Bewertung

Review: #4.13 Versuchung

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Das Crossover mit "Scandal" geht in die zweite Runde und ich muss sagen, dass ich von der Dynamik der Episode begeistert bin. Langsam baut sich die Spannung auf und man hofft auf ein Happyend, doch keine der beiden Serie ist für glückliche Ausgänge bekannt, weshalb man sich zu keinem Zeitpunkt sicher sein kann, wie der Oberste Gerichtshof bezüglich der Sammelklage entscheidet.

How to Get Away with Scandal

Episode #7.12 Allow Me To Reintroduce Myself stellte den ersten Teil des Crossovers dar, in dem man sich erst einmal an die Kombination aus "Scandal" und "How to Get Away with Murder" gewöhnen musste. Dies war sicherlich für eingefleischte Murder-Fans einfacher als die Fans von "Scandal", schließlich nahm man den Haupthandlungsstrang von "How to Get Away with Murder" als Anlass für das Crossover. Während mich der Zeitsprung in "Scandal" daher etwas gestört hat, war der zweite Teil des Crossovers gleich viel harmonischer. Annalise und Olivia Pope haben die Fronten geklärt und stehen sich am Ende der ersten Crossover-Episode freundschaftlich gegenüber.

Als Annalise von Olivia auf die Anhörung vor dem Obersten Gerichtshof vorbereitet wird, können beide Frauen ihre Stärken gut zur Geltung bringen. Wie in den frühen Zeiten von "Scandal" bereitet Olivia ihre Klientin auf alle Eventualitäten vor und probt jedes Wort, das Annalise an die Richter wenden soll. Annalise wiederum geht zwar auf Olivia ein, macht aber gleichzeitig klar, dass sie von nun an das Sagen hat, da sie es ist, die sich in einem Gerichtssaal auskennt und es nun an ihr ist, ihr Können unter Beweis zu stellen.

Trotz der knallharten Art beider Frauen war es passend, dass Annalise sich anlässlich dieses denkwürdigen Momentes nach ihren Eltern gesehnt hat und die beiden aus Memphis einfliegen lies. In der Vergangenheit stand Annalise nicht gerade auf gutem Fuß mit ihnen und bat nur dann um ihre Unterstützung, wenn es ihr wirklich schlecht ging, weshalb es umso schöner ist, dass Annalise nun auch einmal eine positive Erinnerung mit ihrer Mutter und ihrem Vater teilen möchte.

Wäre es nur die eine Front, an der Annalise zu kämpfen hat, dann wäre sie sicher ohne viele Zweifel in den Gerichtssaal geschritten, doch neben der Sammelklage beschäftigen sie auch die Tat ihrer Studenten, Laurels Sorgerechtstreit, der im Koma liegende Simon, Isaacs Gesundheit und Todd Denver, der nicht nur Bonnie im Nacken sitzt. Den ersten Teil der Episode über hat Annalise versucht, sich von all ihren Sorgen fern zu halten, doch dann dringt Jaqueline schließlich zur ihr durch und Annalise erfährt, dass Isaac sich eine Überdosis verpasst hat und nun mit Nierenversagen im Krankenhaus liegt. Dieses Szenario dient als der Tropfen, der das Fass für Annalise zum Überlaufen dringt. Dahin ist ihre Selbstsicherheit und sie bricht zu einem Häufchen Elend zusammen.

Nun ist es wieder an Olivia, eine Seite an sich zu zeigen, die wir bisher nicht gesehen haben und dies gelingt ihr auch. Man sieht sie als einfühlsame Person, die Annalise das geben will, was sie braucht um sich wiederaufzurichten und vor den Obersten Gerichtshof zu treten. Die Szene der beiden hat mich sehr an "Grey's Anatomy" und die Hochzeit von Amelia und Owen erinnert. Damals war Meredith in der Position von Olivia und Amelia in der von Annalise. Meredith bot sich an, die Person für ihre Schwägerin zu sein, die sie braucht, ebenso wie Olivia nun Annalise zur Seite steht.

Gleichzeitig zu dieser Parallele stellt der Moment auch einen entscheidenden Wendepunkt für Annalise dar und die Autoren unterstreichen, wie sehr sich ihre Lage von der Isaacs unterscheidet. Während jener sich seiner Sucht im Angesicht seiner Schuldgefühle hingegeben hat, denkt Annalise zwar kurz an den Wodka, der ihr durch diesen dunklen Moment helfen könnte, doch sie geht nicht weiter darauf ein. Sie hat die Flasche vor Augen, wendet sich dann aber davon ab und stellt sich ihren Ängsten, wozu man ihr nur gratulieren kann. Die Autoren haben diese Willensstärke sehr schön auf den Bildschirm gebannt.

