Review: #4.15 Im Kopf von House (1)

Bis auf die finale Folge von Staffel drei, in der das gesamte Team von House das Weite suchte, boten die Jahresabschlüsse bei "Dr. House" meist nur wenig richtig Spektakuläres. Kaum jemand dürfte sich an das Finale der ersten Staffel erinnern, vielen jedoch ist die geniale Episode "Drei Beine" noch im Gedächtnis. Nun neigt sich auch die vierte Staffel dem Ende entgegen und wieder wartet das Autorenteam, kurz vor dem Ende der Staffel, mit einem genialen Coup auf.

Der Beginn der Folge wirft den Zuschauer erst einmal in eine bizarre Situation. House sitzt in einer Strip-Bar, wirkt völlig benommen und schlurft dann nach draußen, ohne zu wissen, wo er ist und was eigentlich passiert ist. Dann bietet sich ihm und dem Zuschauer ein Bild des Schreckens und bereits jetzt ahnt man, dass etwas Großes auf uns zukommen wird.

House' Gedächtnis hat aufgrund des schweren Busunfalls einen Knacks bekommen und er erinnert sich nur noch daran, dass er irgend etwas gesehen hat, das ihn darauf schließen lässt, dass einer der Businsassen wohl sterben wird. Also beginnt die Suche nach Hinweisen, was House gesehen hat und vor allem, wen House gesehen hat, denn allein die Aussage, dass jemand sterben muss, bringt niemanden so richtig weiter.

Die Suche nach dem richtigen Zusammenhang zwischen House' Erinnerungsbrocken und den vielen Opfern des Busunglücks erinnert ein wenig an die Erforschung von House' Unterbewusstsein in Staffel zwei in der Episode "Widerspiel". Wieder hat der Zuschauer also Gelegenheit, in den Kopf von Dr. Gregory House hinein zu sehen und was sich da manchmal abspielt, ist wirklich interessant. Vor allem die Fantasie um Dr. Cuddy war zum Brüllen komisch und ein echter "jawdropper", wie es im Englischen so schön heißt. Und auch ich saß mit offenem Mund vor dem Fernseher. Hut ab vor Lisa Edelstein, die sich tatsächlich an einen Strip gewagt hat. Sehr gefallen hat mir auch der Auftritt von Ivana Milicevic, die in den Credits nur als "Die Antwort" bezeichnet wird. Egal ob House unter Hypnose stand, sich selbst in einen Rauschzustand versetzt hat oder bewusstseinserweiternde Drogen genommen hat, sie bildete eine mysteriöse Konstante und am Ende auch des Rätsels Lösung.

Endlich einmal hat mich in einer Episode auch die Anwesenheit von Chase und Cameron überhaupt nicht gestört. Zwar bleiben auch hier die großen Storylines für die beiden aus, aber ich denke, ich hab mich mittlerweile daran gewöhnt, dass die beiden lediglich Randfiguren in der Serie geworden sind. Vielleicht sollte man sie aus nun auch komplett aus den Credits herausnehmen und nur noch zu den Nebencharakten zählen – überhaupt gibt es für mich nur noch wenige, wirklich feste Hauptdarsteller in "Dr. House" und das sind Hugh Laurie, Lisa Edelstein, Robert Sean Leonhard und Omar Epps. Das neue Team hat sich zweifelsfrei gut in die Handlungen integriert und auch die einzelnen Charaktere haben sich im Laufe der Staffel dem Zuschauer etwas geöffnet, doch so richtig warm geworden bin ich mit ihnen noch nicht. Das beweist nur einmal mehr, dass das Diagnostik-Team um House austauschbar ist und die Suche nach dem neuen Team den frischen Wind gebracht hatte, den die Serie nötig hatte. Nun ist aber allmählich die Luft raus. Das klingt jetzt negativer, als gewollt, aber momentan stehen einfach andere Dinge im Vordergrund.

Am Ende wartet die ansonsten auch so schon spannende und interessante Folge dann noch mit einem genialen Cliffhanger auf, der auch als Staffelfinale hätte fungieren können. Während der letzten Folgen wurde klar, dass das Erscheinen von Amber nach ihrer Kündigung durch House nicht nur ein Versuch war, den Charakter zurück in die Serie zu bringen, sondern vor allem dazu dient, die Freundschaft von Wilson und House auf den Prüfstand zu stellen. Nicht nur Wilson, sondern auch der Zuschauer dürfte sich nun fragen, warum Amber mit House im Bus saß und was mit ihr passiert ist. Eigentlich ist der Zuschauer nun nicht viel schlauer als am Anfang der Folge. Noch weiß man nicht, was genau House gesehen hat, doch wir wissen nun wenigstens, dass er Amber gesehen hat. Die Suche nach dieser Erkenntnis wurde phänomenal verpackt und Greg Yaitanes hat zurecht für seine Regiearbeit einen Emmy kassiert.

Was könnte nun noch kommen? Ich lass mich überraschen und enthalte mich mal den Spekulationen. Ich kann mir jedoch nicht wirklich vorstellen, dass die letzte Folge dieser Staffel die Spannung und die Originalität dieser Episode zu übertreffen vermag. Aber man weiß ja nie...

Melanie Brandt - myFanbase

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