The Last of Us - Review #1.09 Suche nach dem Licht

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So schnell sich der Cordyceps-Pilz in der apokalyptischen Welt von "The Last of Us" ausbreitet, so schnell endet auch schon die erste Staffel und das mit einer erneut absolut beeindruckenden Folge. Dabei gibt es vor allem am Anfang die größte Abweichung vom Original, denn wir sehen Ellies (Bella Ramsey) Geburt und bekommen sogar eine mögliche Erklärung für ihre Immunität. Und wer könnte dabei Ellies Mutter Anna besser spielen als diejenige, die den Charakter zumindest metaphorisch geboren hat: Spiel-Ellie Ashley Johnson.

Foto: Bella Ramsey & Pedro Pascal, The Last of Us - Copyright: 2021 Home Box Office, Inc. All rights reserved. HBO® and all related programs are the property of Home Box Office, Inc.
Bella Ramsey & Pedro Pascal, The Last of Us
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Bereits als klar war, dass sie diese Rolle übernehmen würde, habe ich mich wahnsinnig gefreut, denn ich verbinde sehr viel mit ihr als Person und auch mit ihrer Ellie. Damit zeigen die Creators wieder einmal ihre Liebe für das Original und die Wertschätzung gegenüber der beteiligten Schauspieler*innen. Auch im offiziellen Podcast zur Serie war sie diese Woche zu Gast und es ist immer wieder schön zu hören, wie viel auch ihr an Ellie liegt, schließlich hat sie sie auch einige Jahre begleitet. Einen anderen kleinen Cameo gibt es da übrigens auch mit Laura Bailey, die gegen Ende im OP zu sehen ist. Sie ist ebenfalls eine bekannte Synchronsprecherin, hatte im Originalspiel schon mehrere kleine Rollen und in Part II mit Abby sogar eine sehr große übernommen. Wieder eine kleine Wertschätzung der Vorlage.

Ich wiederhole mich zwar gefühlt immer wieder, aber auch diesmal hat mich die Episode mitgerissen. Besonders berührt hat mich das Gespräch zwischen Joel (Pedro Pascal) und Ellie, in dem er ihr die Wahrheit darüber erzählt, wie es zu seiner Narbe am Kopf kam. Spätestens bei Joels "It wasn’t time that did it", war es bei mir vorbei. Man konnte an den Gesichtern der beiden ablesen, was dieser simple Satz bedeutet und genau solche Momente machen die Serie für mich so außergewöhnlich.

In der Ruhe vor dem Sturm, muss ich aber natürlich auch die Giraffen-Szene erwähnen. Sie ist, wie hier, eine der schönsten Augenblicke im Spiel und bereitet mit der Musik einmal mehr Gänsehaut. Tatsächlich gibt es aber eine kleine Sache, die das Spiel der Serie meiner Meinung nach voraushat. Joels Weg zu Ellie wurde hier zwar wieder absolut clever und gelungen umgesetzt, allerdings ist die Immersion doch eine andere. Im Spiel hat man zu diesem Zeitpunkt gut über 10 Stunden mit Ellie verbracht, sie beschützt und in einigen Sequenzen sogar selbst gesteuert. Jetzt, als Joel, hat man nach dem Gespräch mit Marlene den absoluten Drang, sie zu retten oder zumindest zu ihr zu kommen. Koste es, was es wolle. So ging es mir zumindest. Man rennt also mehr oder weniger durch die Gänge des Krankenhauses, kann sich aber aufgrund der fehlenden Munition nicht einfach wie in der Serie durch die Fireflies schießen, sondern schleicht voller Anspannung an ihnen vorbei.

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Das Ende im OP hat damals schon große Wellen geschlagen, weil man als Spieler*in keine Wahl hat, es endet immer auf dieselbe Weise. Auch wenn man darüber natürlich viel diskutieren kann, passt das Ende, vor allem zu Joel. Er kann es nicht mehr ertragen, Ellie zu verlieren und seinem Empfinden nach immer und immer wieder zu versagen, egal was das für den Rest der Menschheit bedeutet. Dazu hat Neil Druckmann im Podcast auch eine, wie ich finde, sehr passende Geschichte erzählt. Dabei ging es um einen Gefangenenaustausch in der realen Welt, dabei wurden einige Gefangene für einen einzelnen Soldaten getauscht. Daraufhin fragte er seinen Vater, ob er die Entscheidung richtig fände und seine Antwort darauf war, als was er ihn fragen würde: als Präsident des Landes oder als Vater des Soldaten? Als Präsident war die Entscheidung wahrscheinlich eher falsch, aber als Vater hätte er das komplette Land für seinen Sohn eingetauscht. Und genau das ist auch eine der essenziellen Fragen in "The Last of Us": Wessen Leben ist für wen "mehr wert" als das eines/einer anderen? Auch in Part 2 bzw. Staffel 2 wird genau das wieder eine zentrale Rolle spielen.

