Bewertung
Zack Snyder / Joss Whedon (Nachdrehs)

Justice League

"Dieses Mal scheint das Licht auf Helden, die aus dem Schatten treten und uns sagen: Wir sind nicht mehr allein."

Foto: Copyright: DC Comics. © 2017 Warner Bros. Entertainment Inc. and RatPac-Dune Entertainment LLC. All Rights Reserved.
© DC Comics. © 2017 Warner Bros. Entertainment Inc. and RatPac-Dune Entertainment LLC. All Rights Reserved.

Inhalt

Die Welt trauert um Superman (Henry Cavill). Sogar Bruce Wayne alias Batman (Ben Affleck) erkennt in seinem ehemaligen Todfeind inzwischen einen selbstlosen Helden, den er im Kampf gegen das Böse gut gebrauchen könnte. Denn der zerstörungswütige Steppenwolf (Ciarán Hinds) hat mit seiner Horde insektenartiger Paradämonen nichts anderes im Sinn, als der Menschheit die Hölle auf Erden zu bereiten. Gemeinsam mit Diana Prince (Gal Gadot), die als Wonder Woman nun wieder aktiv gegen Bösewichte ankämpft, macht Bruce sich auf die Suche nach neuen Mitstreitern zur erneuten Rettung der Welt. Während Flash (Ezra Miller) sofort begeistert der "Justice League" beitritt, benötigen Aquaman (Jason Momoa) und Cyborg (Ray Fisher) ein paar mehr Anreize zur Kooperation. Lois Lane (Amy Adams) kann ebenfalls ein Wunder gebrauchen. Denn mit dem Tod von Clark/Superman ging auch ihre journalistische Spürnase verloren.

Kritik

Was ist das Beste am Planeten Erde? Mit dieser Frage wird der in "Justice League" verstorbene Superman in den ersten Filmminuten konfrontiert – in Form eines alten Podcast-Interviews mit zwei neugierigen Jungs. Es folgt ein nachdenklicher Blick in die Ferne. Schweigen. Ein Lächeln. Stellt man sich die Frage, was das Beste an "Justice League" ist, könnte die Antwort unter Umständen (je nachdem, an was oder wen man gerade denkt) ähnlich ausfallen. Hier ein etwas wortreicherer Versuch, die im DVD-Heimkino erlebte Heldenkonferenz unter einen Hut zu bekommen.

Schon mit "Man of Steel" und "Batman v Superman: Dawn of Justice" machte sich Regisseur Zack Snyder nicht nur Filmfreunde. Seine epischen Heldenschlachten um Superman & Co. verirrten sich in der eigenen Komplexität und einem stets überstrapazierten Showdown, boten dafür aber reichlich Action und Spezialeffekte. Die Hoffnung stirbt bekanntlich zuletzt und so durfte man im Sequel auf mehr Charakter und weniger Effekthascherei hoffen. Okay, manchmal stirbt die Hoffnung doch, wie Superman in "Dawn of Justice". Dieses DC-Abenteuer ist dennoch anders. Kompakter, humorvoller und farbenfroher. Da Snyder aus familiären Gründen vorzeitig aus dem Projekt aussteigen musste, übergab man dem "Buffy"-Schöpfer und "Marvel's The Avengers"-Regisseur Joss Whedon das Zepter. Dieser setzte beim vorhandenen Material großzügig die Schere an und dirigierte die Nachdrehs.

Das Ergebnis kann sich – dank des vielseitigen Casts – sehen lassen, birgt aber zugleich Nachteile. Am Markantesten fällt wohl der von Henry Cavill via CGI wegretuschierte Bart ins Auge, den der gefragte Brite für seine Rolle in "Mission Impossible – Fallout" während der DC-Nachdrehs beibehalten musste. Die missglückte Digitalrasur sorgt in der oben erwähnten Einstiegsszene durchaus für Irritationen und ging kurz nach dem Kinostart als #Moustachegate in die Sozialen Netzwerke ein. Auch der am Computer animierte Steppenwolf ist visuell wie charakterlich kein Highlight. So teuflisch der Antagonist mit seinem gehörnten Helm und der gestählten Axt auch in Erscheinung treten mag, viel Profil und Faszination um seine Wenigkeit wird kaum geboten. Eine kurze "Es war einmal"-Erzählung erörtert seinen Mutterkomplex. Ansonsten bleibt er in Motivation und Mimik recht farblos. Die Story um den Eroberer und die drei Mutterboxen ist ohnehin einfach gestrickt und dient lediglich dem Zweck, die Heldentruppe zu formieren und in immer spektakulärere Kampfszenen zu katapultieren.

