Review: #7.11 Sternenlicht

Die "Akte X"-Episode #7.11 Sternenlicht treffgenau zu beschreiben ist fast unmöglich. Bilder, Symboliken und Musik sagen ja oft mehr als tausend Worte. Ich versuche dennoch diese Folge, die womöglich die beste Serienepisode aller Zeiten ist, so gut wie möglich einzuordnen.

Samantha Mulder

Der Übersicht halber ordne ich an dieser Stelle nochmal alle wichtigen Fakten rund um Samantha ein, da man im Laufe von sieben Staffeln mit unzähligen Lügen und Intrigen rund um die Familiengeschichte der Mulders gerne mal den Überblick verlieren kann:

• Samantha Mulder wurde 1965 geboren und starb 1979 im Krankenhaus, nachdem ihr Körper von den "Alten Seelen" ins Sternenlicht aufgenommen wurde, um weiteren Schaden von ihr in Folge der medizinischen Tests abzuwenden und ihre Seele im weiteren Verlauf zu schützen.
• Alle bisherigen Klone von Samantha haben nichts mit der echten Samantha gemein und waren/sind lediglich seelenlose Kopien.
• Nach ihrer Entführung 1973 wurde die 8-Jährige Samantha in die Obhut des Cigarette Smoking Man gegeben, der sich während der medizinischen Tests um sie kümmerte. Sie wohnte zusammen mit Jeffrey Spender, Cassandra Spender und dem Raucher auf der April Air Force Base in Kalifornien.
• Samantha führte in der Zeit nach ihrer Entführung 1973 Tagebuch, in dem sie die medizinischen Experimente an ihr beschrieb und festhielt, dass sie sich noch an ihre Familie und auch an ihren Bruder Fox Mulder, der immer für einen Spaß zu haben war, erinnern könne.
• Als Samantha im Alter von 14 Jahren 1979 die Tests und Experimente nicht mehr verkraftete, flüchtete sie von der Base in ein Krankenhaus, in dem sie aus einem verschlossenen Zimmer verschwand, ohne dass ihre Leiche jemals gefunden wurde.
• Nachdem Mulder sich emotional und spirituell auf das Schicksal seiner Schwester einlassen konnte, begegnet Samantha ihm im Jahre 2000 auf einer Lichtung in Kalifornien als 14-Jährige Seele im Sternenlicht, wobei sich Samantha und Fox umarmen und Mulder so nun endlich Frieden schließen kann mit dem Schicksal seiner Schwester.
• Samantha wurde zwar 1973 im Rahmen der Verschwörung des Syndikats entführt und als Testsubjekt bis 1979 missbraucht, fand danach allerdings als Seele im Sternenlicht Frieden. Alle Worst-Case-Szenarien in Bezug auf ihr Schicksal können somit verworfen werden. Nach allen gegebenen Umständen betrachtet ging/geht es ihr also gut.

Sternenlicht

Die Bilder und die Vorstellungen von "Besuchern", "Alten Seelen" und dem "Sternenlicht" sind sehr tröstend und hoffnungsgebend. Zu wissen, dass Menschen, denen ein schlimmes Schicksal bevorstehen könnte, gerettet werden und als Seelen im Sternenlicht verbleiben, bis sie eventuell reinkarnieren, ist sehr beruhigend. Und wie schon der Raucher in dieser Episode in Bezug auf Mulders Suche nach Samantha sagte, wenn auch in anderem Kontext, setzt Hoffnung viele Kräfte frei und lässt einen nachts etwas ruhiger schlafen. Zwar geht der Ausflug von "Akte X" ins Esoterische an dieser Stelle etwas weit, aber durch diesen Handlungsstrang wird das Schicksal von Samantha Mulder sowohl für den Zuschauer, als auch für Fox Mulder ertragbar. Alle anderen Szenarien von wegen Alienentführung bis zum qualvollen Tod oder gar Entführung durch einen Kinderschänder wären zu drastisch gewesen. Das Szenario, dass die echte Samantha irgendwo da draußen noch leben sollte, wäre indes sehr unrealistisch gewesen. Von daher haben die "Akte X"-Macher dahingehend alles richtig gemacht.

Zudem wirkt die gesamte Inszenierung der Episode von Anfang bis Ende mehr als gelungen. Mulders Hin- und Hergerissenheit im Laufe der Suche nach seiner Schwester - mal Hoffnung, mal Verzweiflung, mal Resignation, mal Wut; es werden alle Gefühlszustände gezeigt - ist sehr realistisch und nachvollziehbar dargestellt. Ebenso gelungen wirkt die Darstellung der Unterstützung durch seine Partnerin Scully, die einmal mehr seine emotionale Stütze ist und ihm den nötigen Halt gibt, den er braucht, um des Pudels Kern zu ergründen. Dass Harold Piller zwar als Medium eine wichtige Konstante einnimmt, aber zum Schluss seinen Sohn nicht loslassen kann und er somit auf dem falschen Weg bleibt, gerät da fast zur Nebensache.

