This Is Going to Hurt - Review Miniserie

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Dieses kleine Juwel, was sich "This Is Going to Hurt" nennt und von der BBC One adaptiert wurde, ging dann doch an mir vorbei und das sogar irgendwie mit Absicht. Beworben wurde das Format als Krankenhausserie und diese gab und gibt es schon zur Genüge. Dazu hatte ich das Buch von Adam Kay nicht gelesen, der auch die Hauptrolle spielt und es ist eben eine britische Serie, mit der ich ja bis zu "Still Up" meine Schwierigkeiten hatte. Nun habe ich das Ganze schon als Juwel bezeichnet, aber warum? Genau das möchte ich nun erklären.

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Man kann mich durchaus als Fan von Krankenhausserien bezeichnen. Nicht, dass ich sie alle gesehen habe (auch wenn ich gut bei der Sache bin), aber ich kann durchaus Vergleiche ziehen. Wobei ich mich ernsthaft frage, ob man "This Is Going to Hurt" überhaupt mit irgendeinem Format dieses Genre vergleichen kann. Ich würde sagen: nein. Man kann es höchstens versuchen, aber ich denke, man wird scheitern und das wohl zurecht. Die Briten sind vielleicht dafür bekannt, einen schrägen Humor zu haben, der auch hier wunderbar mit eingeflochten wird, aber sie sind auch absolut in der Lage, die Dinge nicht schöner darzustellen, als sie tatsächlich sind und genau das ist der Knackpunkt, der diese Serie tatsächlich zum Juwel macht und dies mit gerade mal sieben Episoden, die Charme, Witz, Ernsthaftigkeit und auch Traurigkeit haben und dem kann man sich kaum entziehen. Dem möchte man sich aber auch nicht wirklich entziehen. Die meisten Krankenhausserien legen ihren Fokus auf die Beziehungen von Patienten und Patientinnen aber auch zwischen den Kollegen und Kolleginnen. Bei "This Is Going to Hurt" wird schamlos und vor allem auch schonungslos der Alltag eines Arztes beleuchtet und vor allem von einem Arzt im Studium, der sich mit Schlafmangel, zu wenig Gehalt, kaum Freizeit, immensem Druck aber auch mit der eigenen seelischen Verfassung auseinandersetzen muss, was aber leider viel zu kurz kommt. Ich bin froh, dass man den Originaltitel nicht irgendwie ins Deutsche übersetzt hat oder dem Ganzen einen Beititel anagedichtet hat, bei denen ich ja nur allzu oft die Augen verdrehe. Mit diesem Serientitel gibt man den Zuschauern die Möglichkeit selbst zu ergründen, weshalb er so treffend gewählt ist und er in so vielen Varianten einfach auch passt. Wie gesagt, ich habe das Buch im Vorfeld nicht gelesen, was sich im Nachhinein für mich nur als richtig erwiesen hat. So konnte ich mich inhaltlich völlig unvorbelastet darauf einlassen und mir beim Schauen Dinge durch den Kopf gehen lassen, die vielleicht nicht so gewesen wären, wenn ich Vorkenntnisse gehabt hätte.

Das Überraschende war für mich vor allem, dass die Serie im Jahr 2006 spielt und sich seither aus medizinisch-technischer Sicht einiges getan hat. Aber das spielt für mich tatsächlich auch heute nur eine Nebenrolle. Natürlich hat auch "This Is Going to Hurt" auf medizinisch-technische Dinge hingewiesen. Aber bei ihnen stand wirklich der Umgang mit den Patienten und mit einem selbst im Fokus und das kommt und darf einfach nicht aus der Mode kommen. Da es im Jahr 2006 spielt, ist auch Corona kein Thema oder dass Homosexualität eigentlich zur Normalität gehören sollte. Hier geht es wirklich um den Beruf an sich und welche Missstände es (leider) heute noch teilweise gibt. Ein Missstand, der mir besonders ziemlich am Ende aufgefallen ist, ist noch immer die Bezahlung. Dabei meine ich nicht, dass das Krankenhauspersonal in sonst was für tollen Wohnungen und Häusern leben soll und sich alles leisten kann. Es geht mir vielmehr darum, dass hier aufzeigt wurde, dass Krankenhauspersonal auch nur Menschen sind, die Schicksalsschläge (beruflicher und privater Natur) nicht einfach mal so wegstecken. Es sind die Menschen, die uns oftmals das Leben retten. Es sind aber auch die, die Leben manchmal eben nicht retten oder die durch ihr Tun Leben manchmal eher negativ beeinflussen, ohne dass es ihre Absicht war – sie sind aber nun mal Menschen, die ebenso fehlbar sind. Es sind aber die Menschen, deren Fehler manchmal nicht korrigiert werden können. Einen solchen erleben wir gleich in der ersten Episode. Adam (Ben Whishaw) ist Arzt auf der gynäkologischen Abteilung und muss dem Arbeitstag standhalten. Dabei ist er aber sarkastisch und arrogant, was ihm aber fast zum Verhängnis wird, als er die junge Erika (Hannah Onslow) von einem Frühchen entbindet und dabei seine Fähigkeiten völlig überschätzt. Jede Krankenhausserie hat es sich auch schon mal zum Thema gemacht, dass ein Frühchen geboren wird und der Arzt sich überschätzt hat. Doch hier liegt der Fall nochmal anders, da Adam in fast jeder freien Sekunden mit Flashbacks und Wahrnehmungsstörung zu kämpfen hat und dabei auch nicht besonders nett auf das andere Personal wie Krankenschwester Tracy (Michele Austin) oder auch eine weitere Ärztin in der Ausbildung, namens Shruti (Ambika Mod), reagiert. Ich fand es aber wichtig und interessant, dass man sich hier tatsächlich einen Fall genommen hat, der sich die ganze Staffel zieht und Adam konnte und musste daraus selbst seine wichtigen und vor allem lehrreichen Schlüsse ziehen.

