Review: #3.12 Ein neues Leben
Episode #3.12 Born this Way von "Chicago Med" wirkte anfangs etwas ideenlos. Doch die Handlungen nahmen an Fahrt auf und boten uns Zuschauern einen interessanten Blick, auf die Dinge, über die oft sehr ungern gesprochen wird.
Triff die richtigen Entscheidungen, für die, die du liebst
Ich muss zugeben, dass mir der gemeinsame Fall von Natalie Manning und Ethan Choi anfangs etwas einfallslos erschien. Mir gefiel es sehr gut, dass die beiden in einem gemeinsamen Fall involviert waren, da sie in meinen Augen sehr gut miteinander harmonieren. Allerdings war ich mir auch nicht sicher, in welche Richtung man damit gehen wollte. Hat der Fall letztlich eine größere Bedeutung oder ist es eine Art, die Episode zu füllen?
Ethan und Natalie sollen sich um die schwangere Laura kümmern, eine Freundin von Deb, die schon mehrfach von Ethan behandelt wurde. Die Besonderheit an dem Fall ist: Die Jugendlichen leben auf der Straße, da sie sich dort besser aufgehoben fühlen als im Heim. Wie ich schon schrieb, gefällt es mir immer sehr gut, wenn Natalie und Ethan zusammenarbeiten. Gerade bei diesem Fall war es spannend zu sehen, wie die beiden agieren.
Während nämlich Ethan in Kriegsgebieten gedient hat, ist ihm die Arbeit außerhalb eines Krankenhauses und die Versorgung nicht unbekannt. Zudem hat er Deb schon mehrmals behandelt und weiß über die Zustände auf der Straße Bescheid. Ganz anders ist da Natalie. Sie ist zwar ebenso eine gute und fürsorgliche Ärztin, allerdings setzt sie ihre Priorität in Sachen Versorgung eher darauf, diese im Krankenhaus, in dem alles vorrätig, steril und sauber ist, vorzunehmen. Ich bin aber sehr froh, dass daraus kein großer Konflikt gemacht worden ist, sondern man sich eben darauf konzentriert hat, Mutter und Kind zu retten bzw. das Kind gesund auf die Welt zu bringen und damit beide zu retten.
Auch wenn ich natürlich sagen muss, dass ich Natalie während der Behandlung etwas anstrengend durch ihr Verhalten fand. Ich finde es vollkommen logisch, dass sie als Kinderärztin und Mutter nur das Beste für Laura wollte, doch ihre etwas drängende Art gefiel mir zeitweise nicht wirklich. Teilweise zeigte diese nämlich, warum sie so unerlässlich darauf bestand, Laura ins Krankenhaus zu bringen. Laura ist erst 16 Jahre alt und vielleicht somit in Natalies Augen jemand, der noch keine klaren Entscheidungen treffen kann. Mir gefiel es daher sehr gut, dass sie erkannt hat, dass man offenbar nicht alle Jugendlichen über einen Kamm scheren kann und war sichtlich beeindruckt davon. Lauras Entscheidung, das Baby zur Adaption freizugeben, macht nicht nur deutlich, dass sie eine gute und richtige Entscheidung als Mutter getroffen hat, sondern auch, dass man auch in jungen Jahren weitsichtige Entscheidungen treffen kann.
Ich denke, das brachte auch Ethan dazu, die Entscheidung zu treffen, seine Schwester zu besuchen. Ich bin sehr gespannt, was die Autoren daraus machen. Bisher wissen wir noch nicht sehr viel über die geschwisterliche Beziehung. Es macht aber den Anschein, als seien die beiden reifer geworden und nun für eine Aussprache bereit.
letzte Nacht war ein Fehler
Ich war teilweise etwas schockiert. In einer der letzten Episoden kam es zwischen Connor Rhodes und Ava Bekker zum Kuss und auch wenn ich schon vermutet hatte, dass darauf mehr folgen würde, hätte ich ehrlich gesagt nicht damit gerechnet, dass es so schnell passieren würde und die beiden die Nacht miteinander verbringen.
