Review: #2.04 Tamaras Rückkehr
Was sich in der letzten Episode bereits angekündigt hat, sollte in dieser Realität werden: Tamara Jacobs ist zurück. Und bevor Dawson Pacey vorwarnen kann, muss er bereits selber die Entdeckung machen. Die Folge ist plötzliche Verwirrung. Genauso wie die beiden in der ersten Staffel zerrissen wurden, stehen sie nun plötzlich wieder voreinander.
Gleichermaßen wenig hat sich in ihrem Leben verändert, bis jetzt. Denn während Pacey bisher keinen Grund sah, warum er sich nicht Tamara hingeben sollte, liefert Dawson ihm mit Andie einen, die ihre offensichtlichen Gefühle erstmals offenbart. Nachdem Pacey dies erst ignoriert, vollzieht sich mit diesem Hintergedanken bei der Konfrontation mit Tamara in ihm ein Sinneswandel, der ihn sich schließlich von ihr abwenden lässt. Das Happy-End mit Andie bleibt - um realistisch zu bleiben - glücklicherweise aus. Stattdessen weiß man aber mehr von sich, eine Annäherung konnte erreicht werden. Das Kapitel Tamara, dass seit der ersten Staffel im Raum stand, konnte damit aber einen endgültigen Abschluss finden. Gleichzeitig schlägt die Rückkehr aber auch einen Bogen, der Pacey's Zeit als abgelehnter Nichtsnutz beenden soll. Der zuvorgegangenen Romanze schließt sich eine neue unmittelbar an. Die Vorzeichen sind nun endgültig unverkennbar.
Krisengeschüttelt dagegen die Beziehung von Dawson und Joey. Während Dawson vor Glück quasi überschäumt und lediglich versucht, allen gerecht zu werden (zugleich leider auch eine Art Profilverlust), leidet Joey unter dem Danach. Als die Liebe zu Dawson noch ein Traum war, ging es ihr in erster Linie darum etwas zu erreichen. Nun hat sie es und muss feststellen, dass es das einzige ist, was sie hat und dass es sich zugleich auch nicht verändert hat, im Gegensatz zum Vorher. Sie hat zwar Dawson nun in jeder Hinsicht exklusiv für sich, aber ausgenommen das Geplenkel mit Jen war das schon immer der Fall. Während Dawson recht gut damit leben kann, dass Joey sein einziges Interessengebiet ist, kann Joey damit nicht mehr leben. Sie möchte Alternativen und findet diese auch in der Kunst, die ihr Dawson jedoch sogleich eifersüchtig abspenstig machen will. Dies führt nicht zu einer Bereinigung der Situation, sondern verschlimmert sie eher. Die Folge ist eine Entweder-oder-Frage, die unentschieden bleibt. Das grosse Glück scheint betrübt. Mit Jack tritt bereits einen Gegenspieler zu Dawson ins Feld, was sofort an der gegenseitige Distanz erkennbar wird.
Das Problem von Dawson und Joey liegt wohl darin begründet, dass Dawson mit seinem Interesse für den Film stets ein Interessengebiet hatte, was Joey auch teilte, im Gegensatz zu Dawson aber mehr zweckmässig, um die Freundschaft mit ihm aufrechtzuerhalten. Mit ihrer Beziehung legen die beiden nun plötzlich zusammen, was sie interessiert, wobei sich herausstellt, dass Joey im Grunde nichts beizutragen hat. Dies deprimiert sie, gerade vor dem Hintergrund, dass Dawson damit für sie eine nahezu endgültige Entscheidung darstellen könnte, wohingegen Dawson noch viele Möglichkeiten hätte. Das Trauma ihrer Familie, wo der Vater die Mutter hinterging, holt sie ein - gravierende Parallelen treten auf.
Zuguterletzt wären da noch Abby und Jen. Mit dem gescheiterten Flirtversuch Abby's beim Fischer wird ihre Philosophie offenkundig, mit der sie der Fischer sogleich konfrontiert: Abby geht lediglich zweckmässig vor. Und gleiches gilt auch für die Freundschaft zu Jen, die ebenfalls nur den Zweck erfüllt, dass Abby keine Einzelgängerin bleibt. Jen weidet sich derweil in ihrer Verzweifelung, dass sie keinen Anschluss an die Dawson-Clique findet, was natürlich Abby's Vorgehen begünstigt. Als Jen ihr dann mehr oder minder unfreiwillig in die Quere kommt, entbrennt ein Streit, der Jen gänzlich alleine dastehen lässt.
Wenn auch im ersten Augenblick Jen eher verzweifelt wirkt, als Abby, so teilen sie doch diese eine Eigenschaft. Abby hat keinerlei Möglichkeit aus ihrer Rolle auszusteigen, auch mit gutem Willen nicht. Und Jen gehört ebensowenig zum Geschehen von Capeside. Beide sind im Prinzip Opfer und zugleich Täter, da sie ihren Status grösstenteils selbst verschuldet haben, ihm jetzt aber zum Opfer fallen. Zwischen ihnen besteht mittlerweile ein Band, dass sie auch mit Streit nicht durchtrennen können.
Insgesamt eine sehr gute Folge. Sie erfüllt ihren Zweck, beklemmend zu wirken, gerade hinsichtlich Dawson und Joey. Im Falle von Pacey bringt sie eine Wende, doch ob es eine glückliche ist, wird sich erst noch herausstellen müssen. Auch das Leben der Trendsetter Abby und Jen ist eher bedrückend - tatsächlich wirkt es aber gar nicht erfunden.
Malte Kirchner
Die Serie "Dawson's Creek" ansehen:
| Vorherige Review: #2.03 Die letzte Chance | Alle Reviews | Nächste Review: #2.05 Vollmond |
Diskussion zu dieser Episode
Du kannst hier oder in unserem Forum mit anderen Fans von "Dawson's Creek" über die Folge #2.04 Tamaras Rückkehr diskutieren.
Informationen zur Episode
Englischer Titel: Tamara's ReturnErstausstrahlung (US): 28.10.1998
Erstausstrahlung (DE): 25.04.1999
Regie: Jesus Trevino
Drehbuch: Mike White
Links
Meistgelesen
Aktuelle Kommentare
28.11.2025 00:19 von Sonia
F.B.I.: F.B.I.
Es wird immer abstruser... Jetzt sehe ich, dass die FBI... mehr
25.11.2025 19:51 von chili.vanilli
Malice: Malice
Hab die Serie jetzt beeendet und schon lange keinen so... mehr