Bewertung
James Mangold

Walk the Line

"Du trägst schwarz, weil du nichts Besseres hast, du hast deinen Rhythmus gefunden, weil du nicht schneller spielen kannst und du hast mich geküsst, weil es einfach so passiert ist?! Wieso stehst du nicht einfach zu dem, was du bist?!"

Foto: Copyright: Twentieth Century Fox Home Entertainment
© Twentieth Century Fox Home Entertainment

Inhalt

Schon als kleiner Junge hatte es Johnny (als Kind: Ridge Canipe, später: Joaquin Phoenix) nicht leicht. Sein älterer Bruder (Lucas Till) stirbt bei einem Unfall und er bekommt die ganze Unwut seines Vaters (Robert Patrick) zu spüren. Doch keiner hätte gedacht, dass er einmal eine solche Karriere machen würde, außer vielleicht er selber. Doch mit dem Ruhm und dem Erfolg finden auch die Drogen einen Platz im Leben von Johnny Cash. Erst mit Hilfe seiner Liebe zu June Carter (Reese Witherspoon) gelingt es ihm, diesem ein Ende zu bereiten und seiner Karriere in eine neue Richtung zu lenken.

Kritik

Am 12. September 2003 verstarb mit Johnny Cash einer der größten Musiker aller Zeiten. Schon vor seinem Tod arbeiteten er und seine Frau June, die vier Monate vor ihm starb, an dem Film, der 2005 fertig gestellt wurde. Der Film dreht sich um die Zeit in Johnnys Leben bis zum Jahre 1968, in dem ihm mit dem im Folson State Prison aufgenommenen Album ein großartiges Comeback gelang.

Genau dort beginnt und endet der Film. Während Johnny sich voller Nervosität auf seinen Auftritt vorbereitet macht der Zuschauer mit Johnny eine Reise durch die Zeit und erfährt so, wie es ihm in den letzten Jahrzehnten ergangen ist. In episodenhaften Schritten erzählt der Film die wichtigsten Stationen in seinem Leben, beginnend bei dem Tod seines geliebten älteren Bruders, über seine ansteigende Karriere, mit der der Drogenmissbrauch immer weiter voranschreitet, bis hin zu seinem verzweifelten Kampf um die Liebe von June Carter. Der Film konzentriert sich dabei vor allem auf die letzten beiden Aspekte, seinem Drogenmissbrauch und seine Liebe zu June.

Aber auch andere wichtige Themen im Leben von Johnny werden erzählt, wie sein zerstörtes Verhältnis zum Vater, oder seine Zeit als Soldat in Deutschland, genauso wie seine Ehe zu Vivian und die daraus entstandenen Kinder. Da Johnny in seinem Leben allein bis zum Jahre 1968 viel durchgemacht und erlebt hat, ist es kaum ein Wunder, dass der Film trotz einer Laufzeit von 136 Minuten teilweise immer noch zu schnell voranschreitet. So werden Sprünge von mehreren Monaten gemacht, in denen sich zu viel im Leben von Johnny geändert hat, als dass der Zuschauer da noch ohne Probleme hinterherkommt.

Ein weiteres Manko des Films ist die fehlende Spannung. Doch das ist weniger dem Drehbuch oder einem anderen Aspekt zuzuschreiben, sondern vielmehr der Tatsache, dass der Zuschauer, der sich diesen Film anguckt, zumeist ja schon viel über das Leben des Musikers weiß. Dennoch hätte man mit einigen Tricks und Kniffen den Zuschauer noch auf Trab halten und somit die Gesamtstimmung im Film steigern können.

Die Planung des Films dauerte über mehrere Jahre an. Johnny und June selber haben dem Drehbuch in der jetzigen Form zugestimmt und sogar bei der Besetzung ihrer Rollen ein Wörtchen mitgesprochen. Dass – erst nach dem Tod der beiden – dann zwei Darsteller verpflichtet wurden, von denen auch June und Johnny angetan waren, ist genauso ein Glücksgriff wie die restliche Besetzung.

Als Johnny Cash sehen wir den wunderbaren Joaquin Phoenix, der auf den ersten Blick zwar nicht unbedingt aussieht wie Johnny, dies aber auf den zweiten Blick vergessen macht, da er ihn einfach brillant spielt. Sowohl den kaputten und deprimierten Johnny, als auch den glücklichen Johnny bringt er mit einer einzigartigen Intensität auf die Leinwand, dass man ihm in jedem Moment den Johnny hundertprozentig abkauft. June Carter sah in Reese Witherspoon wahrscheinlich etwas, was viele Kritiker und Skeptiker lange nicht gesehen haben, nämlich sich selbst. Während die Besetzung des ehemaligen "Natürlich Blond"-Stars für Kritik sorgte, zeigt Reese im fertigen Film, was sie wirklich drauf hat. Sie spielt June einfach wunderbar und muss sich auch gegen ihren großartigen Kollegen in keinster Weise verstecken. Auch Robert Patrick als Vater von Johnny überzeugt außerordentlich. Einzig Ginnifer Goodwin, die in "Big Love" immer wieder zeigt, was für eine großartige Schauspielerin sie ist, hat es mit ihrer Rolle nicht so gut getroffen, denn im Herzen der Zuschauer gehörte schon zu diesem Zeitpunkt nur June an die Seite von Johnny.

Auch musikalisch ist "Walk the Line" Hochgenuss pur. Die beiden Hauptdarsteller und auch einige der Nebendarsteller, wie Tyler Hilton als Elvis, Waylon Payne als Jerry Lee Lewis oder auch Jonathan Rice als Roy Orbison sangen die Songs der großen Musiker noch einmal ein. Für die Nebendarsteller wurden deshalb zumeist Schauspieler gecastet, die schon ein gewisses Musiktalent mitbrachten und zumeist auch in der Branche tätig sind. Für die beiden Hauptdarsteller aber war dies völliges Neuland. Umso mehr überzeugen sie. Klar, wenn man die Originalstücke von Cash mit denen von Phoenix vergleicht, so hört man einen deutlichen Unterschied und auch Reeses Stimme ist kaum mit der von June zu vergleichen, aber dennoch macht die Tatsache, dass beide selber singen, den Film für den Zuschauer nur noch besser.

Fazit

Trotz einiger kleiner Mängel, ist "Walk the line" doch ein äußerst würdiges und wunderbar gemachtes Biopic über einen der größten Musiker unserer Zeit.

Eva Klose - myFanbase
25.01.2006

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