Die enttäuschendsten Charaktere 2014/15
Claire Novak (Supernatural, Staffel 10)

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Claire Novak ist die Tochter von Castiels menschlicher Hülle, Jimmy Novak, und dessen Frau Amelia, und wir lernen sie in der Episode #4.20 Die Wiederkunft kennen. Das Mädchen, das damals noch nicht ganz das Teenager-Alter erreicht hatte, war aushilfsweise für kurze Zeit ebenfalls Castiels Hülle. Nach den Ereignissen in der vierten Staffel werden die beiden Novak-Frauen, die wohl mehr als nur verstört gewesen sein müssen, dann ohne Jimmy sich selbst überlassen.

Es sollte nicht verwundern, dass bei all dem ganzen apokalyptischen und postapokalyptischen Durcheinander weder Castiel noch die Zuschauer auch nur einen Gedanken an die Novaks verschwendet haben. Doch nun in Staffel 10 scheinen den Serienmachern allmählich die Ideen für eine Storyline für den Engel auszugehen, und so gibt es ein unerwartetes Wiedersehen mit Claire. Wer nun aber denkt oder sich gar erhofft, dass es daraus hinausläuft, dass Claire eventuell noch etwas von Castiels Gnade in sich trägt und ihre Rückkehr somit einen wirklichen Bezug zum eigentlichen Geschehen in dieser Staffel bekommt, wird enttäuscht.

Tatsächlich wird Castiel kurzerhand eine Art Midlifecrisis verpasst, in Folge dessen er sich auf die Suche nach Claire macht. Mit von der Partie sind selbstverständlich auch die Winchesters, für die der Claire-Handlungsstrang, genau wir für den Engel selbst, bei gleichzeitigem Stillstand in Sachen Kains-Mal-Beseitigung fast zur reinen Beschäftigungstherapie wird.

Castiel macht Claire in einer Art Heim für schwererziehbare Jugendliche ausfindig und man erfährt, wie sich Jimmys Verschwinden auf ihr Leben ausgewirkt hat. Ihre Mutter hat sich Claire zufolge auf einen Selbstfindungstrip abgeseilt, Claire kam zunächst zu ihrer Großmutter und durchlief nach deren Tod eine Abwärtsspirale im amerikanischen Sozialsystem. Der von Schuldgefühlen geplagte Engel zeigt sich hilfsbereit und man könnte schon Mitleid mit ihr haben, wenn es den Serienmachern nur gelungen wäre ihren Charakter auch nur einen Funken sympathisch zu machen. Was "Supernatural" immer gebrauchen kann, sind starke weibliche Charaktere, doch was wir bekommen ist davon weit entfernt, dabei hat Grey’s Anatomy doch mit Jo Willson erfolgreich gezeigt, dass auch unter widrigen Umständen ein starker und interessanter Charakter entstehen kann. Man entschied sich jedoch dafür sich lieber möglichst vielen Klischees zu bedienen: Claire ist ein nerviger, launischer Teenager, der glaubt er wisse alles. Ihre große Klappe und ihre Respektlosigkeit könnten ja noch ganz amüsant sein, wenn das Ganze nicht nur heiße Luft wäre. Doch streng genommen ist sie nur ein leichtgläubiges, naives Dummchen, eine Jungfrau in Nöten, die sich auf den falschen Typen eingelassen. Der miese Kerl Randy, der sie zum Klauen angeleitet hat, wird in Claires verwirrtem Teenie-Hirn zur Vaterfigur verklärt und sie hört auf keinen gut gemeinten Rat und hat dann auch noch den Nerv vorwurfsvoll und nachtragend zu sein, nachdem sie von Castiel und Dean vor dem Abschaum gerettet wird, der sie in die Prostitution verkaufen wollte, um seine Schulden zu tilgen. Zugegeben, der Anblick der von Dean, unter Einfluss des Mals und in die Ecke gedrängt, abgeschlachteten Männer war sicher schockierend, doch die mangelnden Einsicht darüber, wer tatsächlich der Böse in dem ganzen Szenario ist, lässt einen nur mit dem Kopf schütteln.

