Wednesday - Review Staffel 1

Die Addams-Family bestehend aus Morticia, Gomez, Wednesday und Pugsley kann man durchaus als Kult sehen. Im nächsten Jahrzehnt feiern sie gar schon ihren 100. Geburtstag, denn sie entstammen der Feder des Zeichners Charles Addams, der diese exzentrische Familie als Umkehrung der perfekten amerikanischen Familie geschaffen hat. Seitdem ist diese Familie in vielfältiger Weise adaptiert worden. Nach dem Start als Cartoon hat es animierte Serien, Verfilmungen aber auch Fernsehserien gegeben. Für Streamingdienst Netflix gibt es nun eine Serienadaption, die sich aber speziell die Teenagertochter Wednesday herauspickt, um diese auf eine Akademie für Außenseiter zu schicken. Der Rest der Familie wird dadurch in den Nebencast verbannt und unwillkürlich ergibt sich für das Genre eine Jugendserie. Ich habe bereits mehrfach schon den Vergleich zu "Riverdale" zu lesen bekommen und finde das sogar recht passend. Es ist eine recht ähnliche Atmosphäre, nur dass "Wednesday" hier von Anfang an offensiv mit dem Übernatürlichen kokettiert. Aber es ist auch qualitativ einen Vergleich wert, denn beim The CW-Hit war die erste Staffel wirklich sehr überzeugend und das darf sich auch gerne der neue Netflix-Streich auf die Fahne schreiben. Erfahrt hier über meine Gründe für diese Einschätzung.
Dass Christina Ricci, die selbst schon Wednesday Addams Anfang der 90er spielen durfte, für das Serienprojekt gewonnen werden konnte, ist schon alleine vor dem Hintergrund passend, dass es für Ricci bis heute eine ikonische Rolle ist, auf die sie immer noch angesprochen wird. Nun bin ich mir auch sicher, dass das für eine neue Generation auf Jenna Ortega zutreffen wird, denn sie hat diese Rolle wirklich großartig gespielt. Dabei geht es auch nicht ausschließlich um das Optische, sondern wirklich mehr um ihre Begabung, dass sie das Emotionslose und dass sich wirklich kaum etwas in Wednesdays Gesicht regt, überzeugend eingefangen hat. Einzig, wenn sie sich morbide freuen kann, gibt es mal ein Lächeln, das das ganze Gesicht erstrahlen lässt, ansonsten sind ihre Regungen möglicherweise maximal ein gewisses Zucken der Mundwinkel. Da ich davon überzeugt bin, dass es schwieriger ist, überhaupt nichts im Gesicht und in der Intonation zu zeigen, ist das schon eine Leistung. Da ich Ortega auch schon aus Projekten wie "Jane the Virgin", "You - Du wirst mich lieben" und "Yes Day" kenne, weiß ich, dass sie mit Gesicht und Stimme sehr viel anstellen kann, von daher musste sie sich dieser Aufgabe stellen und hat es mehr als großartig gelöst. Aber es hat sich mir auch bestätigt, dass ich Wednesday einfach als Figur mag. Die ganze Familie ist speziell und ich habe echt jeden Moment gefeiert, wo sie alle zusammen zu sehen waren, denn es ist einfach herrlich unterhaltsam, wenn sie völlig selbstverständlich über gewisse Dinge reden, die sonst in keinem Drehbuch stehen würden, ohne dass Augenbrauen gehoben werden. Aber Wednesday sticht für mich dennoch heraus, denn sie hat einen pfiffigen Intellekt, sie wendet tatsächlich alles noch in ihre typische Art um und sie ist für so einen Murder-Mystery-Inhalt auch perfekt, weil man ihr abkauft, dass sie nirgendwo schreiend wegläuft. Man hat sie irgendwo echt gerne, aber es passt, dass sie überall dort auftaucht, wo es gerade am gefährlichsten ist.
