Donald Glover in "Girls"

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Der Comedy-Halbstünder "Girls" startete im April 2012 auf dem amerikanischen Pay-TV-Sender HBO. Die treibende Kraft hinter dem mit autobiographischen Elementen versehenen Format ist Jungtalent Lena Dunham, ihres Zeichens Hauptdarstellerin, Drehbuchautorin und Regisseurin. In Zuschauerkreisen mitunter heftig umstritten, eroberte "Girls" so manches Kritikerherz im Sturm und konnte neben einer Emmy-Nominierung bereits einen Golden Globe in der Kategorie "Beste Comedy" einheimsen. Im deutschen Fernsehen wurde die Serie erstmals im Herbst 2012 auf dem Bezahlsender glitz* ausgestrahlt.

"I can't be with someone who is not an ally to gays and women."

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Donald Glover & Lena Dunham, Girls
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In den Auftaktepisoden zur zweiten Staffel bekommt der Cast von "Girls" vorübergehende Verstärkung durch "Community"-Hauptdarsteller Donald Glover. Dieser mimt einen jungen Studenten namens Sandy, auf den die von Lena Dunham dargestellte Protagonistin Hannah Horvath ein Auge wirft, nachdem ihre Beziehung mit Freigeist Adam (Adam Driver) in eine Sackgasse geraten ist. In vielerlei Hinsicht sieht Hannah in Sandy jene Qualitäten, die sie bislang in ihrem Liebesleben schmerzlich vermisst hat: Er ist nicht nur charmant und verständnisvoll, sondern steht auch mit beiden Beinen im Leben und zeigt aufrichtiges Interesse an seinem Gegenüber. Um die aufkeimende Beziehung angesichts dessen nicht durch ihr oftmals destruktives Verhalten zu gefährden, stellt Hannah von Anfang an ein paar strenge Grundregeln für sich und Sandy auf. Während er etwa von überstürzten Liebesbekundungen abzusehen hat, verspricht sie im Gegenzug, nicht wie eine Klette an ihm zu kleben oder etwa nachts ohne Vorwarnung vor seiner Tür zu stehen. Amüsiert über die Eigenheiten seiner neuen Freundin, nimmt Sandy diese Vorgaben bereitwillig in Kauf. Selbst mit der Tatsache, dass Hannah immer noch regelmäßigen Kontakt zu Adam pflegt, arrangiert er sich in seiner rücksichtsvollen Art. Hannah fällt es hingegen wesentlich schwerer, ihr altes Verhaltensmuster abzulegen: Noch am selben Abend taucht sie wider aller Vorsätze vor Sandys Wohnungstür auf, um mit ihm ins Bett zu hüpfen.

Nachdem Sandy kurz darauf eine Nacht in Hannahs Wohnung verbracht hat, kommt es beim frühmorgendlichen Zähneputzen zu einer Konfrontation mit ihrem schwulen Mitbewohner Elijah (Andrew Rannells). Genauer gesagt ist es letzterer, der ganz bewusst einen Streit vom Zaun bricht, weil er ein Problem mit Sandys politischer Gesinnung hat. Als bekennender Republikaner müsse er gewiss homophob sein, unterstellt Elijah dem unwillkommenen Gast. Hannah kann zwar eine Eskalation des daraus resultierenden Wortgefechts verhindern, kommt aber dann selbst ins Grübeln, ob und wie sich ihre durch und durch liberale Haltung mit der ihres neuen Partners vereinbaren lässt. Als Sandy ihr dann auch noch gesteht, dass ihm ihre kürzlich verfasste Kurzgeschichte über die weibliche Selbstfindung nicht gefallen hat, ist es endgültig vorbei mit der Harmonie zwischen den beiden. Beleidigt lässt Hannah sämtliche Vorurteile über Republikaner vom Stapel, die ihr spontan einfallen, vom nicht vorhandenen Respekt für Homosexuelle und Frauen über die verbohrte Einstellung zum Waffenbesitz bis hin zum antiquierten Konzept der Todesstrafe. Sandy zeigt sich davon wenig beeindruckt, zumal Hannahs Argumentation in erster Linie eine Sache offenbart: Hinter ihrer vermeintlich weltoffenen Art verbirgt sich in Wahrheit auch ein ordentliches Maß an Scheinheiligkeit und Engstirnigkeit. Da es ihnen beiden nicht zu gelingen scheint, sich mit den Ansichten des jeweils anderen abzufinden, gehen sie fortan lieber wieder getrennte Wege.

All jene Zuschauer, die die Fan- und Kritikerreaktionen auf die ersten zehn "Girls"-Episoden mitverfolgt haben, wird das Auftauchen eines Charakters wie Sandy in der zweiten Staffel vermutlich wenig bis gar nicht überrascht haben. Schließlich wurde Lena Dunham kaum ein Aspekt so negativ angelastet wie jener, dass man in ihrer Serie ausschließlich weiße Darsteller zu sehen bekommt, obwohl die Handlung in einer so multikulturellen Metropole wie New York angesiedelt ist. Vor diesem Hintergrund ist die Entscheidung, Donald Glover für einen Gastauftritt an Bord zu holen, ebenso konsequent wie begrüßenswert. Was aber die konkrete Umsetzung anbelangt, so lässt Sandys bedauerlich kurz geratener Abstecher in die verrückte Welt der Hannah Horvath doch ein wenig zu wünschen übrig. Im Nachhinein betrachtet wirkt die Figur nämlich als reines Mittel zum Zweck, um das Thema Afroamerikaner (und bei der Gelegenheit auch gleich noch das Thema Politik) von der Liste der bis dato vernachlässigten Aspekte streichen zu können. Als eigenständiger Charakter bleibt Sandy hingegen ziemlich blass, was in Anbetracht des unleugbaren komödiantischen Talents Donald Glovers besonders schade ist. Aber wer weiß, vielleicht war es ja doch nicht das letzte Mal, dass der begnadete Troy-Mime dem Set von "Girls" einen Besuch abgestattet hat?

Fazit

Bei Donald Glovers Gastspiel in der zweiten Staffel von "Girls" steht eindeutig die gezielte Vermittlung einer (gesellschafts-)politischen Botschaft im Vordergrund, wohingegen ihm in puncto Charakterarbeit und Komik eher wenig abverlangt wird. Besonders der große Streit zwischen Sandy und Hannah wirkt im Kontext einer Serie, die bislang vor allem durch ihre Unangepasstheit und ganz eigene Erzählart geglänzt hat, leider ziemlich schablonenhaft.

Willi S. - myFanbase

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