Squid Game - Review, Staffel 3

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Die dritte Staffel, die inhaltlich ganz eindeutig der zweite Teil der zweiten Staffel ist, wurde mit viel Spannung erwartet, denn alle wollten wissen, welche Charaktere überleben werden und welche totgeglaubten doch noch am Leben sind. Durch den Trailer war man immerhin schon im Bilde, welche Spiele noch anstehen (Verstecken-Fangen und Seilspringen) und dass Gi-hun (Lee Jung-jae) trotz seiner Revolte weiter am Spiel teilnehmen darf/muss. Natürlich fieberte man vor allem mit 222 mit und hoffte auf ihr Überleben. Doch je länger die Staffel voran schritt, desto mehr wich die Spannung eher dem Ärgernis, dass man an manchen Stellen stark übertrieben hat, an anderen wiederum etwas zu belanglos war.

Foto: Squid Game - Copyright: 2025 Netflix, Inc.
Squid Game
© 2025 Netflix, Inc.

Fangen wir chronologisch an. Gi-hun wird als einziger wieder zum Spiel zurück gebracht, alle anderen erscheinen tot zu sein. Gi-hun macht für sich aus, dass der ausbleibende Munitionsnachschub der Grund für die misslungene Revolte war und schwört zunächst mal nur Rache. Sicherlich kann man seinen Frust verstehen, aber eigentlich war es von vornherein ziemlich aussichtslos und er musste da schon einigen vertrauen, die er eigentlich nicht kannte. Dass er durch das Hide-and-Seek-Labyrinth dann stoisch nach 388 sucht, war für mich nicht ganz passend. Eher witzig war dagegen 044 mit ihrem Gefolge, welches zurecht am Ende zugrunde geht.

Foto: Chae Gook-hee, Squid Game - Copyright: 2025 Netflix, Inc.; No Ju-han/Netflix
Chae Gook-hee, Squid Game
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Überhaupt muss ich sagen, dass es sehr viele Spieler:innen gab, denen ich ein Ausscheiden gewünscht habe, sodass man eigentlich nur mit Gi-hun, 222, 149 und 120 mitfieberte. Allerdings wurde das auch recht schnell zunichte gemacht. 120 starb ziemlich bitter und brutal durch 333, der jede Sekunde Screentime genutzt hat, um immer verabscheuenswerter zu werden. Selbiges hat auch weiterhin 100 gemacht, der immer nur auf seinen Vorteil bedacht war. So schockierend und herzzerreißend 120 Tod war, so unwirklich war die Geburt des Kindes von 222 kurz zuvor. Wir reden hier mal lieber nicht über die Zeitebene oder die Superkräfte der Mutter, die die Geburt super weggesteckt hatte. Dramatisch war das aber nicht, weil es zu absurd war. Mir wäre eine Geburt nach dem Spiel viel lieber gewesen. Richtig heftig wurde es aber, als die gelangweilten Reichen das Baby als willkommene Abwechslung ansehen und es sogleich Teil des Spiels wird. Das war mir wirklich alles zu viel, auch wenn man schon immer wusste, dass diese herzlosen Voyeure die anderen nur als Gegenstand ihrer Wetten ansehen.

Foto: Park Sung-hoon, Squid Game - Copyright: 2025 Netflix, Inc.; No Ju-han/Netflix
Park Sung-hoon, Squid Game
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Es hat mich also sehr viel angewidert und vielleicht war man auch irgendwie überreizt von der Darstellungsform. Schade fand ich dabei nur, dass auch die anderen beiden Storylines nicht viel besser waren. Die Wärterin 011 rettet 246 vor dem Organe Entnehmen, bekommt dann auch noch Backgroundstory, die eigentlich nett ist, aber nicht den richtigen Raum bekommen konnte und man fragte sich ja doch auch, wie all die Hintergrundaktivitäten der Wärter bei all der Überwachung einfach so laufen konnten bzw. in der Eskalation erst so spät aufgefallen sind.

Foto: Park Gyu-young, Squid Game - Copyright: 2025 Netflix, Inc.; No Ju-han/Netflix
Park Gyu-young, Squid Game
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Ebenso irrelevant war auch die Suche von Hwang Jun-ho, der ziemlich lange gebraucht hat, um erst herauszufinden, dass der Schiffer ein Feind ist, und dann die anderen auf dem Boot nicht retten kann. Außerdem war schon auch komisch, dass das Verlassen der Insel dann doch so einfach ist, das Finden aber mit all seinen Schikanen so schwierig. Naja, vielleicht bin ich auch viel zu analytisch an diese Staffel herangegangen und habe sie mir dadurch selbst versaut.

