Bewertung

Review: #3.02 Der Gastdozent

Foto: David Duchovny, Californication - Copyright: Paramount Pictures
David Duchovny, Californication
© Paramount Pictures

"Californication" war schon immer sehr direkt und obszön, aber diesmal hatte man das Gefühl, dass die Serie sich auch in dieser Hinsicht noch selbst übertreffen wollte. Ein David Duchovny in Bestform und Nebendarsteller, die man gerne weiterhin sehen möchte, tragen ihren Teil dazu bei.

Vergewaltigung

Widmen wir uns zunächst Charlie, der wieder mit seiner Frau zusammen wohnt und fest überzeugt ist, dass es nur noch ein kleiner Schritt zurück zur ehemals glücklichen Ehe ist. Marcy sieht das natürlich ganz anders und lässt sich von ihrem Date abholen, um die Fronten zu klären. Der arme Charlie ist aber so fixiert auf sein angestrebtes Glück, dass er überhaupt nichts mitbekommt. Marcy lebt mit ihrem neuen Freund ihre Sexphantasien aus und Charlie glaubt tatsächlich, dass Marcy vergewaltigt wird. Eigentlich war die Situation klar, aber Charlie wollte es sicherlich nicht anders sehen und hoffte insgeheim, als Retter dastehen zu können. Die Pose mit Marcy, ihrem Freund und Charlie auf dessen Schultern sah zum Wegschmeißen komisch aus. Großartig. Die Verhältnisse sind damit klargestellt. Es steht noch einiges zwischen Charlie und Marcy. Doch Charlie lässt sich nicht klein kriegen. Ermutigt von seiner wunderbaren Chefin, die mehr als nur herrlich von ihrer Phantasie spricht und in einem glänzenden, offensiven Dialog bedingungslose Bereitschaft für Charlie zeigt (You name the game, I play the part), denkt er nun, dass Marcys Abenteuer eher eine Aufforderung für ihn darstellte. Er schleicht sich nachts in Marcys Schlafzimmer und will sie vergewaltigen, in der Hoffnung, dass sie ihre Gefühle für ihn wieder findet. Egal ob aus Charlies Mund, Marcys Mund oder meiner Tastatur, die Idee ist so weit hergeholt, dass sie der beste Ausdruck für Charlies Verzweiflung ist. Das spürt sicherlich auch Marcy irgendwie, doch da muss Charlie erstmal etwas Sinnvolles zu bieten haben, damit sich die beiden wieder annähern. Es ist aber zu spüren, dass diese Möglichkeit vorhanden ist.

Leichter Job

Hank tritt seinen Job als Professor an der Uni an und sieht alles unglaublich locker, macht sich keinerlei Gedanken, lässt seine Assistentin alles Wichtige übernehmen und genießt sein Leben. Die Spannung zwischen Hank und Jill lässt sich gewiss noch ausbauen. Bisher ist Jill in erster Linie angewidert von Hank und seinen Einstellungen, aber wie man Hank kennt, schafft er es mit seinem Charme gewiss, dies in eine sexuelle Spannung umzudeuten und ich kann mir auch vorstellen, dass Jill sein Typ ist. Wie lange sie sich gegen den Bad Boy wehren kann ist auch fraglich, denn wenn Hank mal was Tolles macht, ist es sicherlich auch um Jill geschehen. Die Entwicklung dieser beiden interessiert mich derzeit mit am meisten, weil hier noch Vieles unklar ist.

Feedback mit Folgen

Schon das Seminar von Hank war einfach nur lässig gehalten. Die Sprechstunde setzte aber noch eine drauf. Balt konnte einem nur leid tun, wie sich Hank zunächst lustig macht und dann ehrlich aber ziemlich brutal die Wahrheit über dessen Geschichte äußert. Da dabei auch noch eine persönliche emotionale Note drinsteckte, weil Balt in gewisser Weise gerade seine Liebe zu Hank gestanden hat, wäre ein sensiblerer Umgang natürlich angebracht, für Hank aber auch einfach nicht typisch gewesen. Am nächsten Tag wird er über die Folgen seiner Einschätzung informiert und als wenn Hank nicht schon bis dahin mit wunderbaren Dialogen und Handlungen versorgt gewesen wäre, setzt er bei Stacey den Höhepunkt der Episode und läuft zur Höchstform auf, die einen innerlichen Lachkrampf hervorrufen konnte. Nichts ahnend benimmt er sich völlig daneben. "Manchild" ist die beste Bezeichnung, die dazu einfallen kann. Staceys Entsetzen ist ebenso herrlich, sodass der Zuschauer eine fabelhafte Szene zu sehen bekommt, die dem eigentlichen Ernst der Lage so überhaupt nicht gerecht wird, sodass man Staceys Gesichtsausdruck selbst annehmen möchte, aber eben trotzdem glänzend unterhalten wird.

Immerhin bemerkt Hank, welche Verantwortung er eigentlich trägt, und besucht Balt im Krankenhaus, um ihn wieder aufzubauen. Das ihm dies mit einer Lüge gelingt, weil er Charlies homosexuelle Erfahrung als seine ausgibt, passt auch irgendwie und ist in diesem Falle zweckvoll. Sicherlich wird es nicht das letzte Mal sein, dass wir Ed Westwick in der Rolle des sensiblen Homosexuellen sehen und allein schon der Gegensatz zu seiner Rolle in "Gossip Girl" macht seine Szenen zu einem Vergnügen. Zudem lernt Hank Balts Mitbewohnerin Jackie kennen, die in einem Stripclub arbeitet und für Hank gleich mal sehr interessant ist. Es wäre fast untypisch für die Serie, wenn Hank nichts mit einer Studentin haben sollte. Auch hier bin ich auf die nächsten Episoden gespannt, denn Handlungspotenzial ist allemal vorhanden.

Pubertät

Hanks Nachlässigkeiten auch im Bezug auf die Erziehung haben es möglich gemacht, dass sich Becca in eine sehr unschöne Richtung entwickelt hat. Sie macht, was ihr gerade gefällt, man kann kaum ein ordentliches Gespräch mit ihr führen und irgendwie wird man das Gefühl nicht los, dass sie ihrem Vater immer ähnlicher wird. Die Ansätze hatte Becca schon immer gehabt, denn auch sie nimmt kein Blatt vor den Mund. Nur versucht sie nicht mehr, Hank zu erziehen, sondern geht ihren eigenen Weg. Hanks Erziehungsmaßnahmen sind da auch rüde, aber vielleicht ist es genau die richtige Maßnahme nach den bisherigen Versäumnissen. Die letzte Szene am Ende konnte auf jeden Fall überzeugen und macht klar, was eines der Themen dieser Staffel sein wird, denn dieser Graben ist nicht mal eben zu überwinden. Bleibt die Frage, was eigentlich aus Beccas Freund geworden ist, der schließlich der Grund war, warum Hank und Becca überhaupt in Kalifornien geblieben sind. Ist vielleicht auch das ein Grund für die Differenzen?

Fazit

Auch diese Episode glänzt durch hervorragende, derbe Dialoge, Handlungsstränge, die immer wieder zu begeistern wissen, und gut aufgelegte Schauspieler, die an der Serie offenbar genauso viel Freude haben wie die Zuschauer.

Emil Groth - myFanbase

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