Sam - Ein Sachse - Review Miniserie
Deutsche Produktionen haben keinen so leichten Stand bei mir, dennoch gebe ich ihnen immer wieder eine Chance. Vor allem dann, wenn mich der Inhalt dann doch mehr als deutlich anspricht. Mit "Sam - Ein Sachse" haben wir nicht nur eine deutsche Produktion, sondern ein Original von Disney+ und ein Biopic. Als Sam Meffire als erster Schwarzer Polizist bekannt wurde,war ich einfach noch zu jung, dennoch interessierte mich der Inhalt schon, vielleicht auch weil man eine Geschichte mit diesem Format erzählt, die Aufmerksamkeit verdient hat.

© 2023 Disney und seine verbundenen Unternehmen; The Walt Disney Company; Stephan Burchadt
Wie ich schon sagte, bin ich nicht der größte Fan deutscher Produktionen. Ich finde aber auch, dass durch die Streamingdienste mehr geboten und sich mehr getraut wird, was man meiner Meinung nach schon gut in den ersten Episoden sehen kann. Als jemand, der zu einer Minderheit gehört (wie immer die auch aussehen mag), hat man es schwer(er) und genau darauf zielen die ersten beiden Episoden ab und können die Zuschauer und Zuschauerinnen auch am ehesten einfangen. Ich finde das auch wichtig, da ich verschiedene Kommentare gelesen haben, bei denen nicht nur klar war, dass sich einige von der Sichtweise, die die Miniserie hier anbietet, angegriffen fühlen, sondern die meisten scheinen auch gar nicht alle sieben Episoden gesehen zu haben, was mich ehrlich gesagt erschreckt. Es ist jedem Menschen freigestellt, das will ich gar nicht in Frage stellen. Ich persönlich hatte aber beim Schauen immer mehr das Gefühl, man sollte die Perspektive der Titelperson einnehmen, zumal vor jeder Episode geschrieben wurde, man nehme sich kreative Freiheiten. Das liegt vielleicht auch mit daran, weil das Fernsehen einfach auch die Aufgabe hat, manches überspitzt und übertrieben darzustellen, damit etwas beim Publikum angeregt wird.
Außerdem kommt es für mich persönlich immer auf die Perspektive an und die war bei Sam in den ersten Episoden für mich immer nachvollziehbarer. Interessant fand ich daher, dass man quasi schon eine Art Zeitsprung gemacht hat und die Geschichte eigentlich rückblickend erzählt hat. Der Vater ist am Tag der Geburt gestorben, die Mutter spricht bei der Geburt des eigenen Enkels eine Art von Glückwunsch aus, die man sich als frisch gebackene Mutter wie Antje (Luise von Finckh) nicht wünscht und die klar und deutlich signalisiert, dass Sams Mutter die eigene Vergangenheit nicht verwunden hat. Dennoch schimmert durch, dass sie Antje das Beste wünscht und dass sie es besser macht. Genau das kommt auch für mich auch bei Sam an. Wenn man dazu noch sieht, wie er von Neonazis zusammengeschlagen wird und sich dann auch noch beim Kirchentreff von jemandem Phrasen anhören muss, der keine Ahnung hat oder es nicht verstanden hat, was Sam ihm eigentlich vermitteln wollte, dann kann man ihn und seine Wut durchaus verstehen.
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Interessant waren allerdings auch die Dialoge zwischen Antje und Sam. Als Zuschauerin konnte ich beide Perspektiven bzw. Standpunkte verstehen, aber auch bei Antje hatte ich zunehmend den Eindruck, sie versteht Sams Ansinnen hinter seiner Aussage nicht und den Willen, zur Polizei zu gehören. Angesichts dessen, dass sie selbst zur Friedlichen Revolution gehört stellt das natürlich ein Gegensatz dar, da die Polizei in ihren Augen für Aufräumarbeiten steht, die nicht friedlich einhergehen. Wenn man aber schon mehr Produktionen gesehen hat, in denen Schwarze alles andere als gut behandelt werden, kann man Sams Wunsch schon verstehen, denn es waren Weiße Polizisten, die ihn zwar erst gestoppt haben, als er zur Geburt seines Kindes wollte, es waren aber eben auch diese Weißen Polizisten, die dann das Verständnis aufgebracht und ihm geholfen haben. Interessant war dann auch, dass es dieser Major Schreier (Thorsten Merten) war, der ihn bei der Prüfung erst hat auflaufen lassen, nur damit er und Sam aber dann zu einem Gespann wurden, die sich quasi als Kinder, die ohne Vater aufwachsen mussten, gegenseitig unterstützt haben. Umso traumatischer war dann auch mit anzusehen, dass sich Schreier nach dem Mauerfall selbst etwas angetan hat und man das Gefühl nicht losgeworden ist, dass er a) nur für die Polizei gelebt hat und b) dadurch in Sam was zerbrochen ist, was ihn in dem Glauben, noch immer das Richtige zu tun, auf die schiefe Bahn gebracht hat. Eine Bahn, die aber schleichend und fast unbemerkt kam und die Sam zu einem Menschen 'geformt' hat, der in einem Hamsterrad hing, aus dem er selbst nicht mehr herauskam.

© 2023 Disney und seine verbundenen Unternehmen; The Walt Disney Company; Yohana Papa Onyango
So hat er nicht nur Antje verloren, mit der er anfangs so glücklich schien, sondern auch seinen Sohn und das auf eine Art und Weise, die Sam selbst zu verantworten hat. In Episode 4 und 5 ist es in weiten Teilen schwierig für mich, Verständnis für Sam aufzubringen. Auch wenn ich seine Gedanken und Emotionen verstehen konnte, dass er den brutalen und sinnlosen Tod seines Vaters rächen wollte, war es doch schwer mitanzusehen, wie Sam immer weiter in eine Richtung gegangen ist, bei der er selbst Schutz brauchte, vor sich selbst. Es war aber auch eine Richtung, bei der man die Gefahr schon riechen, spüren aber noch nicht greifen konnte.
Fast schon ein bisschen ironisch fand ich daher die Betitelung der sechsten Episode: Robin Hood. Es ist kaum abzustreiten, dass Sam sich als ein solcher gesehen hat, aber er ist eben an jemanden geraten, der ihn schamlos dafür ausgenutzt und benutzt hat. Deswegen fand ich die letzte Episode besonders intensiv – vom Drehbuch, über die Regie und vor allem das Schauspiel von Hauptdarsteller Malick Bauer. In den knapp 60 Minuten gibt es so viele Wendungen, die für mich nachvollziehbar waren und die auch aussagen, dass man es manchmal nicht alleine schafft. Die aber auch aussagen, dass man manchmal einfach Zeit braucht, sich mit seinem Ballast und seiner Wut auseinanderzusetzen, um dann für sich die richtige Entscheidung zu treffen.
Fazit
Da ich selbst noch zu jung war, als die Wende kam, kann ich nicht viel zur Authentizität sagen, aber ich fand es vom Setting her gut gemacht und auch der Cast hat gute Arbeit geleistet, allen voran natürlich Malick Bauer, Luise von Finckh, aber auch Svenja Jung. Auch wenn im Seriengeschehen sicherlich einige Dinge abgeändert worden sind und das nicht jeden zufrieden gestimmt hat oder wird, fand ich es doch wichtig, die Handlung aus der Perspektive der Person zu erzählen, die es betroffen hat: Sam. Bauer hat tolles Schauspiel abgeliefert, weil man hier mehr durch die Mimik Sams Emotionen 'greifen' konnte.
Die Serie "Sam - Ein Sachse" ansehen:
Daniela S. - myFanbase
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