Der Dialog ganz am Ende der Folge, und damit auch Staffel, zeigt allerdings auch Ellies Zweifel an Joels Aussagen und bedeutet nach all dem auch einen Bruch in ihrer Beziehung zueinander. Sie hat auf dem Weg zu den Fireflies so viel verloren und durchgemacht, dass das alles für sie schwer zu akzeptieren ist. Auch das wird in der kommenden Staffel garantiert ein Thema sein. Für den Moment zwingt sich Ellie allerdings dazu, Joels Lüge zu glauben. Dabei sei erneut erwähnt, wie perfekt das Casting in Pedro Pascal und Bella Ramsey war. Die beiden glänzen in ihren Rollen und ich könnte mir niemand besseren für sie vorstellen. Ich wäre auch überrascht, wenn da demnächst nicht der ein oder andere Emmy bei ihnen einzieht.

Zuallerletzt noch ein Fazit zur ersten Staffel und ein kleiner Ausblick auf das, was noch kommt: Ich war wirklich sehr skeptisch, als die Serie zum Spiel angekündigt wurde, denn bisher hat es nicht eine einzige filmische Umsetzung eines Videospiels geschafft, die Quintessenz der Vorlage zu erfassen und in die reale Welt zu übertragen. Ich könnte mich aber nicht mehr darüber freuen, dass ausgerechnet "The Last of Us" diesen Bann endlich gebrochen hat. Die Geschichten und Charaktere wurden mit größtmöglicher Sorgfalt und Liebe übertragen und dabei sogar noch vertieft. Es ist diesmal kein entweder oder, sondern die beiden Medien ergänzen sich. Man hat das Gefühl, als hätte man mehr Kontext und Hintergründe zum Spiel bekommen. Und, wie ich auch schon erwähnt habe, hat mich die Serie total in ihren Bann gezogen, obwohl ich meistens ja wusste, was passieren wird. Die bedeutendsten Momente wurden aber eben absolut perfekt umgesetzt und haben meine Liebe für "The Last of Us" genauso vertieft. Was mich dabei auch noch unglaublich freut, ist, dass die Serie diese Welt einem weiteren Publikum zugänglich macht und dabei noch so gut ankommt.

Trotz der Oscarverleihung kam das Staffelfinale in den USA auf 8,2 Mio. Zuschauer*innen und hat damit nochmal den eigenen Rekord gebrochen. In Europa und Lateinamerika ist "The Last of Us" mittlerweile die meistgesehene HBO-Serie überhaupt und das will bei schon etwas heißen.

Wie bereits seit einigen Wochen bekannt ist, dürfen wir uns auch schon offiziell auf eine zweite Staffel freuen. Vielleicht sogar auf direkt mehrere Staffeln, denn ich könnte mir sehr gut vorstellen, dass man Part II mit seinen ca. 30 Stunden Spielzeit auf gleich zwei Staffeln aufteilt. (Die Grundlage für Staffel 1 liegt bei nur ungefähr 15 Spielstunden). Es gibt auf jeden Fall bereits Gerüchte, dass die Dreharbeiten im Herbst dieses Jahres beginnen werden und die Staffel dann möglicherweise 2024 erscheinen wird. Auf den ersten Blick scheint das zwar ganz schön lang, zwischen den beiden Spielen lagen aber ganze sieben Jahre, im Vergleich ist das also durchaus vertretbar.

Im Spiel gibt es da ebenfalls einen Zeitsprung von ca. fünf Jahren und ich bin sehr gespannt, wie die Umsetzung aussehen wird. Teil 2 ist außerdem in vielen Aspekten noch einmal ein ganz anderes Kaliber und ich freue mich sehr darauf, es so zu sehen, habe aber gleichzeitig auch ziemliche Angst davor. Besonders interessant wird es da aber sein, wie man die verschiedenen Perspektiven aus dem Spiel erlebt, denn dort bekommt man durch das eigene Spielen und die dadurch entstehende Immersion sehr deutlich zu spüren, was die eigenen Handlungen für Konsequenzen nach sich ziehen.

Fazit

"The Last of Us" hat, entgegen vielen Erwartungen, absolut überzeugt, ist für mich und viele Fans direkt auf Platz 1 der besten Spieleumsetzungen überhaupt gesprungen und hat zurecht auch als alleinstehende Serie viele neue Fans gewonnen. Staffel 2, wir sind sind bereit für dich.

Die Serie "The Last of Us" ansehen:

Sophie F. - myFanbase

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