Bewertung
James Gunn

Guardians of the Galaxy Vol. 3

Foto: Guardians of the Galaxy Vol. 3 - Copyright: Marvel
Guardians of the Galaxy Vol. 3
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Inhalt

Nach dem Verlust der Gamora (Zoe Saldana), die Peter Quill (Chris Pratt) gekannt hat, hat er völlig den Halt verloren. Als es aber ein unheimlicher Gegner (Chukwudi Iwuji) mit suspekten Visionen für eine alternative Erde auf Rocket abgesehen hat und damit wieder jemand bedroht wird, der Peter sehr am Herzen liegt, versammelt er seine Wächter des Universums ein letztes Mal um sich, damit sie Rockets Leben retten, selbst wenn es sie selbst in große Gefahr bringt…

Kritik

Dieser Film war von Anfang eine emotionale Geschichte für mich, denn der erste "Guardians of the Galaxy" war es eigentlich, der mich richtig in das MCU hineingezogen hat. Zwar hatte ich zuvor schon Filme gesehen, aber dennoch war die bunt gewürfelte Truppe an Guardians die Geburtsstunde meines Interesses, dieses Filmuniversum in seiner komplexeren Gesamtstruktur zu erkunden. Dementsprechend hat der Einstieg in "Guardians of the Galaxy Vol. 3" meine Stimmung wirklich gut aufgegriffen: melancholisch, nachdenklich-vorsichtig und etwas hoffnungslos. Trotz dieser Einschätzung fand ich diese erste lange Szene, während Rocket zu "Creep" mitsingt, gut gemacht. Die Filmreihe stand immer schon für eine geniale Einbindung des Soundtracks, das wird damit gleich wieder bestens betont. Dazu ist es eben eine gute Vorausdeutung für den Schwerpunkt des Films, denn wir dringen tief in die Ursprünge von Rocket ein, der sich demnach vollkommen zurecht als Creep empfindet. Dennoch kommt nach diesem Einstieg eine kleine Delle. Zwar wird gleich der erste Auftritt von Adam Warlock (Will Poulter) angeschlossen, der bereits im Vorfeld sicherlich am prominentesten beworben worden ist, aber richtig überzeugt hat es mich nicht, weil es ohne Kontext erschien, was für Comickenner in diesem Umfang nicht zählen wird.

Aber das ist eben die Ausgangssituation, in der man sich erstmal zurechtfinden muss. Vielleicht wird das zu Beginn auch etwas verhindert, weil parallel immer Szenen eingespielt werden, die Rockets Vergangenheit als Versuchsobjekt 89P13 näher beleuchten. Diese sind unheimlich wichtig für die Handlung, das ist nicht wegzudiskutieren, aber dieses Zusammenspiel aus Vergangenem und chaotischem Neuem, da braucht es etwas Orientierung. Letztlich hat sich der Film aber schon wieder gefunden, als es zur ersten Teilmission ins Hauptquartier von OrgoCorp geht. Die Reihe war für mich immer schon dann am besten, wenn es um die Kameradschaftlichkeit geht und die Überzeugung, dass man zusammen alles schaffen kann. Das wird hier wieder grandios bis in alle Nuancen ausgespielt, wobei es mit dem Bangen um Rockets Leben natürlich noch eine Brisanz bekommt, wo man unweigerlich auf einer emotionalen Ebene mitfiebert. Bevor ich aber ausführlicher zu dem Rocket-Teil komme, will ich über die anderen noch ein paar Worte verlieren. Für Peter ist es die erste größere Mission, nachdem er sich in Trauer um 'seine' Gamora verloren hat. Nun ist eine neue Version von ihr dabei und verständlicherweise ist das eine Doppelbelastung für Peter, der einerseits ständig an Rocket denkt und der andererseits das erneuern will, was ursprünglich dafür gesorgt hat, dass sich Gamora in ihn verliebt hat. Vielleicht reizt es der Film manchmal etwas zu sehr aus, gerade zu Beginn ihrer Wiederbegegnung, aber im Endeffekt war eine tolle Entwicklung zu sehen. Peter kann sich irgendwann von dem Gedanken lösen, dass es nur um Gamora geht, weil die Guardians immer schon mehr waren. Dazu wäre es auch unlogisch gewesen, sie wieder zu der alten Gamora zu machen, um die wir wohl alle echt getrauert haben. Denn diese Version hat auch etwas. Sie hat mit zunehmender Spieldauer immer mehr Gemeinsamkeiten, aber übereinstimmend werden sie nie werden und das finde ich als Botschaft richtig.

