Bewertung

Review: #1.06 Familienbande

Foto: Stephen Amell, Arrow - Copyright: Warner Bros. Entertainment Inc.
Stephen Amell, Arrow
© Warner Bros. Entertainment Inc.

In der sechsten Folge mit dem Titel "Legacies" bewegt sich die Serie einen Schritt weiter und verschiebt den Fokus in eine etwas andere Richtung. Hat Oliver Queen in den ersten fünf Folgen bisher ausschließlich die korrupten Machthaber von Starling City bekämpft, so nimmt er es in dieser Folge mit einer Gruppe von Bankräubern auf, die dazu noch eine direkte Verbindung zu seinem Vater haben. Die Verschränkung der Vertiefung der grundlegenden Handlungsmotivationen Olivers mit dem behandelnden Fall der Woche und den damaligen Ereignissen auf der Insel gelingt hier erneut sehr gut und auch die erstmalige tiefere Beschäftigung mit Olivers bestem Freund Tommy und seiner Beziehung zu Laurel weiß als Nebenplot durchaus zu gefallen.

"Crime happens every day"

Der Beginn der Folge wurde mit der Schilderung eines Banküberfalls überaus spektakulär gestaltet und stellte erneut die Stärke der Serie für dynamische Actionsequenzen unter Beweis. Die Gruppe der Bankräuber, die zu Anfang gleich einen Polizisten erschießen, bilden dann auch das thematische Zentrum der Folge und Olivers Gegenspieler. Dabei sind es genau diese kleinen Fische, die Oliver und sein Alter-Ego Green Arrow eigentlich gar nicht interessieren, hat er es doch gezielt auf die mächtigsten der Stadt abgesehen, die die Wurzel allen Übels darstellen. Kleinere Verbrechen sind für ihn da eigentlich völlig irrelevant, was ihn schon von anderen Superhelden unterscheidet, die sich zumeist der generellen Verbrechungsbekämpfung verschrieben haben. Doch nun trifft Oliver nicht mehr allein seine Entscheidungen, hat er mit Diggle doch einen Verbündeten, der ihm eine andere Perspektive aufzeigt und ihm mit einem kleinen Trick doch dazu bringt, diesen Fall anzunehmen. Die Wortgefechte zwischen Oliver und Diggle bilden weiterhin mit die stärksten Momente der Serie, da Diggle Oliver immer wieder zum Nachdenken bringt und ihm andere Seiten und Möglichkeiten aufzeigt und dabei auch konsequent seine Meinung vertritt, ohne sich von Oliver irgendwie einschüchtern zu lassen.

Schnell stellte sich dann heraus, dass es sich bei den Bankräubern um eine Familie handelt, dessen Oberhaupt einst von Olivers Vater entlassen wurde und anschließend all seine Besitztümer verloren hat, was ihn schließlich aus Verzweiflung zum Bankräuber werden ließ. Die ganze Story wirkte insgesamt schon recht konstruiert und war schlussendlich auch nur dafür da die Grundaussage der Folge zu verdeutlichen, in der es darum geht, was Väter auch ungewollt ihrer Familie antun und zu was sie ihre Kinder schlussendlich verleiten können. Hier hat ein verzweifelter Vater seine Familie in die Welt des Verbrechens geführt, bei Oliver hat sein Vater ihn zum Rächer werden lassen. Die grundlegenden Motivationen sind einerseits eine finanziell abgesichertes und gutes Leben und auf der anderen Seite Gerechtigkeit. Die dafür eingesetzten Mittel bewegen sich in moralisch und gesetzlich aber schwer vertretbare Richtungen. Es ist gut, dass Oliver in Person von Green Arrow weiterhin nicht als unfehlbarer Held dargestellt wird, sondern als jemand, der ständig das Gesetz bricht und auf eine bestimmte Art sich selbst gar nicht so weit von den kleinen Verbrechern unterscheidet. Wobei Olivers Ziele natürlich von einer wesentlich altruistischeren Natur sind, trotzdem wird dem Zuschauer hier weiterhin ein wahnsinnig ambivalenter Held gezeigt, der eigentlich gar kein Held ist und auch keiner sein will. Trotz dessen verhält sich Oliver doch immer wieder äußerst heldenhaft und menschlich. In dieser Folge wird dies in dem Moment, als er dem verzweifelten Familienvater noch eine letzte Chance gibt sein Leben zu ändern, deutlich hervorgehoben.