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Wie schon erwähnt, ist Adam nicht der Netteste und das zeigt sich gleich mehrfach, ganz besonders im Umgang mit Shruti. Sie ist noch mitten in der Ausbildung, muss lernen, voll arbeiten, muss sich Dinge aneignen, hat keinerlei Unterstützung, die sie aber so dringend braucht und dann noch einen Kollegen und quasi Vorgesetzten wie Adam zu haben... echt keine leichte Kost und hier kann ich auch schon mal sagen, dass der Serientitel mitten ins Schwarze trifft und dass Ärzte besonders in den Studienanfängen eigentlich viel mehr moralische Unterstützung brauchen, um das alles bewältigen zu können und es nicht als Qual, Last oder Schlimmeres ansehen und dabei die Warnsignale verharmlosen, die einen beim Schauen schocken.

Jetzt war die Serie aber eben nicht nur von Traurigkeit und Ähnlichem begleitet, auch wenn es da für mich einen runden Abschluss gab, auf den ich gleich noch zu sprechen komme. Man sagt immer: Humor ist, wenn man trotzdem lacht. Es gab aber einige Dialoge, bei denen ich doch überlegt habe, ob ich lachen sollte oder mir das Lachen praktisch im Hals stecken blieb, weil ich nicht glauben konnte, was ich da höre und man konnte da den britischen Humor verdammt gut heraushören.

"This Is Going to Hurt" spricht aber auch die wichtige Thematik an, wie weit man als Arzt sich auf Patienten einlassen kann und darf. Damit meine ich keine Liebesbeziehung, sondern tatsächlich das Zwischenmenschliche, bei dem ich doch ein oder zweimal komisch geguckt habe, als ich mir die Dialoge angehört habe. Eine gewisse Distanz sollte es durchaus geben und angesprochen werden, aber der Krankenhausleiter Mr. Lockhart (Alex Jennings) tut dies oftmals in einer Art und Weise, bei der man den Kopf schüttelt und zu dem man als Patient mit Sicherheit kein Vertrauen aufbauen kann und will. Da ist mir Vicky Houghton (Ashley McGuire) doch gleich sympathischer, auch wenn sie einen Humor hat, bei dem man aber erst einmal überlegen muss, ob es tatsächlich witzig gemeint war. Von ihr hätte ich mir gerne noch ein paar mehr Dinge gewünscht, die ihren Charakter deutlicher hervorheben. Zumal sie im Endspurt der Episoden doch deutlich aufgezeigt hat, dass Lügen manchmal in mitmenschlicher Hinsicht besser ist, es aber auch zum Schutz vor Konsequenzen helfen kann.

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Ein wichtiges Thema in der Serie war dann auch, wie Adam mit dem Alltag im Krankenhaus in seinem Privatleben umgeht und hier kann man sagen, dass er es sich zum Teil schwerer gemacht hat, als es sein müsste. Dabei wird auch angedeutet, dass es noch gar nicht so üblich war, offen zu seiner Homosexualität zu stehen. Das aber nur am Rande. Adams Beziehung zu Harry (Roy Fleck-Byrne) ist vor allem dadurch belastet, weil er nicht offen zugestehen kann, wie sehr ihn das wirklich alles belastet und dadurch die Beziehung auch noch in die Brüche geht. Es ist aber nicht nur das Private und die Verschleierung des seelischen Zustands, was die Serie so besonders macht. In den letzten Zügen der Staffel wird auch der medizinische Standard angesprochen und wie furchtbar es eigentlich ist, wie Privatkliniken mit dem hübschen Aussehen der Zimmer und die ganzen Vorteile den medizinischen Notstand verschleiern, bei dem dann in der Konsequenz mit dem Leben der Patienten und Patientinnen 'gespielt' wird.

Kurz möchte ich zum Abschluss noch auf Shrutis Schicksal zu sprechen kommen, aus dem Adam einiges für sich gezogen hat, wodurch er seine Beziehung auch anders sehen konnte und das er, mit all seinem Sarkasmus und seiner Ironie, dennoch mit Leib und Seele Arzt ist und er Veränderungen schaffen will, auch wenn die Missstände noch so schlimm sind, es geht eben um die Menschen, die man retten kann.

Fazit

"This is Going to Hurt" ist ein wahres Juwel unter den Miniserien und zeigt klar und deutlich auf, wie der Beruf des Arztes oftmals wirklich ist und dass manche Situation nur mit schwarzem Humor zu meistern sind. Diese siebenteilige Serie regt aber auch sehr zum Nachdenken an, was ich unglaublich wichtig finde, besonders in der heutigen Zeit. Von mir gibt es daher eine ganz klare Sehempfehlung.

Die Serie "This Is Going to Hurt" ansehen:

Daniela S. - myFanbase

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