Troppo - Review Staffel 2
Bei Freevee ist bereits die zweite Staffel der australischen Serie "Troppo" gestartet, die auf einer Buchreihe nach Candice Fox beruht. Als Fan der Autorin, der es stets spielerisch leicht gelingt, außergewöhnliche Figuren zu kreieren, hatte ich mich begeistert auf die Serienadaption gestürzt und muss sagen, dass die Darstellung von Ted Conkaffey (Thomas Jane) und Amanda Pharrell (Nicole Chamoun) echt das Highlight war. Dazu auch die geschickte Verknüpfung gleich mehrerer Kriminalfälle, die umgekehrt stilistische Mängel ausgebügelt hat, das hat für mich eine insgesamt doch gute erste Staffel ausgemacht. Also blicken wir auf Staffel 2, die uns wieder nach Crimson Lake, einen abgeschiedenen Bereich von Australien, führt.
Gleich vorweg für Buchfans: In den Credits wird "Redemption Point" (Band 2 bei Amazon bestellen) als Vorlage genannt, doch es bleibt dabei, dass es nur eine sehr lose Adaption ist. Für mich bleibt es in der Wertung wie bei der ersten Staffel, dass es relativ egal ist, denn die Fälle sind gar nicht so entscheidend, zumindest nicht in ihrer individuellen Gestaltung. Denn natürlich sind die Fälle wichtig, weil wir hier eine Krimiserie vorliegen haben. Aber wenn die Fälle komplett umgeschrieben werden, um so besser die Charakterarbeit voranzutreiben, da findet man mich nicht auf der Seite der Kritiker. Mir war nur wichtig, dass wir zwei Elemente wiederfinden können. Denn im zweiten Band von Fox wurde aufgeklärt, wer der eigentliche Täter im Fall Claire Bingley, und es ist der erste Auftritt von Pip Sweeney (Zindzi Okenyo). Tatsächlich hat sich die zweite Staffel diesen beiden Belangen angenommen. Parallel sind auch wieder klare Stilelemente aus der ersten Staffel zu erkennen. Der Fokus auf Ted und Amanda als individuelle Figuren, aber auch als Team bleibt, dazu in sich verschränkende Kriminalfälle. Gleichzeitig bleibt aber eine gewisse Langatmigkeit, die auch schon in der Premierenstaffel zu erkennen war. Diesmal fand ich es nicht so auffällig, dass es harte Schnitte gab, um dann die Szenerie zu verändern. Dafür bleiben aber die Naturaufnahmen zwischendurch und auch wenn sie diesen Teil von Australien gut aufgreifen und repräsentieren, so ist die Liebe für die Natur und ihre Bewohner ein ausbremsendes Bild, denn alleine von der Atmosphäre her ist es ruhig und fast schon besinnlich, dabei braucht so eine Serie zwischendurch auch einfach mal Tempo.
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Nach diesem Kritikpunkt bleiben wir aber bei den Stärken der Serie. Die Ausgestaltung von Ted und Amanda bleibt eindeutig Trumpf. Die beiden sind so speziell in ihrer Art, aber wie sie gemeinsam ein Duo geworden sind, das sowohl das Schlechteste als auch das Beste ineinander hervorruft, das kommt an. Es ist schwer, diese beiden in ihrem Miteinander in eine Schublade zu stecken. Sie sind nicht Mentor und Schützling, sie sind auch nicht Vater und Tochter, geschweige denn, dass man ihnen Liebesgefühle unterstellen könnte. Aber ganz simpel Freunde sind sie eigentlich auch nicht, wobei sie zu diesem Label immerhin auf dem besten Weg sind. Aber eigentlich sind sie vor allem Leidensgenossen, die wissen, was es bedeutet, von der Gesellschaft ausgeschlossen zu sein, und sich dennoch den eigenen Weg im Leben zu suchen. Beide machen in dieser Staffel nochmal einen großen Sprung. Amanda stellt sich beispielsweise ihrer Angst, in einem Auto zu sitzen und es macht mich als Zuschauerin fast stolz, wie sie das immer besser weggesteckt bekommen hat, bis sie wie selbstverständlich ins Auto gestiegen ist. Aber sie stellt sich auch ihren Bindungsängsten. Das hat sie mit Ted zwar ohnehin schon ausgetestet, aber wie liebevoll sie immer wieder mit den Gänsen umgegangen ist, dazu dann auch noch das Miteinander mit Sweeney und das Kennenlernen von Kelly (Radha Mitchell) und Lilly (Chloe Delle-Berdove) als Teds Familie. Da hat sich echt einiges für sie getan.
