Bewertung
Neil Burger

Ohne Limit

"How many of us ever know what it is to become the perfect version of ourselves?"

Foto: Copyright: 2011 Concorde Filmverleih GmbH
© 2011 Concorde Filmverleih GmbH

Inhalt

Eddie Morra (Bradley Cooper) lebt nicht unbedingt auf der Überholspur. Der Autor, der sein versprochenes Buch dank einer gewaltigen Schreibblockade nicht mal angefangen hat, wird auch noch von seiner Freundin Lindy (Abbie Cornish) verlassen. Als es das Leben kaum noch schlechter mit ihm meinen kann, trifft er auf der Straße seinen ehemaligen Schwager Vernon (Johnny Withworth) wieder. Der Ex-Drogendealer verspricht ihm etwas Unglaubliches: eine Pille, die es schafft, aus der bei normalen Menschen genutzten 20 Prozent des Gehirns eine Nutzung von 100 Prozent zu machen.

Was sich wie ein schlechter Scherz anhört, bringt Eddie jedoch zu einem Gefühl, das er niemals zuvor hatte. Er lernt ganze Sprachen im Schnelldurchlauf, schreibt sein Buch innerhalb einer Nacht zu Ende und macht an der Börse ein Haufen Geld. Wenn ein Überflieger von unten nach oben steigt, bleibt das natürlich nicht unbeobachtet und so wird der Finanzmogul Carl Van Loon (Robert De Niro) auf Eddie aufmerksam und will ihn ganz nach oben bringen. Doch mit dem Erfolg sind auch andere Personen zunehmend an Eddie interessiert – und an der Pille...

Kritik

Haben wir uns nicht alle schon einmal gewünscht, unser Potenzial völlig ausnutzen zu können? Gerade wenn man hört, dass wir im aktiven Zustand gerade einmal 20 Prozent unserer Gehirnkapazität benutzen, zu was wären wir dann fähig mit 100 Prozent Nutzung? Nie mehr wochenlanges Üben für eine wichtige Prüfung, kein Vokabelnlernen mehr, kein langes Grübeln mehr, wie nochmal der Namen von jemandem ist... Ganz ehrlich, das wäre doch mal was, oder? Schon alleine aus diesem Blickwinkel ist "Ohne Limit" ein durchaus interessanter Film, denn er erzählt – wenn auch weniger auf klinischen Studien beruhend – zu was wir mit der Vollausschöpfung unseres Potenzials fähig wären. Wir könnten ganze Sprachen an einem Tag lernen (!), wir könnten ein ganzes Buch in einer Nacht schreiben, wir könnten die Börse anhand von Mathematik verstehen und so Millionen machen – naja, zumindest Eddie kann das – im Film!

Doch "Ohne Limit" erzählt nicht die Geschichte, wie auch wir dies erreichen können, denn mit der Darstellung der Droge wollte man diese wohl auch nicht nehmen, wenn sie tatsächlich existieren würde. Nein, der Film erzählt uns die Geschichte von Eddie, der es vom Loser nach ganz oben schafft, jedoch nicht ohne Einiges dafür in Kauf zu nehmen. Wenn "Ohne Limit" genau das geblieben wäre, was er in jenen Momenten des Films noch war, nämlich die Studie eines Mannes, der für eine Droge alles gibt und schließlich daran zu verzweifeln droht, dann wäre er wahrscheinlich um einiges besser geworden, als er jetzt ist. Denn mit unnötigen Charakteren wie den Kredithaien (Warum hat sich Eddie bei denen Geld geliehen?) und anderen bösen Buben, wird vom eigentlichen Thema – Eddie und sein "Kampf" mit der Droge – immer weiter abgelenkt. Dadurch wird "Ohne Limit" zwar mit Elementen des klassischen Thrillers konfrontiert, doch wirken diese Storylines mehr als fehl am Platze.

Denn unser eigentliches Interesse ist und bleibt bei Eddie und den persönlichen Auswirkungen, den der Konsum der Droge mit sich bringt. Wie steht der "alte" Eddie zum "neuen" Eddie? Was will er erreichen? Und das Wichtigste: Gibt es Eddie auch noch ohne die Droge? All diese Fragen geraten in den Hintergrund und werden unwichtig gemacht, was dem Film nicht gut tut.

