Bewertung

Review: #8.10 Ausreißer

Foto: Omar Epps, Dr. House - Copyright: 2011 Fox Broadcasting Co.; Pamela Littky/FOX
Omar Epps, Dr. House
© 2011 Fox Broadcasting Co.; Pamela Littky/FOX

House unleashed. Frisch von seinen Fußfesseln befreit, widmet sich House einigen Tätigkeiten, die ihm reizvoll erschienen, so lange er ihnen noch nicht nachgehen konnte, wie etwa Tontaubenschießen und der Besuch eines Schildkrötenrennens, doch vor allem sammelt er wieder wie gewohnt Informationen, die er gegen seine Mitarbeiter und Vorgesetzten verwenden kann.

Foreman liefert in dieser Hinsicht astreines Material, denn eine Affäre mit einer verheirateten Frau macht ihn natürlich erpressbar. Das ist nicht einmal eine Herausforderung für House. Foreman hätte sich also auch gleich eine Zielscheibe auf die Brust malen können. Als seine Geliebte Anita allerdings gesteht, dass sie ihren Mann längst in die Affäre eingeweiht hat, wird man als Zuschauer hellhörig, denn dadurch bietet sich für Foreman die Gelegenheit, House ein Schnippchen zu schlagen und ihn mit seinen Erpressungsversuchen ins Leere laufen zu lassen. Stattdessen aber kommen Foreman plötzlich Zweifel und er trennt sich von Anita. Was hat uns das nun gebracht? Wenig bis nichts.

Auch die Szenen aus Taubs Familienleben sind nicht unbedingt gehaltvoll. Taubs Ängste, ein schlechter Vater zu sein, weil er es nicht aufregend findet, sich stundenlang mit seinen beiden Baby-Girls zu beschäftigen, sind banal und nicht wirklich sinnig. Man kann von einem Elternteil nicht erwarten, dass es seine Kinder von Morgens bis Abends bespaßt. Wenn sich ein Vater mal einfach mit seinen Babys vor den Fernseher pflanzt, oder die Kleinen sicher im Laufstall spielen lässt, während er die Zeitung liest, ist das kein bisschen tragisch.

Am meisten genervt hat mich in dieser Folge allerdings traurigerweise Wilson. Nicht zum ersten Mal wird seine Rolle darauf reduziert, das Verhältnis von House zum Patienten der Woche zu interpretieren und dann in ein oder zwei Szenen vergeblich zu versuchen, House ein diesbezügliches Geständnis zu entlocken. Auch wenn sich House mit der obdachlosen Jugendlichen identifiziert, würde er das niemals zugeben. So wirken Wilsons "Gib zu, dass du sie magst"-Sticheleien im Ganzen unnötig und kindisch.

Die Patientin ist an sich ein durchaus interessanter Charakter, da sie dem gewohnten Bild, das man von einem Teenager in ihrer Lage hat, zuwider läuft. Sie hat sich bewusst dafür entschieden, dass sie ohne ihre tablettenabhängige Mutter besser dran ist, und arbeitet auf eine viel versprechende Zukunft für sich hin, indem sie zur Schule geht und gute Leistungen bringt. Sie ist kein perspektivloses Straßenkind, sondern ein junger Mensch, der weiß, was er will, und widrigen Umständen trotzt. Ihr Fall läuft ansonsten aber nach dem Schema ab, das wir schon einige Jahre zu lange kennen, um noch irgendwie überrascht oder besonders gefesselt zu sein.

Nebenbei muss House noch zwei Bürgerkriegsdarsteller behandeln, die ihre Freizeit damit verbringen, ein Ereignis nachzuspielen, bei dem mehr als 550.000 Menschen getötet wurden. Tja, Spass ist Ansichtssache. Dass die Amerikaner ein Faible dafür haben, den Bürgerkrieg nach zu erleben, weiß man in Deutschland vor allem dank vieler US-Fernsehserien, in denen dies aufgegriffen wird. Besonders in Krimiserien gibt es immer wieder Episoden, in denen es am Rande einer nachgestellten Bürgerkriegsschlacht zu einem echten Todesfall kommt. Da "Dr. House" keine Krimiserie ist, sieht die Sache hier ein wenig anders aus und die beiden Freizeitkrieger leiden unter Vergiftungen durch das billige Material ihrer Uniformen. Das ist zumindest mal was anderes.

Maret Hosemann - myFanbase

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