Die Staffelgeheimnisse (1)

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Jede Staffel von "Desperate Housewives" war von einer größeren Rahmenhandlung geprägt, in der es meist um die Ergründung eines neuen mysteriösen Geheimnisses ging, das einige, meist neu zugezogene Bewohner der Wisteria Lane zu verheimlichen versuchten. Die sogenannten Staffelgeheimnisse waren immer ein wichtiger Bestandteil der Serie und zeigten nur zu gut, welch Leichen sich im nachbarlichen Keller so befinden können. Zunächst einmal widmen wir uns den Staffelgeheimnissen der ersten vier Staffeln.


Staffel 1: Das Geheimnis der Familie Young


Foto: Desperate Housewives - Copyright: 2004 Buena Vista Home Entertainment, Inc. und Touchstone Television
Desperate Housewives
© 2004 Buena Vista Home Entertainment, Inc. und Touchstone Television

Mit einem Schuss aus heiterem Himmel wird zu Beginn der ersten Staffel von "Desperate Housewives" die heile Welt der Bewohner der Wisteria Lane gründlich auf den Kopf gestellt. Denn niemand hat den Tod von Mary Alice Young, der immer netten und hilfsbereiten Nachbarin, kommen sehen. Am wenigsten ihre besten Freundinnen Bree Van de Kamp, Susan Mayer, Gabrielle Solis und Lynette Scavo.

Und während die Frauen noch rätseln, was Mary Alice dazu getrieben haben könnte, den Freitod zu wählen, verhält sich deren Mann Paul plötzlich ungeheuer verdächtig und gräbt nachts den Garten um. Damit tritt er eine Reihe von Ereignissen los, die das Leben in Fairview für immer verändern sollte, denn die Youngs hüteten ein prekäres Geheimnis. Vor Jahren kauften Mary Alice und ihr Mann Paul der drogensüchtigen Deirdre Taylor ihr Baby ab, nannten es Zach und ließen sich in Fairview nieder. Als einige Zeit später Deirdre, clean und entschlossen, eine neues Leben anfangen zu wollen, ihren Sohn zurückforderte, kam es zu einem Streit, der im Tod der jungen Frau gipfelte, als Mary Alice ihr ein Messer in den Bauch rammte. Paul vergrub Deirdres Überreste schließlich in einer Kiste im Garten und er und seine Frau hofften darauf, das dunkle Geheimnis ein für alle Mal begraben zu können, hatten jedoch nicht mit der neugierigen Nachbarin Martha Huber gerechnet, die schließlich begann, Mary Alice zu drohen und zu erpressen. Paul musste sich auch ihr entledigen. Durch den Zuzug von Mike Delfino in die Straße und die Nachforschungen ihrer besten Freunde konnte der Selbstmord von Mary Alice schließlich aufgeklärt und ihr Geheimnis ans Tageslicht befördert werden.

Das Geheimnis der ersten Staffel der "Desperate Housewives" war nicht nur spannend, sondern auch unglaublich gut konstruiert. Der unerwartete Selbstmord eine der Hauptdarstellerinnen bereits in den ersten Minuten der ersten Folge zwang die anderen Frauen der Wisteria Lane dazu, über ihr Leben gründlich nachzudenken. Die heile Fassade begann öffentlich zu bröckeln und zeigte dem Zuschauer eindrucksvoll, dass es hinter den Vorhängen der schönen Vorstadthäuser ebenso hässlich, wie tragisch zugehen konnte. Die große Geschichte um die Hintergründe des Todes von Mary Alice Young entwickelte sich dabei in einem sehr angenehmen Tempo von Episode zu Episode, ohne dabei das große Ganze aus dem Auge zu verlieren und gipfelte am Ende in eine Lösung des Problems, mit der alle Beteiligten gut leben konnten. Allen voran die Zuschauer.


Staffel 2: Das Geheimnis der Familie Applewhite


Foto: Desperate Housewives - Copyright: ABC Studios
Desperate Housewives
© ABC Studios

Das Geheimnis in Staffel zwei hatte es da schon wesentlich schwieriger, da die Ausgangslage alles andere als spannend war. Eine neue Hausfrau namens Betty Applewhite zog in die Wisteria Lane und brachte ihre beiden Söhne mit. Einen davon, Caleb, versteckte sie im Keller und kettete ihn an wie ein Tier, um zu verhindern, dass er jemals wieder einen Weg in die Gesellschaft findet, aber auch um sicher zu gehen, dass die Polizei ihn nicht findet.

