Bewertung

Review: #8.12 Mehr Sein als Schein

Foto: Eva Longoria, Desperate Housewives - Copyright: 2012 ABC Studios
Eva Longoria, Desperate Housewives
© 2012 ABC Studios

Die auch noch im achten Jahr teils sehr gelungenen Voice-over-Kommentare von Mary-Alice drehten sich in #8.12 Mehr Sein als Schein um das Thema "Renovierung", was aus dem Lateinischen stammt und so viel wie "erneuern" heißt. Und tatsächlich wird in dieser Folge so einiges erneuert, seien es die Charaktere einzelner Figuren oder so manch eine Geschichte, denen eine Generalüberholung definitiv gut tat. Und letztendlich kann man das Ganze mit einer einfachen Zimmerrenovierung vergleichen: manche finden das Resultat klasse, andere brauchen ihre Zeit, um sich an die Veränderungen zu gewöhnen und wiederum andere würden am liebsten sofort den Pinsel in die Hand nehmen und meinetwegen die Wand in der Farbe streichen, in der sie vorher war. Uh, Farben. Wieder eine tolle Metapher. Schließlich gibt es hier auch welche, die man immer gut findet bzw. kaum Unterschiede aufweisen, welche, an die man sich schnell gewöhnen kann und andere, mit denen manche niemals klar kommen werden. So gibt es in dieser Folge sowohl Veränderungen von milchweiß zu eierschalenweiß als auch von rot zu giftgrün. Wie man letztendlich was bewertet, bleibt natürlich jedem selbst überlassen. Während zum Beispiel viele Brees "Renovierung" definitiv in der "rot – giftgrün"-Rubrik sehen, habe ich ehrlich gesagt kaum irgendwelche Probleme mit Brees momentaner Storyline. Das einzige, was für mich in die "rot – giftgrün"-Rubrik käme, wäre Renées neue Friseur.

Yes, in the life of every housewife there comes a time for renovation. She maybe doing away with an unpleasant memory …

Momentan gönnt sich "Desperate Housewives" spannungstechnisch gesehen wohl eine kleine Pause, denn nach Chucks Tod in #8.09 Puzzleteile mag zur Zeit einfach nicht mehr die Spannung aufkommen, die ein Großteil der ersten Staffelhälfte prägte, da man sich das Ganze wohl bis zum letzten Drittel der Serie aufheben möchte. Mit Susans Besuch in Oklahoma in #8.11 Unbequeme Wahrheit und Claudias Auftauchen in der Wisteria Lane in dieser Folge, versucht man trotzdem, die Handlung um Alejandro noch präsent erscheinen zu lassen. Das ist definitiv gut so, wobei sich nach dieser Folge doch herauskristallisiert hat, dass dieser zwei Folgen umfassende Handlungsbogen um Alejandros Familie im Grunde genommen absolut für die Katz’ und somit für die Staffelhandlung relativ irrelevant war. Denn Claudia und ihre Tochter werden, obwohl sie das Geheimnis nun zu wissen scheinen, wohl ganz sicher keine Rolle mehr spielen.

Somit kann man diesen Storyarc wirklich als Lückenfüller bezeichnen, der aber immerhin einige gute Szenen zu bieten hatte. Der Höhepunkt dabei war natürlich Gabys Konfrontation mit Claudia und das anschließende Geständnis ihrer Tochter, dass Alejandro auch sie missbraucht hat. Die Szene profitierte dabei vor allem von der Darstellerin der Claudia, die einen sehr bleibenden Eindruck hinterließ und mich fast schon bedauern lässt, dass sie wahrscheinlich in keinen weiteren Episoden zu sehen sein wird. Letztendlich waren die letzten Minuten dieser Story eigentlich der Grund, weshalb uns Zuschauern doch noch eine recht interessante Geschichte geliefert wurde, wenn auch eben ohne viel Nährwert. Richtig gut war aber die kleine Randgeschichte bezüglich Gabys Renovierung, die nicht nur toll in Verbindung mit den Geschichten der anderen Hausfrauen gebracht wurde, sondern eben auch noch einmal wunderbar an den Tatabend in #7.23 Partytime zurückerinnerte und schlussendlich auch eine logische Konsequenz aufgrund des Geschehenen war. Die Frage nach dieser Episode bleibt aber, wie in die Geschichte um Alejandro wieder Spannung reinkommen wird. Schließlich ist Chuck tot, Claudia wird schweigen und ansonsten gibt es kaum jemanden, der den Hausfrauen gefährlich werden könnte. Oder läuft letztendlich doch alles auf den Absender des Briefes heraus, auf dessen Identität ich nach wie vor unheimlich gespannt bin?

