A Man on the Inside - Review, Staffel 2

Im November 2024 offenbarte sich die erste Staffel der Netflix-Serie "A Man on the Inside" als wahrer Überraschungshit und es hat mich sehr gefreut, dass man doch recht zügig eine zweite Staffel bestellt hat. Allerdings war mir zu diesem Zeitpunkt schon klar, dass man den deutschen Serientitel ändern muss. Dieser lautete nämlich in der ersten Staffel "Undercover im Seniorenheim". Der hätte in der zweiten Staffel nicht mehr gepasst. Schon nach dem Staffelfinale kam die Vermutung auf, dass die zweite Staffel am College spielen könnte und die Produktion sah es wohl genauso. Diesmal muss Charles (Ted Danson) auch etwas Gestohlenes wiederfinden. Wie mir die zweite Staffel gefallen hat, könnt ihr jetzt nachlesen.

© 2025 Netflix, Inc.; Colleen E. Hayes/Netflix
"A Man on the Inside" hat die Latte für die zweite Staffel ziemlich weit hochgelegt. Dass man dieses Niveau nicht ganz wird halten können, war mir schon klar. Das soll aber nicht heißen, dass die Staffel schlechter war – aber definitiv anders und ich hatte auch über den Verlauf dieser erneuten acht Episoden den Eindruck, man knüpft einerseits an die erste Staffel an und bewegt sich anderseits auch in eine andere Richtung, die aber auch emotionale, liebevolle und lustige Momente zu bieten hat. Es war schön zu sehen, dass Charles noch immer Fälle lösen kann, auch wenn ihn diese nicht sonderlich herausfordern, was wiederum an Julie (Lilah Richcreek Estrada) liegt. Sie war es zwar, die Charles für den Fall im Pacific View eingestellt bzw. ins Seniorenheim eingeschleust hat, aber sie hatte nicht vorgesehen, ihn weiterzubeschäftigen. Das erklärte für mich zumindest, warum er eben nur Fälle bekommt, die nicht so anspruchsvoll sind. Aber wenn wir uns erinnern, hat das Charles in keinster Weise abgeschreckt, sich nicht durchzusetzen. Diesmal übernimmt er einen Fall am Wheeler College, nachdem von Präsident Jack Beringer (Max Greenfield) ein Laptop gestohlen wurde, der 400 Millionen Wert ist oder vielmehr der Deal, den Beringer mit Brad Vinick (Gary Cole), ein ehemaliger Absolvent, der jetzt sehr vermögend und der CEO von Vinick Capital ist, ausgehandelt hat. Mich hat es nicht überrascht, dass man dafür Gary Cole besetzt hat. Er kann solche Rollen einfach wunderbar spielen, die eher undurchsichtig sind. Neben ihm und Beringer gibt es da noch Holly Bodgemark (Jill Talley) und Benjamin Cole (David Strathairn), die am meisten im Fokus stehen, etwas mit dem verschwundenen Laptop zu tun zu haben. Wobei man sagen muss, dass man in den ersten beiden Episoden den Eindruck vermittelt bekommen hat, dass jeder am College etwas mit dem Diebstahl zu tun haben könnte.
Den Fall in der ersten Staffel hat mir besser gefallen, was vor allem auch daran gelegen haben könnte, dass das Format noch neu war und man in der zweiten Staffel die Vorgehensweise bereits kannte. Das soll nicht heißen, dass ich das Geheimnis schlecht fand. Als jedoch enthüllt wurde, dass das Setting diesmal am College spielen wird, habe ich mir bereits Gedanken um den Aufbau gemacht, von dem ich ehrlich gesagt etwas enttäuscht war. Zwar war Charles oft am College zu sehen und interagierte mit vielen Charakteren und dennoch fand ich, dass es diesmal immer nur angehaucht war und man eher damit beschäftigt war, Charles mit Mona Margadoff (Mary Steenburgen) einen Love Interest an die Seite zu stellen. Bereits im Vorfeld der Staffel wurde dies bekannt, was wohl auch damit zu tun hat, da Mary Steenburgen die Ehefrau von Ted Danson ist und die beiden angedeutet haben, dass das Spielen somit anders ist. Es war auf jeden Fall sehr interessant, wie zwei so unterschiedliche Charaktere aufeinanderprallen. Charles, der ziemlich geerdet und offensichtlich Sicherheit braucht, aber auch komisch sein kann und Mona, die ein totaler Freigeist ist, irgendwie auch in der Flowerpowerzeit hängengeblieben ist und dennoch total liebenswert. Für mich war auch schnell klar, dass diese Beziehung nicht auf Dauer halten wird, dafür waren sie zu unterschiedlich und diese Gegensätze haben sich eher nicht angezogen. Dennoch fand ich diese Verbindung zwischen den beiden wichtig, so konnte Charles eine neue Perspektive von sich kennenlernen, die man vielleicht noch in einer potenziellen dritten Staffel ausarbeiten könnte.

