Bewertung

Review: #1.23 In Trümmern

Foto: Colin Donnell, Arrow - Copyright: Warner Bros. Entertainment Inc.
Colin Donnell, Arrow
© Warner Bros. Entertainment Inc.

Die erste Staffel von "Arrow" endet mit einem großen Knall und zwar im wörtlichen und übertragenen Sinne. Denn während in Starling City alle versuchen Malcolm Merlyn und damit auch das Erdbeben in den Glades aufzuhalten, geht auch auf der Insel eine Storyline zu Ende und Oliver muss eine Entscheidung treffen, die sein weiteres Leben verändern wird.

"You really think you honored Tommys Mother by destroing the Glades?" – "As truley as you believe you're honoring your father with this hood."

In den letzten Folgen ging es Schlag auf Schlag und der Zuschauer sowie auch Oliver hat immer mehr herausgefunden, was Malcolm und Moira schreckliches planen. In dieser Episode wird nun Malcolms Charakter und seine Motivationsgründe für die schrecklichen Taten etwas genauer beleuchtet und dabei entsteht ein unglaublich interessanter Bösewicht, der erstens Oliver alias Arrow in Sachen Kampfkunst und Pfeilschiessen ohne Probleme ans Wasser reichen kann, der aber auch eine interessante Hintergrundstoryline hat, weswegen er zu dem geworden ist, was er in der Gegenwart verkörpert. Außerdem haben die Autoren es geschafft, dass obwohl man mit Oliver sympathisiert und mit Malcolm nicht, es abgesehen von dem offensichtlichen, dass beide eine zweite Identität aufgebaut haben, es doch einige Parallelen gibt.

So wird eine dieser Parallelen gleich zu Anfang aufgezeigt, als Malcolm sich mit Oliver, den er gefangen genommen hat, über die Motive seiner Taten unterhält. Denn genauso wie Oliver übt auch Malcolm Selbstjustiz an Menschen, die in seinen Augen Verbrecher sind und genauso wie Oliver verletzt er auf dem Weg zu seinem Ziel andere Menschen, vor allem solche die ihm nahestehen, genauer sein Sohn Tommy. Klar ist es offensichtlich, dass Oliver einzelne Opfer auswählt, die irgendein schlimmes Verbrechen begangen haben, während Malcolm bei seiner Tat ohne mit der Wimper zu zucken auch Unschuldige opferte. Doch aus Malcolms Sicht gibt es in den Glades eben keine Unschuldigen, weil zwar ein Verbrecher seine Frau ausgeraubt und verletzt hat, jedoch mehrere Menschen sie anschließend haben sterben lassen, da sie keine Hilfe geleistet haben. So ist Malcolm nun überzeugt, dass es in den Glades nur "schlechte" Menschen gibt, die nun genauso leiden sollen, wie er gelitten hat. Fakt ist, dass sowohl Malcolm wie auch Oliver Selbstjustiz üben, anstatt der Polizei die Verbrechensbekämpfung zu überlassen und Selbstjustiz ist nun einmal verboten. Auch haben beide ihre Rachepläne aufgrund eines Ereignisses, welches ein Familienmitglied betroffen hat, geschaffen und bei beiden ist es wohl so, dass dieses Familienmitglied nicht gutheißen würde, wie diese Rachepläne aussehen. Bei Malcolm ist dies offensichtlich, da seine tote Ehefrau als sehr sozialer und guter Mensch dargestellt wird, der immer versucht hat auch den schwachen, armen und hilflosen zu helfen. Und ich gehe auch davon aus, dass Robert etwas anderes im Sinn gehabt hat, als er seinen Sohn gebeten hatte seine Fehler richtig zu stellen. Ich glaube kaum, dass ein Vater will, dass sein Sohn Menschen umbringt und sich dadurch auch selber immer wieder in Lebensgefahr begibt.