Ihre mangelnde Menschenkenntnis und schiere Dummheit stellt sie ein weiteres Mal unter Beweis, als sie ein Pärchen kennen lernt, die kurzerhand anbieten, sich für sie an Dean für den Mord an Randy zu rächen. Man möchte Claire einfach nur schütteln, um festzustellen, ob nicht doch ein wenig Rest-Intelligenz in ihr steckt. Sie hat gesehen zu was Dean im Stande ist, und doch denkt sie ernsthaft, dass ein Typ mit einem Baseballschläger auch nur die leiseste Chance gegen Dean hat. Zum Glück war sie dann aber doch noch clever genug ihren Schläger zurück zu pfeifen, ehe Dean ernst macht.

Auch ihr bisher letztes Auftreten in #10.20 Angel Heart kann letztlich nichts mehr retten. Zwar zählen ihre Szenen mit Dean beim Minigolf mit zu ihren besten und ihr Handlungsstrang wird sinnvoll zu Ende geführt, allerdings bleibt der Eindruck des launischen, großspurigen Teenagers an ihr haften. Castiel ist mehr oder weniger schon wieder vergessen und Claire sucht nun ihre Mutter, auf die sie eigentlich nicht gut zu sprechen ist, weshalb sich einem entzieht, aus welchem Grund sie ihre Mutter dann überhaupt sucht. Es stellt sich jedenfalls heraus, dass Claires Mutter nicht auf einen Selbstfindungstrip gegangen ist, sondern sich auf die Suche nach Jimmy gemacht hat und dabei in die Hände einer sich von Seelenenergie ernährenden Engelunterart fiel. Doch bleibt Mutter und Tochter kaum Zeit für ihr Wiedersehen, denn Amelia ist dem Tode geweiht. Claire zeigt nun endlich einmal Stärke und kann, nachdem Castiel und die Winchesters außer Gefecht gesetzt wurden, den Bösewicht mit dessen eigenem Schwert erledigen.

Ihre Eltern werden im Himmel vereint und Claire bleibt auf der Erde allein zurück, doch wird sie schnell noch nach einer Blitzversöhnung von den Jungs quasi in die Familie aufgenommen, ehe sie nach Camp-Jody verschifft wird - der Sheriff wird es schon richten.

Genauso wischi-waschi wie ihr Charakter, ist ihr Verhalten gegenüber Castiel. Man sollte annehmen, dass man gegen denjenigen, der den Vater auf dem Gewissen und einem dadurch das Leben ruiniert hat, jede Menge Hass aufbaut, sich regelrecht in Rache hineinsteigert, so wie es Cole Trenton gegenüber Dean zu Beginn der Staffel getan hat. Claire ist auch nicht zimperlich mit ihren Schuldzuweisungen gegenüber Castiel. Allerdings bleibt das alles ziemlich oberflächlich und zahm und somit weit hinter den Erwartungen zurück. Es vermittelt mehr den Eindruck, dass Claire von Castiels Einmischen genervt ist, als dass sie tatsächlich Wut und Hass ihm gegenüber verspürt. Dies kann jedoch zum Teil auch an der noch ausbaufähigen schauspielerischen Leistung der jungen Kathryn Newton liegen, die es zwar schafft uns Claire als nervigen Teenie zu verkaufen, aber die Emotionen einfach noch nicht so übertragen kann, wie man es sich wünschen würde.

Ein anderer Grund mag in dem Gesamt-Konzept des Handlungsstranges liegen. Von Anfang an wurde unterschwellig ein gewisser Grad von Freundschaft und Aussöhnung zwischen Claire und Castiel angestrebt und so ist dann tatsächlich innerhalb der drei Episoden alles vergeben und vergessen und für "Supernatural"-Verhältnisse alles Friede-Freude-Eierkuchen. Es ist abzusehen, dass man Claire in der nächsten Staffel wiedersehen wird. Bleibt zu hoffen, dass Claire bis dahin unter Jody Mills Obhut, vielleicht doch noch zu einem brauchbaren Nebencharakter heranreifen kann.

Jenny K. - myFanbase

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