© 2025 Netflix, Inc.; Courtesy of Netflix
Zumal sich auch die anderen bereits bekannten Charaktere entwickelt haben. Dass Emily (Mary Elizabeth Ellis) nun noch einmal das College besuchen will, ist ebenfalls Mona zu verdanken. Mir hat die Rolle gut gefallen, auch wenn ich sie in manchen Szenen doch etwas überdreht fand. Sie hat aber in jedem Fall eine ansteckende Energie an sich. Eine Energie, die sie am Anfang vielleicht verdächtig erscheinen lässt, man merkt aber schnell, dass sie auf Charles' Seite steht.
Das Rätsel um den Diebstahl war – wie schon gesagt – nicht ganz so spannend. Für mich persönlich war recht schnell klar, dass der Täter jemand sein musste, der schon länger am College war. Auch wenn man erst in der finalen Episode die ganzen Zusammenhänge erfahren hat, war es nicht wirklich überraschend für mich, wer die Tat begannen hat. Für mich hat es nur unterstrichen, wie wichtig es ist, für etwas zu kämpfen, woran man glaubt und wo man erkennen kann, dass der emotionale Wert wichtiger ist als der materielle. Gerade deshalb fand ich auch wichtig, dass besonders bei Benjamin diese Tatsache hervorgehoben wurde und man auch hierfür die ideale Besetzung gefunden hat: Harte Schale, weicher Kerl trifft hier verdammt gut zu. Ich hätte dennoch gerne etwas mehr von dem vertrauten Verhältnis zwischen ihm und Holly gesehen, zumal man sich ja ohnehin in dieser Staffel auf die emotionalen Verbindungen konzentriert hat.
Besonders hervorheben möchte ich daher die Thanksgiving-Episode in der Staffelmitte. Ich wurde davon durchaus überrascht, da diese Episode nicht wirklich etwas mit dem Fall zu tun hat und deshalb auch lediglich Charles' engster Familien- und Freundeskreis eingeladen worden ist – wenn auch nicht von ihm persönlich. Aber Mona schaffte es ja bei ziemlich jeder Person, dass sie aus der Komfortzone kommt. Allerdings war es eben auch der erste bzw. weitere Stein, der dazu führte, dass Charles an der Beziehung zu ihr ins Wanken kam. Trotzdem fand ich dieses Essen wichtig, da viele Gedanken und Gefühle an die Oberfläche kamen, die lange unterdrückt worden sind wie beispielsweise Emilys Trauer um ihre Mutter. Bereits in der ersten Staffel war zu erkennen, dass sie die Starke war und eher ihrem Vater eine Stütze war. Aber mit der Tatsache, dass Julie ihre Mutter Vanessa (Constance Marie) seit Jahren ignoriert, hat den Damm wohl zum Bruch gebracht. Mir hat das Gespräch zwischen den beiden Frauen wahnsinnig gut gefallen. Obwohl sie nämlich eher eine 'berufliche' Verbindung zu Charles haben, wirkte es doch sehr vertraulich und fast wie ein Gespräch unter Freundinnen, die ein sehr fragiles Thema besprechen.
