Bewertung

Review: #2.17 Die Dinge des Lebens

In meinen letzten Reviews konnte man den Eindruck gewinnen, dass ich “Nashville“ nicht mehr viel abgewinnen kann. Dem ist aber gar nicht so. Vielmehr bezog sich meine Kritik vor allem auf die schwachen Geschichten, die man den nach wie vor interessanten und starken Charakteren auf den Leib geschrieben hatte. Die neueste Folge bietet nun jedoch einige vielversprechende Ansätze für spannende Geschichten, die uns bis zum Season- und hoffentlich nicht Serienfinale noch erwarten werden. Nicht alles kann gleich auf Anhieb überzeugen, aber eine deutliche Steigerung gegenüber der Vorwoche ist auf jeden Fall vorhanden.

Will und Layla

Am besten gefiel mir in dieser Woche wieder einmal die Handlung um Will. Während andere Geschichten mit einem deutlich schnelleren Tempo ihren Lauf nehmen, lässt man sich hier bei der Charakterentwicklung erfreulich viel Zeit, ohne dabei auf der Stelle zu treten. Zwar ist Will nach wie vor ungeoutet, dennoch überzeugt die Story gleich in mehrerlei Hinsicht. Zunächst einmal sind das vor allem die Probleme von Will in seiner Beziehung zu Layla. Dass er nun mal auf Männer steht, zeigt sich zunehmend auch auf der sexuellen Ebene, denn im Bett harmoniert es bei den beiden überhaupt nicht. Das bemerkt zwar auch Layla, die das aber sicher eher auf ihre eigene Unerfahrenheit bezieht, als auf Problem von Will. Hinzu kommen dann aber auch noch die Unstimmigkeiten im Hinblick auf die Entwicklung ihrer musikalischen Karrieren. Das wird zusätzlich noch durch die Rückkehr von Brent befeuert, der Layla als Manager kräftig unter die Arme greift. Das passt Will selbstverständlich nicht besonders, hat er doch wiederholt versucht, sich von Brent zu distanzieren. So kommt ihm Jeffs Angebot, Luke Wheelers Tour zu begleiten natürlich nur recht, auch wenn das zu Zwist mit Layla führt. Einen weiteren Twist bekommt diese Handlung zudem noch mit Wills Konfrontation mit der Vergangenheit. Will spielte früher also in einer Band, deren Trennung womöglich auf eine Beziehung mit seinem Bandkollegen zurückzuführen ist. Nun kommt es ja nicht besonders überraschend, dass mit Wills zunehmender Bekanntheit, von Berühmtheit will ich da noch nicht sprechen, auch Leute aus seiner Vergangenheit an seinem Erfolg teilhaben wollen. Dementsprechend steigt also auch die Gefahr, dass ehemalige Lover und One-Night-Stands an die Öffentlichkeit oder auch an Will herantreten und damit seine Homosexualität publik machen könnten. Dass diese Möglichkeit erst jetzt thematisiert wird, obwohl er bereits als Opening Act für Juliette eine größere Bekanntheit erlangt haben dürfte, finde ich dabei nicht weiter tragisch. Auch den Heiratsantrag an Layla finde ich aus seiner Sicht nur konsequent. Die Angst vor dem ungewollten Outing ist für ihn einfach so groß, dass er sich nicht anders zu helfen weiß. Das ist natürlich ziemlich naiv, ist doch die Gefahr dadurch nicht wirklich gebannt, was ihm in seiner Panik aber nicht bewusst ist. Ich bin auf jeden Fall sehr gespannt, was uns hier als nächstes erwartet.