Ein immer wieder kritsches Erzählelement für Filme ist ja auch die Erzählung der Hauptfigur aus dem Off. Aus der Zukunft erzählt uns Eddie nacheinander, was ihm wiederfahren ist und obwohl dies bei "How I Met Your Mother" vielleicht wunderbar funktioniert, ist dies bei diesem Thriller doch als problematisch anzusehen. Obwohl wir so auch Eddies Gefühlen und Gedanken näher sind, so wird die Struktur und der Fluss des Films doch eher gestört, wenn Eddie spricht. Gerade die Tatsache, dass der Film mittendrin anfängt, nur um dann wieder an den Anfang zu spulen, stört gewaltig, wird dem Zuschauer auch direkt jegliche Freiheit zum Denken und Mitraten genommen.

Eine schwere Frage wird für Regiesseur Neil Burger wohl vor der Entstehung von "Ohne Limit" gewesen sein, wie er den Zuschauer die Auswirkungen der Droge NZT näher bringen soll. Wie kann man mit den Mitteln des Films darstellen, dass jemand nun die Welt anders sieht als vorher und so vielleicht auch nachvollziehbar macht, wo der Reiz bei der Pille liegt? Schon bei der ersten Einnahme von Eddie wird klar, dass genau dies Burger und seinem Team durchaus gelungen ist. Mit einem Schlag wird das Bild des Films mit brillanten Farben belegt, Eddie sieht überall Zahlen, Buchstaben und macht Nächte durch. Genauso wie die Höhen des Drogenrauschs deutlich gemacht werden, wird auch der Tiefpunkt danach gezeigt, in dem die Farben wieder grauer werden und die Umgebung wieder die alte zu sein scheint.

Ein weiterer, aus cineastischer Sicht großartiger Schachzug des Films ist die Stadt New York und ihre Darstellung. Während die Metropole in anderen Filmen gerne als sauberer und strahlender dargestellt wird, als sie tatsächlich ist, so zeigt Burger hier New York wie es ist. Mit bloß einem kleinen Team rund um Bradley Cooper in seiner Rolle wurden viele der Szenen in den Straßen der Stadt gefilmt, ohne diese – wie für Filmsets üblich – vorher abzuriegeln und die Menschen auszuschließen. So wurde die Energie dieser Stadt genutzt, um dem Film noch mehr Authentizität zu geben. Da stören auch die paar skeptisch dreinschauenden Menschen am Straßenrand weniger, können die doch ebenso über den heruntergekommenen – oder später glänzend aussehenden – Eddie staunen.

In der Hauptrolle besticht Bradley Cooper, der hier einmal mehr sein Potenzial zeigt und – zwar nicht gänzlich – aber in großen Teilen tatsächlich überzeugt. Als schmieriger Finanzmogul gibt sich Robert De Niro die Ehre, über den man wohl kaum etwas anderes sagen kann, als dass er fabelhaft spielt und seine unglaubliche Präsenz einmal mehr ausnutzt. So zeigt sich, dass Cooper tatsächlich noch Einiges zu lernen hat, spielt ihn De Niro in den gemeinsamen Szenen doch regelrecht an die Wand. Dennoch ist die Interaktion der beiden durchaus gelungen und ohne De Niro an seiner Seite schafft es auch Cooper, seine Präsenz auszunutzen. Auch Abbie Cornish ist – ohne große Überraschungen und mit leider sehr wenig Screentime – richtig gut. Die Chemie zwischen ihr und Cooper ist zu spüren, jedoch vergisst man dabei niemals, dass es sich nicht um eine klassische Romanze handelt – was wohl ebenso für die Schauspieler spricht.

Fazit

Ein gelungener Thriller, der sich leider an einigen Stellen vom eigentlichen Plot abwendet und unnötige Wege geht. Dennoch ist "Ohne Limit" weit entfernt von einer Katastrophe und kann mit schönen Bildern, einer kurzweiligen und interessanten Geschichte und gut aufspielenden Darstellern einiges bieten.

Eva Klose - myFanbase
07.04.2011

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