"There is still one bullet left"

Die Inselhandlung stand mal wieder im direkten Kontakt zu den gegenwärtigen Ereignissen. Da es in dieser Folge ganz stark um die Rolle von Vätern ging, musste sich Oliver auch auf der Insel mit seinem Vater auseinandersetzten, der ganz plötzlich bei ihm auftaucht. Dass es sich dabei um eine traumhafte Vision handelt, war relativ schnell ersichtlich, trotzdem war es für das Verständnis der Figur des Oliver elementar, noch einmal eine direkte Auseinandersetzung mit seinem Vater serviert zu bekommen, da so auch die Entwicklung vom Partymenschen Oliver zum knallharten Verbrechensbekämpfer Green Arrow wieder ein Stück nachvollziehbarer wird. Oliver war damals wirklich ein gänzlich anderer Mensch, viel weicher und es umgab ihn auch nicht diese fokussierte Eiseskälte. Stark war der Moment, als Olivers Vater ihm eine Waffe mit noch einer Kugel überreicht und Oliver sich dazu entschiedet seinem Leben ein Ende zu setzten, auch wenn dadurch der Tod seines Vaters bedeutungslos wird. Natürlich war es nur ein Traum, trotzdem verrät dieser Moment einiges über den damaligen Oliver, der noch nicht über die Kraft verfügte das Erbe seines Vaters anzutreten. Aber diese damalige Schwäche führte dann wohl schlussendlich zu dieser unglaublichen Fokussiertheit. Der zentrale Wendepunkt, der Green Arrow überhaupt erst entstehen ließ, geschah wohl in diesem traurigen Moment tiefer menschlicher Schwäche.

"This is different"

Neben all diesen Oliver-zentrierten Momenten konzentrierte man sich in dieser Folge aber auch noch auf die weiteren zentralen Charaktere der Serie. So standen erstmals Tommy und seine Gefühle für Laurel mehr im Fokus. Dies war ein ganz nett inszenierter Nebenplot, auch wenn dieser ohne die ganz großen Highlights auskommen musste. Es war schön, dass man auch mal die menschlichere Seite von Tommy zu sehen bekam. Bisher war dieser Charakter und seine aufgesetzte Attitüde eher anstrengend, hier aber offenbarte er auch seinen verletzlichen Kern und seine mitfühlende Seite. Er veranstaltet nicht nur für Laurel eine große Spendengala für ihre Kanzlei, sondern kümmert sich auch liebevoll um die weiterhin äußerst verloren wirkende Thea, die Gefühle für Tommy hat, die dieser aber nicht erwidern kann und will. Inwieweit Laurel und Tommy schlussendlich ein gutes Paar abgeben, muss sich zeigen, auf freundschaftlicher Ebene funktionieren diese Beiden sicherlich ganz gut. Spektakulär war dies alles sich nicht, aber immerhin eine kleine Erholungsoase zwischen den intensiveren und spektakulären Ereignissen rund um Oliver.

Fazit

Folge sechs bestach vor allem durch die gelungene Verbindung der Gegenwarts- und Inselhandlung und die weiter überaus spannende Charakterisierung des ambivalenten Super-Nichthelden Green Arrow. Die gelungenen Interaktion zwischen Diggle und Oliver und das intensive Vater-Sohn-Insel-Traum-Gespräch waren dann weitere Highlights, die umrandet wurden von einer ganz netten, kleinen Nebenhandlung, die uns den Charakter des Tommy näherbrachte und die Entwicklung seiner Beziehung zu Laurel ein kleines bisschen vorantrieb. Nebenher gab es dann noch eine liebevoll Mutter-Sohn-Szene, die eine weitere gute Folge „Arrow“ ordentlich abschloss.

Moritz Stock - myFanbase

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