurch extrem spannend gestaltet. Ich jedenfalls freue mich schon sehr, zu sehen in welche Richtung sich das ganze in "Chicgao PD" entwickelt.

"Chris, Chris hey you're bleeding too much okay. I need to open you up!"

Die zweite Storyline die in "Chicago Fire" ihren Anfang genommen hat und nun in dieser Episode weiterbehandelt wird, ist die Operation und Genesung von Herrmann. Während in "Chicago Fire" vor allem Herrmanns Verletzung und das Zustandekommen dieser im Mittelpunkt stand, ist es nun Connor Rhodes und seine Behandlungsmethode, die nun auf dem Prüfstand stehen. Schon in meiner Review zu der ersten Folge des großen Crossovers habe ich meine Bewunderung für Connor ausgedrückt, der sich sehr professionell verhalten hat, obwohl auch er um den Zustand seines Freundes bangen musste. Nun treten aber Komplikationen bei Herrmann auf und sofort stehen natürlich Connors Entscheidungen unter genauster Beobachtung. Es ist ja vollkommen natürlich, dass man sich versichert, dass für einen Freund, der in Lebensgefahr schwebt, alles getan wird und dabei holt man auch gerne die Meinung anderer ein. Trotzdem fand ich das mangelnde Vertrauen aller in Connors Fähigkeiten etwas fragwürdig, vor allem da ja gleichzeitig betont wird, dass Connor und Herrmann befreundet sind, was für mich gleichzeitig auch heisst, dass Connor mit den anderen Polizisten und Feuerwehrmännern gut bekannt ist und da finde ich es doch etwas merkwürdig, dass man mehr auf Wills Meinung gibt, der ja noch nicht einmal seine Assistenzzeit ganz abgeschlossen hat und somit sicherlich weniger qualifiziert ist als Connor.

Connors Reaktion auf die Vorwürfe hat mich aber in meiner Meinung über ihn bestätigt, dass er erstens weiterhin professionell vorgeht und zweitens in der Behandlung weiter den Weg geht, den er eingeschlagen hat und sich nicht durch Meinungen anderer, die nicht den ganzen Fall kennen, beirren lässt. Natürlich wird in dieser Storyline auch wieder der kleine Machtkampf zwischen Will und Connor weiterverfolgt, für den ja bereits in der Pilotfolge die Weichen gestellt wurden. Die Szene zum Schluss, als sich Will bei Connor entschuldigt, hat mich allerdings beruhigt und ich gehe davon aus, dass man hier wohl nicht vorhat diesen Machtkampf groß auszuweiten, was ich durchaus als positiv empfinde. Will und Connor müssen sicherlich nicht gleich Best-Friends werden, doch auf andauernde Anzickereien habe ich nun wirklich keine Lust.

If you think for one second, that I would undermine a colleague no matter what I felt about his choices, maybe I need to resist this...

Durch die Entscheidung von Connor im Bezug auf Herrmann kam es aber nicht nur zwischen Connor und Will, sondern auch zwischen Connor und Sam zu Differenzen. Die Beziehung zwischen Connor und Sam gefällt mir momentan überraschenderweise ziemlich gut, vielleicht vor allem deswegen, weil hier von Anfang an klargestellt wird, dass sich die beiden zwar mögen, der Beruf bei beiden jedoch klar im Vordergrund steht und keiner wegen dem anderen auf die Karriere verzichten wird. So ist vor allem Sams Offenheit gegenüber Connor manchmal zwar etwas hart, jedoch in gewisser Weise auch erfrischend. Sie stellt seine Entscheidungen in Frage und hält sich mit ihren Bedenken nicht zurück. Vielleicht verletzt sie Connor dadurch ein ganz klein wenig, ich habe aber eher das Gefühl, dass sie ihn dadurch zu einem noch besseren Arzt macht, da sie ihn eben nicht nur lobt und zu ihm aufsieht, sondern ihn eben auch fordert und ihm den Spiegel vorhält.