Schon am Morgen danach konnte man erkennen, dass die beiden etwas unbeholfen in der Situation sind. Zumal ich den Eindruck gewann, dass Bekker mehr erwartet hat, als Connor bereit war zu geben. Was mir nicht so gut gefiel, war ihre Arbeitsweise bzw. Arbeitsaufteilung beim gemeinsamen Fall. Connor hat auf mich den Eindruck gemacht, als wolle er Bekker aus dem Weg gehen. Nicht, weil er sich schuldig fühlt, sondern weil ihm die ganze Situation unangenehm ist. Vielleicht auch, weil er ihr am Morgen etwas vorgelogen hat. Auf jeden Fall fand ich diesen Umgang etwas angestrengt. Vor allem da Connor dann auch klar gemacht hat, dass Bekker sich fern halten soll, wenn ihr seine Vorgehensweise nicht gefällt. Ich kam mir etwas wie im Kindergarten vor.
Bekker hat sich in dem Fall deutlich erwachsener und reifer gezeigt. Für sie stand wirklich die Rettung des Jungen im Vordergrund und es kam mir fast so vor, als habe sie beim Gespräch mit ihren Eltern von sich selbst gesprochen, als sie meinte, solange sie aus Liebe zu ihrem Sohn so gehandelt haben, wie sie gehandelt haben, war es die richtige Entscheidung. Ich frage mich, ob sich das auf Connor beziehen lässt oder auf etwas aus ihrem privaten Umfeld, was wir bislang noch nicht wissen. Doch wie sie dann auf seine Anwesenheit und später im OP auf ihn reagiert hat, lässt vermuten, dass es sich auf ihn bezogen hat.
Ich bin froh, dass Bekker ihm einen Korb gegeben hat und ihm sagte, dass die vergangene Nacht ein Fehler gewesen wäre. Bleibt zu hoffen, dass sie auch standhaft bleibt. Denn im Moment glaube ich, ist eine Beziehung der beiden keine Option.
Der Krebs ist ein Segen
Der Patientenfall von April Sexton und Will Halstead war sehr interessant und warf auch sehr interessante ethische Fragen auf. Die beiden behandeln Mr. Thomas, der seit mehreren Wochen Blut hustet. Schnell ist den beiden klar, dass er an Krebs erkrankt ist, er aber gute Chancen auf Heilung hat. Doch genau diese Heilung möchte er nicht in Anspruch nehmen. Natürlich fragt man sich dann, woran es liegt, da der Großteil der Menschheit alles dafür tun würde, um von dieser schlimmen Krankheit geheilt zu werden.
Für mich hatte dieser Fall gleich mehrere interessante Faktoren. Der Ausgangsfaktor ist aber, dass Thomas sich selbst als Pädophiler bezeichnet. Ich gebe zu, diese Offenbarung hat mich sehr geschockt, aber man spürte dabei, dass da noch mehr dahintersteckt. Ich finde es immer ein bisschen schwierig, bei solchen Patientenfällen seine Eindrücke wiederzugeben. Denn sicherlich reagiert man am Anfang etwas vorverurteilend, da man viele schlimme Geschichten über solche Menschen hört. Ähnlich vorverurteilend hat auch April reagiert. Ich finde das zum Teil sogar verständlich. Zum einen sind Ärzte und Krankenschwestern auch nur Menschen. Zum anderen wäre sie theoretisch auch selbst Mutter, die ohnehin sehr sensibel und teilweise auch ablehnend darauf reagieren.
Dennoch finde ich, hier sollte man nicht zu hart urteilen. Thomas hat zwar diese Neigung, die auch überhaupt nicht zu beschönigen ist. Allerdings gibt er seinem Drang seit über 50 Jahren nicht nach. Damit möchte ich kein Loblied auf ihn singen, aber im Vergleich zu anderen, die ihrem Drang immer wieder nachgeben, sollte man nicht zu hart urteilen. Hinzu kommt noch, dass er dem Tod eher dankbar gegenübersteht und den Krebs für sich und andere als eine Art Segen ansieht und seinen eigenen Tod als Erlösung.