Doch nicht nur diese Parallelen machen Malcolm zu einem interessanten Gegner für Arrow, sondern auch die Tatsache, dass er Oliver beziehungsweise Arrow in Sachen Kampfkunst überlegen ist und Oliver, wie er zu Diggle treffend sagt, keine Ahnung hat, wie er Malcolm besiegen soll. Diese Tatsache schafft es, dass die Spannung die ganze Episode hochgehalten wird, denn im Gegensatz zu sonstigen Folgen, weiß man hier nicht genau ob Arrow am Schluss wirklich als Sieger hervorgehen wird. Und dann in dem Moment, in welchem man glaubt, dass Oliver es geschafft hat, Malcolm zur Strecke zu bringen, muss er zusehen wie eine zweite Maschine das Erdbeben in den Glades auslöst und er somit verloren hat. Er konnte die Stadt nicht retten, er konnte sein Versprechen gegenüber seinem Vater nicht halten, Malcolm hat gewonnen, er hat seine Rache bekommen. Ein unglaublich cleverer Schachzug der Autoren, der nicht nur Olivers Verwundbarkeit zeigt, sondern auch ein interessanter Übergang zur zweiten Staffel schafft. Denn wie wird Oliver damit fertigwerden, dass er die Stadt nicht retten konnte und somit seinem Vater, der sich umgebracht hat, damit sein Sohn überlebt und seine Fehler wieder gut machen kann, den letzten Wunsch nicht erfüllen konnte?

"Everything I have ever said or done has been to protect you and your sister." – "What about all this people in the Glades?" – "I'm not their mother."

Auch mit dem Charakter Moira spielen die Autoren hervorragend, so dass ihr in einer Minute Sympathiepunkte zufliegen, die ihr aber kurze Zeit später sofort wieder entzogen werden und man sie am liebsten zum Bösewicht aller Zeiten erklären würde. In meinen Augen ist sie aber einfach eine unglaublich tragische Figur, die jahrelang im Schatten ihres Ehemannes gelebt und für ihre Familie gesorgt hat. Nun wird plötzlich ihr einziger Lebensinhalt, ihre Kinder, bedroht und Moira hat keine Ahnung wie sie sich Malcolm Merlyn entgegenstellen soll. So erscheint sie zwar oft als taffe Geschäftsfrau, doch hat sie sich diese Eigenschaft sicherlich vor allem in den letzten fünf Jahren zugelegt und als ihr klar wurde, was Malcolms Pläne für Auswirkungen haben würden, steckte sie schon zu tief drin und ein Entkommen war nicht mehr möglich. Außerdem sind die Menschen in den Glades, wie Moira so schön sagt, nicht ihre Kindern und ist es nicht auch die Aufgabe einer Mutter ihre Kinder zu beschützen, komme was wolle?

Dass sich Moira nach dem Gespräch mit Oliver doch entscheidet etwas gegen Malcolm zu unternehmen zeigt, dass sie eigentlich weiß, dass sie in den letzten Jahren falsch gehandelt hat, jedoch einfach keine Ahnung hatte, wie sie aus dem Schlamassel wieder herauskommen kann. Ihr Gang an die Öffentlichkeit ist die einzig richtige Entscheidung beziehungsweise ihre einzige Möglichkeit, denn so nimmt sie Malcolm den Wind aus den Segeln. Dass sie damit die Katastrophe leider nicht mehr verhindern konnte, wird nun Auswirkungen auf Moira haben, denn natürlich wird sie gleich nach der Ansprache verhaftet. Ich bin sehr gespannt wie dieser Handlungsstrang in der zweiten Staffel weitergeht, denn ich kann mir nicht vorstellen, dass man Moira in Zukunft nur noch im Gefängnis zu sehen bekommt. Trotzdem muss irgendeine plausible Erklärung für eine Freilassung geliefert werden, denn die Beteiligung an einem Komplott dieser Größenordnung kann ja nicht komplett ignoriert werden. Und natürlich wird auch ihr Verhältnis zu ihren Kindern sehr spannend werden, vor allem Thea war über das Geständnis ihrer Mutter verständlicherweise vollkommen geschockt und so wie Theas Charakter bis jetzt dargestellt wurde, wird es ihr nicht einfach fallen, ihrer Mutter diese Tat zu verzeihen. Bei Oliver hingegen kann ich mir vorstellen, dass Moira mit dem Geständnis wieder etwas in seiner Gunst gestiegen ist, denn schließlich setzt sie ihre eigene Freiheit für die Rettung der Glades aufs Spiel und dies muss ja auch honoriert werden.

