Bewertung

Review: #4.11 Für immer und ewig

Foto: Connie Britton, Nashville - Copyright: 2012 Andrew McPherson/ABC/Lionsgate
Connie Britton, Nashville
© 2012 Andrew McPherson/ABC/Lionsgate

Drei Monate liegt das Winterfinale nun schon zurück, doch die Rückkehr von und nach "Nashville" fühlt sich vertraut an. Das ist aber nur bedingt positiv gemeint, denn im Grunde genommen bot die Folge nur künstlich erzeugtes Drama und war weitgehend arm an Inhalten, die die Richtung für die zweite (und möglicherweise auch finale?) Staffelhälfte vorgeben.

Ganz vorne will ich hier jedoch die Rückkehr zweier Charaktere beleuchten, die im Duett einen entscheidenden Beitrag dazu leisten können, der Serie einen neuen, spannenden und vor allem viele der Hauptfiguren einschließenden Handlungsfaden zu verleihen. Zunächst ist hier also Layla zu nennen, die ihren letzten Auftritt in "#4.07 Can't Get Used to Losing You" hatte und nun endlich zurück ist. Dass ich das mal so sage, hätte ich zu Beginn ihrer Einführung in "Nashville" auch nicht gedacht. Aber inzwischen ist sie mir doch ans Herz gewachsen. Natürlich ist sie noch immer naiv und etwas einfältig, aber sie zeigt auch vermehrt ihre verletzliche Seite und ist im Grunde genommen ein junges Mädchen, das ihr Herz am rechten Fleck trägt und nach Aufmerksamkeit und vor allem Anerkennung sucht. Leider gibt die Folge nur wenig Aufschluss darüber, wie es ihr seit dem tragischen Tod von Jeff ergangen ist und wie sie inzwischen damit umgeht. Hier gibt jedoch der Cliffhanger einen ersten Eindruck und der ist durchaus vielversprechend. Doch dazu gleich noch mehr.

Während die Folge eigentlich ein ganz anderes Thema in den Mittelpunkt stellte, waren es für mich nämlich die kleinen und leider viel zu kurzen Zwischenszenen, die mein Interesse wecken konnten. Anzuführen ist in diesem Zusammenhang auch Colts Beichte gegenüber Layla. Da zeigte sich nämlich eine unmittelbare Reaktion und damit meine ich jetzt nicht, dass Layla sich übergeben musste, sondern wie sehr sie diese Wahrheit wieder aus all dem herausriss, was sie in den vergangenen Wochen versuchte zu verarbeiten. Jeffs Tod hat sie noch nicht überwunden und es sieht nun alles danach aus, dass sie ihre Trauer in Wut, verbunden mit einem möglichen, persönlichen Racheplan, umsetzen wird. Hilfe dazu, wenn auch eine bislang unwissende, hat sie sich bereits besorgt. Ein witziger Umstand übrigens, denn beim Ansehen der Folge dachte ich die ganze Zeit daran, dass ich Glenn in all dem vermisse und siehe da, schon sitzt er mit Layla gemeinsam am Tisch. Eine Kombination, die sich ja zuletzt schon nach Laylas Auftritt im Bluebird Café angedeutet hatte. Und Layla scheint ihren Plan schon gut durchdacht zu haben, ist Glenn als langjähriger Wegbegleiter von Juliette doch derjenige, der alle ihre Schwachstellen kennt. Juliette als betrunkene Beteiligte an Jeffs Tod scheint nun Laylas neues Feindbild zu sein. Und wie lässt es sich am besten an sie herankommen? Richtig, über deren Mann, also Avery, den sie sich als neuen Produzenten wünscht. Im Ansatz eine spannende Geschichte wie ich finde, wenn sie denn richtig umgesetzt wird. Das Potential kann auch schnell verspielt werden, wenn die Rachegeschichte zu klischeehaft umgesetzt wird und Layla auf eine Rolle als irrer Racheengel reduziert werden sollte. Und machen wir uns nichts vor, wir sind hier in einer Primetime-Soap, da gibt es solche Geschichten gut und gerne mal. Gespannt bin ich vor allem auch, welche Rolle Avery diesbezüglich nun einnehmen wird. Ist Layla überhaupt schon bewusst, dass Avery und Juliette getrennt leben? In seinem betrunkenen Zustand hat er ihr möglicherweise schon mehr erzählt, als wir Zuschauer ahnen. Es spricht aber schon einmal für diese angedeutete Geschichte, dass ich mich bereits mit Spekulationen über ihren weiteren Verlauf beschäftige und bin gespannt, was hier noch auf uns zukommen wird.

