Die enttäuschendsten Charaktere 2010/2011
Gregory House (Dr. House)

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Was ist nur aus dem mürrischen, aber genialen Arzt geworden, der sich um keine Konventionen schert und schonungslos seine Meinung sagt? Nicht, dass er zahm geworden ist oder seinen Charakter grundlegend geändert hätte. Aber dennoch hat die Serie den Charakter House in der siebten Staffel so sehr demontiert, dass man am Ende einer sehr verkorksten Staffel kaum noch sagen kann, ob House eifersüchtig, verletzt, durchgedreht oder einfach nur wütend auf die Welt ist.

You can't keep going like this. Something has to change.

Foto: Hugh Laurie, Dr. House - Copyright: 2010 Fox Broadcasting Co.; Justin Stephens/FOX
Hugh Laurie, Dr. House
© 2010 Fox Broadcasting Co.; Justin Stephens/FOX

Nachdem am Ende von Staffel sechs House und Cuddy endlich den Eiertanz beendet und sich in eine Beziehung gestürzt haben, befürchteten einige Zuschauer schlimme Folgen. Doch die Autoren schafften es dann doch, die Beziehung voran zu treiben, ohne die beiden Charaktere zu sehr zu verändern. House lernte sich mit einigen Dingen zu arrangieren, wie etwa Cuddys kleiner Tochter Rachel. Andererseits blieb er auch der gleiche, rechthaberische, sturköpfige Misanthrop, den die Zuschauer kennen- und lieben gelernt haben. Diesen eigentlich unliebsamen Typen schätzen die Zuschauer.

Dass es Gregory House in unsere Liste der enttäuschendsten Charaktere geschafft hat, liegt überraschenderweise also nicht einmal so sehr an seinem Verhalten in der Beziehung, denn das war eigentlich in vielen Dingen nachvollziehbar. Vielmehr hat man den Charakter gänzlich gegen die Wand gefahren, nachdem man Cuddy die Beziehung hat beenden lassen. Und das fing nicht zuletzt damit an, dass die Autoren sich entschieden haben, die Drogen-Kiste wieder aus der Schublade zu ziehen.

House greift im Moment größter Unsicherheit, als Cuddy um ihr Leben ringt, zu Vicodin, um ihr beistehen zu können. Für alle, die mit dem Namen "Vicodin" nichts anfangen können, es handelt sich bei dem Medikament um ein Schmerzmittel und nicht etwa um ein Beruhigungsmittel. Wie House durch das Vicodin seine Ängste besiegen konnte, bleibt mir ein Rätsel. Jedoch machte das Ende von #7.15 Bombshells die ganze Charakterarbeit zu Nichte, die man seit Anfang der sechsten Staffel in Angriff genommen hatte. So viel Zeit hat man in die psychische Genesung von Gregory House gesteckt und innerhalb eines schwachen Moments ist alles, woran House gearbeitet hat, im Eimer.

Die übrigen Charaktere nehmen den Rückfall in alte Verhaltensmuster zwar zur Kenntnis, doch sich ihrem Freund und Mentor in den Weg zu stellen, das wagt niemand. Und so ist der Vicodin-Konsum der Anfang vom Ende des akzeptablen Verhaltens von Dr. House. Er heiratet eine Stripperin und lädt Cuddy zu der Hochzeitsfeier ein. Er schluckt experimentelle Substanzen, die dazu führen, dass sich Tumore in seinem Bein bilden, woraufhin House auf die glorreiche Idee kommt, sich selbst in der Badewanne zu operieren. Dabei geht er fast drauf, ruft in seiner Not die einzige Frau an, die zu dieser Zeit nicht selbst in irgendwelchen persönlichen Problemen ersäuft, und lässt sich von Cuddy retten, nur um eine Episode später dann wütend mit seinem Wagen in ihr Haus zu brettern. Wollte er Cuddy etwa umbringen, als er diesen "Anschlag" auf sie verübte, oder war es eine schiere Verzweiflungstat, die ihn die Wand durchbrechen ließ?

So ganz kann ich nicht nachvollziehen, wohin die Autoren mit dem Charakter Dr. House steuern, geschweige denn, wie man die Serie nach dem unsagbar dämlichen Ende der letzten Episode der Staffel weiterführen will. Cuddy wird House wegen versuchten Mordes anzeigen oder auch nicht. Die Polizei sucht ihn jetzt jedenfalls und dass er sich in ein fremdes Land abgesetzt hat, wird es nicht leichter machen, zum PPTH zurück zu kehren. Ganz zu schweigen davon, dass es keine vernünftige Erklärung geben kann, weswegen House seine Approbation weiterhin behalten darf.

Viel Hoffnung habe ich nicht mehr, dass wir eine interessante, sinnvolle achte Staffel erleben werden. Doch ich lasse mich gerne auch eines Besseren belehren. Hauptsache man lässt Gregory House wieder zu einem glaubwürdigen Charakter werden.

Melanie Wolff - myFanbase

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