Im Glauben, dass ihr Sohn Caleb für den Tod einer jungen Frau namens Melanie Foster verantwortlich ist, sperrt sie ihn in ihren Keller ein, nichts ahnend, dass Caleb Melanie Foster gar nicht getötet hat und stattdessen Matthew für den Tod seiner eigenen Freundin verantwortlich ist. Frühzeitig in der Staffel gelingt Caleb der Ausbruch aus dem Keller und mit diesem Ausbruch ist der mysteriöse Teil des Staffelgeheimnisses dahin. Und als man erfährt, dass Caleb geistig zurückgeblieben ist, ahnt man bereits, worauf die Geschichte hinausläuft. Dass am Ende jedoch nicht der geistig zurückgebliebene Sohn der Täter ist, sondern dessen besorgter Bruder, der Angst hatte, dass Caleb in eine Psychiatrie eingewiesen wird oder gar Schlimmeres durchmachen muss, ist sicherlich nicht die ungeschickteste Auflösung, jedoch reicht diese Geschichte nicht im entferntesten an die der ersten Staffel heran, weder im Hinblick auf Spannung, noch im Hinblick auf Innovation. Und so ist es am Ende auch nicht weiter tragisch, dass Mama Applewhite ihren nun exhonorierten Sohn Caleb nimmt und die Wisteria Lane schneller verlässt, als sie eingezogen ist.


Staffel 3: Das Geheimnis der Familie Hodge


Foto: Marcia Cross & Kyle MacLachlan, Desperate Housewives - Copyright: ABC Studios
Marcia Cross & Kyle MacLachlan, Desperate Housewives
© ABC Studios

Das Geheimnis der dritten Staffel beschäftigt sich dann wieder direkt mit dem Schicksal einer unserer Hausfrauen. Bree van de Kamp hatte lange gebraucht, um sich aus ihrer Ehe mit Rex zu emanzipieren und hatte dann festgestellt, dass sie es mit ihm eigentlich gar nicht so schlecht erwischt hatte. Zu dumm, dass sie auf den örtlichen Apotheker George Williams hereingefallen war, der ihren Mann um die Ecke brachte und dann alles daran setzte, im Bett der schönen Bree zu landen. Glücklicherweise merkte Bree bald, was George im Schilde führte und sah vergnügt zu, wie dieser sich selbst tötete.

Nach all den hässlichen Männergeschichten war es schön, dass Bree in Orson Hodge schließlich ihren Seelenpartner gefunden haben sollte. Orson war ihr in vielen Dingen ebenbürtig, akzeptierte sie so wie sie war und machte Bree endlich wieder glücklich. Dass bei einem solchen Traumpaar irgendwo der Wurm drin sein musste, war nicht von der Hand zu weisen. Langsam entfaltete sich schließlich, dass Orson Hodge nicht ganz so lupenrein war, wie er gegenüber anderen auftrat. Denn Orson Hodge war vor Jahren bereits verheiratet und seine Frau Alma verschwand plötzlich und war unauffindbar.

Wie es zu dem Verschwinden von Alma kam, die, wie sich im Laufe der Staffel herausstellt alles andere als tot ist, erfahren die Zuschauer ebenfalls langsam, Stück für Stück. So kommt schließlich ans Tageslicht, dass Orson zur Ehe mit seiner damaligen Frau von seiner Mutter Gloria gezwungen wurde, da Orson Alma geschwängert hatte. Als Alma eine Fehlgeburt erlitt, war Orson in der lieblosen Ehe gefangen. Er lernte schließlich Monique Polier kennen und lieben und ließ sich auf eine Affäre mit ihr ein. Alma ertappte ihren Mann dabei und um ihn zu bestrafen, verließ sie ihn Hals über Kopf und zog zu einer Tante nach Kanada. Orson geriet unter Mordverdacht, da er und Alma sich immer wieder in laute Streitgespräche verwickelten, die auch den Nachbarn nicht verborgen blieben. Letztendlich konnte Orson nie überführt werden und freute sich auf ein neues Leben an der Seite von Monique. Leider hatte Orson nicht mit seiner Mutter gerechnet, die den Ehebruch nicht dulden konnte und Monique erschlug. Aus seinem schlechten Gewissen heraus, half Orson einer Mutter, Moniques Leiche zu vergraben.