Einen weiteren emotionalen Höhepunkt gibt es dann vor dem Obersten Gerichtshof, wo es erst so aussieht, als würde Annalise nicht gegen die Widerworte eines der Richter ankommen. Man merkt ihr noch immer an, dass sie sich nach dem kurzen Zusammenbruch noch nicht ganz gefangen hat und dass der Ort, an dem sie sich befindet, ihr noch immer imponiert, weshalb es schwer für sie ist, ihre Sammelklage richtig in Szene zu setzen. Doch sie wäre nicht Annalise Keating, wenn es ihr nicht gelingen würde, die eigenen Worte des Richters als Argument gegen ihn zu benutzen und so erleben wir, wie Annalise zu sich selbst zurückfindet. Wo sie zuvor gezögert hat und sich von dem Richter unterbrechen lies, zeigt Annalise sich nun gewohnt wortgewandt und erinnert damit genau so sehr an ihr altes Ich, wie Olivia es zu Beginn der Episode getan hat. Wichtig ist in diesem Moment auch die Anwesenheit ihrer Eltern, denn während Annalises Unsicherheit befanden sich die beiden noch nicht im Saal, nun da sie da sind scheinen sie jedoch zu Annalises Standhaftigkeit beizutragen.

Nachdem sich Annalise so gut präsentieren konnte, ist es keine Überraschung mehr, dass die Sammelklage nun doch Gehör finden soll und man atmet erleichtert auf. Das Crossover findet damit ein sehr harmonisches Ende und obwohl ich zunächst nicht geglaubt habe, dass die beiden Serien gut miteinander harmonieren werden, hat diese packende zweite Folge mich eines Besseren belehrt.

Sexy Brain

Es ist erneut Michaela, die Annalise bei der Klage zur Seite steht und ähnlich wie für Annalise ist diese Episode für Michaela eine wahre Achterbahnfahrt. Schon im ersten Teil des Crossovers konnte man sich davon überzeugen, dass zwischen Michaela und Marcus etwas in der Luft liegt. Ich bin ein großer Fan der Beziehung von Michaela und Asher, doch in den vergangenen Episoden kamen weder die Keating 5 noch deren Beziehungen so recht zur Geltung, weshalb das Knistern zwischen Michaela und Marcus eine willkommene Abwechslung war. Einerseits wollte man nicht, dass Michaela Asher hintergeht, andererseits stimmt die Chemie zwischen ihr und Marcus einfach und man wollte sehen, ob die beiden diesen Schritt tatsächlich gehen würden.

Als sie im Auto dann nicht länger an sich halten konnte, war ich mir nicht sicher, ob ich nun glücklich über die freigelassenen Gefühle der beiden sein sollte oder erschrocken bezüglich Michaelas Zukunft mit Asher. So oder so kann man sagen, dass Aja Naomi King diese Szenen überzeugend gemeistert hat und dass ihr Michaelas innerer Kampf stets anzusehen war.

Dass ihre Freunde Michaela sofort ansehen, dass jene mit Marcus geschlafen hat, war ein schöner Lacher für zwischendurch, da der Rest der Episode sonst sehr ernst gehalten wurde. Ich glaube nicht, dass Michaela ihren Seitensprung lange vor Asher geheim halten kann und bin gespannt auf die sich dadurch verändernde Gruppendynamik. Asher wird von allen gemocht und ist ähnlich wie Oliver herzensgut, während Michaela so ihre Ecken und Kanten hat, weshalb es schwieriger fällt mit ihr zu sympathisieren. Auch wenn der Seitensprung an sich daher nicht schön anzusehen war, gibt er der Studentengruppe endlich mal wieder einen Schubs und dient als Anlass dazu, dass ihre Beziehungen in den Vordergrund gerückt werden.

Randnotizen

  • Der kleine Plausch zwischen Olivia und Ophelia hat mir sehr gut gefallen.
  • Das Crossover würde ich im Allgemeinen als gelungen bezeichnen, auch wenn es sich wesentlich besser in die "How to Get Away with Murder"-Handlung als in die von "Scandal" eingefügt hat. Schade fand ich lediglich, dass man nicht auf die Rollen von Liza Weil zu sprechen kam, die ja in beiden Serien zu sehen war/ ist.
  • Frank hat nun also einen USB-Stick gefunden, auf dem Wes (?) das Gespräch mit Sandrine aufgezeichnet hat. Warum hat er dies getan und wie wird Laurel auf Franks Ermittlungen gegen ihre Mutter reagieren?
  • Ich muss gestehen, dass ich Simons Koma neben der Sammelklage schon beinahe vergessen hatte. Glaubt ihr, dass er sich an den Schuss erinnern kann?
  • In ihrer Siegesrede dankt Annalise nicht Michaela für die Unterstützung bei der Sammelklage sondern Connor. Zum einen ist dies gerechtfertigt, da Connor von Anfang an dabei war, es war jedoch Michaela, die Annalise am Ende immer zur Seite stand und ihr die Hilfe von Olivia vorgeschlagen hat, weshalb ich es schade finde, dass Annalise nicht beide erwähnt hat.

Fazit

Das Crossover ist beendet und man hat uns eine mitreißende Episode geboten. Nun bleiben nur noch zwei Folgen übrig und ich bin gespannt, ob man alle offenen Handlungsstränge noch in dieser Staffel abschließen kann, oder ob einige Geschichten mit in eine potentielle fünfte Staffel genommen werden.

Marie Florschütz - myFanbase

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