Bewertung

Review: #1.01 Wir kommen in Frieden

In der TV-Season 2009/2010 war ABC das Network, das für die meiste Spannung sorgte. Wenig verwunderlich, hatte man mit "FlashForward" und "V – Die Besucher" doch unglaublich interessante und vielversprechende Formate am Start, die bereits lange vor ihrer Ausstrahlung von Kritikern und Publikum gehypt wurden. Doch wenn man eines aus dem Vorjahr wusste, dann, dass es eher gefährlich wird, wenn die Zuschauer so hohe Erwartungen haben. So flog in der TV-Season 2008/2009 FOX mit seinen Serien "Fringe" und "Dollhouse" kräftig auf die Nase. Bei ABC sollte es nicht anders aussehen, denn auch da entpuppte sich "FlashForward" schon nach wenigen Episoden als Flop, womit es bereits nach einer Staffel "R.I.P." hieß. Ob "V – Die Besucher" die Sache besser macht?

"No one is saying don't trust the Visitors. But don't they need to earn our trust?

Da "V" die Neuauflage eines Serienklassikers aus lang vergangener Zeit ist, muss natürlich angemerkt werden, dass ich das Original nicht kenne und daher keine Vergleiche zwischen den beiden Serien ziehen kann. Was vielleicht auch besser so ist, da die Neuauflagen dabei meistens immer den Kürzeren ziehen.

Die Serie beginnt durchaus eindrucksvoll, denn mit der Ankunft der Besucher, bzw. im Original "Visitors" oder einfach nur Vs genannt, wird dem Zuschauer fast schon Kinoniveau geboten. Ein wackelndes New York City, ein verdunkelter Himmel, eine panische und ratlose Menschenmasse, ein abstürzender Jet und ein großes UFO über der Skyline New Yorks – könnte eine SciFi-Serie besser beginnen? Visuell lässt diese Pilotfolge kaum Kritikpunkte finden, denn die Inszenierung des Raumschiffes bzw. der Ankunft der Vs auf der gesamten Welt wurde gut in Szene gesetzt und man merkte der Folge auch an, dass das Budget im oberen Bereich gelegen zu haben scheint. Doch wie behaupten böse Zungen immer: Außen hui, innen pfui? Soll das Drumherum von einer mauen Story und schlecht gezeichneten Charakteren ablenken?

"Just be sure not to ask anything that would paint us in a negative light."

Als schlecht gezeichnet kann man die Charaktere nicht bezeichnen. Sie reihen sich momentan wohl noch eher in die typische US-amerikanische Durchschnittscharakterware ein. Zu einem die engagierte FBI-Agentin Erica Evans samt offenbar rebellischem Sohn Tyler, der, wie sollte es anders sein, anders wie seine Mutter den Vs positiv gestimmt gegenübersteht, zum anderen der Priester Jack Landry, der sich wohl allen Anschein nach zusammen mit Erica gegen die Vs stellen wird und mir noch ein wenig Sorgen bereitet, dass er mit religiösen Gleichnissen, biblischen Textpassagen, etc. doch eher die Zuschauer belastet als sympathisch rüberzukommen – das wird sich jedoch erst noch zeigen. Durchaus interessanter ist da der Charakter Ryan Nichols, der sich am Ende der Episode als V entpuppt. Interessant ist es deshalb, da er bei dem Treffen der Widerständler mit anwesend war und bei dem anschließenden Angriff der Vs auf der Seite der Widerständler kämpfte, somit also nicht einfach nur ein Spion der Vs war, sondern sogar gegen seine Artgenossen ist. Ob er damit alleine ist oder ob es mehrere Vs gibt, die auf der Seite der Menschen stehen, bleibt abzuwarten.

