Noch nie in meinem Leben ... - Review Staffel 3

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"Noch nie in meinem Leben ..." endet im kommenden Jahr auf Netflix geplant mit Staffel 4. Ganz aktuell wurde aber die dritte Staffel veröffentlicht, die das Junior Year von Devi (Maitreyi Ramakrishnan) beschließt. Wie immer steht im Kern der Erzählung ihr Liebesdreieck mit Paxton (Darren Barnet) und Ben (Jaren Lewison). Erfahrt hier, was passiert ist und wie ich das bewerte.

Foto: Maitreyi Ramakrishnan & Darren Barnet, Noch nie in meinem Leben ... (Never Have I Ever) - Copyright: 2022 Netflix, Inc.; Lara Solanki/Netflix
Maitreyi Ramakrishnan & Darren Barnet, Noch nie in meinem Leben ... (Never Have I Ever)
© 2022 Netflix, Inc.; Lara Solanki/Netflix

Liebesdreiecke können so anstrengend sein! Es passiert wirklich selten, dass ich mit allem, was ich habe, mich da hineinknie, denn verletzte Gefühle gibt es leider ständig. Deswegen muss man bei dieser Serie schon wissen, ob man damit leben kann. Mir persönlich fällt es hier leichter, das zu verkraften, weil es zum einen eine Comedyserie ist, weswegen die Rückschläge schneller aus der Welt geschafft sind und weil mit der angekündigten finalen Staffel ein Ende in Sicht ist. Zudem bin ich niemand, der gerne Serien vorher abbricht und so will ich natürlich wissen, wie es am Ende ausgeht. Dennoch betrachte ich die Darstellung des Liebesdreiecks in dieser dritten Staffel wieder kritisch. Aber weiterhin nicht unter dem Argument, dass ich Team Paxton oder Team Ben bin, sondern weil es ein Hin und Her ohne große Entwicklung ist. Dass sich Devi am Ende von Staffel 2 für Paxton entschieden hat, erschien in dem Moment sinnig, aber von dieser Entscheidung bleibt nicht lange etwas bestehen, denn in Episode 3 ist schon wieder aus die Maus. Das ist insofern schade, weil die Serie bislang weder Devi und Paxton noch Devi und Ben wirklich die Zeit gegeben hat zu ergründen, wer sie als Paar sind. Was sind ihre jeweiligen Stärken und Schwächen? Denn eigentlich geht es wirklich immer nur darum, was ist an Paxton so Tolles, womit beeindruckt Ben? Aber das sagt doch alles nichts aus, wenn die Eigenschaften gegenüber Devi nicht zur Geltung kommen!

Foto: Anirudh Pisharody, Noch nie in meinem Leben ... (Never Have I Ever) - Copyright: 2022 Netflix, Inc.; Courtesy of Netflix
Anirudh Pisharody, Noch nie in meinem Leben ... (Never Have I Ever)
© 2022 Netflix, Inc.; Courtesy of Netflix

Nichtsdestotrotz habe ich Paxtons Entscheidung, mit Devi Schluss zu machen, sehr gut nachvollziehen können. In meiner Review zu Staffel 2 hatte ich noch die Hoffnung, dass wir vielleicht wirklich eine durchgängig gewachsene Devi erleben, weil sie immerhin die enorme Selbstbezogenheit schon verloren hat, doch die ersten drei Episoden der Staffel waren wahnsinnig anstrengend mit ihr. Bei ihr war nicht ein Funke Selbstbewusstsein zu spüren, dabei ist sie mit das klügste Mädchen der Schule, doch nichts von dem zählt, wenn es um Paxton geht, weil sie sich sozial und äußerlich so unterlegen fühlt. Ich hätte sie oft genug gerne geschüttelt, denn Paxton hat ihr all das nicht vermittelt und sie konnte es dennoch nicht so empfinden. Von daher hat er recht damit, dass sie sich erst selbst lieben muss. Dass es nicht direkt wieder zu Ben weiterging, das war eine große Erleichterung. Mit Des (Anirudh Pisharody) wurde dafür auf einen Neuzugang gesetzt und es hat für mich insofern gepasst, weil er eben eine Mischung zwischen Paxton und Ben dargestellt hat und deswegen nicht speziell eine Seite getriggert hat. Mit ihm an ihrer Seite hat mir Devi tatsächlich am besten gefallen, denn dort war sie genau in dem Maß selbstbewusst, wie es das braucht und auch ihre Art, wie sie damit umging, dass er von seiner Mutter Rhyah (Sarayu Blue) eingeknickt ist, hat gepasst.