Auf der anderen Seite stehen April und Will, die einen Eid geschworen haben. Ich fand es auch sehr interessant, dass sowohl Sarah Reese als auch Daniel Charles einen kleinen Anteil daran haben. Denn sobald es darum geht, dass jemand sterben möchte, wird die Psychiatrie eingeschaltet. Mir gefiel es sehr gut, dass Daniel Sarahs Einschätzung unterstützt hat, gerade weil er vor wenigen Episoden noch ziemlich verärgert über sie gewesen ist. Zeitgleich gab er ihr aber auch den Hinweis, seine Geschichte bzw. seine Lebensart zu erfragen. Ein bisschen wundert es mich doch, dass Will nicht ebenfalls alles hinterfragt hat. In der zweiten Staffel hat er Natalie ebenfalls diesen Hinweis gegeben. Schade, dass man es jetzt außer Acht gelassen hat.
Recht emotional fand ich dann auch Wills Entscheidung, dem Wunsch von Thomas zu entsprechen und ihn sterben zu lassen. Ich glaube, gerade für Will war diese Entscheidung wirklich nicht leicht. Bereits mehrfach sagte er, dass er Arzt geworden ist, um den Menschen zu helfen. Allerdings finde ich, dass Hilfe – ähnlich wie Liebe – viele verschiedene Formen hat. Ich bin gespannt, ob seine Entscheidung noch einmal thematisiert wird. Immerhin fiel es ihm nicht leicht und er war auch nicht in der Lage, mit Natalie darüber zu sprechen.
Wie machtlos ist er?
Neben dem Patientenfall von Will, wird auch der Handlungsstrang rund um Sarahs Vater weiter gesponnen. Ich finde es großartig, dass man mehr über Sarahs Vergangenheit erfährt und dafür sogar Daniel miteinbezieht. Denn dieser hat momentan keinen leichten Stand. Er behandelt Robert und kennt seine Krankengeschichte. Aufgrund der Verschwiegenheitspflicht darf er auch Sarah nichts sagen. Das alleine ist schon schlimm, noch schlimmer ist aber jetzt die Tatsache, dass nun auch noch hinzukommt, dass Roberts Gehirnscan gezeigt hat, dass er ein Psychopath ist.
Allerdings darf Daniel auch in diesem Fall nichts sagen, was das Ganze eigentlich noch schlimmer macht. Denn Sarah erfuhr in dieser Episode nur, dass ihr Vater ein Herzleiden hat und er sich vor seiner Tochter als selbstloser Mensch hinstellt. Ich habe ein bisschen Sorge, dass Sarah noch in ihr Unglück rennt, wenn sie nicht erfährt, dass ihr Vater ein Psychopath ist. Hoffentlich hat Daniel bald eine Idee, wie er seinem Schützling unbemerkt helfen kann.
Randnotizen
- Es hat zwar eine ganze Weile gedauert, doch man erkennt immer mehr, wie glücklich April und Ethan miteinander sind und wie liebevoll sie miteinander umgehen.
- Weniger hat mir die kleine Streitigkeit zwischen Will und Natalie gefallen. Diese hätte wirklich nicht sein müssen und lässt beide etwas zickig wirken.
- Einfallslos fand ich auch die Geschichte mit dem Aufenthaltsraum für die Sanitäter, der von Maggie Lockwood ins Leben gerufen wurde. Mir hätte es besser gefallen, wenn man ihren seelischen Zustand näher beleuchtet hätte. Ohnehin finde ich, dass man Maggie in dieser Staffel etwas schlecht und lieblos behandelt.
Fazit
"Chicago Med" kann mit dem Patientenfall von Will und April wie mit dem Handlungsbogen rund um Sarahs Vater punkten. Beides sind Themen, die in der Gesellschaft gerne mal unausgesprochen unter den Teppich gekehrt werden. Dabei warf der Patientenfall besonders interessante ethische Fragen auf, bei denen ich gespannt bin, ob diese auch in den nächsten Episoden noch thematisiert werden.
Daniela S. - myFanbase
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Informationen zur Episode
Englischer Titel: Born this WayErstausstrahlung (US): 20.03.2018
Erstausstrahlung (DE): 19.10.2018
Erstausstrahlung (Pay-TV): 04.06.2018
Regie: Lin Oeding
Drehbuch: Jeff Drayer & Daniel Sinclair
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