Begleitet von dem zur Atmosphäre passenden Ohrwurm "Everybody Knows" der norwegischen Sängerin Sigrid erleben wir aber zunächst eine Stadt in Trauer. Supermans Tod geistert wie eine endlose Schlagzeile durch Metropolis und motiviert Kriminelle. Da von nun an eine Handvoll ungleicher Helden gegen die Apokalypse ankämpft, bleibt für einzelne Charakterstudien natürlich nur begrenzt Raum. Dennoch findet die "Justice League" belebende Unterstützung in "Game of Thrones"-Mime Jason Momoa. Als raubeiniger Aquaman legt dieser einen recht coolen Auftritt hin und schwingt dank Wonder Womans' Lasso of Truth eine wahrhaftige Rede, die zu den witzigsten Filmmomenten zählt – neben Bruces "Ich bin Reich"-Antwort auf die Frage nach seinen Superkräften. In der für Dezember 2018 angekündigten Soloperformance darf man gewiss auf mehr Background des "Aquaman" bauen.

Im Fall von "Wonder Woman" hat sich die Reise zum Ursprung der Amazone, in Zusammenarbeit mit "Monster"-Regisseurin Patty Jenkins, zumindest gelohnt. In "Batman v Superman" präsentierte sich die von Gal Gadot verkörperte Diana Prince noch unfassbar geheimnisvoll. In "Justice League" tritt die gutherzige Powerfrau endgültig aus dem Schatten des selbstgewählten Exils und hat nun mehr Persönlichkeit und Emotionalität intus. Neben Ben Affleck, der als Batman nun vermehrt als Team Leader fungiert, bereichern Ezra Miller ("Vielleicht lieber morgen") und Ray Fisher das Team. Der von Ezra Miller dargestellte rote Blitz erfrischt mit seinen neurotischen Marotten und erinnert in den zeitlupenartigen Sequenzen an den "X-Man" Quicksilver. Seine Sprüche treffen vielleicht nicht immer ins Schwarze, lockern im Actiongewitter aber die Stimmung auf. Ray Fisher, der bisher eine übersichtliche Filmografie vorzuweisen hat, wirkt als Cyborg optisch nahezu unmenschlich, gewinnt anhand seiner sporadisch beleuchteten Hintergrundgeschichte aber zunehmend an Menschlichkeit.

Gesamtheitlich betrachtet kann man mit dieser Heldenkooperation durchaus seinen Spaß haben. Mit Steppenwolfs Ankunft und Abgang kracht es wieder gewaltig in Slow-Motion-Manier. Wobei das DC Extended Universe in puncto Kulisse und Computeranimation mitunter zu kämpfen hat. Vor allem in den Kampfszenen mit dem Weltenzerstörer und seinen furchtverzehrenden Paradämonen erahnt man förmlich die Greenscreen-Bearbeitung am PC. Der Score von Dany Elfmann sorgt indes für die musikalische Untermalung, bleibt aber nicht wirklich im Ohr. Ausnahmen bilden "Everybody Knows" von Sigrid und der rhythmische "Wonder Woman"-Sound, der bereits in "Dawn of Justice" zum Einsatz kam. Überdies lässt die temporäre One-Man-Show im Finale kurzweilig daran zweifeln, ob es in Zukunft überhaupt einer "Justice League" benötigt. Die abschließenden Worte von Lois Lane widersprechen diesen Bedenken mit Hoffnung. Und spult man im Heimkino hinter den Abspann, dann könnte eine weitere Heldenzusammenkunft bei dieser Aussicht durchaus ihren Reiz haben.

Fazit

Was das Beste an "Justice League" ist, muss wohl jeder für sich selbst ergründen. Nach der belebenden Soloperformance von "Wonder Woman" im vergangenen Kinosommer schöpft das DC Extended Universe aber weiter Hoffnung und serviert eine Heldenkonferenz, die vom vielseitigen Cast profitiert und streckenweise gut unterhält. Licht und Schatten reichen sich unterdessen die Hände.

Technische Details

Bildformat: 16:9 - 1.78:1
Audio (Tonformat): Deutsch, Englisch, Französisch, Italienisch (Dolby Digital 5.1)
Untertitel: Französisch, Niederländisch
Untertitel für Hörgeschädigte: Deutsch, Englisch, Italienisch
DVD-Zusatzmaterial: Die Entstehung der Justice League

Doreen B. - myFanbase
14.04.2018

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