Bewertung

Review: #2.09 Der beste Freund

Nach dem ungemein spannenden Ende der vorherigen Episoden geht es dieses Mal wesentlich weniger aufregend zu, was nicht heißen soll, das es der Episode an Spannung mangelt. Ganz gewiss nicht. Doch auch wenn es vor allem gegen Ende richtig heiß hergeht und die CIA ganz dicht dran ist, Terrorist Abu Nazir dingfest zu machen, so zieht sich der Mittelteil enorm in die Länge.

"Who's really running this operation, David?"

Natürlich glaubt man niemals auch nur ansatzweise, dass Brody ernsthaft durch die Entführung durch Roya Hammad in Gefahr schwebt. Und so dauert es glücklicherweise auch nicht allzu lange, bis die CIA Gewissheit hat, dass ihr heißestes Eisen im Kampf gegen Abu Nazir noch am Leben ist. Die Frage ist jedoch, inwiefern traut man den Worten des Doppelagenten. Für Carrie ist es überhaupt kein Thema, dass Brody die Wahrheit sagt, speziell dann, wenn er den Namen Abu Nazir in den Mund nimmt. Der Rest des Teams, allen voran David Estes und Peter Quinn scheinen jedoch nicht ganz davon überzeugt zu sein, dass Brody in ihrem Team spielt.

Dass Peter Quinn nicht der ist, der er vorgibt zu sein, war schon längere Zeit klar und heute bestätigt sich Carries anfänglicher Verdacht auf doch recht beeindruckende Weise, auch wenn ihr selbst das noch überhaupt nicht klar ist. Es freut mich, dass man eine komplett andere Richtung einschlägt als es zu Beginn noch den Anschein hat, denn Quinn entpuppt sich eben nicht als weiterer Schläfer, der Abu Nazir in die Tasche arbeitet. Vielmehr stammt er anscheinend von einer Spezialeinheit, die Brody im Auge behalten soll. Wenn man ehrlich ist, dann verwundert es nicht, das man in den Reihen der CIA beschließt, Brodys Aussagen nicht einfach zu glauben. Das Problem ist nur einmal wieder, dass selbst die einzelnen Teammitglieder der Task Force nicht vorbehaltlos zusammen arbeiten, sondern wieder ein oder zwei Protagonisten ihr eigenes Spiel treiben.

Das fängt dabei an, dass Carrie Quinn nicht über den Weg traut und Virgil und Max auf ihn ansetzt. Der wiederum zieht Saul Berenson ins Boot und schürt den Verdacht, dass Quinn ein potentieller Terrorist sein könnte. Saul konfrontiert daraufhin nicht etwa Quinn, sondern Estes, der mal wieder gegen Saul zu arbeiten scheint und eine zweite Partie mit Dar Adal in den Fall eingezogen hat. Um wen es sich genau bei diesem mysteriösen Mann handelt, wird nicht ganz klar, aber Saul Berensen scheint ihn zu kennen und scheint auch schon einmal mit ihm zusammen gearbeitet zu haben. Mehr erfahren wir von Dar Adal jedoch nicht.

Irgendwie klingen sämtliche Verflechtungen innerhalb der CIA außerordentlich kompliziert und ich als Zuschauer frage mich ernsthaft, wie ein solches Team erfolgreich miteinander arbeiten kann. Als Estes am Ende zum Telefon greift und Quinn anweist, Brody nicht zu erschießen, da wird man dann jedoch daran erinnert, dass dies eben kein eingeschworenes Team bester Freunde ist, die einen einfachen Kriminalfall lösen sollen. Es geht um schlicht und ergreifend um das Wohl eines ganzen Landes und da sollte man auf alle Eventualitäten vorbereitet sein.

"You know, sometimes... I really just wish he had never come back from that stupid war."

Brody trifft während seiner Entführung erneut auf Abu Nazir, der den Glauben in seinen Schützling noch nicht verloren hat, auch wenn dieser keinen Hehl daraus macht, dass es ihm nicht wohl dabei ist, Zivilisten zu töten. Die Szenen zwischen den beiden Männern haben immer eine unglaublich Intensität, wobei ich nicht genau sagen kann, ob Abu Nazir ahnt, dass er dabei ist, Brody tatsächlich zu verlieren. Aber er scheint zu ahnen, dass er nicht mehr der Mann ist, den er zurück in die Vereinigten Staaten mit einer Mission entlassen hat und macht ihm klar, dass er ihn unter Beobachtung hat.

Ich muss zugeben, dass der einfach Appell, dass er sich treu sein sollte und so sicher gehen kann, dass seiner Familie nicht passiert, beim ersten Hinhören ganz und gar nicht wie eine Drohung klingt. Brody und Carrie ist dies jedoch sofort klar und dass Brody recht hatte, seine Familie sofort in Sicherheit bringen zu wollen.

Die Brodys werden daraufhin in eine sichere Wohnung gebracht. Dana geht es verständlicherweise gegen den Strich, dass sie nie erfahren, was genau eigentlich im Leben ihres Vaters abläuft. In einem sehr ehrlichen Gespräch gesteht sie Mike schließlich, dass sie sich manchmal wünschen würde, ihr Vater wäre nie zurückgekehrt. Das sind natürlich harsche Worte, doch aus der Sicht von Dana gesehen hat die Rückkehr ihres Vaters einen tiefen Graben in die Familie gerissen. Jessica und Mike waren gerade dabei, sich ineinander zu verlieben und auch Dana hatte Mike ins Herz geschlossen. Urplötzlich steht nach acht Jahren ihr Vater vor ihr, tut nicht nachvollziehbare Dinge und bringt eigenartige Menschen in ihr Leben. Dann verlangt er von ihr, Verständnis für seine Situation zu zeigen, tut aber nichts, um sich dieses Verständnis zu verdienen. Dass dies eine junge Erwachsene auf die Palme bringen kann, deren perfektes Leben allmählich aus den Angeln gehoben wird, ist verständlich und niemand in ihrer Familie scheint sich die Mühe zu machen, ihr ernsthaft zuhören zu wollen.

Jess versucht verzweifelt, die Familie zusammen zu halten, doch als sie mal wieder ohne jegliche Info aus ihrem Haus geholt wird und nicht weiß, was vor sich geht, da flüchtet sie sich in die Arme von Mike. Das kommt hier zwar aus heiterem Himmel, aber es ist eine logische Konsequenz daraus, dass Brody und Jessica sich immer weiter voneinander entfernen. Ob die gemeinsame Nacht jedoch eine einmalige Sache zwischen ihnen bliebt, wird die Zeit zeigen müssen.

Fazit

Dass das Team um Carrie am Ende tatsächlich Abu Nazir in die Finger bekommt, war relativ unwahrscheinlich und von daher auch nicht sonderlich überraschend. Zugegeben war die Szene vor dem Restaurant mal wieder unglaublich spannend inszeniert. Die musikalische Untermalung unterstützt die spannende Atmosphäre ungemein und mal wieder sitzt man am Rande der Couch und fiebert mit dem Team mit, wohl wissend, dass der Einsatz nicht das Ende der Geschichte um Abu Nazir sein kann. Immerhin gibt es noch drei Episoden bis zum Staffelfinale. Der Mittelteil, die ganze Sache um Quinn, dessen zweiter Identität und auch die sie ganze Geschichte um Familie Brody trüben jedoch den Gesamteindruck der Folge etwas, denn vor allem Letzteres wirkt momentan wie ein Fremdkörper, der den Verlauf der Geschichte eher bremst, als voran bringt.

Melanie Wolff - myFanbase

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