Bewertung

Review: #5.07 Verräterisches Schwarmbewusstsein!

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Danny Pudi

Die aktuelle Staffel von "Community" zeichnet sich durchaus durch eine konstante Qualität aus, die zwar noch nicht ganz auf der Stufe der absoluten kreativen Höchstphase (irgendwo zwischen dem Ende der 1. Staffel und dem 2. Drittel der zweiten Season) der Serie liegt, aber mindestens mit der sehr soliden und vor allem immer noch einfallsreichen und herausfordernden dritten Staffel mithalten kann. Das ist ein sehr gutes Zeichen, und diese Season ist die erste, die mir wirklich das Gefühl vermittelt, "Community" könne die sprichwörtlichen sechs Staffeln und einen Film auch inhaltlich abwechslungsreich füllen (wobei wir natürlich das gas leak year einfach rausrechnen, das muss ich ja mittlerweile nicht mehr extra erwähnen). Gerade die Veränderungen auf inhaltlicher Ebene, die in diesem Jahr vonstatten gingen, ohne dass die Serie wirklich ihren emotionalen Kern verloren hat, sind beeindruckend. Klar vermisse ich Troy und seine albernen Gefühlsausbrüche, aber der Serie fehlt er nicht wirklich, um zu funktionieren. Und mit dem stärkeren Fokus auf die Professoren Duncan und Hickey sowie Jeffs Umstieg in einen Lehrerposten wurde der gesamte Ton der Serie langsam, ohne dass wir es wirklich bemerkt haben, mehr auf die Lehrerschaft verschoben. Und das ist auch gut so, denn wenn man genau darüber nachdenkt, eröffnet das einfach viel mehr Möglichkeiten, neue Geschichten zu erzählen und neue Ideen unter die Lupe zu nehmen.

Dazu kommt, dass sowohl Duncan als auch Hickey die bisher am besten integrierten "großen" Nebencharaktere sind. Früher haben Gastdarsteller wie Michael K. Williams und John Goodman eher den Eindruck hinterlassen, sie befänden sich immer irgendwo außerhalb des Geschehens, und es ist nie so richtig gelungen, ihren Humor mitten in den emotionalen Kern des Geschehens zu katapultieren. Mit Duncan und Hickey gelingt dies gerade mühelos. Mittlerweile bin ich jedenfalls wieder an dem Punkt, dass ich mir sehnsüchtig eine Verlängerung der Serie wünsche, um zu sehen, was den Autoren noch so alles mit diesen wieder unheimlich interessanten und ebenso lustigen Charakteren einfällt.

Das war jetzt eine unheimlich lange Vorrede für eine gerade mal 20 Minuten umfassende Episode, die sich aber in diesem Falle einfach angeboten hat. Denn #5.07 Bondage and Beta Male Sexuality ist die beste Folge dieser Staffel. Das liegt sicher auch daran, dass die beiden spezifischsten Charaktere innerhalb des "Community"-Serienuniversums im Zentrum des Geschehens stehen. Und das sind, trotz meiner vorangegangenen Lobrede auf die Lehrerschaft, Britta und Abed. Aber wenn ich einmal ganz genau darüber nachdenke, dann sind sowohl Abed als auch Britta zwei Serienfiguren, die so einzigartig sind, dass man sie einfach in keiner anderen Konstellation wieder findet. Sie wurden über die Jahre in ihren Ticks und Macken so genau auskalibriert und dienen besonders im Falle Abeds wohl auch sehr häufig als Transportmedium für Dan Harmons konfuse Gedankenwelt, dass sie einfach "Community" in Reinkultur darstellen.

Und so urkomisch beide auch sein können, hier dürfen sie wieder einmal ihre traurig-ernste Seite zeigen, und dabei schafft es die Serie, in der kurzen Zeit einer Sitcom-Episode einige fundamentale Wahrheiten zu transportieren. Für Britta treffen ihre eigenen Ideale, ihr eher mittelmäßiges Leben und der Anspruch der Außenwelt aufeinander, in einer Art und Weise, die ihre Unzulänglichkeiten klarmachen, sie aber dafür nicht verdammen. Ganz im Gegenteil, man schafft es wunderbar, mit ihr mitzufühlen. Dazu kommt Duncan, der ganz in der leider doch häufig verbreiteten Ausprägung der Male Sexuality versucht, ihren angekratzten Zustand auszunutzen. Dabei bin ich vor allem beeindruckt, wie gut man die Gradwanderung in Sachen Humor auf Kosten Duncans und seiner Verzweiflung in Bezug auf das weibliche Geschlecht und Brittas Naivität hinbekommt. Und in wunderbarer "Community"-Manier erweist sich Duncan eben nicht als mieses Arschloch, das Britta ausnutzt, sondern man schafft es zudem, einen doch etwas überraschenden Schwenk auf seine Freundschaft zu Jeff einzubauen.

In der zweiten Handlungsebene der Episode liefern sich Hickey und Abed einen verbalen Schlagabtausch, in dem man wohl nicht rein zufällig den Konflikt eines schwierigen Genies mit einigen zwischenmenschlichen Defiziten wie Abed - oder eben Dan Harmon - und den Argumenten der wirtschaftlich-vernünftigen Seite, also wohl der Studio- und Senderverantwortlichen Harmons, erkennen kann. Großartig dabei ist, wie gut es gelingt, beiden Seiten stichhaltige Argumente in den Mund zu legen, die in den Details so ausgefeilt und pointiert sind, dass es müßig wäre, hier eine kurze Stelle herauszupicken. Am Ende gelingt es diesen Dialogen absolut überzeugend, das Argument an den Tag zu legen, dass die wahre Kunst daraus entsteht, immer wieder in mühevoller Kleinarbeit und aufreibenden Konflikten den Kompromiss aus diesen beiden Fronten zu finden.

Doch, diese Episode macht einfach unheimlich Spaß, regt zum Nachdenken an und verströmt dieses wunderbare bittersüße Gefühl von leichter Traurigkeit, ohne den Optimismus auf das Gute im Menschen zu verlieren. Auch der Nebenplot um Chang trägt dazu bei, der wohl keine tiefere Bedeutung hatte, außer Ken Jeong lustig sein zu lassen, in dem erreicht er aber ebenfalls die volle Punktzahl.

Cindy Scholz - myFanbase

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