Die besten Staffeln 2009/2010
Platz 2: Friday Night Lights

Bei einer Serie, die mit völlig verschiedenen Charakteren in sämtlichen Top-Kategorien von Beziehungen bis zu Storylines auftaucht, eigentlich in jeder davon Mehrfachnennungen verdient hätte und es dabei schafft, nicht einmal ansatzweise für eine der Flop-Kategorien in Erwägung gezogen zu werden, ist es nicht sehr verwunderlich, dass sie auch einen Platz in unseren Top-Staffeln belegt. Nicht zuletzt deshalb, weil dadurch die Gelegenheit entsteht, eben jene verdienten Mehrfachnennungen nachzuholen und auch die Charaktere, Storylines, Beziehungen etc. zu würdigen, die in unseren bisherigen Kategorien der Konkurrenz aus den eigenen Reihen weichen mussten.
The sky is high, the fields are dry, and this town has been divided.
So zum Beispiel Tami und Eric als eines der unterhaltsamsten und realistischsten Ehepaare, das je im Fernsehen zu sehen war. Ja, beide Charaktere wurden schon ausführlich erwähnt, aber als Paar sind sie einfach unschlagbar und bilden mit ihrer unerschütterlichen Beziehung und ihrer gegenseitigen Unterstützung eine wunderbare Konstante in den durcheinander gewürfelten Zuständen in Dillon. Der Zuschauer muss sich an neue Charaktere, neue Konstellationen und völlig neue soziale Aspekte gewöhnen, doch dank der unglaublichen Präsenz von Eric und Tami, die trotz ihrer individuellen, beruflichen Probleme und Schwierigkeiten für alle da sind, bleibt der Ton und die Atmosphäre der Serie trotz der vielen Änderungen auch in der vierten Staffel genau so, wie man es kennt und liebt. Die herrlichen Streitereien, bei denen Eric und Tami sich gleichzeitig einfach alles, was sie gerade aneinander und generell aufregt, an den Kopf werfen, die kleinen romantischen Momente einer jahrelangen Beziehung, die immer im richtigen Maß eingebracht und nie kitschig inszeniert werden und natürlich die alltäglichen Szenen einer Ehe, wie die Konsequenzen der gemeinsamen Nutzung eines Kontos, gehören zweifellos zu den Höhepunkten jeder Episode und haben Kyle Chandler und Connie Britton völlig zu Recht je eine Emmy-Nominierung eingebracht.
Doch auch die neuen Charaktere fügen sich mühelos in das Gesamtbild ein und sorgen gleichzeitig dafür, dass sich die Serie mit neuen sozialen Aspekten beschäftigen muss: Die extreme, in Zusammenhang mit Tami und Beckys Abtreibung fast schon fanatische Religiosität von Lukes Eltern, die sich in ihrer Radikalität von der bisherigen Darstellung der allgegenwärtigen Religion in Dillon mit dem obligatorischen sonntäglichen Kirchenbesuch oder dem Gebet vor einem Spiel drastisch unterscheidet, und natürlich die völlig neue Komponente der Gewalt, die East Dillon zu beherrschen scheint. Auch wenn die plötzliche Ghettoisierung Dillons nicht bei allen Zuschauern Begeisterung hervorruft, so führt sie doch das Konzept fort, den Mikrokosmos Kleinstadt bis ins Detail bzw. in jede Gesellschaftsschicht darzustellen. Vinces ständiger Kampf gegen den Teufelskreis aus Armut, illegaler Geldbeschaffung und Gewalt, in den er hauptsächlich durch seine drogenabhängige Mutter und seine kriminellen Freunde gezogen wird, brachte nicht nur in diese Staffel eine neue Dynamik, sondern hat auch das Potential, eine große Rolle in der fünften und finalen Staffel zu spielen, nachdem die vierte eher dazu da war, die neuen Charaktere und ihr soziales Umfeld einzuführen.
Allerdings muss auch hervorgehoben werden, dass die Autoren wie auch schon in der dritten Staffel hervorragende Arbeit dabei geleistet haben, wie sie die Schulabgänger, die Dillon verlassen, herausgeschrieben haben – oder eben nicht. Dabei ist es vielleicht schade, aber nicht enttäuschend, dass Tyra gar nicht mehr aufgetaucht ist, vielmehr passt es perfekt dazu, dass es von Beginn der Serie an ihr oberstes Ziel war, aus Dillon zu verschwinden, ebenso wie Lyla mehr in ihrem Leben erreichen will, als in der Kleinstadt zu versauern. Im Gegenteil dazu fällt es den ehemaligen Stars der Panthers und damit Dillons, Tim und Matt, deutlich schwerer, sich aus ihren gewohnten Strukturen zu lösen und ihr Leben in die Hand zu nehmen. Auch dabei passt es perfekt zur bisherigen Charakterzeichnung, dass Matt letztlich derjenige von beiden ist, der trotz aller Bindungen an Dillon wie Julie und seine Grandma seiner Heimat den Rücken kehrt, um sich quasi am anderen Ende der USA in Chicago selbst zu verwirklichen. Tim ist der einzige, der vergeblich nach Perspektiven sucht, dem nichts geschenkt wird und der (parallel zu Vinces Entwicklung) immer wieder auf dem schmalen Grat der Legalität wandelt – und schließlich abrutscht. Während alle anderen, von Smash bis Matt, es irgendwie geschafft haben, den Grundstein für eine erfolgreiche Zukunft zu legen, landet Tim im Gefängnis, opfert sein Happy End, um das seines Bruders zu schützen und unterstützt damit einmal mehr den realistischen Anspruch von "Friday Night Lights".
Die vierte Staffel ist in vielerlei Hinsicht ein Neubeginn oder vielleicht eher eine Neuorientierung gewesen und anfangs war die Skepsis doch groß, ob diese Umgestaltung der Serie wirklich gelingen kann. Doch die hier angeführten Punkte spiegeln gemeinsam mit den zahlreichen anderen Platzierungen in unseren Top-Kategorien das begeisterte Echo sowohl der Kritiker als auch der Fans wider - "Friday Night Lights" hat nichts von seiner Qualität eingebüßt, sondern ist weiterhin auf einem Höhenflug, der sich hoffentlich auch in der letzten Staffel dieser außergewöhnlichen Serie fortsetzt.
Lena Stadelmann - myFanbase
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25.11.2025 19:51 von chili.vanilli
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