Als packender Charakter kristallisiert sich jetzt schon das Oberhaupt der Vs heraus, die sich Anna nennt. "Schuld" daran hat Darstellerin Morena Baccarin, die den "Firefly"-Anhängern sicherlich ein Begriff sein dürfte. Ihre Darstellung der unberechenbaren, pseudo-freundlichen aber sicherlich intriganten und bösartigen V-Anführerin ist absolut fesselnd. Schließlich muss man es erst einmal hinbekommen, mit einem eigentlich sympathischen Lächeln den Zuschauern das Blut in den Adern gefrieren zu lassen. Mit Baccarin hat man die wahrscheinlich wichtigste Figur der Serie grandios besetzt. Ihre zurückhaltend bedrohliche und undurchschaubare Art wurde vor dem Interview mit ihr erstmals deutlich, als sie dem Journalisten Chad Decker freundlich klar machte, dass er die Vs in kein schlechtes Licht rücken soll, bevor das Interview startete. Wunderbar gefilmt war auch die Schlussszene dieser ersten Folge, in der die Bevölkerung New Yorks auf das friedliche Angebot der Vs eingeht und sie deren Mutterschiff begutachten dürfen, während Anna, wahrscheinlich böse Pläne schmiedend, aus ihrem Raumschiff auf New York hinunterblickt. Gänsehautlastige Szene, die für die Zukunft nichts Gutes erahnen lässt.

"Visitors are old friends who drop by for a drink."

Die Story an sich ist natürlich nicht neu. Aliens, die mit offenbar friedlichen Absichten der Erde einen Besuch abstatten und in Wirklichkeit doch finstere Pläne schmieden, gab es schon des Öfteren. Doch das soll hier keinesfalls kritisiert werden, denn die Serie versteht sich selbst sicherlich nicht als Geburt einer neuen Art des Genres. Auffällig ist auch, dass sich "V" offenbar als reine SciFi-Serie und weniger als Mysteryserie versteht – auch das ist alles andere als schlecht. Wirklich zu bemängeln gäbe es höchstens, dass es in der Pilotfolge ein wenig zu temporeich von Statten ging. Normalerweise ist das natürlich gut, doch ein wenig Platz für Spekulationen hätte man durchaus lassen können. Stattdessen macht die Serie in ihren ersten fünfundvierzig Minuten schon ziemlich deutlich, was den Zuschauer in Zukunft erwartet. Bereits jetzt wurde uns schon gezeigt, dass sich eine Widerstandsgruppe bildet, die den Vs den Kampf ansagen und dass die Vs offenbar schon seit Jahren unter uns Menschen leben, um unseren Planeten zu infiltrieren und anschließend erobern zu können. Die Folge kommt auch zusätzlich noch so temporeich herüber, da man bereits kurze Zeit nach der Ankunft der Vs einen Zeitsprung von drei Wochen absolvierte. Damit ersparen sich die Autoren, die ersten Kontakte zwischen Mensch und V genau zu zeigen und werfen uns stattdessen mitten ins Geschehen. So wirkten einige Stellen dieses Piloten leider etwas abgehackt und überladen.

Zusammenfassend sehen wir uns also folgenden Tatsachen ausgesetzt: es gibt V-Gegner und V-Sympathisanten, was sicherlich für Konflikte sorgen wird und Vs (bzw. bis jetzt erst ein V), die offenbar auf der Seite der Menschen sind und die Invasion ihrer Artgenossen verhindern wollen. Dann natürlich noch die Tatsache, dass man sich nicht sicher sein kann, wer nun Mensch und wer V ist und man kann darauf bauen, dass die Serie den Zuschauer bestimmt das ein oder andere Mal damit überraschen wird. Insgesamt gesehen also viel Potential, womit der Pilot schon einmal eine gute Basis geschaffen hat, auch wenn man teilweise ein wenig Tempo hätte rausnehmen können. Spannend war das Ganze aber allemal.

"We are of peace. Always."

Die Pilotfolge von "V" war zwar nicht die Offenbarung an fünfundvierzig Minuten Fernsehen, die so manch einer erwartet hatte, aber auch nicht der Schuss in den Ofen, den sich manche vielleicht sogar erhofft hatten. Spannende Handlungselemente, sympathische bis interessante Charaktere/Darsteller und ein gutes Setting machen diesen Piloten aber dennoch zu einem kleinen Highlight. Doch "FlashForward" hat uns eines gelehrt: Nach einem tollen Piloten sollte man keinesfalls gleich in Jubel ausbrechen. Von daher bleibt mein Optimismus noch in Grenzen, denn nun muss die Serie zeigen, ob sie es auch wirklich weiß, über weite Strecken zu unterhalten.

Manuel H. - myFanbase

Die Serie "V - Die Besucher" ansehen:


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