Rayna und Juliette

Gespannt war ich ja auf die weitere Entwicklung bei den einstigen Rivalinnen Rayna und Juliette. Während Juliette in der letzten Folge bei Rayna noch recht devot anfragte, ob bei Highway 65 ein Platz für sie sei, sah das allerdings dieses Mal schon wieder ganz anders aus. Und irgendwie lief es quasi mit Ansage genauso ab, wie man es von Juliette erwarten konnte. Dass sie sich nicht an Raynas Schweigepflicht halten würde, war einfach abzusehen. Dass Scarlett auf Raynas Party mehr im Mittelpunkt stand als sie, passte ihr erwartungsgemäß gar nicht und die Selbstverkündung der Verpflichtung beim neuen Label war nur die, zumindest aus ihrer und der Sicht der "Nashville“-Zuschauer, logische Konsequenz. Wieder einmal hat Juliette damit die Rolle des kleinen, trotzigen Mädchens eingenommen, die ihren Willen durchsetzen will. Das ist natürlich alles andere als ein erwachsenes Verhalten und sie sollte sich meines Erachtens wirklich einmal selbst fragen, ob es ihr damit jemals gelingen wird, in der Branche ernst genommen zu werden. Ich kann Raynas Wut auf jeden Fall nachvollziehen. Sie ist mit der Verpflichtung von Juliette nicht nur ein finanzielles Risiko eingegangen. Mit einem aufmüpfigen Künstler in den eigenen Reihen, ist der Ruf gleich zum Label-Start angegriffen. Zumal Raynas Plattenveröffentlichung nun endlich anzustehen scheint und sie natürlich die Publicity dafür benötigt und nicht für das unreife Verhalten von Juliette. Gut gefiel mir aber auch, dass Rayna sie nicht gleich wieder fallen lässt, sondern versucht, mit dem gemeinsamen Auftritt in der Opry für eine Art Schadensbegrenzung zu sorgen. Etwas verwundert hat mich dabei allerdings die offensichtlich sehr reservierte Reaktion des Publikums, die damit doch arg im Widerspruch zur großen Nachfrage nach Juliette bei den Plattenlabels aus der vergangenen Folge steht. Ohne die Unterstützung von Fans, sollten doch auch die Plattenbosse kein Interesse an einer Verpflichtung haben. Vielleicht heißt es aber auch erst einmal abwarten, der Jubel nach der letzten Szene kann theoretisch ja noch immer ausbrechen. Auf jeden Fall hat dieser Handlungsstrang weiterhin sehr gutes Potential für spannende Entwicklungen.

Deacon

Bei Deacon stehen gleich zwei Geschichten auf der Agenda, die aus meiner Sicht aber eine ganz unterschiedliche Art der Spannung versprechen. Zunächst einmal ist Luke’s Angebot, ihn als Supporting Act für seine Tour zu verpflichten, natürlich eine große Chance für Deacon und seine Solo-Karriere. Doch im Hintergrund birgt dies mittelfristig auch ein gefährliches Triangle aus ihm, Luke und selbstredend Rayna, auf die Deacon nun wieder verstärkt treffen wird. Auch wenn Deacon aktuell sein Augenmerk und seine Zuneigung auf Megan konzentriert, ziehen hier doch mit der ihm noch nicht bekannten Affäre von ihr mit Teddy bereits dunkle Wolken am Horizont auf. Die alte Rivalität mit Teddy könnte dadurch wieder aufbrechen, auch wenn es dieses Mal um eine andere Frau geht. Andererseits könnte eine mögliche bevorstehende Trennung von Megan auch wieder ein Interesse von Deacon an Rayna aufflammen lassen. Das fände ich persönlich auch eher spannend, als einen Konflikt mit Teddy um Megan. Mir fehlt einfach der persönliche Bezug und die Sympathie für Megan, so dass es mir letztendlich auch egal ist, ob sie vielleicht nicht doch mit Teddy eher glücklich sein kann.

