Im Spotlight: 6 Gründe "Good Girls" zu schauen

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Good Girls

Die NBC-Serie "Good Girls" lief mit Serienstart eher unter dem Radar des amerikanischen Senders, so dass schon die Bestellung einer zweiten Staffel einer großen Überraschung gleichkam. Die Genehmigung der dritten Staffel ließ mir dann nur noch den Mund offenstehen, da die Quoten noch mehr eingebrochen sind und da die Serie auch keinen populären Sendeplatz mehr zur Verfügung gestellt bekommen hat. Möglicherweise kann dies aber auch an dem Netflix-Deal liegen, weil die insgesamt 23 Episoden außerhalb der USA dort zur Verfügung stehen. Nachfolgend kommen nun Gründe, warum ihr unbedingt mal bei dieser kleinen, aber feinen Serienperle reinschauen solltet.

  • Grund 1: Die Schauspieler. Alleine schon Christina Hendricks ("Mad Men"), Retta ("Parks and Recreation") und Mae Whitman ("Parenthood") sind schon große Namen im Seriengeschäft und sie können die Serie locker tragen, aber mit u. a. Zach Gilford ("Friday Night Lights"), Allison Tolman ("Fargo") und Sam Huntington ("Being Human") tummeln sich noch weitere bekannte Seriendarsteller in Nebenrollen auf dem Bildschirm. Die Qualität merkt man wirklich deutlich, da sowohl hochdramatische Momente als auch groteske und unfassbare Momente grandios gespielt werden. Gerade die drei Hauptdarstellerinnen müssen extrem viel über ihre Mimik arbeiten und sie meistern diese Aufgabe bravourös. Ich persönlich erfreue mich am meisten an Whitman, die seit "Parenthood" bei mir ein Stein im Brett hat. Sie hat mir auch sehr gut in den Teeniefilmen "Duff - Hast Du keine, bist Du eine!" und "Vielleicht lieber morgen" gefallen. Mit ihrer Darstellung der verantwortungslosen Annie zeigt sie aber, dass sie den Sprung weg von diesem Genre geschafft hat und durchaus als ernstzunehmende Charakterdarstellerin anzusehen ist. Zudem stelle ich bei ihr immer wieder fest, dass im Zusammenspiel mit ihr einfach jeder gut rüberkommt. Vermutlich würde sie sogar mit einer Fliege Chemie erzeugen können.
  • Grund 2: Die Mischung aus Drama- und Comedyserie. Für mich persönlich bietet "Good Girls" tatsächlich die ideale Mischform aus beidem, da die Schicksalsschläge des Lebens mit einem sehr sarkastischen Grundton beleuchtet werden. Es ist also wahrlich keine klassische Comedyserie, da man weniger auf Schenkelklopfer als vielmehr auf hochintelligenten Wortwitz, schwarzen und auch bitterbösen Humor setzt. Wenn dann plötzlich die Leichen vergraben werden oder einzelne Körperteile dem Häcksler zum Opfer fallen, dann weiß man wirklich nicht mehr, ob man nun lachen oder weinen soll. Aber genauso gut gibt es zig Momente, die mitten aus dem Leben gegriffen sind, die nicht überspitzt dargestellt sind, sondern so ergreifend realistisch, dass es schon mal wehtut. Genau dafür ist es genial, dass sich im Cast genug Darsteller finden, die ursprünglich aus dem Comedygenre kommen, die aber auch die Herausforderungen vom dramatischen Schauspielen annehmen. Hier möchte ich vor allem Matthew Lillard (Dean) hervorheben, der diesen Balanceakt echt großartig meistert.
  • Grund 3: Bereits der Titel verrät es schon, "Good Girls" ist eine durch und durch feministische Serie, aber das im absolut besten Sinne. Der Unterhaltungsmarkt hat durchaus die Zeichen der Zeit erkannt und wird derzeit von genug Produktionen überschüttet, die sich feministisch schimpfen. Oftmals hat das aber zur Folge, dass die Frauen als makellose Wesen stilisiert werden und die Männer sind alles hinterlistige Bastarde, die nur an sich denken. "Good Girls" trifft aber genau den richtigen Ton. Die drei Protagonistinnen Beth (Hendricks), Ruby (Retta) und Annie (Whitman) realisieren, dass sie ihr Leben selbst in die Hand nehmen müssen, wenn sich etwas für sie ändern soll. Fortan gehen sie mutig voraus, machen auf diesem Weg aber dennoch zahlreiche Fehler, weil sie eben nicht perfekt sind. Ähnliches gilt für die männlichen Figuren. Alle haben ihre schlechten Eigenschaften, aber sie haben dem gegenüber auch immer mindestens eine Eigenschaft, die sie einem doch sympathisch macht. So machen dann auch feministische Serien Spaß: vielschichtige Charaktere, bei denen es Raum für starke Frauen gibt, die wiederum untereinander zusammenhalten.
