Bewertung

Review: #3.01 Der Troll Farmer (Nr. 38)

Die dritte Staffel von "The Blacklist" wird nicht mehr viel Ähnlichkeit mit der Serie haben, die man zwei Staffeln lang miterleben durfte, soviel war nach dem Finale von Staffel zwei eigentlich klar. Doch was den Zuschauer erwarten würde, das konnte man noch nicht abschätzen. Und auch nach dem spannenden und actionreichen Staffelauftakt weiß man noch immer nicht, in welche Richtung sich die Serie entwickeln wird.

"My name is Masha Rostova, and I'm a Russian agent."

Liz und Red sind auf der Flucht und Red lässt nichts unversucht, sie aus der Stadt zu bringen, was sich angesichts der Hartnäckigkeit von Donald Ressler als gar nicht so einfach erweist. Reds Ressourcen sind unbegrenzt, wie es den Anschein hat, doch unter seinen Komplizen sind immer wieder Menschen, denen er nicht vollends vertrauen kann. So bröckelt sein Plan, erst einmal mit Liz auf Tauchstation zu gehen, nachdem der Mann, der ihm Unterschlupf gewähren soll, seine Schwester ins Spiel bringt, die prompt nicht nur ihrem Bruder in den Rücken fällt, sondern auch noch gleich das FBI anonym informiert.

Die erste halbe Stunde ist geprägt von einer gewissen Hektik und man spürt die Verzweiflung von Liz, die sich hier ganz in die Hände von Reddington begeben muss, wenn sie irgendwie heil aus der Sache wieder herauskommen will. Wobei es kaum möglich sein wird, sich zu rehabilitieren, da der Mord an Tom Connolly eben genau das war, ein kaltblütiger Mord. Natürlich hatte der Mann es verdient, hingerichtet zu werden, doch in einem Rechtsstaat ist es unabdinglich, dass man die Justiz eben nicht in die eigenen Hände nimmt, egal wie korrupt das System erscheinen mag.

Was also bleibt Liz übrig? Sie kann sich schlecht dem FBI stellen und darauf hoffen, dass sie einen guten Anwalt zur Seite gestellt bekommt, der sie schon irgendwie aus der Sache herausholt. Sie hat ihre Karriere just in dem Moment weggeworfen, als sie den Abzug betätigt hat. Ob ihr das in diesem Augenblick wirklich bewusst war, das lässt sich von außen nur schwer sagen.

Red weiß, dass Liz keine Chance hat, wenn sie in Washington bleibt und so lässt er nichts unversucht, sie irgendwie aus der Stadt zu bringen. Leider gelingt es ihm am Ende nicht, sie aus der Gefahrenzone hinaus zu bringen, sondern stößt sie auf die einzige Möglichkeit, die ihr noch bleibt – sich ihrer Wurzeln bewusst zu werden, von denen sie eigentlich überhaupt keine Ahnung hat. Es ist eine grandiose Schlussszene, als Liz über das Tor der russischen Botschaft klettert und dort als Masha Rostova um diplomatische Immunität bittet. Wie es von hier an weitergehen soll, ist unklar und genau das ist das wird die Zuschauer dazu bringen, in der nächsten Woche wieder einzuschalten.

"My job isn’t to trust my gut. My job is to uphold the law."

Während man sich im Großen und Ganzen darauf konzentriert, die Flucht von Red und Liz zu inszenieren, ist es interessant zu sehen, wie sehr Ressler sich reinhängt, um Liz zu finden. Ihre Flucht ist sein persönliches Scheitern, immerhin hat er es zugelassen, dass sie überhaupt erst aus dem FBI-Komplex entkommen konnte. Jene 60 Sekunden hängen nun wie eine dunkle Wolke über ihm und lassen ihn manches Mal als gefühlskalten Jäger erscheinen, der zur Not auch das Leben seiner eigenen Kollegin aufs Spiel setzt, wenn es sein muss. Er ist nun aber auch in einer denkbar unschönen Position. Natürlich kann er Liz verstehen, doch sein Job verlangt, dass er sie zur Rechenschaft zieht. Da ist es ihm auch egal, ob Liz moralisch richtig gehandelt hat.

