Bewertung
Zack Snyder

Army of the Dead

Foto: Army of the Dead - Copyright: 2021 Netflix, Inc.
Army of the Dead
© 2021 Netflix, Inc.

Inhalt

Nach einem gewaltigen Regierungsfehler ist Las Vegas völlig von Zombies überlaufen, weswegen der Bereich abgetrennt worden ist. Als klar wird, dass mit einer Atomwaffe reagiert werden soll, um das Zombieproblem in den Griff zu bekommen, erinnert sich der Milliardär Bly Tanaka (Hiroyuki Sanada), dass er noch einen sehr hohen Geldbetrag in einem Tresor in der Stadt hat. Er heuert Scott Ward (Dave Bautista) an, der sich bei der ersten Zombiewelle als Kriegsheld erwiesen hat und dieser wiederum soll ein eigenes Team zusammenstellen, um das Geld aus der Stadt zu holen. Scott kann dem Reiz des Geldes nicht widerstehen, doch in Las Vegas selbst zeigt sich, dass er und seine Truppe es mit einer völlig neuen Spezies von Zombies zu tun haben, die deutlich besser organisiert sind. Ob Scott und seine Leute als reiche Leute wieder aus der Stadt kommen?

Kritik

"Army of the Dead" ist unter der Regie von Zack Snyder entstanden. Der Zack Snyder also, der sich mit Comic-Verfilmungen und Filmen über Zombies einen Namen gemacht hat. Der Hype um ihn sicherlich am ehesten daran zu erkennen, wie vehement von DC-Fans seine Version von "Justice League" eingefordert haben. Hier ist zum Hintergrund zu erwähnen, dass Snyder die Dreharbeiten an diesem DC-Film abbrechen musste, nachdem sich bei ihm eine private Tragödie ereignet hatte. Die letztliche Kinoversion unter der Regie von Joss Whedon hat nicht wirklich zu überzeugen gewusst, weswegen Snyder mit einigem zeitlichen Abstand seine Version vollenden konnte, die nun in diesem Jahr auch veröffentlicht wurde. Bei dieser enormen Fanbase, die der Regisseur offenbar hinter sich weiß, ist es kein Wunder, dass nun die Verbindung zwischen Streamingriese Netflix und Snyder eingegangen wurde. "Army of the Dead" ist nun das erste Produkt dieser Zusammenarbeit, das gleichzeitig der Startschuss für ein ganzes Franchise sein soll. Ob die großen Erwartungen an den Film auch erfüllt werden können?

Eigentlich bin ich jetzt nicht der größte Zombie-Fan, habe natürlich in diesem Genre aber schon einige Filme und Serien gesehen. Dennoch waren die Zombies ganz sicher nicht der Grund, warum ich hier vorrangig reinsehen wollte. Ausschlaggebend war für mich eher das Ensemble, denn der Cast ist schon sehr divers aufgestellt und damit meine ich sogar noch nicht mal die Ethnien (auch wenn das natürlich lobenswert ist!), sondern dass es einfach höchst unterschiedliche Typen sind, irgendwie alle Misfits, die sich für die Mission ihres Lebens zusammenraufen müssen. War Snyder bis dato vor allem für die Superhelden verantwortlich, so sind es hier die, die es eher nicht sind und die verrückt genug sind, ihr Leben für Geld und einen suspekten Milliardär zu riskieren. Besonders gefreut habe ich mich sicherlich auf Dave Bautista, der sich gerade durch "Guardians of the Galaxy" einfach Kultstatus erarbeitet hat. Nun ist er in der Reihe von Marvel als Drax einer von vielen, aber schon vorab ist durch das Marketing klar geworden, dass Bautista für "Army of the Dead" das zentrale Werbegesicht darstellt. In einem zweiten Schritt konnte ich dann aber auch nicht leugnen, dass ich auch auf Matthias Schweighöfer gespannt war. Wenn er zuletzt in deutschen Produktionen zu sehen war, dann meist unter seiner eigenen Federführung und da musste man leider zunehmend zum Fazit kommen, dass er sich kreativ kaum noch neu erfindet. Nun ist "Army of the Dead" die zweite internationale Produktion, an der beteiligt ist, wo er aber in der Hintergrund treten und einfach eine ihm zugewiesene Rolle spielen muss.