Nicht die Nebensache, sondern die Hauptsache dieser emotionalen Episode sind die letzten fünf Minuten, in denen Mulder von Harold Pillers Sohn in Form einer Seele im Sternenlicht auf eine Lichtung geführt wird. Dort findet und sieht er nicht nur Amber Lynn LaPierre, sondern auch seine Schwester Samantha. Die Szenen zwischen Mulder und seiner Schwester sind herrlich in Szene gesetzt und von einer wie die Faust aufs Auge passenden Musik untermalt. Es ist zu empfehlen sich diese Folge bzw. diese Szenen zwischen Mulder und seiner Schwester im Dunkeln anzuschauen, alle Lichtquellen außer der des Fernsehers auszuschalten, die Lautstärke auf ein sehr gesundes Maß aufzudrehen und von da an einfach nur zu genießen. Nachdem der Abspann über den Bildschirm geflimmert ist, beschleicht einen vielleicht sogar der Gedanke, an die frische Luft in die Natur gehen zu wollen, um selbst das Sternenlicht im Nachthimmel auf sich wirken zu lassen sowie Dinge oder Menschen loszulassen und "frei" zu sein. Denn Mulders letzte Worte an Scully, nachdem sich diese nach Mulders Gemütszustand erkundigt, sind. "I'm fine. I'm free. - "Es geht mir gut. Ich bin frei." Ein perfekter Abschluss!

Mulders Mission: Das Ende des Weges

Mulder spürt also intuitiv, dass sich seine Reise um die Suche nach seiner Schwester dem Ende zuneigt, als Scully, Piller und er sich dem Haus von Samanthas ehemaliger Krankenschwester nähern. Denn Mulders Weg endet hier. Endet hier in einer Lichtung im Sternenlicht. Der Weg von Mulder, der quasi 1973 begann, endet nach 27 Jahren im Jahre 2000 in Kalifornien. Mulders Mission, Mulders Motivation und Mulders Inspiration sind damit vorerst beendet. Denn er hat seinen Frieden gefunden. Und damit ist auch die Serie "Akte X - Die unheimlichen Fälle des FBI" eigentlich beendet. Der Grund, weshalb man Woche für Woche in "Akte X" reinschaltete, war vor allem, um Mulder zuzusehen, wie er das Schicksal um seine Schwester und damit verbunden die Verschwörung des Syndikats aufklärt. Die Verschwörung des Syndikats ist seit der Episode #6.12 Ein Sohn beendet und auch die Suche nach Samantha ist mit dieser Folge #7.11 Sternenlicht abgeschlossen. Was kommt also nun? Was hat "Akte X" noch zu bieten? Man kann davon ausgehen, dass ein neuer roter Faden um den Raucher und die Hybridisierung der Menschen gesponnen wird im Hinblick auf die mythologische Ebene der Serie und dass sich im zwischenmenschlichen Bereich um Mulder und Scully neue Türen auftun werden. Ob diese neuen Wege allerdings genauso fesseln, wie die alten Wege, bleibt abzuwarten. Jedenfalls gelangen nicht nur Mulder, sondern auch der Zuschauer sowie die Serie im Allgemeinen an das Ende eines langen und spannenden Weges: Ziel erreicht.

Insider & Hintergründe

• Die Tagline der Episode heißt "Believe to Understand" - Glaube, um zu verstehen.
• Samantha hielt sich in einem Krankenhaus auf, bevor sie von den Alten Seelen in das Sternenlicht mitgenommen wurde. Dieses Krankenhaus ist nach dem heiligen Dominikus Savio benannt. Dominikus Savio gilt als Schutzpatron der Kinder.
• Der Raucher lebt weiter und hält nachwievor seine Hand über alle Dinge, die so passieren. Dabei ist er gezeichnet von der Operation aus der Folge #7.04 Tausend Stimmen. Er wird uns wohl weiterhin als Antagonist und Mulders Vater begleiten.
• Das Lied aus dem Vorspann und vom Ende der Folge ist ausnahmsweise nicht von Mark Snow, sondern "My Weakness" von Moby: Genialer Song zu genialen Szenen.

Fazit

Mit der "Akte X"-Episode #7.11 Sternenlicht gelangen die Serie, Fox Mulder sowie die Zuschauer nach sieben Jahren X-Akten an das Ende des Weges von Samanthas Schicksal. Dieses Ende beschließt Mulder mit den Worten: "Es geht mir gut. Ich bin frei."

Alexander L. - myFanbase

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