  • Grund 4: Manny Montana ("Rosewood") spielt Rio, einen gefürchteten Kriminellen, dessen Geschäfte das FBI schon lange aufdecken will. Er ist damit vom Papier her der klassische Antagonist, aber ich fand es spannend, dass sich mit ihm ein sehr vielschichtiges Bild ergeben hat. Antagonisten faszinieren entweder, weil sie so böse sind, dass man sie fürchtet, als existieren sie im realen Leben oder aber sie faszinieren, weil sie ihre eigene Geschichte bekommen, so dass man ihre Denkweise und ihre Motive nachvollziehen kann. Auf Rio trifft eigentlich beides nicht zu. Er ist nicht das pure Böse, da er oft genug den drei Damen in Verhandlungen nachgibt und ihnen auch aus der Patsche hilft. Gleichzeitig erfährt man kaum etwas über sein Leben, nur in der zweiten Staffel werden kleinere Aspekte angedeutet, ohne aber dass man in die Vollen geht. Dem Schauspieler gelingt es aber auch, eine Aura zu kreieren, bei dem seine kriminelle Aura sehr sexy wirkt. Bereits in Staffel 1 merkt man sehr deutlich, dass zwischen Rio und Beth eine knisternde Atmosphäre herrscht, bei der man sich sogar wünscht, dass sie ihm beide nachgehen. Insgesamt ist Rio so wirklich ein faszinierender Antagonist.
  • Grund 5: Unabhängig von Rio ist es interessant, wie sehr man sich als Zuschauer von der dunklen Seite einnehmen lässt. Bereits bei Serien wie "Prison Break" oder "Haus des Geldes" hat man irgendwann mehr oder weniger entsetzt realisiert, dass man gerade mit rechtskräftig verurteilten Kriminellen mitfiebert und sich für sie freut, wenn sie dem Justizsystem entkommen. Genau diese Prämisse findet sich auch in "Good Girls" wieder. Durch Beth, Ruby und Annie bekommt man haargenau mit, wie sie in den Strudel des Verbrechens geraten. Ein zunächst nur einmalig geplanter Coup entwickelt sich zu einer Aneinanderreihung von Straftaten und jedes Mal fiebert man wieder mit, wenn sie als totale Anfänger in eine Falle nach der nächsten tappen und man hofft nur, dass es für sie gut ausgeht. Vermutlich hilft aber auch sehr, dass die Straftaten meist mit dem bissigen Humor versehen werden, so dass die Handlungen etwas ins Lächerliche gezogen wird und man weiß eben stets, dass die drei all das für ihre Familien tun.
  • Grund 6: "Prison Break" habe ich bereits im Punkt davor genannt, denn neben den Sympathien für die Verbrecher zeichnete sich die Serie durch ungeheure Spannung und irre Wendungen aus. Bei "Good Girls" liegen diese beiden Effekte nicht vordergründig auf der Hand, erzielt werden sie trotzdem. Während es anfangs eher um den Machtkampf mit Rio geht, tauchen vermehrt Figuren auf, die sich den drei Damen an die Fersen heften. Zum einen Leslie (David Hornsby, "It's Always Sunny In Philadelphia"), ein Kollege von Annie, der sich immer wieder einmischt und später der FBI-Agent Jimmy Turner (James Lesure, "Girlfriends' Guide to Divorce"), der neben Rio vor allem Beth ins Auge fasst. Beide Männer fallen zwar nicht als gewiefte Gegenspieler auf, dennoch kommen sie den Frauen, teilweise auch glücklich immer näher auf die Spur und so ist man immer wieder überrascht, wenn eine Katastrophe über die andere hereinbricht. Es mag also keine nägelkauende Spannung sein, aber doch eine, die einen definitiv immer weitersehen lassen will. Bei den Wendungen muss ich ebenfalls den Hut ziehen, da diese nicht vielsagend aufgebaut werden, sondern von jetzt auf gleich im Raum stehen. Da ist das Entsetzen schon mal groß, denn Tabus kennt die Serie keine.

Fazit

"Good Girls" ist eine schauspielerisch hervorragend besetzte Dramaserie, die den Zuschauer zudem in einer schwarzhumorigen Art und Weise in die Welt des Verbrechens einführt. Die bisherigen zwei Staffeln wissen auf ganzer Linie durch Spannung, Wendungen, Herz und Witz zu überzeugen. Daher lege ich diese kleine Serienperle wirklich jedem gerne ans Herz.



Lena Donth - myFanbase
18.06.2019 17:18

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