Staffel 3 - Der Pfeil zeigt steil nach oben (Teil 2)

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Im Zusammenhang mit den Scavos möchte ich auch unbedingt die Freundschaft zu Karen McClusky erwähnen, jene in dieser Staffel weiter ausgebaut wird. Insgesamt gibt man der tollen Karen mehr Möglichkeit in den Vordergrund zu treten. Sie ist einfach eine Frau die durch ihre Art und mit ihren Sprüchen und Neugierde sehr viele Sympathiepunkte bei den Zuschauern gewinnen konnte. Nun ist sie aber schon vermutlich mehr für die Scavos als nur die Kinderbetreuerin. Mir kommt das ganze schon sehr freundschaftlich vor und als wäre Karen da ein fixerer Bestandteil bei den Housewives geworden. Mit der Enthüllung des verstorbenen Mannes in der Tiefkühltruhe konnten ihr die Autoren eine ganz eigene, recht interessante, Story bereit halten. Hier zeigte sich, neben der Carlos-Edie-Situation, dass Brees Abstinenz gut überbrückt werden konnte. Karen ist da aber schon auf makaberen Terrain unterwegs. Wer bewahrt seinen toten Mann in der Kühltruhe Zuhause auf? Und das noch in der selbigen in der auch die Lebensmittel gebunkert werden? Sehr eklige Vorstellung.

Foto: Felicity Huffman, Teri Hatcher & Eva Longoria, Desperate Housewives - Copyright: 2006 American Broadcasting Companies, Inc. All rights reserved.
Felicity Huffman, Teri Hatcher & Eva Longoria, Desperate Housewives
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Kayla selbst kann dann auch noch für gute Momente sorgen und die weitere Story bei den Scavos ankurbeln. Gerade, dass sie mit Lynette nicht klarkommt, ein intrigantes Biest als kleines Mädchen bereits ist, macht die Sache interessant. Indirekt zettelt sie nämlich den großen Ehestreit durch Koch Rick bei den Scavo-Eltern an. Überhaupt ist es diese Story mit Toms verletzten Rücken und dem Koch Rick Coletti, der sich an Lynette ranschmeißt, die Marcia Cross' Abstinenz aufgrund von Schwangerschaft gut verkraften lässt im letzten Viertel der Staffel. Rick ist sehr süß dargestellt, aber auch etwas fies. Er macht sich, wohl emotional getrieben, einfach mal so an eine vergebene Person ran. Da sollte man als Mensch doch die Grenze kennen, sollte man meinen. Lynette in dieser Situation zu erleben ist interessant gestaltet. Ihr innerlicher Kampf gegen den Beziehungsbruch mit Tom ist sehr gut herausgearbeitet. Es brachte auch richtig Spannung ein und einen gewissen Reiz zur Verfolgung der Story. Dauernd fragte ich mich, wie lange Lynette der Versuchung mit Rick ausweichen kann. Sie ist da wirklich stark und scheint nicht zu beabsichtigen die rote Linie zu überqueren. Und dann schafft sie es sogar mit schwerstem Herzen Rick abzuwimmeln und muss dann von der schrecklichen Krebsdiagnose erfahren. Zuvor gibt's die emotionale Eskalation mit Tom, welche intensiv gut in Szene gebracht ist. Man kann so gut mit der verliebten Lynette mitfühlen und verstehen, weswegen dies passierte. Tom war einfach in der invaliden Situation sehr schwierig vom Verhalten. Dazu die viele Arbeit in seiner Pizzeria und der Kinderstress. Da schien Rick wie die reinste Entspannung, bei all seinen leckeren Kochkünsten und dem Süßholzraspeln. Mit Lynette leidet man schon viel mit in der dritten Staffel und ist erstaunt, was dieser Charakter alles verkraften kann. Ich hoffe natürlich auch den Krebs, der wohl in Staffel vier das große Thema wird. Neben ihrer widerspenstigen, sehr wortstarken Mutter Stella die aufgetaucht ist und es faustdick hinter den Ohren zu haben scheint. Und die mir als Charakter jetzt schon voll zusagt, da sie Zündstoff verspricht.

"Es ist nicht nur ein Kuchen, sondern eine schwerwiegende Entscheidung!"

