Erinnerungen an Finn/Cory von Emil Groth

Seine Charakterentwicklung
Finn Hudson war für mich immer ein Charakter, mit dem man sich sehr gut identifizieren konnte, weil er zwischen den vielen verrückten Charakteren sehr bodenständig und normal war. Rückblickend kann man schon sagen, dass er immer zwischen den Extremen wandelte und dabei versuchte, seine Persönlichkeit und seine Bestimmung zu finden, die insbesondere Rachel und Will schnell in ihm gesehen haben. Finn war immer eine Führungsperson, die alle mitreißen konnte und die eigentlich immer unvoreingenommen war, wenn man ihn nicht in die Enge trieb, wie bei der plötzlichen Vereinigung von Burt und seiner Mutter, wodurch Kurt plötzlich zum (Stief-)Bruder wurde. Trotzdem musste sein Selbstbewusstsein immer erst mal heraus gekitzelt werden, weil Finn so wunderbar unsicher war, wie man sich einen Heranwachsenden vorstellt. Er macht sich nämlich viel aus der Meinung anderer und braucht immer seine Zeit, um das richtige zu tun. Dies ist vor allem in den ersten beiden Staffeln in seiner Rolle als populärer Football-Spieler und verachteter Glee-Chorist deutlich geworden. Ebenso spiegelte sich diese Ambivalenz in seiner Hin-und Hergerissenheit zwischen Rachel und Quinn wider. Den Zwiespalt konnte man aber immer nachvollziehen und trotz seiner Aufrichtigkeit hat Finn immer auch Fehler begangen. Das machte den Charakter nur noch glaubhafter und liebenswürdiger.
Auch in der dritten Staffel blieb bei Finn die ständige Unsicherheit, auch wenn er bei Rachel und im Glee-Club komplett angekommen ist. Von Blaine fühlte er sich in seiner Anführerrolle bedroht und bei Rachel waren die nächsten Beziehungsschritte und der Blick in die Zukunft, das Leben nach der High-School, kritisch. Immer wieder glaubte er, nicht zu genügen, immer gab er vollen Einsatz für eine Sache, immer wieder wollte er vor allem das Richtige tun und tat es dann auch, selbst wenn der Dank dafür etwas brauchte, wie im Falle von Santana. Eigentlich gibt es kein einziges Mitglied im Glee-Club, für das sich Finn nicht eingesetzt hätte. So wurde jede Storyline mit Finn von Cory glaubhaft getragen. Trotz oder wegen seines Alters nahm man ihm zu jedem Zeitpunkt die Rolle des verunsicherten Jugendlichen ab, der seinen Platz in der Welt sucht. Das war auch in der vierten Staffel noch so, wo Finn auf der Suche nach sich selbst fatale Entscheidungen traf, die erst zum Verlust von Rachel und dann zu Differenzen mit seinem Mentor Will führten. Doch Finn wuchs n den Aufgaben und fand seine Bestimmung. Auch Finn wollte Lehrer werden und er hätte Wills Fußstapfen locker ausgefüllt. Wer konnte ich nicht vorstellen, wie gut dieses Ziel zu ihm passt. Leider wird man das Ende seiner Storylines nicht mehr erleben können. Man weiß nur, dass Finn seinen Platz in der Welt gefunden hätte, an der Seite von Rachel, der er wieder näher kam, und in einem Beruf, der seine Berufung war.
Seine Sprüche
Was Finn als Charakter sehr liebenswert machte, war für mich seine naive, manchmal leicht dümmliche Art, die auch immer wieder hervorragend im Gesicht abzulesen war. Finn hatte die Lacher immer auf seiner Seite, weil man sich wirklich jemanden vorstellen konnte, der genau das sagt. Während Sue und Brittany beispielsweise stark überzeichnet sind, hatte Finn auch hier eine Leichtigkeit und Bodenständigkeit in seinen Zeilen, die unterschwellig eigentlich viel witziger waren. Außerdem durfte Finn auch sehr oft wirklich tiefgründige Sachen in Bezug auf die Charaktere sagen, die zeigten, welch gute Beobachtungsgabe und soziale Empathie er besitzt. Unvergessen seine Erklärung der verschiedenen Typen von Betrunkenen auf Partys in #2.14 Dicht ist Pflicht. Im Folgenden liste ich mal ein paar meiner Favoriten auf, die auch ohne Kontext funktionieren.