Foto: James Denton, Desperate Housewives - Copyright: 2010 ABC Studios
James Denton, Desperate Housewives
© 2010 ABC Studios

Zum zweiten Mal spielte Mike Delfino in einem Staffelgeheimnis eine wichtige Rolle. Bereits in der ersten Staffel war er es, der die Ermittlungen stetig vorantrieb und sich irgendwann selbst in die Schussbahn manövrierte. Letztendlich dauerte es lange Zeit, bis herauskam, dass Mike in Wahrheit der Vater von Pauls Sohn Zach war und die verschwundene Deirdre seine damalige Freundin. Nun, in der dritten Staffel, war Mike zufällig zur falschen Zeit am falschen Ort und wurde so Zielscheibe von Orson Hodge. Durch den Unfall mit Fahrerflucht wurde Mike jedoch nur schwer verletzt und fiel ins Koma, so dass er der Serie weiterhin erhalten blieb. Auch dieses Staffelgeheimnis wird Stück für Stück aufgeklärt und als Alma in die Wisteria Lane zog, spitzte sich das Ganze auf interessante Weise zu. Allerspätestens dann, als Orsons Mutter Gloria plante, Bree zu töten, damit Orson wieder zurück zu Alma geht. Stattdessen ist es aber Alma, die am Ende der Handlung stirbt und Gloria erleidet, als sie Bree gerade in einer Badewanne ermorden möchte, einen Schlaganfall und ist seither nicht mehr in der Lage, zu sprechen oder sich zu bewegen.


Staffel 4: Das Geheimnis der Familie Mayfair


Foto: Dana Delany, Desperate Housewives - Copyright: 2010 ABC Studios
Dana Delany, Desperate Housewives
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Nachdem sich die Wogen geglättet hatten, zog überraschend ein neues Gesicht in die Wisteria Lane. Anders als Betty Applewhite in der zweiten Staffel hatte Katherine Mayfair jedoch eine Verbindung zu Fairview, da sie bereits vor Jahren gemeinsam mit ihrer Tochter Dylan hier gewohnt hatte und zu den engsten Freunden der verstorbenen Mary Alice Young gehörte. Und auch mit Susan Meyer verstand sie sich prächtig, denn sie hatten beide Töchter im selben Alter. Die Freude ist daher groß, als Katherine mit Dylan und ihrem neuen Mann Adam zurück in die Wisteria Lane zieht. Eigenartig ist jedoch nur, dass Dylan sich an ihre Freundschaft mit Julie Meyer nicht mehr zu erinnern scheint. Dies weckt nicht nur Susans und Julies Neugierde, auch Dylan beginnt schließlich Fragen zu stellen, warum sie sich an ihre Kindheit in der Wisteria Lane nicht mehr erinnern konnte.

Anders als in der Staffel zuvor sollte das Geheimnis um Katherine Mayfair erst im Finale aufgedeckt werden. Vor 14 Jahren versuchte Katherine ihren gewalttätigen Ehemann Wayne anzuzeigen, stieß jedoch bei der Polizei auf taube Ohren, da Wayne selbst Polizist war und bei seinen Kollegen ein hohes Ansehen genoss. Eine Polizistin, die Mitleid mit Katherine hatte, riet ihr, ihre Tochter zu nehmen und zu verschwinden. Katherine befolgte ihren Rat und versteckte sich gemeinsam mit ihrer Tochter bei ihrer Tante Lillian Simms in Fairview.