Mir hat auch in der Entwicklung der Handlung gut gefallen, dass es ein sichtbares Konzept gab. Auch wenn gerade der Fall des Serientäters ein durchgängiges Thema war und so immer wieder neue Infos eingestreut wurde, um die Zuschauer*innen hier zu unterhalten, haben die einzelnen Episoden jeweils etwas sehr Abgeschlossenes. Man kann sie natürlich nicht losgelöst anschauen, aber jede Episode für sich weist einen klaren roten Faden auf und bringt damit immer etwas auf den Punkt. Das wiederum hat es sicherlich auch ermöglicht, einem Erfolgsregisseur wie Tim Burton, der nicht überall auf dem Regiestuhl saß, aber dennoch überwiegend, aus jeder Episode ein eigenes kleines Kunstwerk zu machen. Während man sonst durchaus öfters erlebt, dass Serien, die fürs Bingen ausgelegt sind, einfach da enden, wo die übliche Laufzeit erreicht ist, weil es ja ohnehin gleich weitergeht, wirkt hier alles strenger konzipiert, was mir stilistisch auch mehr zusagt. Zwischendurch gab es auch eine größere Ausnahme und dass war der Elterntag an der Akademie, denn hier wurde ein alter Mordfall, in den Morticia (Catherine Zeta-Jones) und Gomez (Luis Guzmán) einst verwickelt waren, aufgelöst. Die Episode war klar in sich abgeschlossen, hatte für den Gesamtverlauf der Handlung dennoch ihre Daseinsberechtigung. Dennoch muss man auch eingestehen, dass die Kniffe der Handlung nicht unbedingt auf einem beeindruckenden Niveau angesiedelt war. Gewisse Offenbarungen des Finales waren schon zur Hälfte der Staffel offensichtlich, was auch darin lag, dass der angemessen große Cast nicht gleichwertig genutzt wurde, so dass man unweigerlich gewisse Verdächtigungen hatte. Es waren dann nur noch die letzten Nuancen, die ehrlich überrascht haben. Im Grunde bin ich aber an "Wednesday" nicht mit der Erwartung herangegangen, dass ich eine hochklassige Kriminalgeschichte erleben will, dafür haben mich auch genug andere Schauplätze gut zu unterhalten gewusst. Dennoch glaube ich nicht, dass die jugendliche Zielgruppe für diese Beobachtung herhalten kann, denn die Serie empfand ich durchgehend als ideal gemacht, aber man darf der Jugend von heute wohl zutrauen, dass auch sie schon frühzeitig alles durchschaut und das muss nicht unbedingt sein. Dementsprechend dürfte eine mögliche zweite Staffel da gerne eine Schippe drauflegen.
Bei den Figuren ist im Allgemeinen erfreulich festzuhalten, dass sie in den allermeisten Fällen sehr ambivalent angelegt sind und sich damit dem durch Wednesday gelegten Grundstein gut anpassen. Einzig Enid (Emma Myers) und ihr Schwarm Ajax (Georgie Farmer) sind typische Figuren, die man einfach gerne haben muss. Enid mag mit ihrer überquellenden, schrillen und bunten Art manchmal anstrengend wirken, aber sie ist bewusst sehr gegenteilig zu Wednesday angelegt, um einen Ausgleich zu schaffen und das im Grunde auch für beide. Aber gegen Enid kann man kein Misstrauen hegen, sie ist einfach ein guter Mensch. Bei den anderen Figuren ist es aber ein anderes Bild und besonders positiv ist es mir bei Tyler (Hunter Doohan) und Xavier (Percy Hynes White) aufgefallen, die für eine Jugendserie typisch als Love Interests für Wednesday gedacht sind und in eine Art Liebesdreieck gebracht werden. Aber so typisch es wirken mag, so typisch ist es gar nicht, denn Wednesday ist zum einen niemand, der man dringend ein gutes Ende in Liebesdingen wünscht und zum anderen sind beide keine Typen, für die man sofort schwärmt, weil beide zu viele scharfe Kanten haben. Sie haben beide ihre Momente, wo sie Wednesday mit ihrer Art perfekt herausfordern, dann aber wiederum würde man sie sich weit wegwünschen. Genau das hat mir eben gefallen, denn es hat in diese Art von Erzählung gepasst. Wer unbedingt shippen will, der ist am besten bei Enid und Ajax aufgehoben, ansonsten gilt die Devise, jede Figur besser für sich nehmen, da gibt es viel mehr zu entdecken. Siehe auch Bianca (Joy Sunday), die zunächst als typische Antagonistin inszeniert wird, weil sie sich von Wednesday bedroht fühlt, letztlich ist sie aber so viel mehr.