Speziell die Conkaffeys sind dabei sicherlich genau die Bindung, die am ehesten Amandas Entwicklung unterstreichen. Denn Kelly und Lilly tatsächlich kennenzulernen, weil sie nach vielen falschen Versprechungen tatsächlich mal nach Crimson Lake kommen, ist ein großer Schritt für Amanda. Sie sieht – sicherlich innerlich ausrastend – wie sich Ted und Kelly nach ihren Eheproblemen wieder annähern und weiß, dass das bedeuten kann, dass er wieder nach Sydney zu seiner Familie geht. Dementsprechend war es schon beachtlich, dass Amanda das wegpacken konnte, und zu Lilly eine ehrliche Verbindung entwickelt hat. Gleichzeitig bleibt Amanda herrlich unangepasst. Ihr ist weiterhin egal, was andere von ihr denken. Mit ihrer großen Klappe bringt sie sich so gerne mal in Gefahr, aber gerade im Zusammenspiel mit Rückkehrer Twist (Simon Lyndon) ist das auch sehr unterhaltsam. Zumal Amanda mit ihrer Art auch Sweeney fasziniert. Dieser Neuzugang, der wie gesagt auch im Buch eine Rolle spielt, bringt eine gute Ergänzung ins Geschehen. Nachdem wir mit Damford (David Lyons) in Staffel 1 einen Polizisten hatten, bei dem man von Anfang ein komisches Gefühl hat, so ist das bei Sweeney nie das Problem. Da ihre erste Szene im privaten Rahmen ist, wird gleich klar, Sweeney nimmt ihren Job ernst, aber sie ist auch an einem Leben abseits des Berufs interessiert. Deswegen ist das Gegeneinander von Privatdetektei und offizieller Crimson Lake-Polizei auch unterhaltsam, denn es ist wie eine Art Wettbewerb, die aber auch von Respekt geprägt ist. Nur Amanda und Sweeney sind beide so ehrgeizig, dass sie jeweils den Fall zuerst knacken wollen. Dass das unweigerlich die Chemie untereinander steigert, ist dann auch klar. Es war eine echt nette Liebesgeschichte für diese Staffel, die in ihrer speziellen Art sich gut eingefügt hat.
© Troppo Productions; Bradley Patrick
Ted derweil hat sich von seinen Selbstmordgedanken gelöst, aber der Fall Claire Bingley holt ihn dennoch immer wieder ein, weil die Polizei ihn und das Familienhaus mit Durchsuchungen schikaniert. Das belastet das Familienverhältnis zu Frau und Kind zunächst nochmal deutlich. Bis sich dann alles wendet, weil Kelly endlich genehmigt, dass Lilly ihren Vater in Crimson Lake mal besuchen darf, auch wenn sie sich gleich mit in den Koffer packt. Aber ich fand es beachtlich, dass Kelly trotz der Gefahren vor Ort oft ruhig geblieben ist. Nachdem sie einmal wusste, dass am Steg des Hauses die Krokodile warten, hätte ich mir gut vorstellen können, sie verschwindet mit ihrer Tochter gleich wieder. Aber überraschenderweise hat es die Familie wirklich wieder einander nahegebracht. Das ist im Buch so alles nicht passiert, aber hier muss ich auch sagen, dass die Serie das clever gemacht hat. Denn so schwebte früh über dieser Staffel die Aussicht, dass Ted möglicherweise bald vor seinem Happy End steht und Crimson Lake dann mit wehenden Fahnen hinter sich lässt. Aber Pustekuchen, denn man hat auch immer wieder gemerkt, wie er die Ermittlungen dennoch tatkräftig unterstützt hat, weil sein Ermittlersinn ein Teil von ihm ist und er in Amanda auch eine Partnerin gefunden hat, die ihn dafür respektiert und unterstützt. Dementsprechend war eine begleitende Frage: Wird Ted zwischen Amanda und Familie eine Entscheidung treffen müssen und wenn ja, wie wird sie ausfallen?