Foto: Poorna Jagannathan & Richa Moorjani, Noch nie in meinem Leben ... (Never Have I Ever) - Copyright: 2022 Netflix, Inc.; Courtesy of Netflix
Poorna Jagannathan & Richa Moorjani, Noch nie in meinem Leben ... (Never Have I Ever)
© 2022 Netflix, Inc.; Courtesy of Netflix

All das führte schließlich auch zu dem Punkt, dass sie vor einer wichtigen Entscheidung steht, die ihre Zukunft betritt. Die Möglichkeit, ein Jahr lang ein renommiertes Privatinternat zu besuchen, war mal ein Dilemma, das keine Jungs beinhaltete. Auch wenn es erst absurd war, dass sie ablehnte, weil sie befürchtete, dort ihre Unschuld nicht zu verlieren, so waren danach die einzelnen inneren Prozesse deutlich besser gestaltet. Das Gefühl vor Ort, endlich irgendwo hinzugehören, habe ich gut nachvollziehen können, aber gleichzeitig eben auch ihre Erkenntnis, dass sie ihre Mutter Nalini (Poorna Jagannathan) noch nicht verlassen kann. Eng mit dieser Entscheidung war sicherlich auch der Trauerprozess von beiden Frauen in dieser Staffel verbunden. Ich denke, dass sie nun an einem Punkt sind, wo sie wirklich akzeptieren können, denn Devi hat gemerkt, dass ihre Trauer mal nicht ihre Gedanken dominiert hat und Nalini war von sich aus bereit, eine neue Beziehung einzugehen. Es war hier eine Freundschaft mit Rhyah, die letztlich unglücklich endete und doch war es ein deutliches Zeichen, dass sie sich von sich aus wieder öffnen kann. Diese Entwicklungen beeinflussen auch automatisch die Mutter-Tochter-Beziehung, die diesmal wahnsinnig angenehm dargestellt war. Nalini wird immer die strenge indische Mutter sein, aber gleichzeitig hat sie stets wieder neu das Gespür bewiesen, was ihre Tochter braucht und ihr genau richtig zugesprochen. Devi wiederum hat eben erkannt, dass die Beziehung zu ihrer Mutter an einen Punkt gekommen ist, er ihr wirklich wichtig ist und das will sie nicht verlieren. Es ist verständlich für jemanden, der schon ein Elternteil verloren hat und ich denke, dass ihr das Jahr Zeit noch gut tut, um dann zufriedener auf eigenen Beinen stehen zu können. Ganz am Ende scheint sie sich für Ben zu entscheiden und es wurde über die Staffel hinweg recht gemächlich aufgebaut, vor allem von seiner Seite aus und deswegen ist es hier ähnlich sinnig wie es schon bei Paxton Ende Staffel 2 war. Dennoch dürfte uns Staffel 4 hier neue Schrecken lehren.

Foto: Lee Rodriguez, Ramona Young & Maitreyi Ramakrishnan, Noch nie in meinem Leben ... (Never Have I Ever) - Copyright: 2022 Netflix, Inc.; Courtesy of Netflix
Lee Rodriguez, Ramona Young & Maitreyi Ramakrishnan, Noch nie in meinem Leben ... (Never Have I Ever)
© 2022 Netflix, Inc.; Courtesy of Netflix

Blicken wir abseits von Devi auf die Figuren. Es war gut, dass es wieder eine Ben-Episode gab, die von Andy Samberg gesprochen wurde, denn die Folge hat nicht nur seine Entwicklung konsequent weitergetrieben, sie hat auch mit die besten Szenen der ganzen Staffel beinhaltet. In Staffel 1 ist uns schon vor Auge geführt worden, dass diese Besessenheit mit seiner schulischen Performance an seiner Einsamkeit liegt und dass er endlich von seinem Vater Anerkennung bekommen will. Doch damit hat er sich eben völlig verlaufen und sich selbst krank gemacht. Dass es dann ausgerechnet Paxton war, der ihm in der Zeit im Krankenhaus geholfen hat, war eine goldrichtige Entscheidung, denn die beiden hatten bislang kaum richtig gute Szenen zusammen. Aber hier hat sowohl die Komik als auch die Ernsthaftigkeit gestimmt und es ist wirklich eine zarte Freundschaft entstanden, die beiden wahnsinnig gut gestanden hat. Paxton alleine führt seine Reise auch fort. Er ist wirklich deutlich ab von seinem Staffe-1-Ich. Er wird nie ein Überflieger sein, aber er ist lernwillig, er ist kritikfähig und er hat mehr Empathie für seine Mitmenschen entwickelt. Insgesamt kann man doch deutlich sagen, dass sich bei den zentralen Figuren sehr, sehr viel getan hat über die drei Staffeln hinweg, aber so eine Dreiecksgeschichte macht es manches Mal doch schwierig, das immer auch wertschätzen zu können.