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Julies Entwicklung fand ich in dieser Staffel sowieso am interessantesten, was wohl auch daran liegt, weil sie noch immer das beste Gegenstück zu Charles ist. Während dieser auch diesmal mit charmantem Witz daher kommt, ist Julie noch immer diejenige, die ziemlich ernsthaft und kontrolliert ist. Allerdings bekommen wir in dieser Staffel auch eine Erklärung. Mit Vanessa Cascade lernen wir endlich auch ein Familienmitglied von Julie kennen: Nämlich ihre Mutter, die ich schon im Thanksgiving-Abschnitt thematisiert hatte. Bereits die erste gemeinsame Szene zwischen den beiden hat gezeigt, dass die Mutter-Tochter-Beziehung eher schwierig und von der Vergangenheit belastet ist. Vanessa war eine professionelle Betrügerin, die dafür auch im Gefängnis gelandet ist. Das erklärt natürlich, warum Julie fast niemanden an sich heranlässt. Vertrauen hat sie durch die Taten ihrer Mutter nie gelernt und wenn man so etwas Gravierendes in seiner Kindheit erlebt, prägt einen das im Erwachsenenalter. Auch wenn ich sagen muss, dass Julie in manchen Szenen extrem hart und kalt zu ihrer Mutter gewesen ist und es tatsächlich erst dazu kommen musste, dass Vanessa wie paralysiert ist, bevor Julie erkennt, dass auch ihre Mutter eine zweite Chance bekommen sollte. Sehr clever und witzig fand ich da ihren Mädelsabend, nachdem Vanessa diesen komischen Apollo (Jason Mantzoukas) verlassen hat. Dass sie die Serie "Veronica Mars" geschaut haben, hat mich zum Grinsen gebracht. Zum einen, weil es für Julie gar nicht mehr schlimm war, dass ihre Mutter ähnlich agiert hat, wie die Titelfigur. Zum anderen, weil man es mal wieder geschafft hat, eine Verbindung zu Kristen Bell und Ted Danson herzustellen, die in "The Good Place" gemeinsam vor der Kamera standen.

© 2025 Netflix, Inc.; Courtesy of Netflix
Neben der Thanksgiving-Episode war für mich auch ein Highlight, dass man Charaktere aus der ersten Staffel wieder hat auftauchen lassen. Wobei ich sagen muss, dass ich Didi (Stephanie Beatriz) erst in der finalen Episode wirklich wichtig fand, da man dort noch einmal ihre beste Eigenschaft unterstrichen hat. Am besten haben mir wieder die Szenen zwischen Charles und Calbert (Stephen Henderson) gefallen, sie haben eine tolle Männerfreundschaft, die auch in diesem Alter noch wichtig ist. Während Calbert seinen Freund nämlich wegen Mona gut zugesprochen hat, war es Charles, der seinen Freund zur Hüft-OP überredet hat. Wobei es eigentlich Joy gewesen ist. Calberts neueste Bekanntschaft. Mich freut es für ihn, wenn man mal bedenkt, dass sein Sohn ihn in der letzten Staffel mit sich nehmen wollte. Calbert ist definitiv nicht alleine dran schuld, dass Brad nicht überführt werden konnte. Mir hat es aber wahnsinnig gut gefallen, wie er, Charles, sowie Mona, Julie, Virginia (Sally Struthers) und Elliott (John Getz) einen Plan dahingehend ausgearbeitet haben. Das knüpfte an schöne Momente der ersten Staffel an.
Fazit
Die zweite Staffel von "A Man on the Inside" hatte zwar nicht mehr ganz so starke Überzeugungskraft wie die erste Staffel und auch der Fall an sich hätte ruhig noch etwas intensiver sein können, dennoch hätte ich nichts gegen eine dritte Staffel einzuwenden, zumal Charles nun eine Lizenz als Privatdetektiv hat, wo man die Handlung noch weiter ausbauen könnte. Man hat diese Staffel in eine Richtung gedreht, die die Charaktere noch weiter zusammengeschweißt und dem Publikum näher gebracht hat.
Die Serie "Undercover im Seniorenheim" ansehen:
Daniela S. - myFanbase
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