Zu Susans Situation in dieser Staffel lässt sich am wenigsten mitreißendes entnehmen, wie ich merken musste. Das liegt keinesfalls an Teri Hatchers Darstellung, die hier weiterhin ganz toll die aufgekratzte, schusselig-sensible und sympathische Susan zur Geltung bringt. Auch Ian Hainsworth passt wunderbar zu ihr. Ergibt aber nicht ganz so wie bei Mike oder Karl eine gute Chemie zusammen mit ihr. Ian wirkt auf mich etwas zu nett und zu unsicher, um einen guten Gegenpart zu Susan darzustellen. Aber witzig ist er allemal und oft wirkt Ian auch etwas verpeilt und naiv. Das fehlende Mitreißende liegt an der großen Handlung, dem entstehenden Dreieck zwischen Ian, Susan und Mike. Denn man ahnt von Beginn weg, welche Entwicklungen folgen würden, im Techtelmechtel mit Ian und Mike als nicht losgelassener Ex. Wirklich selten ist es mir gelungen derartig richtig zu liegen, wie ein Storyarc ausgebaut wird. Es macht die Sache leider auch ziemlich leidlich spannend, da wir Susan bereits mehrfach in "Männerbeziehungs"-Themen sehen konnten. Das wissen wir schon, dass sie offenbar unbedingt einen Mann an ihrer Seite wünscht. Sich gerne ein wenig tollpatschig anstellt, sowie sie hier sich viel zu früh an Ian ranschmeißt, was Edie dann ausnutzen kann. Es wird daher nicht viel Neues dem Zuschauer geboten um ihn gefesselt die Story mitverfolgen zu lassen. Was mir jedoch ein bisschen das Schmunzeln verursachte ist die Tatsache, dass Susan sich sofort wieder auf Ian einlässt, nachdem Mike sie eiskalt abweist. Ich fragte mich da ständig, ob sie für Ian wirklich etwas empfindet oder einfach nur irgendeinen Mann braucht.

Foto: Teri Hatcher, Desperate Housewives - Copyright: 2007 American Broadcasting Companies, Inc. All rights reserved.
Teri Hatcher, Desperate Housewives
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Genau auf Susans Gefühle möchte ich noch im Detail eingehen: Richtig schön kommt ihr Charakter nämlich dann zur Geltung, wenn Mike im Spiel ist. Das ist von den Machern wohl absichtlich so gestaltet worden nehme ich an. Ian soll an Susans Seite unpassender wirken als Mike, so sehe ich das. Denn sobald Mike auftaucht, spürt man das Knistern und die Emotionen in ihr. Dann werden für mich die Szenen auch richtig ergreifend und sehenswert. So gibt es die Momente, in denen Mike so kalt zu Susan ist, aufgrund von Edies Lügen, sodass es mich da richtig schaudert. Das trifft voll ins Herz, weil man weiß, wie es um Susan steht. Man hat im Kopf wie lange sie sich aufopfernd um Mike kümmerte als dieser im Koma war. Edie ist wirklich ein hinterhältiges Luder an dieser Stelle, die man da auch nicht so wirklich ausstehen kann. Klar sie wollte sich immer schon mal Mike krallen und kündigte am Ende der zweiten Staffel Susan den Krieg an. Dennoch fragte ich mich immer wieder, wie sie so ruhig durch eine fiese Intrige, sich an Mike ranmachen kann ohne deutlicher Gewissensbisse. Letztendlich ist es dann wirklich ironisch als genau gezeigt wird, dass Edie keinesfalls die bessere Partnerin für Mike ist. Im Wortgefecht mit Susan meinte sie ja noch frech, ob diese nicht meine, dass sie eher für Mike bestimmt sei. Aber sobald die Probleme mit Mikes Mordverdacht an Monique auftauchen kehrt ihm Edie den Rücken. Die Frau scheint echt nur auf Heiterkeit und Spaß mit den Männern aus zu sein. Zumindest dachte ich dies noch an diesem Moment, ohne zu erahnen, dass Edie zum Ende hin der Staffel eine tolle Charakterentwicklung macht während sie mit Carlos anbandelt.