Kamala (Richa Moorjani) taucht in dieser Staffel deutlich unter. Ihr kleiner Kleinkrieg gegen Großmutter Nirmala (Ranjita Chakravarty) war zwar lustig, aber dennoch wurde ihr Weg für mich nicht konsequent weitergeführt. Mit Manish (Utkarsh Ambudkar) wirkt sie auch glücklich, aber die beiden wirklich in einer Beziehung hat man auch nicht erlebt. Es war auch nicht Fabiolas (Lee Rodriguez) Staffel. Die Trennung von Eve (Christina Kartchner) wirkte völlig überhastet, die neuen Ansätze mit Aneesa (Megan Suri) waren interessant, zumal sie als Figur dadurch deutlich besser hätte in den Vordergrund treten können, doch auch das wurde dann schnell wieder abgebrochen. Dafür dann wieder neu eingeführt Addison (Terry Hu). Eleanor (Ramona Young) hatte es da deutlich einfacher, aber sie ist auch nicht die Figur, wo es um Tiefe geht, sie ist definitiv für den Humor vorgesehen. Sie hatte auch das Glück, dass sie eben die Staffel an der Seite von Trent (Benjamin Norris) verbringt. Diese Ansätze waren schon in Staffel 2 sichtbar und ich war positiv überrascht, wie konsequent diese neue Beziehung durchgezogen wurde. Es gab natürlich Auf und Abs, aber dennoch haben die beiden einfach mein Herz erobert und eben dann noch speziell Trent. Es ist insgeheim seine Staffel, denn seine Sprüche sind genial, seine bedingungslose Liebe für Eleanor zum Niederknien, seine Freundschaft zu Paxton wahre Brüderschaft und seine Großzügigkeit gegenüber anderen wirklich sympathisch. Er war bislang eher im Hintergrund und bedient nun das Feld, das Paxton als 'dummer' Charakter hinterlassen hat, aber ihm steht es viel besser. Man sieht, dass es beim weiteren Figurenkreis nicht überall so positiv verlaufen ist, weswegen ich hoffe, dass die finale Staffel für jeden einen gelungenen Abschluss findet.

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Als ich meine letzte Review nochmal durchlas, war ich doch überrascht, wie kritisch ich über die Erzählstimme von Tennisstar John McEnroe geurteilt habe. Ich bin mir sicher, dass ich das nach Staffel 2 wirklich so empfunden habe, aber in Staffel 3 ist mir der Gedanke nun überhaupt nicht gekommen. Ich kann hier nur spekulieren, denn ich hatte den Eindruck, dass der Anteil von McEnroes Kommentierungen deutlich reduziert wurde. Seine Stimme war zwar mit jeder Folge im Ohr, aber es waren oft pointierte Aussagen, mit denen nicht ewig viel besprochen werden mussten. In jedem Fall hat mich die Gesamtkomposition hier wieder gut überzeugt und es wäre doch super, wenn es in der finalen Staffel wieder zu einer realen Begegnung kommen könnte.

Fazit

"Noch nie in meinem Leben…" macht mit den Charakterentwicklungen konsequent weiter, was vor allem bei Ben und Paxton individuell gut zu sehen ist. Auch bei Devi gibt es neue Prozesse, aber da ihr Charakter speziell mit dem Liebesdreieck steht und fällt, ist der positive Effekt nicht so deutlich im Vordergrund. Auch wenn ich das Liebesdreieck als zentrales Element der Serie akzeptiert habe, so ist es nicht immer so clever erzählt. Dann aber wieder trifft die Serie wieder sehr gute Entscheidungen, indem mit Des mal eine Mischung aus den beiden Konkurrenten auftaucht oder indem Trent von den Sympathiewerten her befördert wird oder indem Paxton und Ben fast eine Episode für sich alleine bekommen. Dennoch lässt sich diese Staffel auch so gut gucken, weil das Ende in Sicht ist und ich es wirklich durchziehen will.

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Lena Donth - myFanbase

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