In all den privaten Entwicklungen haben wir aber tatsächlich gute Krimi-Handlung. Mir ging auch wieder durch den Kopf, dass sich die Einbindung hier echt mit "Bosch" messen lassen kann, denn es gibt so viele verschiedene Fäden, die teilweise ohne Zusammenhang wirken, aber am Ende passt dann doch alles ideal zusammen. Das war hier eindeutig wieder so. Los geht es mit dem Tod von Julian (Andrew Buchanan), der als eine Art Saubermann des Ortes galt, weil er eine Unterkunft für hilflose Jugendliche aufgebaut hat. Doch Saubermänner haben bekanntlich oft eine schwarze Seele. Er entpuppt sich überraschenderweise als Bruder von Twist, womit dann ein Bogen zur ersten Staffel geschlagen ist. Dort war Twist noch eine kleinere Nebenfigur, während er hier nun groß aufspielen darf und es war auf jeden Fall spannend, wie er und Amanda es sich verbal immer wieder einander gegeben haben. Gleichzeitig ist er auch ein Antagonist ähnlich wie Damford, denn man sieht die Fehler und die bestrafungswürdigen Taten, aber man sieht auch Menschlichkeit und andere Seiten. Dann wiederum haben wir den Tod von Brooke (Sara West), der sich Mitte der Staffel ereignet und der ein weiteres interessantes Element ist, denn bekanntlich hat Brooke wegen Amandas Vergangenheit gelogen und damit entscheidend ihre Haftstrafe beeinflusst. Dann haben wir noch ein paar Drogengeschäfte und klar immer noch Claire Bingley und wer war es wirklich. In alldem taucht auch noch Journalist Colin (Brett Tucker) auf, der zu Julian recherchiert und überall seine Nase reinsteckt. Ich fand es dabei sehr geschickt, wie sich alles ineinander gewogen hat, wenn dann zwischendurch auch die Längen zugeschlagen haben. Wie oft Raph (Ethan Lwin) zwischendurch als Verdächtiger ins Spiel kam, das war anstrengend wiederholend. Zudem war mir auch zu früh klar, wer damals wirklich Claire entführt und missbraucht hat, auch weil die Person sich arg bemüht hat, endgültig Ted den letzten Sargnagel zu verpassen. Nichtsdestotrotz ist eine große Überraschung für das Staffelfinale geblieben und dazu noch einige Spannungsbögen, die einige zu frühe Antworten wett gemacht haben.
Fazit
"Troppo" bleibt in Staffel 2 eine gute Unterhaltung. Alte Schwächen mit einer etwas zähen Erzählweise bleiben zwar, aber es gelingt erneut geschickt, viele Fäden miteinander zu verbinden, damit die Kriminalfälle jeweils sitzen. Dazu ist die Charakterarbeit für mich exquisit, denn ich sehe Amanda und Ted individuell und gemeinsam echt gerne zu. Für eine dritte Staffel wäre der Teppich ausgerollt; von Fox gibt es immerhin auch noch eine Vorlage, aus der man sich ein paar Ideen abgucken könnte.
Die Serie "Troppo" ansehen:
Lena Donth - myFanbase
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