Ach und dann gab es ja auch noch eine Hochzeit! Das ging nach dem Midseason Finale nun wirklich schnell, was ich jedoch eine gute Entscheidung der Autoren finde. Wer will nach all dem Hin und Her der beiden jetzt auch noch eine wochenlange Vorbereitung der Traumhochzeit verfolgen? Ich oute mich hier auch gerne als bekennender Rayna und Deacon Anhänger. Seit Beginn der Serie war es aufgrund der Ausgangssituation quasi unvermeidlich, dass die beiden früher oder später zueinander finden würden. Es ist ja häufig ein Grundproblem von Serien, wenn vorherbestimmte Paarungen dann aus dramaturgischen Gründen, gerne auch bedingt durch die Verlängerung um weitere Staffeln, immer wieder voneinander ferngehalten werden. Nun hat es doch tatsächlich dreieinhalb Staffeln gebraucht, bis sie diesen letzten Schritt vollzogen haben. In Anbetracht der noch ungewissen Zukunft der Serie, schließlich sind gerade erst zahlreiche ABC Serien frühzeitig verlängert worden, ist das vielleicht sogar der richtige Zeitpunkt. Bis zum Staffelfinale im Mai, wird man diese Paarung nun hoffentlich nicht wieder auseinanderreißen und so haben wir zumindest in dieser Beziehung bereits ein vorgezogenes Happy End.

Allerdings wurde mir persönlich rund um den Hochzeitstag zu viel künstliches Drama erzeugt, so dass dieses für die Serie doch eigentlich so wichtige Schlüsselereignis leider ein wenig getrübt wurde. Mal ehrlich, was sollten denn plötzlich diese an den Haaren herbeigezogenen Zweifel von Maddie an Deacon? Sie war es doch, die sich so sehr an Deacon als neue Vaterfigur klammerte und damals so vehement gegen die geplante Hochzeit mit Luke war. Da hatte ich sogar mehr Verständnis für Daphne, schließlich hat man uns in der Vergangenheit schon häufiger gezeigt, dass sie sich in der neuen Familienkonstellation als Außenseiterin fühlt. Selbst Tandys Zurückhaltung will ich da mal unter dem Thema "große Schwester hat Angst um kleine Schwester" durchgehen lassen. Es war übrigens schön, sie wieder einmal zu sehen. Das tut der Kontinuität der Serie gut, die ja durchaus schon den einen oder anderen Charakter hat komplett fallen lassen. Mir fiel aber auch auf, dass ich sie, anders als zum Beispiel Layla und Glenn, nicht wirklich vermisst habe.

Randbemerkungen:

  • Es war durchaus witzig Gunnar als Flirthelfer für Scarlett zu sehen. Aber wirklich innovativ war die Idee nun auch nicht. Diesen Subplot hat man im Rahmen von Hochzeiten schon zuhauf verfolgen können und natürlich sind dann auch immer ganz obskure Gäste vor Ort, vor denen man einfach nur flüchten will. Für den ein oder anderen Schmunzler hat es dennoch gereicht und nebenbei verfestigte sich der Eindruck, dass auch dieses Paar nicht mehr lange brauchen wird, um wieder zueinander zu finden.
  • Avery tat mir durchaus Leid. Die ganze Zeit nur auf den Ehemann von Juliette reduziert zu werden und zeitgleich die Fassade des treuliebenden Ehemannes aufrecht zu erhalten, ist auf einer Hochzeit sicher kein Vergnügen. Andererseits habe ich mich aber auch gefragt, warum er sich das eigentlich antut. In Bezug auf Cadence hätte er ja auch einfach eine Kinderkrankheit vorgeben und damit zuhause bleiben können. Die Panikattacke weiß ich noch nicht so recht einzuordnen. War das ein Hinweis darauf, dass er sich endgültig und vor allem auch öffentlich von Juliette trennen will oder fehlt sie ihm gar mehr als er zugeben will?
  • Den Kurzauftritt von Will hätte man sich auch sparen können. Es ist ja nun nicht so, als wäre dies die erste Folge gewesen, in der sein Charakter einmal nicht auftaucht. Die Information, dass er nach der Ablehnung von Wade Coles Annäherungsversuch in der Branche nun als schwierig gilt, hätte man doch bestens für mögliche Konfrontationen auf der Hochzeit nutzen können.
  • Der Beziehung von Colt und Maddie gebe ich auch nicht mehr lange. Besonders involviert scheint mir Colt nicht mehr zu sein. Mich würde ohnehin viel mehr die Beziehung zu seinem Vater interessieren, der verständlicherweise nicht zur Hochzeit geladen war. Dass mir Luke mal in einer Folge fehlen würde, hätte ich aber auch nicht gedacht.
  • Die Folge hatte eine Reihe schöner Songs zu bieten. Mir gefiel besonders Deacons Song für Rayna und die Wiederaufnahme von Gunnar und Scarletts "When The Right One Comes Along". Schön, dass sich mal wieder auf eine besondere Stärke von "Nashville" besonnen wurde.

Fazit

Nachdem das Midseason-Finale zuletzt enttäuschte, bot der Start in die zweite Staffelhälfte auch nur bedingt Besserung. Rund um das eigentliche Highlight wurde ein künstliches Drama geschaffen, das einfach nur überflüssig war. Potential versprechen jedoch die Rückkehr von Layla und ihre Zukunftspläne. Damit wurde, wenn auch nur am Rande, die wohl dominierende Handlung der zweiten Staffelhälfte eingeführt. Ich bin tatsächlich optimistisch, dass dies für neue Spannung sorgen wird.

Jan H. – myFanbase

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