Dass Sam und Connors Beziehung wohl keine große Zukunft in "Chicago Med" hat, ist für mich eigentlich klar, da sich der Fokus des "Paares der Serie" eher auf Will und Natalie legt. Ich hoffe nur, dass man Connor nicht zu einem zweiten Severide macht und ihm eine Beziehung nach der anderen andichtet, die dann zwei Folgen später schon wieder ad acta gelegt wird. Momentan macht man im Bezug darauf aber bei Connor alles richtig, man legt den Fokus lieber auf seinen Charakter und seine Vergangenheit und stellt ihm eine starke Frau zur Seite, die aber nicht unbedingt als seine große Liebe angepriesen wird.

"April you're putting him ahead of you your whole life."

Der schwächste Teil der Episode war meiner Meinung nach der Handlungsstrang um Noah, Aprils Bruder, der von Anfang an als komplett egoistisch dargestellt wird und man mit ihm in keinster Weise sympathisieren kann. Leider kommt man mit dieser Storyline als Zuschauer auch April nicht wirklich näher, obwohl ich eigentlich gedacht hätte, dass gerade sie eine größere Rolle in der neue Chicago-Serie spielen wird, hatte sie doch durch den Bezug zu Severide schon einiges an Potential. Inzwischen kann ich aber nicht mal mehr behaupten, dass ich April besonders mag, dafür kümmert man sich schlicht und einfach zu wenig um ihren Charakter und lässt sie nach dieser Folge auch noch als eine Person dastehen, die sich anderen völlig unterordnet. Hätte man diese Storyline etwas sorgfältiger aufgebaut und vorher einen Blick in Aprils Leben geworfen, die Ansichten ihrer Eltern und ihren Wunsch Ärztin zu werden thematisiert, wäre der Handlungsstrang sicherlich interessanter gewesen und hätte April in einem anderen Licht dastehen lassen. So wirkt es aber eher so, als hätte man irgendwie etwas gesucht um in die Beziehung zwischen ihr und Severide einen Keil zu treiben und mit Noah einen Charakter einzuführen, der ihr von nun an ab und zu Ärger bereiten wird. Schade, ich hätte es durchaus lieber gesehen, wenn man eine Storyline um April aufgebaut hätte und nicht um ihren kleinen Bruder.

Persönliche Notizen und Randbemerkungen

  • Dass Maggie Lockwood Natalies Geburtspartner ist, finde ich wirklich passend und ich glaube, ich hätte an Natalies Stelle auch Maggie gewählt. Die Szenen bei dem Rundgang in der Geburtsabteilung waren erfrischend und haben vor allem durch Maggies Kommentare die Folge etwas aufgelockert.
  • Die Beziehungen unter den verschiedenen "Chicago"-Folgen gefallen mir sehr gut und es ist schön, dass durch das Bruderpaar Halstead "Chicago PD" und "Chicago Med" so verknüpft werden, wie "Chicago Med" und "Chicago PD" durch Gabby und Antonio Dawson. Dementsprechend gut haben mir die Szenen zwischen Will und Jay gefallen, davon darf es durchaus mehr geben, vor allem auch solche, die die in der Vergangenheit nicht ganz einfache Beziehung der Brüder thematisieren.
  • Reese scheint einen Bewunderer in Joey gefunden zu haben. Am Anfang erschien mir der Labortechniker ein bisschen unheimlich und ich habe mich schon gefragt, ob er sich zu einem Stalker von Reese entwickeln wird. Zum Schluss wurden diese Bedenken aber zur Seite geschoben und ich gehe stark davon aus, dass er sich einfach in sie verliebt hat.

Fazit

Auch die zweite Episode des Crossovers der Chicago-Serien konnte überzeugen. Vor allem der Fall, welcher nun in die Folge von "Chicago PD" übergeht, war spannend und emotional inszeniert. Connor Rhodes konnte als Arzt, der die schwierige Aufgabe hat, Herrmann zu behandeln, weiterhin überzeugen, einzig die große Skepsis, die von den anderen an ihm geäußert wurde, war mir ein bisschen zu extrem dargestellt. Ich für meinen Teil bin gespannt wie das Team rund um Hank Voight nun den Fall weiterbehandeln wird und welches Motiv ein Arzt hat, Frauen mit Medikamenten die zu Chemotherapie benötigt werden, zu behandeln, obwohl sie nicht an Krebs erkannt sind.

Maria Schoch - myFanbase

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