"We have a mutural friend, that I think could talk you throw it" – "She said you care about the people in the city, that they need you." – "Right now Detective, they need you."

Sehr gut gefallen hat mir die Rolle von Quentin Lance in dieser Folge. Ihm kann man nicht genug Screentime verschaffen, vor allem im Zusammenhang mit Oliver/Arrow. Bis jetzt hat man viel zu wenig davon gesehen. Die Storyline, die jedoch in dieser Episode angerissen wird, lässt die Hoffnung auf mehr deutlich steigen. Mir wurde während der ersten Staffel die Charakterentwicklung von Quentin Lance viel zu wenig fokussiert. Hier hätte man meiner Meinung nach viel stärker darauf eingehen müssen, was alles dazu geführt hat, dass Lance seine Meinung über Arrow ändert. Und zwar drastisch ändert, schließlich wollte er ihn am Anfang der Staffel hinter Gitter bringen und nun arbeitet er sogar mit ihm zusammen. Aber mit diesem Schönheitsfehler kann ich leben, denn jetzt sind wir genau da, wo diese Storyline hinmuss: Zu einem Handlungsstrang zwischen Detective Lance und Arrow. Dass gerade Felicity das Bindeglied zwischen den Beiden ist, ist grandios, denn diese ist wie geschaffen dafür.

Dass Quentin Lance aufgrund seiner Zusammenarbeit mit Arrow nun degradiert oder suspendiert werden soll, finde ich zwar schade, doch generiert dies natürlich auch wieder Stoff für weitere Storylines um Lance und das freut mich wiederum. So bin ich einerseits gespannt, ob er auch in seiner neuen Funktion das Bindeglied zwischen Polizei und Arrow ist und anderseits frage ich mich, was die Degradierung oder sogar Suspendierung für einen Einfluss auf sein Privatleben beziehungsweise auf seinen Gemütszustand hat. In erster Linie wird es momentan aber sicherlich so sein, dass er einfach froh ist, durch das Erdbeben nicht noch eine Tochter verloren zu haben.

"Did you kill him?" – "No" – Thank you"

Ein Hauptcharakter sterben zu lassen ist einerseits mutig und anderseits vielleicht auch einfach die letzte Möglichkeit, weil der Charakter in der Serie einfach nicht punkten kann. Bei Tommy bin ich mir nicht so sicher, was genau der Grund für seinen Tod war. Ich mochte Tommy und finde es schade, dass er aus der Serie geschrieben wurde, trotzdem ist es irgendwo auch eine Erleichterung, weil seine Handlungsstränge eigentlich nur lahm und uninteressant waren. Trotzdem habe ich bis zum Schluss die Hoffnung nicht aufgegeben, dass seinem Charakter etwas mehr Tiefe verliehen wird und seine Handlungsstränge über seine Beziehung mit Laurel und die daraus entstehende Dreiecksgeschickte zwischen ihm, Laurel und Oliver hinausgehen. Schön fand ich, dass sich Oliver und Tommy vor seinem Tod noch versöhnen konnten, denn so bleibt uns hoffentlich ein sich selber geißelnder Oliver in der zweiten Staffel erspart. Natürlich wird er sich die Schuld an Tommys Tod geben und natürlich soll dies auch thematisiert werden, doch hätten sich die beiden nicht versöhnt, hätte man dies wohl über mehrere Episoden zum Thema machen müssen, so kann man es doch etwas kürzer halten.