Es dauerte nicht lange bis Wayne herausgefunden hatte, wohin seine Frau verschwunden war. Er verschaffte sich Zugang zu seiner Tochter, schenkte ihr eine Puppe und drohte damit, seiner Frau das Leben schwer zu machen, sollte sie noch einmal dafür sorgen, dass er sein Kind nicht mehr sehen kann. Katherine machte ihm unmissverständlich klar, dass sie sich nicht von ihm einschüchtern lassen wird und es kam zu einem Handgemenge, in dem Katherine ihren Ex-Mann mit einem Kerzenständer niederschlug. Währenddessen kletterte die kleine Dylan auf einen Schrank, auf den ihre Mutter zuvor eine geliebte Puppe gelegt hatte und wurde von diesem erschlagen, als er kippte und die Kleine unter sich begrub.

Foto: Dana Delany, Desperate Housewives - Copyright: ABC Studios
Dana Delany, Desperate Housewives
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Als Katherine später nach ihrer Tochter sehen wollte, lag diese tot in ihrem Kinderzimmer. In Panik beschlossen Katherine und Lillian, Dylans Leiche zu vergraben, da sie befürchteten, Wayne würde es so aussehen lassen, als habe Katherine ihre Tochter getötet um sie von ihrem Vater fern zu halten. Katherine floh nach Europa und fand in einem rumänischen Weisenhaus schließlich ein kleines Mädchen, das Dylan verblüffend ähnlich sah. Wehmütig adoptierte sie die Kleine und zog mit ihr nach Chicago, wo sie ihren Mann Adam kennen lernen sollte.

Im Staffelfinale kam es schließlich zu Konfrontation zwischen Katherine und ihrem Mann Wayne, der mittlerweile herausgefunden hatte, dass die Dylan, die er für seine Tochter hielt, nicht seine leibliche Tochter war. Er lauerte Katherine auf und drohte sie zu erschießen. Mit Brees Hilfe gelang es Katherine jedoch, sich endgültig von ihrer Vergangenheit zu befreien. Sie tötete Wayne und ihre neu gewonnenen Freundinnen in der Wisteria Lane stärkten ihr bei der Polizei den Rücken, indem sie alle aussagten, dass Katherine in Notwehr gehandelt hatte, wenngleich sie ihn letztendlich am Boden liegend kaltblütig erschossen hatte.

Wie in der Staffel zuvor wird eine Figur etwas stärker in das Geheimnis involviert als andere und zum zweiten Mal trifft es dabei Bree. Denn sie ist es, die im Laufe der Staffel allmählich eine gewisse Beziehung zu Katherine findet, die jedoch eher auf dem Konkurrenzdenken der beiden aufbaut als auf Zuneigung. Beide Frauen sind sich von Beginn der Staffel an sehr ähnlich und so gerät Bree am Ende unabsichtlich zwischen die Fronten und entscheidet sich dann jedoch dafür, Katherine zu helfen.

Vor allem die letzten Episoden und der ungewisse Ausgang von Katherines Streit mit Wayne machten das Staffelgeheimnis zu einer sehr spannenden Sache. Es dauert sehr lange, bis ans Tageslicht kommt, was genau die Hintergründe für Katherines merkwürdiges Verhalten sind und warum sie so ablehnend reagiert, wenn es um ihre Vergangenheit geht. Und am Ende kann man Katherine durchaus verstehen, warum sie gehandelt hat, wie sie gehandelt hat. Sie hatte Angst um ihr Leben und durch die Trauer um ihre Tochter sah sie sich gezwungen, diesen Weg einzuschlagen. In ihrer Situation sah sie keinen anderen Ausweg und selbst wenn wir als Zuschauer uns anmaßen sollten, dass es sicherlich auch einen anderen Weg gegeben hätte und Katherine den Tod ihrer Tochter nicht hätte verheimlichen dürfen, so ist ihre Reaktion doch nur nachvollziehbar. Und genau deswegen schlägt das Geheimnis der vierten Staffel das der zweiten und der dritten doch um Längen.

Und nach dem Ende der vierten Staffel gab es erstmal eine kleine Verschnaufpause für die Bewohner der Wisteria Lane, denn innerhalb der fünf Jahre, die während der vierten und fünften Staffel vergingen, schien die Wisteria Lane von weiteren dunklen Geheimnissen verschont zu bleiben. Das sollte so aber natürlich nicht bleiben, was wir in der kommenden Ausgabe unserer Abschiedskolumne genauer belichten werden.

Melanie Wolff - myFanbase


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