Groot, der mich wohl im ersten Teil am meisten an diese neue Truppe gebunden hat, kommt diesmal leider etwas kurz. Wobei das vielleicht auch gar nicht stimmt. Er ist eben nicht mehr das Baby, sondern ordentlich gereift und strahlt dadurch auch eine andere Präsenz aus. Dasselbe gilt für Nebula (Karen Gillan), denn ich hatte den Eindruck, dass speziell diese beiden Figuren das Gewissen und der Kleber, der alles zusammenhält, waren. Die Entwicklung von Nebula ist wirklich beeindruckend und ich musste angesichts des nahen Moments mit Peter wirklich sehr lachen. Auch wenn wir das wohl alle nicht sehen wollen würde, alleine diese Andeutung hat doch gezeigt, dass Nebula wirklich bei sich angekommen ist und das ist ihr von Herzen zu gönnen. Drax (Dave Bautista) und Mantis (Pom Klementieff) waren wie eh und je für die Lacher zuständig und dafür sind sie auch ein unwiderstehliches Duo, was ich nie mehr missen wollen würde. So wirklich Entwicklung war hier nicht mehr zu erkennen, aber das ist auch nicht schlimm, denn es bleibt unbestritten, dass diese Filme ohne sie nur halb so gut funktionieren würden. Kraglin (Sean Gunn) und Neuzugang Cosmo (Marija Bakalowa) sind auf einem eigenen Nebenschauplatz unterwegs, aber auch hier wurde schnell ein passendes Duo geschaffen, das den Eindruck, dass es mehr denn je um Zusammenhalt ging, zusätzlich gut unterstrichen hat.

Nun aber zu Rocket, dem dieser Film gehört. Sobald es um niedliche Tiere geht, ist es für mich ja eh vorbei, aber ich bin nicht nur manipuliert worden, denn es sind nicht nur einfach süße Computeranimationen vor den Bildschirm gezerrt worden, sondern es ging wirklich tief in der Erkundung. An Rockets Seite haben die Grausamkeit der Experimente noch Lylla, Teefs und Floor mitmachen müssen. Sie stellen eine Charge dar, wobei Rocket der absolute Höhepunkt darstellt, da seine Intelligenz sogar die von seinem Schöpfer High Evolutionary übersteigt. Ich fand dieses Quartett in seine gemeinsamen Szenen wirklich sehr einnehmend, auch weil es ein passender Ausgleich für das war, was Rocket erleben musste, immer wenn er aus seiner Zelle geholt wurde. Diese drei anderen haben ihn durch Liebe, Loyalität und unbändige Lust am Leben aufgefangen. Es war im Grunde das erste Team, was Rocket erlebt hat und es hat vieles aus den vorangegangenen Filmen erklärt. Insgesamt zahlt sich wohl an dieser Stelle besonders aus, dass James Gunn alle drei Filme inszenieren durfte. Denn so hat sich wirklich ein rundes Bild ergeben. Auch wenn es bei einigen der Guardians eher oberflächlich blieb, aber wenn es bei anderen in die Tiefe ging, dann immer nachvollziehbar und nahbar. Das ist durch Rockets Geschichte noch einmal unterstrichen worden. Aber es ist nicht nur die Vergangenheit, wo alles zusammenspielt, es ist dann auch die Gegenwart, wo Rocket seine Geschichte rund machen kann. Auch hier wurde alles genau richtig gemacht und ein perfekter Schlusspunkt gesetzt.

