The Bold Type - Review Staffel 4
Ich kann mich noch sehr gut erinnern, als "The Bold Type - Der Weg nach oben" 2017 Premiere gefeiert hat. Vom Heimatsender Freeform hatte ich bis dato zahlreiche Serien gesehen und es waren überwiegend Serien für Jugendliche, die kaum um die Klischeekiste herumkommen. Dementsprechend habe ich auch den Serienneustart dort eingeordnet, obwohl Freeform seit seiner Umbenennung weg von ABC Family immer wieder betont hat, auch ein etwas älteres Publikum, also junge Erwachsene, erreichen zu wollen. Aber auch junge Erwachsene sind mit Klischees zu unterhalten, weswegen es mich schnell eiskalt erwischt hat, dass "The Bold Type" trotz der eher oberflächlichen Welt, in der es zu spielen scheint, bereit ist, tief zu gehen. Tief hinein in Themen, die Frauen in den 20ern beschäftigen, um ihnen den Eindruck zu vermitteln, dass sie nicht alleine mit ihren Ängsten und Sorgen sind. Von Staffel zu Staffel ist mehr deutlich geworden, dass die Serie sich wirklich allen Themen annimmt und damit den Diskurs einer ganzen Generation bestimmt. Ob Staffel 4 die positiven Eindrücke seitdem noch einmal toppen kann?

© 2020 NBCUniversal. All Rights Reserved; Jonathan Wenk/Freeform/Universal Television
Die Antwort fällt knapp aus: Ja, das tut sie! Innerhalb der Serie wurden schon großartige Themen durchgesprochen, aber es reicht alleine schon, wichtige Sujets dieser Staffel aufzuzählen, da sie unterstreichen, was der Anspruch von "The Bold Type" ist. So wurden Konversionstherapie, Fehlgeburt, Sex-Clubs mitsamt Polyamorie, Pegging, Mastektomie, Transgender und zahlreiche gesellschaftspolitische Themen, die über Hauptfigur Kat (Aisha Dee) angestoßen werden, die gerne die Konfrontation bei Themen wie LGBTQ oder Klimawandel sucht, behandelt. Das Geschenk bei allen diesen Zusammenhängen ist vor allem, dass man bei "The Bold Type" zu keinem Zeitpunkt den Eindruck hat, dass diese abgearbeitet werden müssen, um sie mal thematisiert zu haben. Ganz im Gegenteil, alles ist stets in einem gut durchdachten Kontext eingebettet. Mal wird es wirklich traurig und erschütternd, mal steht der Humor im Vordergrund, aber grundsätzlich geht es um Emotionen. Dass das so gut gelingt, liegt vor allem daran, dass in den vier Staffeln ohne Frage die Figuren zu einer Familie zusammengewachsen sind und wir als Zuschauer sind ein Teil davon. Man kennt Kat, Jane (Katie Stevens) und Sutton (Meghann Fahy) aus dem Effeff, man kennt vor allem ihre Dynamik untereinander und egal ob Leid oder pure Freude ansteht, man weiß, dass die drei immer zueinanderstehen.
Dennoch hat es mich unheimlich gefreut, dass auch die anderen Figuren immer mehr in den Vordergrund rücken. Vor allem Jacqueline Carlyle (Melora Hardin) hat mir in dieser Staffel große Freude bereitet. Die Fokussierung auf sie mag angesichts der Zielgruppe eher ein Risiko gewesen sein, aber eines, das sich definitiv gelohnt hat. Jacqueline ist schon lange weg von der kühlen Chefin noch zu Beginn der Staffel, stattdessen ist sie das Herz der Firma und sie formt die Leute unter ihr wie keine andere, weswegen es für mich absolut Sinn ergibt, auch ihr Privatleben vermehrt zu erkunden und dabei auch ihre Schwachstellen aufzudecken. Aber auch Alex (Matt Ward), Oliver (Stephen Conrad Moore) und sogar Andrew (Adam Capriolo) bekommen einen Anteil, der zum Qualitätsstandard dieser Serie beiträgt. Es ist auch schön, wie sie in immer neuen Konstellationen mit den drei Hauptfiguren interagieren, denn dadurch gewinnen nicht nur sie Profil, sondern auch Kat, Jane und Sutton werden immer wieder aus ihrer Komfortzone herausgerissen.
