Das Ende einer Ära - Review Staffel 5

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Team Lucifer

Wer reitet so spät durch Nacht und Wind? Herrliche Bösewichte mit netten Autos und dem ultimativen Ekel-Faktor... Die Reiter der Apokalypse waren ein Geniestreich. Sei es Krieg, Hunger, Krankheit oder Tod, jeder der vier Schoßhunde Lucifers war perfekt in seinem Auftritt, jeder sorgte für Höhepunkte der Serie, jeder wusste in gewisser Weise zu überraschen. Der Tod sei an dieser Stelle gesondert erwähnt – selten stellte sich bei "Supernatural" die Gänsehaut so schnell ein, wie in seiner Anwesenheit.

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Mark Pellegrino
© Jenny Duckworth Photography

Das Gleiche gilt im Übrigen für Lucifer selbst. Der Höllenfürst weiß durch seine Schlichtheit zu bestechen und man merkt, dass Miltons "Das Verlorene Paradies" als Vorlage für den Teufel gut umgesetzt wurde. Nur seine schier grenzenlose Bosheit hält einen davon ab, Sympathien für Lucifer zu entwickeln, aber selbst das kann einen eigentlich nicht daran hindern, ihn irgendwie doch zu mögen.

Das Ende ist deprimierend. Der große Widersacher ist weggesperrt und niemand weiß, wie es weitergehen wird, nachdem die Hierarchie bis nach oben abgearbeitet wurde. Hier muss man sein Vertrauen ausnahmsweise wirklich vollkommen in die Hände der Autoren legen und hoffen, dass sie noch immer Kaninchen aus dem Hut zaubern können.

Die, die niemand in seiner Mannschaft haben wollte...

Zachariah habe ich Unrecht getan. Der psychotischste aller Engel ist weder farb- noch geschmacklos. Er ist in seiner Erbärmlichkeit sogar irgendwie ganz amüsant und vor allem mit seinem Abgang sorgte er zumindest bei mir für inneren Applaus. Ein von mir unterschätzter Charakter, der letzten Endes sein Potential ausgeschöpft und sich mit einem Knall verabschiedet hat.

Verglichen mit Zach ist Anna jämmerlich verkümmert. Dieses Mädchen hatte das gewisse Etwas und hätte es sich auch behalten können, wären ihr nicht die Sicherungen durchgebrannt. Ihr Auftritt war beinahe schon peinlich und wurde glücklicherweise ein wenig durch Michael vertuscht, der zwar anfänglich durch seine starke Präsenz bestechen konnte, letzten Endes aber bitter enttäuschte. Einen Halbbruder der Winchesters einzuführen war von Anfang an eine schlechte Idee, Adam einen Platz im Handlungsbogen zu geben macht die Geschichte kaum besser und sorgt höchstenfalls für Punkteabzug.

Gabriel hingegen schlug dem Fass den Boden aus. Der Trickster – ein Erzengel. Herrlich genial und herrlich schräg und meine Hochachtung vor den Autoren. Mit einem Schlag machen Widersprüche Sinn und ergeben ein Gesamtbild, mit dem man niemals gerechnet hätte.

Was gibt es also als Fazit über zwei Staffeln göttlichen Beistand zu sagen? Castiel war die Sache vollkommen wert. Der Himmel war eine nette Errungenschaft. Ash wiederzusehen ließ Fan-Herzen höher schlagen und ab und an ließen die Flattermänner auch grandiose Momente zurück. Dennoch sollte man sich in Zukunft vielleicht wieder auf das richtig Böse beschränken. Das ist genauso durchtrieben und muss die Zuschauer dabei nicht einmal mit falschen Moralvorstellungen beglücken.

Stärken und Schwächen

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Samantha Ferris
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Leider bekommen schlechte Aspekte in Reviews immer zu viel Platz. Deshalb sei hier extra gesagt, wie stark und vor allem kompakt die fünfte Staffel war. Von den Zeitsprüngen, über die Mythologie der Serie bis hin zu so schmerzhaften Verlusten wie die von Ellen (Bild) und Jo – es hat, um ehrlich zu sein, kaum etwas gefehlt. Es gab kaum Durchhänger in der Staffel, die Darsteller waren so gut wie das Team hinter ihnen. Selten gab es so viele ausgesprochen gute Episoden, selten so viel Schockierendes, Lustiges und Trauriges dicht an dicht in einer einzigen Staffel.

Die wahrscheinlich größte Schwäche war das schnelle Ende. Vermutlich war die Geschwindigkeit Teil des großen Ganzen, jedoch hatte man weniger das Gefühl, dass sich die Dinge überschlagen, als dass man sie relativ gehetzt zum Ende bringen möchte. Aus meiner Sicht hätten ein, zwei zusätzliche Folgen der Staffel gut getan und die Geschichte hätte vielleicht noch runder zu einem Ende gefunden. Wobei – auch hier gilt, nur persönliche Meinung und im Grunde kein wirklicher Schwachpunkt.

Fazit

"Supernatural" ist tot... Man merkt, dass diese fünf Staffeln einen gemeinsamen Abschluss gefunden haben und natürlich hat man irgendwie Angst, dass es ab jetzt Berg ab gehen könnte. Aber wenn mich eine Serie gelehrt hat, dass jeder Zweifel unbegründet ist, dann diese, und am Ende von fünf großartigen Jahren stehe ich noch immer vollkommen begeistert hinter der Serie und möchte mehr sehen. Und ich bin mir beinahe sicher – man wird uns Fans jetzt nicht hängen lassen. ...Lang lebe "Supernatural"!

Eva Kügerl – myFanbase