Derweil zeigt der Staffelauftakt schon mal eines ganz klar auf: Susan gehört an die Seite von Mike. Wie sie sich, wie schon erwähnt, so rührend um ihn kümmert, während dem Komadilemma ist sehr süß anzusehen. Danach zu Mikes Haftszenario, macht es überdeutlich, wie viel sie für ihn noch empfindet. Gerade die Szenen in denen Susan so für Mike kämpft, damit er aus der Haft entlassen wird, rockt richtig. Das ist mein persönlicher Höhepunkt, wenn es um Susan in Staffel drei geht. Es ist sehr gelungen inszeniert, da man Susan so gut versteht. Ian ist da genau zwischendrin und ihm müsste es da eigentlich klar dämmern, dass Susans Gefühle an Mike noch orientiert sind. Deswegen finde ich Ians Einbringung nicht so sehr gelungen. Und ich finde es ungut von ihm, dass er Susan so krampfhaft und mit Tricks an sich bindet. Obwohl der Mann sehr sympathisch wirkt und mit Susan sich gut arrangiert passt das einfach nicht. Okay, er hatte seine geliebte Frau verloren und durch Susans ähnlicher Situation und dem Beistand sicher besondere Gefühle entwickelt. Dennoch erhält man soviele Zeichen, dass für Ian keine Chance besteht, an Susans Seite glücklich zu werden. Ian scheint storytechnisch dazu genutzt worden zu sein, um länger auf die Susan-Mike-Zusammenkunft hinzuarbeiten. Das empfinde ich jedoch zuviel des Guten auch wenn die Rivalität zwischen Mike und Ian durchaus witzige Szenen enthält. Dennoch hatten wir da bereits genug Vorkommnisse gesehen, jene man zwischen Susan und Mike stellte. Jetzt noch Ian da einzubringen lässt dies ausgereizt wirken. Susan zudem immer auf Männer zu konzentrieren ist dazu eine Verschwendung des Potential ihres Charakters. Alles wird wie nach einer Formel abgespult und da bleibt dann nicht mehr zurück als angenehme Unterhaltung mit der Tendenz zur Langeweile. Für ein anderes Serienformat, welches sich mehr mit Beziehungselementen im Vordergrund beschäftigt, wäre das durchaus annehmbar. Aber zu "Desperate Housewives" gehören mehr die bissigen und scharfen Storymomente hin, wie ich finde. Immerhin gipfelt der große Handlungsbogen mit Susan in einer schönen Zusammenkunft mit Mike samt niedlicher Hochzeit. Man wird also am Ende belohnt dafür, sich das lange Spiel der Autoren angesehen zu haben.

Bezüglich den Mayers muss ich storytechnisch auch gleich sagen, dass Julies Techtelmechtel mit Austin, ähnlichen Reiz ausmacht wie Susans Situation mit Ian. Okay durchaus mit amüsanten Momenten gestickt wieder, dazu einigen gelungenen Dialogen und emotionalen Szenen. Aber hauptsächlich konnte es mein Interesse nicht wecken. Vielleicht sah ich dies zuvor schon in anderen Serien zu oft, diese Teenager-Beziehungen samt aller klischeéhaften Situationen. Sei es die Annährungsweise von Julie und Austin oder die Fragen zum ersten Mal oder der Pille. Mir kommt die gesamte Julie-Austin-Story vor wie eine einzige Aneinanderreihung an Klischées und Soap-Elementen mit einzelnen bissigeren Phasen. Danielle nämlich einzubringen, die hinter Julies Rücken mit Austin schläft und dann zur Konsequenz schwanger wird, brachte hier etwas Zündstoff mit ein. Vermisst habe ich letztlich jedoch einen Streit zwischen Julie und Danielle. An dem Punkt nahm es Julie zu gelassen hin, dass Danielle hinter ihrem Rücken mit ihrem Lover geschlafen hatte. Es bleibt nicht all zu viel von der Story in Erinnerung und man verkraftet Austins Abgang, trotz seines sehr sehenswerten Bodys ganz gut.

"Was die Wut aus mir machte, gefällt mir nicht. Übrigens auch nicht, was sie aus dir gemacht hat."