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Erst zum Ende der Staffel hat sich mir leider der Eindruck aufgedrängt, dass es doch einige fragwürdige Richtungen gibt, in die die Serie und damit vor allem die nächste Staffel wohl will. Während Jane soweit wieder im Lot ist, hat Kat eine Affäre mit einer lesbischen Republikanerin (Alex Paxton Beesley), die für all das steht, was sie eigentlich ablehnt und dennoch herrscht eine unleugbare Attraktivität füreinander. Und trotz aller Zweifel in der Umgebung geht Kat der Anziehung lieber nach. Darstellerin Dee selbst hat diese Entwicklung ihrer Figur angeprangert, was ich absolut nachvollziehen kann. Zwar wird es ein Antrieb des Drehbuchteams gewesen sein, angesichts der anstehenden US-Wahlen ein Bild beider politische Positionen abzubilden, aber dennoch ist es sträflich, das auf dem Rücken einer Hauptfigur auszutragen.
Der zweite Aspekt ist natürlich die Kinderwunschthematik zwischen Sutton und Richard (Sam Page), die für mich persönlich in der falschen Staffel aufkommt. Die beiden haben gerade erst geheiratet und wo man hofft, dass die beiden erstmal glücklich sein dürfen, während Sutton beruflich die nächsten Schritte macht, kommt der nächste große Stein im Weg definitiv viel zu früh. Vor allem kann man als Zuschauer noch überhaupt nicht abschätzen, wohin es für die beiden als Paar, aber vor allem für Sutton als Individuum weitergehen soll. Hier wurde der Weg für etwas geebnet, das mir vermutlich nicht gefallen wird. Insgesamt zeigen aber die positiven und negativen Aspekte dieser Staffel deutlich, dass der deutsche Titelzusatz "Der Weg nach oben" völlig falsch gewählt ist. Sowohl beruflich als auch privat geht es für unsere drei Hauptfiguren nicht immer nur nach oben. Und was ist oben überhaupt? Die Staffel beweist vielmehr, dass die Serie schon immer danach gestrebt hat, dass die Figuren ihren Weg zu sich finden und der ist für niemanden einfach, ob nun für fiktive Charaktere oder für eine ganze reale Persönlichkeit wie du und ich.
Fazit
"The Bold Type" wird von Staffel zu Staffel besser. Das liegt schlichtweg daran, dass die Serie kaum Castveränderungen durchmacht, so dass eine richtig kleine Familie zusammengewachsen ist, in der man mit allen Figuren vertraut ist und in der alle Schicksale mitreißen. Zudem dringt die Serie weiterhin mit viel Fingerspitzengefühl in sensible Themen vor und legt dabei so viel Persönliches offen, dass man nur emotional mitgerissen werden kann und das immer weiter zunehmend, weil die Bindung zwischen Zuschauern und Figuren unwiderruflich ist. Erst zum Ende der Staffel geht ein wenig die Luft aus, verbunden mit der Frage, warum auf einer so traurigen Note geendet werden muss. Insgesamt kann man aber nur fest die Daumen drücken, dass dieses kleine Serienschätzchen genauso oder gerne noch besser weitermacht.
Die Serie "The Bold Type - Der Weg nach oben" ansehen:
Lena Donth - myFanbase
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Kommentare
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25.11.2025 19:51 von chili.vanilli
Malice: Malice
Hab die Serie jetzt beeendet und schon lange keinen so... mehr


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28.11.2025 00:19 von Sonia
F.B.I.: F.B.I.
Es wird immer abstruser... Jetzt sehe ich, dass die FBI... mehr