Making the necessary changes to prepare for a new relationship …

Während Gaby ihr Wohnzimmer renovierte, war das Thema "Renovierung" auch in Lynettes Geschichte präsent – nur, dass sie kein Zimmer, sondern ihr Liebesleben auf Vordermann bringen möchte. Manche werden sich dabei sicherlich stark an ihre Geschichte aus #8.05 Sex erlaubt erinnert gefühlt haben und fast schon behaupten, dass man hier von Prinzip her beinahe das gleiche geboten bekam. Doch nur zur Erinnerung: In #8.05 machte sich Lynette aus Frust auf Männerjagd, da sie gerade erst erfahren hatte, dass sich Tom mit Jane trifft, während Lynette in dieser Folge überzeugter und weniger aus Affekt heraus beschlossen hat, endlich einen neuen Mann kennen zu lernen. Von diesem Blickpunkt aus betrachtet, fand bei Lynette also eine interessante Entwicklung statt und darüber, wie lange diese noch anhält, kann nur gemunkelt werden. Anders als am Ende von #8.05 hat Lynette sich hier nämlich nicht wieder dazu entschlossen, weiterhin für Tom zu kämpfen, sondern lediglich ihr Verhalten zu ändern, um so nicht gleich jeden Mann abzuschrecken.

Ihr Date mit Renées Friseur Frank und ihr späteres Gespräch mit Renée selbst war herrlich mit anzusehen, jedoch gelangte man hier irgendwann an einen Punkt, an den man sich diesmal wirklich an Altbekanntes erinnern fühlte. Denn bereits in #8.03 Falsche Vorstellungen wurde Lynette bewusst, sich ändern zu müssen – die Zeugen selbiger Entwicklung wurden wir hier nun wieder. Die Frage ist nur, wie oft sich Lynette noch klar werden muss, dass ihr kontrollierendes Verhalten definitiv Fehl am Patz ist und vor allem, wie oft wir Zuschauer uns das noch anschauen müssen. Was das betrifft, dreht sich Lynettes Charakterentwicklung nämlich wirklich schon lange im Kreis. Um bei unserer Renovierungs-Metapher zu bleiben: Hoffen wir mal, dass die neue Tapete bei Lynette nun auch haften bleibt und nicht gleich in der nächsten Folge wieder abfällt.

Or breaking up a once happy relationship …

Derweil intensiviert sich immer mehr die Vermutung, dass Renée in der letzten Staffel wirklich noch einmal eine richtig spannende Handlung spendiert bekommt. Nach der letzten Folge hatte man gar nicht mehr damit gerechnet, schließlich befürchtete man doch, dass sich aus Bens Plan, Renée des Geldes wegen zu heiraten, nicht nur eine total abgekupferte Geschichte entwickeln, sondern auch den bisher so sympathischen Ben als Charakter total ruinieren würde. Nach dieser Episode kann man dem Ganzen jedoch entspannter entgegenblicken. Denn erstens rettete man Bens Charakter dadurch, dass er letztendlich doch noch kurz vor Schluss von seinem Plan abrückte und zweitens schien es gegen Ende so, als würde uns zwischen Ben und dem ominösen Kredithai Donny noch eine sehr spannende Geschichte erwartet. Es war nämlich nicht zu übersehen, dass sowohl Mike als auch Renée durch Bens Deal unfreiwillig in Donnys Visier geraten sind und, falls Ben das Geld nicht zurückzahlen wird, in ernsthafte Gefahr geraten könnten. Hier sehe ich definitiv Potential für einen spannenden weiteren Verlauf.

Im Übrigen scheint Vanessa Williams während des Endspurts der Serie wirklich noch einmal schauspielerisch gefordert zu werden. Bereits die Kirchenszene in #8.10 Reden ist Silber, Schweigen ist Gold mit Bree zeigte Williams’ tolles schauspielerisches Können und Renées emotionale und offene Reaktion auf Bens Heiratsantrag hätte gar nicht besser gespielt und geschrieben werden können, schließlich bekamen wir durch Renées Reaktion auch einen möglichen Grund geliefert, weshalb sie nach ihrer Scheidung nie mehr ein Fan von Beziehungen war. Insgesamt ist es deshalb natürlich absolut schade, dass sie und Ben kein Paar mehr sind, wobei das natürlich nicht lange so bleiben muss.

