Limitless - Review des Piloten

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In einer Phase, in der vor allem Superhelden den Sprung von der großen Kinoleinwand auf die kleinen Bildschirme schaffen, wie z.B. "Daredevil", "Supergirl" und diverse "Agents of S.H.I.E.L.D." ist es schon eine Überraschung, dass ein Film wie "Ohne Limit", an den sich sicherlich einige Filmfans, aber kein Millionenpublikum erinnert, als Vorlage für eine neue Fernsehserie dient. Diese Pilotfolge aber deutet an, dass sich der Versuch durchaus lohnt.

"You are not smart, you are high"

Der Protagonist der Serie, der auch als Erzähler fungiert, ist Brian Finch (Jake McDorman), ein Möchtegern-Musiker, der nie richtig erwachsen geworden ist und sein Leben nicht im Griff hat. Während alle um ihn herum weiterkommen, tritt er auf der Stelle. Er ist der klassische Fall eines liebenswerten Losers. Dass wir ihn schnell ins Herz schließen, ist auch der Art zu verdanken, wie er uns vorgestellt wird. Wir sehen Flashbacks in seine Vergangenheit, die wie eine Mischung aus Familienkomödie und Youtube-Video aufgemacht sind. Das wirkt unerwartet sympathisch. "Limitless" ist definitiv keine knallharte Thrillerserie, bzw. nicht nur, sondern traut sich auch humorvolle Elemente und augenzwinkernde Erzähltricks zu. Mir hat das auf Anhieb gefallen.

Als Brian von einem alten Freund eine Pille der mysteriösen Droge NZT erhält, ändert sich für ihn absolut alles. Aus dem Taugenichts wird für 12 Stunden Wirkungszeit ein Genie, das unter anderem ein medizinisches Rätsel löst und natürlich Schachspiele am Fließband gewinnt. Dieses Szenario, dass eine Person mehrere Schachpartien gleichzeitig spielt und gewinnt, wird in amerikanischen Filmen und Serien ja schon standardmäßig verwendet, um überdurchschnittliche Intelligenz zu demonstrieren.

Ungeachtet dieses unoriginellen Kniffs weiß die Art, wie Brians erhöhte Hirnleistung dargestellt wird, zu gefallen. Es ist natürlich eine Herausforderung, dem Zuschauer nahe zu bringen, was sich im Kopf einer Person abspielt. Dies wird einerseits durch Brians Erzählungen aus dem Off gelöst, aber auch, indem er mit sich selbst Zwiegespräche führt (und wir dabei zwei Brians sehen) oder seine Gedanken grafisch vermittelt werden. Auch hier muss man die Macher für Geschick und Kreativität loben. Das sieht alles wirklich gut aus.

Es wird sehr anschaulich und nachvollziehbar verdeutlicht, dass Brians Wissen im Drogenrausch nicht aus dem Nichts kommt, sondern vielmehr aus Informationen resultiert, die er irgendwann im Leben aufgeschnappt hat, die er aber bisher nie nutzen konnte und die völlig in seinem Langzeitgedächtnis vergraben waren. Dank NZT erlangt er die Fähigkeit, all diese Fragmente, die das menschliche Hirn so speichert, ohne dass wir das überhaupt mitbekommen, abzurufen. Stell dir vor, du kannst auf alle Fakten, die du in deinem Leben in Büchern und Zeitungen gelesen, im Fernsehen gesehen, im Radio gehört oder auf Partys aufgeschnappt hast, zugreifen. Selbst bei Menschen, die nie freiwillig ein Fachbuch angefasst haben, kommt im Laufe des Lebens eine riesige Wissensbibliothek zusammen, die nur leider hinter einem "Nicht betreten"-Schild verborgen liegt - es sei denn, du nimmst NZT.

Ebenso anschaulich bekommen wir die Nebenwirkungen der Droge vermittelt. Sobald deren Wirkung nachlässt, fällt Brian völlig in sich zusammen. Seine Gehirnleistung schrumpft nicht nur wieder auf Normalmaß, er hat auch mit Übelkeit, Krämpfen und Schweißausbrüchen zu kämpfen.

Am Ende dieser Pilotfolge scheint es dem FBI so, als sei Brian immun gegen die Nebenwirkungen von NZT und daher einerseits der perfekte Agent und andererseits ein wichtiges Forschungsobjekt. Brians Immunität ist allerdings kein natürliches Phänomen. Was dahinter steckt, hat sehr viel mit einem gewissen Eddie Morra (Bradley Cooper) zu tun, dem Protagonisten des Films. Das darf das FBI natürlich nicht herausfinden, sonst bekommt Brian ein wirklich großes Problem mit Eddie.

"Because I'm innocent"

Ja, das FBI. Die Behörde weiß schon länger von der Existenz der Superdroge, aber nicht, wer sie herstellt und wie man sie einsetzen kann, ohne dass die Nutzer an den Auswirkungen zu Grunde gehen. Das Auftauchen von Brian, der zunächst als Mordverdächtiger auf dem Radar des FBI erscheint, eröffnet ganz neue Möglichkeiten.

Brians wichtigste Bezugsperson beim FBI wird sofort Agent Rebecca Harris (Jennifer Carpenter), die - wie es sich gehört - eine emotionale Last mit sich herumträgt und einen ganz persönlichen Fall lösen will. Offenbar ist es ein Einstellungskriterium für weibliche Ermittler, dass sie eine tragische Vergangenheit haben, die sie motiviert. Rebecca Harris ist den ersten Eindrücken nach ein ziemlich klischeehafter Charakter, aber auch nicht unsympathisch. Das Zusammenspiel von Brian und Rebecca wird ein wichtiger Faktor der Serie sein und es ist zu wünschen, dass hier der unvermeidliche romantische Unterton nicht übertrieben wird und Rebecca nicht am Ende nur ein Anhängsel ist, dass zwar die Marke und die Waffe hat, aber ohne Brian keinen Fall mehr lösen könnte.

Gespannt bin ich auch, inwieweit die Serie eine Balance zwischen Fällen der Woche und einer übergreifenden Handlung findet. Daran sind schon einige ambitionierte Serien gescheitert.

Fazit

Die Pilotfolge zu "Limitless" überzeugt durch ihre visuelle Gestaltung und eine Erzählweise, die viele frische und amüsante Elemente aufweist und die Serie nicht zu einer bierernsten, steifen Angelegenheit werden lässt. Einige Klischees lassen sich allerdings nicht übersehen und ob "Limitless" wirklich als wöchentliche Serie funktioniert, kann der Auftakt auch noch nicht eindeutig beantworten. Es lohnt sich aber, dranzubleiben, um es herauszufinden.

Maret Hosemann - myFanbase

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