Auch Cooper schafft es nicht, ihn von seiner starren Haltung abzubringen. Er kann im Moment nur das Gesetz sehen, selbst als Cooper ihm klarzumachen versucht, das sie alle von Connolly manipuliert worden sind und dieser sogar soweit gegangen ist, ihm eine potentiell tödliche Erkrankung anzudichten, um ihn sich hörig zu machen. Cooper selbst freut sich erst einmal, seine Frau wieder zu sehen. Inwiefern man ihn noch als Komplizen in der Flucht von Liz verantwortlich machen wird, das werden wohl die nächsten Folgen zeigen müssen.

Die weiteren Teammitglieder haben nicht wirklich eine Chance, sich für eine Seite zu entscheiden. Sie müssen ihren Job machen, persönliche Gefühle hin oder her. Dass die beiden sicherlich noch eine Chance kommen werden, sich zu positionieren, steht eigentlich außer Frage, aber da wir uns erst in der ersten Episode der neuen Serie befinden, ist das sicherlich zu verschmerzen, dass sie hier und jetzt ein wenig in den Hintergrund treten.

"There's a history here, so I take no joy in telling you that you're dancing on the edge of a razor blade, and that every breath that you draw is at our discretion."

Bei weitem das Interessanteste der gesamten Folge (neben der Interaktion zwischen Red und Liz), ist sicherlich das Auftauchen eines neuen Gegenspielers, wundervoll kalt und unbarmherzig dargestellt von Edi Gathegi. Wie es scheint, ist der Direktor nicht das höchste Tier im Kabal, sondern muss sich seinerseits anderen Leuten gegenüber verantworten. Eben dieser eine Mr. Solomon taucht nun aus dem Nichts auf und bringt durch einen wirklich unschönen Akt Dembe dazu, Reddington erst einmal den Rücken zu kehren.

Ich hätte niemals damit gerechnet, dass Dembe eine Tochter und eine Enkelin hat und es ist natürlich dramatisch und schockierend, dass Mr. Solomon tatsächlich nicht davor zurückschreckt, ein nicht einmal sechs Monate alten Säugling einen qualvollen Tod sterben zu lassen, sollte Dembe nicht mit ihm kooperieren. Ich bin wirklich gespannt, inwiefern er in die Geschichte involviert werden wird und was seine persönliche Agenda ist. Ob es tatsächlich nur darum geht, Reddington ein für alle Mal loszuwerden, jetzt wo das Fulcurm öffentlich gemacht wurde und so recht niemanden zu interessieren scheint, ist fraglich. Es kann also nur persönliche Rache sein und es würde mich nicht wundern, wenn Mr. Solomon und Reddington alte Bekannte sind. Aber das sind jetzt nur Spekulationen.

Randnotizen

  • An die blonde Haarfarbe von Liz muss ich mich definitiv erst noch gewöhnen. Reds Sprachlosigkeit, als er sie mit der neuen Haarpracht gesehen hatte, lässt darauf schließen dass sie tatsächlich ihrer Mutter sehr ähneln muss und ich bin wirklich neugierig darauf, endlich mehr über Katharina Rostova zu erfahren.
  • Es gibt sie trotz der neuen Vorzeichen also immer noch, die Fälle der Woche oder besser gesagt die Blacklister, die Reddington an das FBI verrät. In dieser Episode war es sinnvoll, dass Reddington sich an Ressler wandte, doch wie man weiterhin jede Woche einen neuen Namen auf der Liste präsentieren wird, das wird interessant zu sehen sein.

Fazit

Ein Staffelauftakt nach Maß mit emotionalen Szenen, spannender Action und einem Ende, das so nicht vorhersehbar war. Der Start in die dritte Staffel von "The Blacklist" ist definitiv geglückt und man darf gespannt sein, auf welchen wilden Ritt die Autoren die Zuschauer mitnehmen werden.

Melanie Wolff - myFanbase

Die Serie "The Blacklist" ansehen:


Vorherige Review:
#2.22 Tom Connolly (Nr. 11)
Alle ReviewsNächste Review:
#3.02 Marvin Gerard (Nr. 80)

Diskussion zu dieser Episode

Du kannst hier mit anderen Fans von "The Blacklist" über die Folge #3.01 Der Troll Farmer (Nr. 38) diskutieren.