Fangen wir nun aber wirklich mit dem Film an, der seine stärkste Munition schon ganz am Anfang verschießt. Bis jetzt weiß ich noch nicht recht zu bewerten, ob das gut oder eher schlecht ist. Fakt ist, wenn der Film seinen ersten Teil beendet hat, wenn der oder die Zuschauer*in sich in der dargestellten Welt eingefunden hat, dann ist man erstmal voll im Filmgeschehen drin. Was dort aus dem Untergang von Las Vegas rausgeholt wird, ist definitiv ganz großes Kino, weil in jeder Minisequenz so viel passiert, visuell, akustisch, emotional, wirklich überall. Aber das Problem ist eben schlichtweg, dass genau von diesem positiven Wahnsinn vom Beginn später nichts mehr übrigbleibt. Sicherlich passiert auch hinterher noch genug, aber eben nicht in der qualitativen Dichte, so dass der Film nicht das verspricht, was er mit der Eingangssequenz eigentlich versprochen hat. Wenn das Team schließlich zusammengestellt wird, kehrt logischerweise erstmal Ruhe ein, denn es soll dem Publikum möglich sein, sich langsam an die Charaktere zu gewöhnen. Und da es wie gesagt ein großes Ensemble ist, braucht das natürlich seine Zeit. Wobei man auch wieder einschränken muss, dass natürlich nicht alle Figuren eine gleichwertige Präsenz haben. Leider fällt auch auf, dass die Frauenfiguren eigentlich durchweg zu kurz kommen. Es gibt zwar genug und sie sind über die Szenen auch gut verteilt, aber sie haben keinen Erinnerungsfaktor. Ausnehmen kann man vielleicht noch Kate (Ella Purnell), die Tochter von Scott (Bautista). Insgesamt ist das aber zu wenig, gerade weil das Zeitgespräch der letzten Jahre ja bestimmt, dass eine andere Repräsentation gewünscht ist.

Aber andererseits will ich auch nicht verheimlichen, dass die Männerfiguren zwar dominanter sind, aber dass sich der Film auch bei ihnen sehr schwer tut, wirklich bleibenden Eindruck zu hinterlassen. Das kann man sicherlich an Scott am deutlichsten bewusst machen. Er sollte definitiv mit seiner Geschichte und vor allem der tragischen Beziehung zu seiner Tochter Kate das Herz des Films sein. Wie gesagt habe ich mich auf Bautista auch speziell gefreut, aber ich hätte nie gedacht, zum Fazit zu kommen, dass aus seiner Präsenz nahezu nichts gemacht wurde. Sein Scott ist eine sehr ernste Figur, die von der Vergangenheit getrieben ist, aber in dem Film, der insgesamt viel zwischen Komik und Ernst schwankt, wirkt er definitiv zu ernst. Deswegen ist er zum einen eine konsequente Spaßbremse und zum anderen kann die Chemie mit Tochter Kate nicht überzeugend aufgebaut werden. Da kommt es nun, wie es kommen musste, denn ausgerechnet Schweighöfer sticht definitiv in seiner Darstellung von Dieter heraus. Kein Wunder also, dass noch in diesem Jahr mit "Army of Thieves" ein Prequel bei Netflix veröffentlicht wird, das sich um Dieter drehen wird. Das ist nur konsequent, denn er sticht als Figur heraus. Und auch wenn Dieter nahezu eine Eins-zu-eins-Kopie von Schweighöfers sonstigen Figuren ist, ist das in "Army of the Dead" nicht störend, denn es ist ein ganz anderer Film, wo diese Art und Weise schon fast wieder frisch wirkt. Über die stellenweise auftretenden Längen des Films hinweg kann Dieter mit seiner lustigen Art jedenfalls die Moral hochhalten.

Eben waren wir dabei stehen geblieben, dass durch die Einführung der verschiedenen Figuren das Tempo rausgenommen wurde, was sich leider insgesamt nicht ausgezahlt hat, aber spätestens in Las Vegas selbst zieht das Tempo wieder deutlich an. Hier kommen dann auch viele Sequenzen, die man von einem Zombiefilm erwartet. Was dann aber wieder problematisch wird, ist, dass mit einer Evolution der Spezies Zombies eigentlich noch eine spannende Ebene angedeutet wurde, die dann aber eher unbefriedigend in der Luft hängen bleibt. Man hat zwar einige Szenen mit ihnen, wo deutlich zu merken ist, dass sich hier auch ein emotionales Miteinander entwickelt hat, obwohl ihnen genau das ja abgesprochen wird, aber das wird nicht konsequent weiterverfolgt, weil dann die Gruppe rund um Scott viel wichtiger ist. Abseits davon ist nun noch zu sagen, dass der Film dann nach dem Motto "Zehn kleine Menschlein" vorgeht. Hier steht dann nur Action im Fokus, möglichst spektakulär, aber ich bleibe dabei, mit dem Niveau der anfänglichen Sequenz hat das nicht viel gemein. Das Ende lässt noch weitere Filme in der Reihe offen, dennoch bin ich mir nicht sicher, ob "Army of the Dead" wirklich so viel Lust auf mehr gemacht hat. Vielleicht ist es daher clever, erstmal das Prequel anzubieten.

Fazit

"Army of the Dead" soll für Netflix der große Startschuss für ein neues Franchise darstellen, für das man sich mit Zack Snyder einen großen Namen ins Boot geholt hat. Dennoch bezweifle ich, dass der Film wirklich das Ausrufezeichen ist, das man sich wohl gewünscht hat. Denn nach dem spektakulären Beginn flacht das Geschehen deutlich ab. Die Figuren entwickeln leider keinen so bleibenden Eindruck, wie man sich das bei dem Cast gewünscht hätte und am Ende ist es dann wenig intelligente Action. Ob das Franchise so wirklich kultig werden kann? Hiernach definitiv fraglich!

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Lena Donth - myFanbase
29.07.2021

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