But no matter how much a housewife may embrace the way her life is changing, the people in her neighborhood may take a different view.

Kommen wir zur "rot zu giftgrün"-Rubrik dieser Folge hinsichtlich des Themas Renovierung. Denn ja, zweifelsohne muss man Brees momentane Handlung ein wenig genauer durchleuchten und ja, ohne Frage: vielen wird nicht gefallen, was sich zur Zeit bei Bree abspielt. Ihre Wandlung zu Bree Van de Tramp wurde nämlich vollzogen und so wurden wir Zeugen, wie Bree einen Mann nach dem anderen abschleppt. Bree Van de Kamp als neue Edie Britt? Klar, dass da die Meinungen auseinandergehen. Jedoch zu behaupten, dass diese Wandlung absolut hirnrissig ist, würde ich mal als falsch darstellen. Ich hatte es bereits in meiner letzten Review gesagt: Alkohol, ein schlechtes Gewissen, ein schreckliches Geheimnis und die Zurückweisung der ehemals besten Freundinnen haben definitiv Konsequenzen auf einen Charakter. Und da uns Bree seit Staffel 1 als perfektionistische, moralisch immer korrekte Vorstadthausfrau präsentiert wurde und sie sich selbst auch als eine solche sah, liegt es doch auf der Hand, dass sich Bree nach all den Ereignissen doch irgendwann einmal die Frage stellt, ob sie das wirklich ist oder ihr Sein mehr Schein war, wie es die tatsächlich mal gelungene deutsche Übersetzung des Episodentitels hinterfragt.

Nein, ich habe keinerlei Probleme mit der momentanen Geschichte um Bree und fand es dagegen unglaublich interessant, wie sehr sie sich innerhalb dieser Folge entwickelt und verändert hat. Zu Beginn bekamen wir noch eine Bree zu Gesicht, die penibel versucht hat, ihr bisheriges Image vor anderen Menschen zu bewahren, während es ihr am Ende plötzlich völlig egal war, was die anderen Menschen von ihr denken und sie ihr ausschweifendes neues Leben nun vollends zur Schau stellt. Allein diese Entwicklung war meines Erachtens nach grandios. Da das Ganze dann auch noch mit teils irrsinnig unterhaltsame Momenten beschmückt wurde, beispielsweise der Muffin für einen Mann als kleines Dankeschön für eine gemeinsame Nacht, ehe sie ihm die Tür vor der Nase zuschlägt, hatte ich meinerseits nichts an der Story auszusetzen. Zudem war es schön, wie sich Karen McKluskey um Bree gesorgt hat sowie das Auftauchen von Reverend Sykes, den ich nach wie vor für einen überaus gelungenen Nebencharakter halte und auch in dieser Folge für eine sehr interessante Szene zwischen Bree und ihm gesorgt hat. Einziges Manko bleibt, dass Brees momentanes Benehmen so gar nicht von den anderen Hausfrauen wahrgenommen wird. Da hoffe ich doch, dass sie spätestens in der nächsten Folge etwas davon mitbekommen und sogar helfend eingreifen, schließlich bleibt es immer noch fragwürdig, weshalb ausgerechnet Bree von den anderen an den Pranger gestellt wurde, obwohl sie eigentlich diejenige war, die am meisten dafür gesorgt hat, Carlos vor den sicheren Gang ins Gefängnis zu bewahren.

Fazit

#8.12 Mehr Sein als Schein hatte, trotz nicht aufkommender Spannung, einige unterhaltsame sowie emotionale Momente zu bieten, doch vor allem bot die Folge Entwicklungen. Bleiben wir bei dem Thema "Renovierung": Bei Bree riss man die altbekannte Tapete herunter und entdeckte dahinter einen völlig neuen Wandbelag, die Bekanntschaft zwischen Renée und Ben wurde mit einem gefährlichen Rot überstrichen und Lynettes Renovierung bestand darin, dass sie nun selbst einsieht, ihren Charakter renovieren zu müssen. Bevor ich mich mit noch mehr Metaphern verzettel, hier kurz und knapp: #8.12 beinhaltete einige Entwicklungen, die durchaus interessantes Potential für #8.13 Is This What You Call Love? bereithalten, wobei besonders Brees Entwicklung natürlich diskussionswürdig ist. Doch mal ehrlich: Wäre es nicht langweilig, wenn man nach einer Folge so gar nichts zu diskutieren hätte?

Manuel H. - myFanbase

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