Bewertung

Review: #2.07 Die Mutter allen Übels

Foto: David Duchovny & Natascha McElhone, Californication - Copyright: Paramount Pictures
David Duchovny & Natascha McElhone, Californication
© Paramount Pictures

Es geht bergab, selbstverständlich nicht mit der Qualität der Serie, sondern mit den Aussichten für die Charaktere. Hank begeht den nächsten schweren Fehler und das Geldproblem der Runkles ist nun groß genug, dass es die Ehe richtig belastet. Doch meist sind es die Extreme, die einen auf den Pfad der Weisheit bringen.

Geld und andere Probleme

Jetzt kriselt es gewaltig im Haus der Runkles, aber ich muss schon sagen, dass man sehr gelassen mit der Situation umzugehen scheint. Da gibt es keinen Streit, keine Ausraster und keine Schuldzuweisungen, sondern nur eine Analyse der Probleme und der nachdrückliche Wunsch, diese zu beheben. Das funktioniert natürlich in erster Linie auch deshalb, weil sowohl Charlie als auch Marcy ihren Anteil an den Geldproblemen haben und jeder erstmal vor der eigenen Tür kehren muss, bevor dem Partner ein Vorwurf gemacht werden kann. Da man sich in der letzten Zeit eh gewundert hat, wie Marcy sich die ganzen Drogen finanzieren konnte, ist hier nun diese wichtige Frage beantwortet worden und die Konsequenzen dürften uns wohl auch noch eine Weile beschäftigen.

Allerdings ist auch nur aufgefallen, dass der Notgroschen fehlt, weil Charlie ihn für Daisy ausgeben wollte. Dafür ist nun sein Auto futsch, was man wohl irgendwie verschmerzen kann. Das Geldproblem war aber so oder so unumgänglich. Jetzt bleibt für Charlie nur zu hoffen, dass sich seine Investition, die mehr aus Güte und einem schlechten Gewissen heraus entstanden ist, auch wirklich Erfolg verspricht. Hier bahnt sich sowieso schon länger ein Handlungsstrang an, den Hank nun noch mal konkretisierte. Natürlich hat Charlie Daisy nicht geholfen, weil er auf sie steht, aber dass er auf sie steht, lässt sich kaum mehr von der Hand weisen und hat die Entscheidungen für seinen Einsatz sicherlich etwas vereinfacht. Nun liegt seine ganze Hoffnung in dem Gespür, dass Daisy groß rauskommen kann. Das würde finanziell gesehen seine Ehe retten, kann aber noch interessante Auseinandersetzungen geben, wenn er weiterhin so viel mit Daisy zu tun hat, ihr ein Dach über dem Kopf bietet und Marcy wegen ihrer Probleme nicht anwesend ist. Und Daisy ist Charlie nun mehr als nur zu Dank verpflichtet, denn er hat sie nicht nur aus den Fängen des herrlich abartigen Managers aus der Unterwelt befreit, sondern auch noch Dinge über sie gesagt, die wohl in diesem Zusammenhang jede Frau schwach werden lassen.

Wirklich schwarz sehe ich für die Runckles aber nicht. Bisher haben sie jedes Problem in irgendeiner bizarren Form überstanden und so viel gegenseitige Liebe und Verständnis füreinander übrig, dass auch dieses Desaster und mögliche Folgen überstanden werden. Dafür sind die Fehler zu ausgeglichen verteilt und die bodenständige, überlegt handelnde Grundeinstellung ist, wie auch diese Folge wieder gezeigt hat, vorhanden.