Foto: Wi Ha-jun, Squid Game - Copyright: 2025 Netflix, Inc.; No Ju-han/Netflix
Wi Ha-jun, Squid Game
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Während also immer wieder alle abstimmen, ob es weiter geht, und dabei eine Spannung erzeugt wird, die sich mit dem Abstimmungsverhalten und den entsprechenden Mehrheiten nicht rechtfertigen lässt, kommt man dem nächsten Spiel näher. Gi-hun will 222 retten, sie sieht mit ihrem Knöchel aber ein, dass es keinen Sinn macht. Ich finde, sie hätte es wenigstens auf einem Bein hüpfend versuchen können. Aber gut. Gi-hun guckt ja auch lieber zu, wie der eine alle runterschubst, statt selbst tätig zu werden. Lieber lässt er sich erstmal fast töten, bevor er mit Glück wieder dem Tode von der Klippe springt. Das Baby von 222 wird nun auch noch aktiv Spielerin und alle übrigen sind außer sich, weil das Baby, ohne was zu tun, nun ihr Geld wegnimmt. Der Ärger mag verständlich sein, aber wissend, dass noch ein Spiel kommt, hätte man den Ball auch flach lassen können. So hat man aber nochmals gesehen, dass hier keiner mehr Karmapunkte sammeln will.

Foto: Kang Ae-sim & Jo Yu-ri, Squid Game - Copyright: 2025 Netflix, Inc.; No Ju-han/Netflix
Kang Ae-sim & Jo Yu-ri, Squid Game
© 2025 Netflix, Inc.; No Ju-han/Netflix

Das letzte Spiel lebte dann auch von Naivität und schlechten Strategien. Da wird die Lebensversicherung (das Päckchen) nicht festgehalten, das Spiel nicht ausgelöst und so kann es am Ende nur das Baby schaffen, während Gi-hun seinen Satz voller Weisheit nicht beendet und sich opfert. Es mag ja sein, dass sie keine Pferde sind, es hat sich aber immer wieder gezeigt, dass es nur sehr wenige Spieler:innen gibt, die nicht egoistisch handeln. Insofern hätte mich schon interessiert, was Menschen für Gi-hun sind. Sein Tod war auch tragisch, weil es die ganze Zeit möglich gewesen wäre, auch mit Baby zu überleben. Trotzdem hat es mich emotional nicht so richtig ergriffen, weil mir viele Situationen zu konstruiert und unlogisch erschienen. Da war der Selbstmord von 149 irgendwie konsequenter, aber auch selbstsüchtig. Auch sie hätte noch anderen helfen können. Nach dem Verlassen wurde auch nur noch so gebastelt, dass alles nach Happy End ausgesehen hatte. Dass der Polizist dann das Baby bekommt, war dann auch irgendwie eher absurd.

Foto: Lee Jung-jae, Squid Game - Copyright: 2025 Netflix, Inc.; No Ju-han/Netflix
Lee Jung-jae, Squid Game
© 2025 Netflix, Inc.; No Ju-han/Netflix

Fazit

Was bleibt also von diesem Finale übrig außer einer zerstörten Hoffnung und der Aussicht auf Squid Game USA? Die Serie war ein kleines Phänomen, hat mit Kinderspielen die Abgründe der Menschen analysiert und brutal metaphorisch dargestellt, dass die meisten Menschen nur Spielbälle der Reichen und Mächtigen sind. Die Idee zur Serie war beeindruckend und via Insta und TikTok sind die Spiele bis in die Grundschulen geschwappt und stellten Lehrkräfte vor moralische Herausforderungen. Ein Stück Popkultur, die aufwühlend und brutal ehrlich ist. Trotzdem merkt man, dass man den Kern der Erzählung in der ersten Staffel schon auserzählt hatte und die gesamte zweite und dritte Staffel den Erfolg aufgreifen wollte, inhaltlich aber nicht mehr drauflegen konnte. Insofern ist dieser dritte Teil dann leider an den Erwartungen gescheitert, die Netflix selbst geschürt hatte. Da war durchaus noch mehr Potenzial drin, aber man hat lieber mehr übertrieben, statt sauber zu Ende zu erzählen. Für mich braucht es erstmal kein Spin-Off oder Prequel, aber einschalten würde ich natürlich trotzdem.

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Emil Groth - myFanbase

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