Bewertung

Review: #4.02 Kompass

Langsam bekommt man das Gefühl, dass "Heroes" es uns in diesem Jahr ähnlich schwer machen wird wie in der letzten Staffel. Denn #4.02 Kompass bietet uns – ähnlich wie so viele Folgen der vergangenen Season – eine unausgewogene Mischung aus interessant und langweilig, aus unterhaltsam und einschläfernd. Und das macht die Bewertung der Folge nicht unbedingt einfacher. Während einige Szenen richtig gut waren, waren andere wiederum so schrecklich, dass man den Drehbuchautoren Adam Armus und Kay Foster am liebsten Peters Senfglas über den Kopf gezogen hätte.

"I think you should seriously consider how you're living your life."

Womit wir schon bei der besten Storyline der Episode wären: Peter und Noah. Der Mann mit dem Senfglas und der Mann mit den Cornflakes. Beide sind Einzelgänger geworden, der eine freiwillig, der andere unfreiwillig, und müssen feststellen, dass ihr Leben eine neue Richtung braucht. Während Peter seine Bestimmung in der Rettung anderer gefunden hat, kämpft Noah noch so ein bisschen mit seiner Zukunft und ist daher Feuer und Flamme, den Kompass-Fall zu lösen.

Doch von vorne: Nachdem Noah mit Sandra telefonieren will, sich aber eine Männerstimme am Ende der Leitung meldet, ist er am Boden zerstört. Und wir sind es auch. Sandra hat einen neuen Typ?! Wenn das nicht schleunigst als Missverständnis aufgeklärt wird, schmeiße ich das Senfglas. Und wenn diese schrecklich verliebten Blicke zwischen Noah und Tracy nicht bald aufhören, dann gibt es Peters Suppe oben drauf.

Noah greift also einfach mal intuitiv in Dankos Magen und fischt einen Schlüssel raus. Ja, genau, intuitiv. Der Schlüssel führt zu einem Schließfach, in dem ein kaputter Kompass liegt. Natürlich taucht sofort Edgar auf, um das Ding zurückzuholen, und liefert sich einen Fight mit Peter. Coole Szene, aber dennoch DKDNWS-würdig: Denn woher kann Peter plötzlich Karate? Wie kann es sein, dass Peter einen trainierten Kämpfer wie Edgar in die Flucht schlagen kann? DKDNWS.

Wenigstens wird dieser Logikfehler von der wirklich guten Szene vor dem Krankenhaus wieder wettgemacht. Peter weigert sich, Noah weiterhin zu helfen und rechtfertigt diese Entscheidung damit, dass er die Intrigen satt hat. Höre ich da die Worte "gelungene Charakterentwicklung" im Hintergrund? So unwahrscheinlich das bei "Heroes" mittlerweile auch sein mag, bei Peter hat man es tatsächlich geschafft. Er hat sich wieder zu einer glaubwürdigen Figur entwickelt, deren Motive einleuchtend sind, deren Aktionen Sinn machen und die man gerne sieht. Weiter so.

"Sometimes, if you wanna change one thing, that's all you do."

In der Gegenüberstellung von Peter und Hiro wird einem auch schmerzhaft deutlich, wieso Hiros Charakter einfach nicht funktioniert: Hiro tut gute Dinge, um Anerkennung zu erhaschen, während Peter sie tut, um anderen zu helfen. Hinzu kommt, dass Hiros fünfhundertste Yatta-Einlage einfach nur nervig ist.

Das einzig Gute, das man Hiros Storyline abgewinnen kann, ist die Hoffnung darauf, dass er vielleicht endlich ins Hauptgeschehen eingebunden wird. Während er in Staffel 3 nur eine Randfigur war, die die obligatorischen Slapstick-Szenen liefern musste, steht er nun in enger Verbindung zum Karneval. Natürlich ist es lächerlich, dass sich Hiros Zukunft durch einen Glückskeks auf einem Jahrmarkt entschieden haben soll. Natürlich ist es unlogisch, dass Hiro und Samuel sich genau zur gleichen Zeit am gleichen Ort vor 14 Jahren treffen. Doch wenn Samuel Hiro tatsächlich unter seine Fittiche nimmt, dann könnte Hiro – sofern man es nicht wieder versaut – womöglich aus seiner Misere gerettet werden. Ob das auf Ando zutrifft, ist allerdings die nächste Frage. Dieser Figur kann man mittlerweile gar nichts mehr abgewinnen, von der Liebesstory zwischen ihm und Kimiko ganz zu schweigen. Uninteressant, langweilig, einschläfernd.

"Hi. My name is Sylar. It's been about six weeks or so since I've seen my body and I want it back."

Aber zum Glück gibt es ja noch Zachary Quinto. Wenn dieser Mann als Sylar auf den Plan tritt, ist man definitiv wieder hellwach. Quinto ist und bleibt gigantisch in der Rolle des psychopathischen Killers. Besonders erfreulich ist es, dass er wieder als böser, sarkastischer Sylar auftreten darf, ohne die ganzen emotionalen Probleme, die diesen Charakter in Staffel 3 so zerstört haben. Sowohl die Szenen mit der Selbsthilfegruppe als auch die Zeugenbefragung sind klasse, mit einem ebenfalls sehr guten Greg Grunberg in der Rolle des Matt.

Die Frage ist nun: Ist Sylar eine Halluzination? Die Verkörperung der Schuld, die Matt seit dem Vorfall mit sich rumträgt? Oder ist Sylars Psyche in Matt gefangen?

"You can't replace family."

Hätte man jetzt nicht noch Claires unsagbar langweilige Storyline in die Episode eingebaut, hätte es vielleicht sogar zu sieben Punkten gereicht. So aber gibt es für diesen Part definitiv einen dicken Minuspunkt. Falsche Selbstmordnotiz? Gääähn. Gretchen? Eine Katastrophe. Und dass Claire mitten (!) auf (!!) dem (!!!) Campus (!!!!) unter der Bestrahlung sämtlicher Straßenlaternen (!!!!!) die Fall-Theorie ausprobieren muss, verdient schlichtweg ein riesengroßes DKDNWS.

Schade ist es auch, dass vom Karneval nur wenig zu sehen war. Und wo ist eigentlich Dr. Suresh? Zumindest hat man in dieser Episode im Vergleich zu #4.01 Neubeginn seine Sache besser gemacht: Peters und Noahs Zusammenarbeit sowie Sylars und Matts mentaler Krieg gaben ein paar richtig gute Szenen her – nur leider haben Hiros und Claires Storyline wieder für viel unspektakuläres Material gesorgt, das man trostlos hätte weglassen können. Eine unausgewogene Mischung eben. Sechs Punkte gibt es also für diese zweite Folge der vierten Staffel. Und ich halte mein Senfglas bereit.

Maria Gruber - myFanbase

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