Gabrielle und Carlos können auch hier in der Staffel als die temperamentvollsten Wisteria Lane-Bewohner benannt werden. Mir gefällt es wie man als Zuschauer hierbei wieder richtig toll auf die Kosten kommt. Wenn ich den Preis übergeben könnte, bezüglich schlagfertigster, pfeffrigster und witzigster Dialoge, dann würden diesen die Solis bekommen. Gaby wirft teilweise Sprüche raus, da hält man sich doch staunend die Hand vor den Mund. Carlos ist da der ideale Gegenpart, der immer wieder gekonnt kontert, sodass ich mich bestens unterhalten fühle. Die Auseinandersetzungen sind dadurch immer wieder aufs Neue fetzig und überzeugend. Doch auch auf die ruhigeren, friedlichen Momente zwischen den Beiden, trifft dies zu. Die Chemie ist hervorragend und ich bin so etwas wie ein großer Solis-Fan, die für mich ganz viel der Serie ausmachen. Die Solis-Handlung in dieser Season ist natürlich konsequent. Nach so vielen Fehltritten der Beiden war letztendlich der Bogen überspannt und die Ehe am Ende. Die Storyline wird dabei recht realitätsnah an uns Zuschauer herangetragen. Irgendwie schaffen es die Beiden nicht wirklich voneinander loszulassen. Sie sind sauer, sie toben und bekriegen sich. Doch man findet halt, die Zwei gehören einfach zusammen. Das haben die Autoren wirklich gut gezeichnet. Mir ist der Eindruck entstanden, dass besonders Carlos der Kämpfer in der Ehe ist. Sehr lange geht er trotz des aufkommenden Rosenkrieges immer wieder schön auf Gaby ein. Er zeigt sich empathisch, unterstützend, als guten Zuhörer, schlicht als den idealen Mann für sie. Gaby ist verständlicherweise, nach Carlos Seitensprung mit Xiao-Mei verletzt aber dennoch verstehe ich ihre Aktionen und Reaktionen nicht immer. Sie ist wirklich biestig und verwöhnt und sobald es schwieriger wird, scheint sie die erste zu sein, jene die Flucht ergreift. Zumindest was jetzt rein die Ehe-Trennung-Sache angeht ist mir dieser Eindruck bei Gaby entstanden.

Foto: Eva Longoria, Desperate Housewives - Copyright: 2007 American Broadcasting Companies, Inc. All rights reserved.
Eva Longoria, Desperate Housewives
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Teilweise hatte ich richtig großes Mitleid mit Carlos, der böse Hiebe von Gaby hier einstecken muss aber klar auch austeilt. Er hält da ziemlich stur an ihr fest, sodass sie ihn mit aller Gewalt abschütteln will. Okay, so einfach ist es nun auch nicht, denn die Macher gaben der Sache weit mehr Ausdruck. Man spürt förmlich, dass Gaby Carlos weiterhin sehr nahe steht. Ich denke ihr Stolz ist so sehr ausgeprägt oder auch Vorkommnisse in der Vergangenheit haben sie innerlich so sehr abgebrüht, sodass sie schwer Fehler anderer akzeptieren kann. Bezogen auf Carlos, der ja letztendlich nur gleichgezogen hatte mit seinem Betrug mit der Leihmutter. Irgendwie also schade, dass man die Solis auseinanderreißen musste. Mit bewirkt durch den erneuten Verlust des Babys, welches sich dann doch nicht als das von ihnen erweist. Der Vorteil ist jedoch das große Potential an guten Momenten in der Story. Natürlich ist es ein wenig überspitzt dargestellt mit dem Rosenkrieg aber es fetzt total. Die Intrigen, der Wortwechsel, die Kämpfe, oh man, das unterhält bestens. Und zum Mitfühlen gibt es auch genügend gezeigte Szenen. Besonders dann, wenn sich die Beiden eingestehen müssen, dass sie Abstand brauchen und dann auch die Frage wichtig wird, was nun mit dem Leben angestellt werden soll. So eine Entwicklung in der Serie ermöglicht es immer ganz gut, dem Zuschauer mehr Facetten von den Charakteren zu zeigen. Gaby so alleine zu sehen, wie sei sich mit neuen Männern verabredet und einen Weg finden muss, kann durchaus Emotionen entlocken. Ich finde es interessant mehr über Gaby zu erfahren. Auch bei Carlos ist es das selbige Spiel, worauf ich nachher noch eingehen werde.

Zu Teil 1 der Staffel-3-Review von "Desperate Housewives"
Zu Teil 3 der Staffel-3-Review von "Desperate Housewives"

Samuel W. - myFanbase

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