Das Ende einer Ära - Review Staffel 5

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"Supernatural" war von Anfang an ein Plan, der fünf Staffeln umfasste. Wenn man diese Entwicklung für sich betrachtet, sind wir hier am Ende und obwohl allen klar ist, dass es weitergeht und unsere Jungs wiederkommen, so mischt sich doch ein wenig Wehmut in das Finale der fünften Staffel. Eine Geschichte ist zu Ende geschrieben. Was genau man uns gezeigt hat? Eine Staffel, die so zügellos und rasant schockiert, dass man von einer Schockstarre in die nächste schlittert. Lucifer ist gerade erst auferstanden, da ist der ganze Spuk auch schon wieder vorbei und die neue Staffel beginnt. Und nach unendlich vielen Wochen Sommerpause sitzt man noch immer da und ist, nun ja – sprachlos trifft es noch nicht ganz...

Team Winchester

Foto: Jared Padalecki & Jensen Ackles, Supernatural - Copyright: Warner Bros. Entertainment Inc.
Jared Padalecki & Jensen Ackles, Supernatural
© Warner Bros. Entertainment Inc.

Alles ist anders und gleichzeitig hat sich nichts verändert. Die Unsicherheiten zwischen Sam und Dean sind immer noch nicht beseitigt, und obwohl man sich nach der vierten Staffel langsam an die Anschuldigungen und Geheimniskrämereien gewöhnt haben sollte, findet man sich doch jedes Mal aufs Neue in einer verkehrten Welt wieder. In einer heilen "Supernatural"-Welt sollten die Winchesters immer noch Brüder sein, die etwas ganz Besonderes miteinander teilen. Mir persönlich leuchtet die weitergeführte Entwicklung der Jungs zwar durchaus ein, sie geht mir aber doch langsam ein wenig zu weit. Dean kappt mir zu oft die Bande zu seinem Bruder, Sam muss sich ein wenig zu sehr bemühen, um sich Deans Vertrauen wieder zu verdienen. Es gibt bestimmt Leute, die sich grenzenlose Freude aus der Tatsache ziehen, dass die Brüder wie zerrissen nebeneinander her dümpeln, ohne zu wissen, wie sie zueinander stehen, ich gehöre mit Sicherheit nicht dazu.

Das für mich Erschreckende ist, dass mich dieser Aspekt trotz meiner Leidenschaft für gute brüderliche Beziehungen kaum gestört hat und eigentlich erst jetzt im Nachhinein so richtig ins Gewicht fällt. Letzten Endes waren wohl schlichtweg die einzelnen Folgen zu gut, um einen allzu lange darauf aufmerksam zu machen, wie kaputt die Grundfesten der Serie eigentlich sind, und wenn ich ehrlich sein soll, ist es jetzt auch schon wieder Schnee von gestern. Die Beinahe-Versöhnung der Jungs kam sehr schleichend und obwohl Sam und Dean von Friede, Freude, Eierkuchen weit entfernt sind, so war doch die Stimmung am Ende zwischen den beiden eher versöhnlich und melancholisch. Wenn es um die Jungs geht, lautet das Fazit also: der bittere Nachgeschmack fällt nach dieser Hammer-Staffel kaum auf und das ist auch gut so.

Über die Schauspieler muss hier endgültig nichts mehr erwähnt werden, alle leisten Großartiges. Bei den Charakteren sieht es da jedoch anders aus und gerade hier zeigt sich wie sehr sich die Serie in den letzten fünf Jahren doch gewandelt hat. Waren die Hauptpersonen am Anfang der Geschichte noch relativ eindeutig zu lesen und klar zu definieren, so verschwammen jetzt die Grenzen. Dean ist bis zu einem gewissen Punkt noch der besorgte große Bruder, aber er ist rebellischer geworden, unnachgiebiger und verzweifelter. Alles in allem lässt er sich genauso wenig berechnen wie Sam, der ohne Ruby an seiner Seite zunächst verloren durch die Gegend streunt.

Foto: Jared Padalecki, Supernatural - Copyright: Warner Bros. Entertainment Inc.
Jared Padalecki, Supernatural
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Und Sam geht auch für den Zuschauer zwischenzeitlich verloren, er lässt sich schwer greifen. Seine Nähe zu Luzifer macht ihn zu der Variablen, an der diese Staffel hängt und umso großartiger war es für mich, dass er letzten Endes stärker war, als man von ihm erwartet hätte. Um ihn herum bricht alles in Stücke, sein Bruder glaubt nicht mehr an ihn, Castiel gießt mit jedem Mal kräftig Öl ins Feuer, Bobby mutiert zum verbitterten Rollstuhlfahrer und der Teufel höchstpersönlich sitzt ihm im Nacken. Sam hat also in jeder Beziehung den Schwarzen Peter gezogen und schafft es dennoch am Ende dieser Geschichte, am Ende des großen Plans hinter "Supernatural", der Held zu sein. Für mich hat sich der Junge gemausert. Er hat gezeigt, dass man sich bewähren kann, wenn man nur lange genug nach seinem Weg sucht und genau das ist es auch, was man als Kernaussage dieser Staffel stehen lassen kann.

Ständig auf der Suche befindet sich auch Castiel. Der Engel gewinnt weiterhin an Charme und Charakter und ist aus der Serie nicht mehr wegzudenken. Sein besonderer Draht zu Dean hat wesentlich dazu beigetragen, diesen zu verstehen. Man könnte Castiel beinahe als Katalysator der Storyline sehen, aber dazu verändert er selbst sich zu sehr. Aus einem Krieger Gottes wird ein Engel, der die Wahrheit erfahren will und dabei über seine Menschlichkeit stolpert. Castiel bringt durch seine Fragen den Zündstoff in diese Staffel und durch sein weltfremdes Denken auch den Humor.

Bei Bobby verhält es sich umgekehrt. Bei ihm ist es sein trockener Humor, der zwischendrin zum Lachen bringt und er stellt auch keine Fragen, sondern gibt sich die Antworten selbst. Sein Pakt mit Crowley gehört zu den größten Überraschungen der Serie und auch sonst weiß der sonst so bodenständige Jäger mit seiner Verzweiflung zu verblüffen. Bobby im Rollstuhl ist mehr als ungewohnt, aber aus meiner Sicht sehr gelungen. Zunächst fällt den Jungs der Retter in letzter Sekunde weg, was die Sache spannender macht und dann gilt es jetzt natürlich auch einen Pakt zu lösen – was der Geschichte den ersten großen Ansatz für die nächste Staffel liefert.

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