- #1.04 Kinder der Lüge: "I got this in the school library. Did you know you can just borrow books from there?"
- #1.20 Viel Theater!: "We live in Ohio, not New York... or some other city where people eat vegetables that aren't fried."
- #2.03 Das neue Toastament: "Her boobs aren't that great, but they're still girl boobs and I'd still like to touch them."
- #3.04 Irisch was los: "In America, dudes don't ask other dudes to be friends. Except on Facebook. But even then it can take years."
- #3.22 Zukunft voraus: "I'd call my high school career a total success. I mean not in terms of grades and stuff but I won a state title in football and a national championship in glee club and it turns out I never actually accidentally got anyone pregnant."
- #4.19 Süße Träume zu Rachel: "You're one of the most unique talents in the world. You always shine your brightest when you do something personal, something intimately important that defines you. Just do something that takes you back to the roots of your passion."
Seine Songs
Wie könnte man bei diesem Abschied nicht auf die Songs eingehen, mit denen Finn/Cory uns viel Freude bereitet hat. Ich muss hierbei aber zugeben, dass ich Corys Stimme nie überwältigend fand und seine Solonummern mehr zur Kenntnis genommen habe, als sie zu genießen. Unvergesslich wird mir aber der zum Fremdschämen geeignete Auftritt von Finn bei Quinns Eltern bleiben, wo er "You're Having my Baby" zum Besten gibt. Ansonsten bin ich eher ein Fan der Gruppennummern, in denen er seine Führungspersönlichkeit zum Ausdruck bringen konnte oder in Duetten mit einer Frauenstimme harmonierte. Auch hier eine kleine, unvollständige Liste meiner Song-Favoriten, die auch durch Finn getragen werden:
- "Girls Just Wanna Have Fun" - unglaublich emotional
- "Push It" - toll, wie sich hier die Unsicherheit/Peinlichkeit widerspiegelt
- "Don't Go Breaking My Heart" - Mein Lieblingsduett mit Rachel, weil hier so viel Unbedarftheit und Lässigkeit zu finden sind
- "I Don't Wanna Know" - schöne Harmonien gemeinsam mit Quinn
- "Beth" - schöner Song der Jungs, an dem Finn trotz aller Lügen emotional mitwirkt
- "Somebody to Love" - toller Song, bei dem Finn sehr kraftvoll herüber kommt und entscheidend Rachel in die New Directions reintegrierte
- "We Are Young" - auch ier ist er die Führungsperson, welche die New Directions wieder zusammen führt
Unser Andenken
Es ist ein wenig perfide, dass man als Fan der Serie "Glee" in erster Linie Finn Hudson kennen und lieben gelernt hat und deshalb mit dem Abschied vor allem um eine fiktive Figur trauert, liegt das eigentliche Übel und Leid doch im Verlust der Person, deren Persönlichkeit man aber nur aus Finn und Interviews abstrahieren kann. So werde ich in der anstehende Tribute-Episode in erster Linie um Finn trauern und gleichzeitig doch Cory Monteith gedenken. Ebenso werde ich aber Cory immer mit der Serie verbinden und all die schönen, liebenswerten Erinnerungen im Herzen halten und damit eben auch Cory Monteith auf meine unpersönliche Weise in Ehren halten, der für all diese Erinnerungen aus den letzten vier Jahren verantwortlich ist. Und so traurig es auch werden wird, das Geschaffene kann man nicht mehr nehmen. Und sich daran mit Freude zu erinnern, ist das beste, was man machen kann. Ich hoffe, dass diesem Text das auch ein Stück weit gelungen ist.
Emil Groth - myFanbase
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