Gespannt bin ich auf die Auswirkungen von Tommys Tod auf Laurel und ihre neu aufgeflammte Beziehung mit Oliver. Ich denke, dass die Autoren hier zwei Möglichkeiten haben. Entweder der Tod von Tommy schweißt Oliver und Laurel fester zusammen oder sie werden sich wieder trennen. Ich kann leider nur hoffen, dass man sich für das letztere entscheidet, da die Beiden einfach nicht zusammen funktionieren beziehungsweise Katie Cassidy in der Rolle der Laurel nicht funktioniert. Eine Trennung der Beiden würde jedoch vielleicht auch ihrem Charakter etwas Auftrieb verleihen, da sich ihre Storylines dann nicht nur um Oliver und die fast zu erwartende Beziehung drehen wird, sondern sie offen für andere Beziehungen und auch für die Konzentration auf ihren eigenen Charakter wäre.

"Tell Me Mr. Queen are you prepare to sacrifice your freedom for her?" – "Yes."

Beim Inselgeschehen geht ein Handlungsstrang zu Ende, nämlich derjenige um Yao Fei und Fyers, die nun beide tot sind. Außerdem wird dadurch, dass Oliver Fyers mit Pfeil und Bogen tötet und sich damit für die Rettung von Shado und gegen Fyers Angebot ihn von der Insel wegzubringen entscheidet, der Bogen sehr gut zur Gegenwart geschlagen. Es scheint so, dass mit dem Tod von Fyers und Fei die Ära von Arrow beginnt und er nun auch den Respekt von Shado und vor allem von Slade bekommen wird. Meine Befürchtungen, dass die Autoren sich bei dem Rückblicksgeschehen auf der Insel irgendwie verstricken werden, ist zum Glück nicht passiert und zwar vor allem deswegen weil sie nun nach einer Staffel einen Handlungsstrang abgeschlossen haben und nun Raum für einen neuen schaffen. Dies werte ich sehr positiv und ich hoffe, dass es auch in der zweiten Staffel gelingt dem Inselgeschehen den nötigen Platz einzuräumen ohne es die Serie dominieren zu lassen.

Randnotizen

  • Bei den Randnotizen muss ich als erstes die geniale Freundschaft und Chemie zwischen Oliver, Diggle und Felicity erwähnen, die in dieser Episode erneut zum Vorschein kam. So ist es einfach nur unglaublich emotional und berührend als Diggle Oliver sagt, dass er auf seine Rückendeckung zählen kann und er mit ihm gegen den schier übermächtigen Gegner Malcolm Merlyn kämpfen wird. Felictys Entscheidung die Glades nicht zu verlassen, so lange dies auch Oliver und Diggle nicht tun, setzt der ganzen Szene noch das i-Tüpfchen auf. Schön, dass hier die Macher der Serie drei Schauspieler gefunden haben, die so gut miteinander harmonieren und dass drei Charaktere geschrieben wurden, die durch ein geteiltes Geheimnis eine tiefe Freundschaft entwickeln können, an deren Echtheit man nie zweifeln muss.
  • Auch Thea und Roy gefallen mir sehr gut auch wenn die Screentime der beiden doch sehr beschränkt ist. Doch die Zwei harmonieren gut miteinander und Roys Charaktereigenschaften haben auf Theas Charakter einen sehr guten Einfluss, ist sie mir doch seit seiner Anwesenheit sympathischer und zeigt auch erwachsenere Züge.

Fazit

Eine Folge, in der die einzelnen Handlungsstränge sowie das Zusammenfügen dieser hervorragend funktionieren. Die Staffel endet im wörtlichen und übertragenen Sinn mit einem Knall und die Freude und Spannung auf die zweite Staffel steigt bei mir fast ins Unermessliche. So ein Staffelfinale kann sich sehen lassen und hat somit, trotz dem einen oder anderen Schönheitsfehler, der aber getrost vernachlässigt werden kann, die Höchstpunktzahl verdient.

Maria Schoch - myFanbase

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