Maddie

Ein zusätzliches Konfliktpotential zwischen Teddy und Deacon besteht auch in der zunehmenden Teenager-Rebellion von Maddie, der die Liebe zur Musik gerade wichtiger als ihre schulischen Leistungen sind. Dass Teddy hier die Priorität auf ihre Ausbildung legt ist aus Elternsicht zwar durchaus nachvollziehbar, aber dass man mit Verboten meist das Gegenteil bewirkt, sollte ebenfalls bekannt sein. Noch ist Deacon hier auf einer Linie mit Rayna und Teddy. Aber in einem Streit um Megan, könnte sich diese Einstellung natürlich auch ganz schnell ändern. Dazu muss Deacon selbst aber vielleicht auch gar nicht persönlich etwas beitragen, denn Maddie provoziert eine Auseinandersetzung der beiden Väter sehr wahrscheinlich schon mit ihrem Musikvideo unter dem Namen Maddie Claybourne. Ehrlich gesagt bin ich jetzt kein großer Fan von Teenager-im-Pubertäts-Modus-Geschichten, aber ich bin hier durchaus bereit, die weitere Entwicklung erst einmal abzuwarten, auch was die Rolle von Rayna in der Handlung angeht und auf welche Seite sie sich hier möglicherweise schlagen wird.

Gunnar und Zoey

In dieser Beziehung kommt es endlich zu der längst überfälligen Auseinandersetzung von Gunnar mit dem Leben und den Zielen von Zoey. Dass Gunnar auf Zoeys Berichten von ihren Auditions eingeschnappt reagiert, kann ich allerdings nur bedingt akzeptieren. Ich habe zuletzt ja schon wiederholt die Frage gestellt, inwiefern er sich überhaupt für das Leben seiner Freundin interessiert. Er hätte ihre Wünsche an die Zukunft durchaus auch schon früher einmal thematisieren können. Stattdessen hatte man doch verstärkt den Eindruck, dass ihn sein eigenes Leben und seine Karriere mehr interessieren als das von Zoey. Schön war aber dennoch, dass es zwischen den beiden zu einer Aussprache kam und ich konnte Gunnar am Ende sogar auch abnehmen, dass ihm die Absage von Zoey tatsächlich leid tat. Zumindest habe ich die Hoffnung, dass dies nicht nur von ihm geschauspielert war und wir von einer Eifersuchtsnummer seinerseits, was den Erfolg als Sänger angeht, verschont bleiben. Seine Meriten als Songwriter hat er sich bereits verdient, das sollte ihm doch auch etwas wert sein und nicht in einen Wettkampf mit seiner Freundin ausarten.

Avery und Scarlett

Das von Scarlett bekundete Interesse, von Avery bei der Arbeit an ihrem Album produziert zu werden, ist meines Erachtens lediglich aus dem Blickwinkel der Beziehung von Juliette und Avery interessant. Ich zumindest habe kein Interesse daran, noch einmal ein Auflodern der Paarung Scarlett und Avery zu erleben. Aufschlussreich wird das Ganze jedoch durch Juliettes Verhalten in der Sache. Da wäre zum einen ihr Neid auf die derzeit stärkere Fokussierung auf Scarlett bei Highway 65 und natürlich auch ihre Eifersucht auf die Ex ihres Freundes. Den ersten Streit hatten Avery und Juliette bereits und von der vermeintlichen Versöhnung gegen Ende der Folge bin ich noch nicht überzeugt. Man kann also gespannt sein, wie Juliette mit dieser Konstellation zukünftig umgehen wird. Anzumerken ist noch, dass die Tablettensucht von Scarlett wohl doch nicht ganz nebenbei ad acta gelegt wurde, auch wenn dies hier nur eine sehr nebensächliche Rolle spielte.

Fazit

Nach dem absoluten Tiefpunkt in der letzten Episode, bietet #2.17 We’ve Got Things To Do mehrere vielversprechende Ansätze für spannende Handlungsstränge, die zudem durch eine stärkere Verflechtung der Figuren und des Geschehens dafür sorgen, dass "Nashville" nach dem Auf und Ab der Qualität in den letzten Folgen in Richtung des Staffelfinales wieder an erzählerischer Güte gewinnen kann. Jetzt muss dieses Niveau aber auch endlich wieder gehalten und auch gerne noch gesteigert werden.

Jan H. – myfanbase

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