Auch die erwachsenen Figuren abseits der Addams-Familie hatten etwas, weil sie auch angemessen mysteriös wirkten oder wie Sheriff Galpin (Jamie McShane) eigentlich absurd in häufiger Kombination mit Wednesday, aber dennoch funktionierte es wunderbar. Riki Lindhome spielt eine mehr als seltsame Therapeutin namens Kinbott, bei der man sich die ganze Zeit fragt, was ihre Hintergedanken sind, auch weil sie immer betont freundlich wirkt, aber mit ihren messerscharfen Fragen immer an wunden Stellen nachbohrt. Schließlich haben wir auch noch Rektorin Weems (Gwendoline Christie). Christie ist hier wirklich gut besetzt worden, weil sie das Jugendliche oft in den Schatten gestellt wurde und weil man ihr einfach glaubt, dass sie ihren Job aus Liebe für die Akademie ausübt und einfach nur eine dauernde Heimat für alle Außenseiter bieten will, wie sie es einst selbst war. Wegen ihrer Beziehung zu den Addams gibt auch Weems viel Möglichkeit, ihr zu misstrauen und das ist eben der Reiz: allen Figuren kann man alles zutrauen. Dennoch würde ich auch meine bereits in einem Nebensatz getätigte Kritik noch einmal aufgegriffen, dass an mancher Stelle Figuren zu kurz kamen und ich daher sehr hoffe, dass sich das in einer zweiten Staffel ändert. Eine Naomi J. Ogawa ist als Vampirin Yoko als Hauptcast geführt, aber die paar vollständigen Sätze, die sie sprechen darf, kann man an einer Hand abzählen. Auch aus Ajax und Eugene (Moosa Mostafa) kann man noch sehr viel mehr machen.
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Eine geniale Idee für die Serie ist auf jeden Fall Eiskaltes Händchen (im Englischen: "Thing"), eine abgetrennte Hand, die schon ewig Teil der Addams-Familie ist und von der Wednesday gar nicht weiß, zu wem sie eigentlich gehört. Aber völlig uninteressant, denn nachdem sie ihn einmal als Spion ihrer Eltern umgekehrt hat, ist er eine Konstante dieser Staffel und auch eine, die sich unweigerlich ins Herz spielt, denn die Idee ist ungewöhnlich und funktioniert in vielen Aspekten vorbildlich. Zumal Eiskaltes Händchen für Wednesday auch Familie ist und zwar Familie, die sie echt gerne hat. Es war auch schön, wie selbstverständlich Enid mit der Hand umging, was auch dazu beigetragen hat, dass diese drei zu einem kongenialen Trio wurden. Diese lobenden Worte will ich noch einmal mit kleiner Kritik begleiten oder nennen wir es schon mal demütige Wünsche für die Zukunft. Da man als Harry Potter-Fan Internatsalltag gewohnt ist, fällt hier auf, dass es noch etwas blass bleibt. Von der Akademie selbst sieht man fast nur das Zimmer von Wednesday und Enid, das Büro von Weems, die Gärtnerei von Miss Thornhill (Ricci), die Imkerei von Eugene sowie die Außenlage. Es ist völlig klar, dass dieses Gebäude noch viel mehr zu bieten hat. Daran anschließend könnte man sicherlich auch noch mehr aus den verschiedenen Typen von Außenseitern herauskitzeln, weil man manchmal auch nur Bezeichnungen um die Ohren gehauen bekommt, aber nicht näher inhaltlich einsteigt. Alles in allem fand ich diese Staffel wirklich gut, aber es ist auch viel Potenzial liegen geblieben, was für die Zukunft aber sehr hoffnungsvoll macht.
Die Serie "Wednesday" ansehen:
Fazit
"Wednesday" ist als Jugendserie, die die ungewöhnliche gleichnamige Titelfigur ins Zentrum stellt, wirklich gut gelungen. So wie man Wednesday bislang durch vielfältige Adaptionen kennengelernt hat, so wird sie auch hier inszeniert und grandios von Jenna Ortega dargestellt. Skurril, morbide, ambivalent etc., das trifft erfreulicherweise auf viele Aspekte zu und dazu passt auch die entwickelte Handlung hervorragend, wenn sie auch etwas zu früh zu durchschauen ist. Diese erste Staffel ist nicht perfekt, aber so gut, dass man das offene Potenzial als aufgespart für eine hoffentliche zweite Staffel empfindet.
Lena Donth - myFanbase
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