Tief fallen

Hank macht ohne große Überlegungen genau dort weiter, wo er die letzten Folgen schon fleißig war, nämlich bei anderen Frauen. Dabei hat er durchaus geschnallt, dass er und Ashby viele Parallelen haben. Doch das reichte ihm nicht. Da kann er Ashbys erneutes Techtelmechtel mit Mia noch so sehr verurteilen. Er kapiert es erst, als er die Person (erneut, aber dieses Mal wirklich richtig) verletzt, die ihm der allerliebste Mensch auf der Welt ist. Seine Tochter Becca ist es, der der Kragen platzen musste. Hank hat sich wieder ganz selbstlos seinen Hormonen ergeben und die Lehrerin von Becca beglückt, und sieht sich plötzlich nackt Damien gegenüber stehen, dem Freund von Becca und Sohn der Lehrerin. Klasse. Besser hätte er es niemals hinbekommen können und es ist klar, dass ein solches Ereignis das einzige sein könnte, dass Hank hoffentlich nachhaltig nachdenken lässt. Und Becca ist nicht einfach mit einer tollen Gitarre zufrieden zu stellen, denn sie ist nun richtig sauer und wer könnte das nicht verstehen. Die Konsequenz ist eine der besten Szenen der gesamten Serie, die natürlich Becca und Hank vorbehalten ist. Hanks Anteil ist dabei aber sehr gering, denn es ist Becca, die hier ihren ganzen Frust richtig von der Seele redet und ihrer Enttäuschung und ihrem Kummer Luft macht. Das hat sie auch früher immer mal wieder in kurzen Bemerkungen getan, aber derart ausführlich und emotional war sie noch nie, was zeigt, wie gekränkt sie ist. Und Madeline Martin hat diese Ansprache und den sehr gut geschriebenen Text wirklich hervorragend transportiert. Ich habe richtig mitgelitten und mir selbst standen die Tränen in den Augen, als sie ihr berechtigtes Klagelied bezaubernd vortrug. Die Last, ihre Eltern erziehen zu müssen, weil sie es sind (insbesondere Hank), die nicht erwachsen werden, macht ihr natürlich zu schaffen und wenn sie auch noch so emotionslos wirken mag, so trägt sie diese Last und diesen Kummer schon sehr lange auf ihren Schultern.

Hank ist also ganz unten angekommen. Er hat den letzten Menschen, der bedingungslos zu ihm gehalten hat, verprellt. Schlimmer kann es nicht kommen und die emotionale Rede von Becca hat ihn wohl erreicht. Die Wiedergutmachung wird sicherlich ein langer Weg werden, aber da ich Hank immer noch für einen tollen Vater halte, traue ich ihm das zu. Nur muss er sich die Worte seiner Tochter dick hinter die Ohren schreiben, denn viel kann er sich nicht mehr leisten. Daher hoffe ich inständig, dass die Wirkung dieser tollen Szene nicht so bald verpufft ist.

Notizen am Rande

Hank will die Biographie über Ashby nicht mehr schreiben, weil dieser ihm doch zuwider geworden ist. Ich finde es toll, dass er aus dieser Pflicht nicht heraus kommt, denn dadurch hat er ihn und sein Leben immer vor Augen und hat häufiger die Gelegenheit, sich selbst zu sehen und zu reflektieren.

Karen hatte mal was mit einem Professor und findet es daher nicht schlimm, wenn Mia eine Beziehung zu einem älteren Mann führen sollte. Nur darf das nicht Ashby sein. Vielleicht ist diese Aussage für Hank irgendwann mal ein Ansatzpunkt, um sich gegen Mia zu wehren. Karen kennt es also, auf ältere Männer zu stehen und verurteilt offenbar auch die älteren Männer dafür nicht. Das entschuldigt nicht gleich alles, aber ich finde schon, dass es ein wenig Hoffnung für Hank gibt, um Mia irgendwann alles heimzuzahlen. Diese verhält sich weiterhin ungeheuer gerissen und erpresst Hank ohne Bedenken. Doch vielleicht sollte sie sich nicht zu sicher sein, denn irgendwann könnte ihr Lügengebäude zusammenbrechen.

Der Titel der Episode "In a lonely place" ist mal wieder sehr gut gewählt. Normalerweise achte ich auf solche Sachen nur bedingt, aber dieses Mal passt er mit etwas Geschick auf fast alle Charaktere, die in der Episode eine wichtige Rolle spielen.

Fazit

Allein Beccas Ansprache an ihren Vater verdient neun Punkte für diese Episode. Da der Rest gewohnt gut war, gibt es keinerlei Gründe, da noch was abzuziehen.

Emil Groth - myFanbase

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