Ich fand aber auch die Botschaften, die mit dem High Evolutionary vermittelt wurden, sehr interessant. Vielleicht war das gar nicht die Absicht in dem Ausmaß, wie meine Gedanken ausgeufert sind, aber ich musste doch viel an die Klimakatastrophe und die menschliche Bewertung davon denken. Sie ist menschengemacht, da gibt es nichts dran zu rütteln. Vielleicht ist hieran die Anknüpfung über die Wünsche des High Evolutionarys zu sehen, der als Reaktion die perfekte Gesellschaft kreieren möchte. Wäre unsere Erde durch die perfekte Gesellschaft zu retten? Oder wäre die Vernichtung eines weiteren neu besiedelten Planeten dadurch aufzuhalten? Der Film verneint das und ich würde mich der Einschätzung anschließen. Auf der Gegenerde sieht das Leben nicht anders aus, als wir es von unserer Erde kennen und das zeigt doch nur, dass es die perfekte Gesellschaft gar nicht geben kann. So eine Perspektive finde ich speziell in einer Filmreihe mit den Guardians, bei denen nichts perfekt ist und die als höchst unterschiedliche Charakterköpfe zusammengewürfelt wurden, sehr passend. Denn auch wenn es in der Truppe auch immer zu zwischenmenschlichen Problemen kommt, sie raufen sich immer zusammen und bilden eine Einheit (siehe die ganzen Slomos, wenn sie als Crew auftreten). Sie hätten kein Experiment von High Evolutionary überlebt, aber letztlich leben sie eben doch. Das ist zum Abschluss eine schöne Botschaft, die dann auch durch die finale Rettungsaktion, wo eben alles Leben gerettet wird, toll unterstrichen. Es kommt nicht auf das Perfekt sein an, das rettet gar nichts. Was im Argen liegt, das steht auf einem anderen Blatt geschrieben und es wird zu sehen sein, ob die Menschheit das hinkriegt. Diese ganze Filmreihe hat uns dafür im Grunde den Schlüssel in die Hand gegeben, man muss es nur leben.

Das endgültige Ende habe ich mit einem lachenden und weinenden Auge wahrgenommen, was für mich immer die ideale Mischung für einen Abschied ist. Auch wenn es die Guardians, so wie wir sie kennen, nie mehr in dieser Zusammenstellung geben wird, so hat sich die Auflösung sehr natürlich angefühlt. Die jeweiligen getroffenen Entscheidungen sind auch hier charakterlich entsprechend gewesen. Dazu ist eben auch das, was mich zum Weinen gebracht hat, von Hoffnung angereichert gewesen. Das hat es auch noch einmal rund gemacht, denn alle Figuren kann man getrost ihrem Schicksal überlassen und alles ist gut. Für die Zukunft wird natürlich spannend, was wir nun noch zu sehen bekommen. Durch die Post-Credits-Szenen gibt es gleich zwei Andeutungen, wobei eins vielleicht auch einfach nur als Tatsache für das Off zu verstehen ist. Aber man wird es sehen müssen. Gunn ist nun zu DC gewechselt und darf sich dort austoben. Marvel befindet sich aktuell immer noch mitten in einem großen Plan, auch wenn es sich zuletzt nicht immer so angefühlt hat, weswegen die Zukunft für Teile dieses Teams vielleicht schon entschieden sind. Letztlich muss man diesen abschließenden Teil für die Guardians aber vor allem isoliert sehen und da ergibt sich wirklich noch einmal ein Highlight.

Fazit

"Guardians of the Galaxy Vol. 3" kommt vielleicht etwas zäh aus den Startlöchern, aber das ist am Ende nur noch eine Randempfindung. Ich habe noch einmal eine tolle Unterhaltung geboten bekommen, die am bedrohten Schicksal von Rocket sich dadurch auszeichnete, dass die ganzen Stärken der Filmreihe ausgespielt wurden und man nochmal all das bekommen hat, was man lieben gelernt hat. Ganz im Sinne der Botschaft des Films war es kein perfekter Blockbuster, aber er war in seiner eigenen Logik genau richtig. Das macht den Abschied nicht leicht, aber sehr, sehr erträglich.

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Lena Donth - myFanbase
11.05.2023

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