Sisi - Review Staffel 3

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Nun sind wir schon bei der dritten Staffel von "Sisi" angekommen. Das ist wirklich beachtlich, wenn man bedenkt, dass es viele deutsche Serienproduktionen des Privatfernsehens in den letzten zehn Jahren nicht über eine Staffel hinausgeschafft haben, weil die Quoten nicht gestimmt haben. "Sisi" darf vorab immer bei RTL+ performen und macht das offenbar konstant gut. Ich bin damit auch zufrieden, denn in Staffel 1 hatte ich das große Potenzial angesprochen, aber sechs Episoden konnten eben nur einen marginalen Eindruck vom Leben der Kaiserin gewähren. Staffel 2 habe ich dann nicht mit einer Review begleitet, aber im Grundkern hätte ich wohl den ersten Eindruck recht ähnlich bestätigt, weswegen ich nun auch bei Staffel 3 gerne als Zuschauerin dabei gewesen bin. Die schauen wir uns jetzt einfach mal wieder genauer im Detail an.

Mit Staffel 3 haben wir erneut einen kleineren Zeitsprung. Die beiden Kinder von Sisi (Dominique Devenport) und Franz (Jannik Schümann), Gisela (Kristina Schroeter) und Rudolf (Arian Wegener), sind wieder etwas älter. Nachdem Staffel 2 eine große Belastung für die Ehe zwischen dem Kaiserpaar darstellte, zeigt Staffel 3 ganz zu Beginn, dass wieder eine Leichtigkeit im Spiel ist. Das hält jedoch nicht lange an, denn die Unruhen für Österreich-Ungarn halten immer noch an, doch es kommt nicht nur von außen, sondern auch inländisch wird die Belastung für die Bevölkerung angesprochen. Da parallel die Vorbereitungen für die Weltausstellung in Wien anstehen, werden die Arbeiter auch nicht entsprechend bezahlt. Franz will daher Rudolf vorbereitet sehen, ihm jederzeit nachfolgen zu können. Doch die Uneinigkeit darüber angesichts der sensiblen Art des Kronprinzen löst die nächste Ehekrise aus. Parallel haben wir Graf Grünne (David Korbmann), der quasi undercover geht, um mehr über die Unruhen unter den Arbeitern herauszufinden. Zuletzt haben wir zwei Neuzugänge in Walli (Pauline Werner) und Gustav (Max Hubacher), die beide am Rande der Gesellschaft leben und sich durch kriminelle Aktivitäten über die Runden halten und deren Wege sich in Wien kreuzen. Sie sind mit dem Kaiserpaar sowie der Weltausstellung geschickt miteinander verwoben. Insgesamt kann man daher sagen, dass auch Staffel 3 ein ganz klares Konzept hat und in sich nach den sechs Episoden abgeschlossen wirkt. Dazu ist es erneut gelungen, einige bekannte Ankerelemente der Historie, wie die Weltausstellung sowie die Diskussion über Rudolfs Ausbildung einzubinden. Sie sind natürlich in allerletzter Konsequenz fiktiv ausgestaltet worden, um eben auch eine gute Geschichte zu erzählen. Da gibt es einige Szenen, wo man eher lachen muss, weil es ganz sicher so in der Realität nie passiert ist. Aber das stört eben auch nicht allzu sehr, weil sich bis auf weniger totaler Humbug, dazu gleich mehr, ein homogenes Bild ergibt, das vor allem auch mit den ersten beiden Staffeln d'accord geht.

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Bei Staffel 1 hatte ich einen Vergleich zu "Bridgerton" hergestellt, weil die Serie zur Veröffentlichung knapp ein Jahr alt war und offenbar einen neuen Trend in Gang gesetzt hat, solche historischen Kontexte mit mehr sexy Szenen zu füttern. Nur wird eben bei "Sisi" nicht eine romantische Liebesgeschichte erzählt, dafür hat die Beziehung des Kaiserpaars zu viele Tiefen zu bestehen, wie sich auch diesmal wieder bestätigt. Beide sind ihrem Land in ihrer Funktion verpflichtet, doch sie könnten es eben nicht unterschiedlicher interpretieren. Franz ist von seiner Mutter Sophie (Désirée Nosbusch) rational und kalkuliert groß gezogen worden, das steckt in ihm drin und das wird er nicht los, auch wenn er sich durch die Liebe Sisis eindeutig gewandelt hat. Doch es bricht bei ihm immer wieder raus, das umzusetzen, was er selbst gelernt hat. Sisi will für ihr Land auch das Beste, aber sie will ihre eigenen Kinder dafür nicht einfach der Sache opfern. Sie ist in erster Linie Mutter ihrer leiblichen Kinder und dann erst Mutter der Nation. Doch die radikale Entscheidung, mit Rudolf zu fliehen, verändert alles. Hier werden die Sexszenen, die zuvor zwischen Franz und Sisi nur angedeutet worden waren, dann irgendwann als Ausdrucksform genutzt, wie beide sich außerhalb ihrer Ehe ausleben und neue Horizonte entdecken. Das zeigt dann eben doch, "Sisi" ist keine Serie mit Happy End-Garantie. Die beiden zieht es als Paar immer wieder zueinander, sie ziehen einander an wie Motten das Licht, aber der Verlauf der Serie zeigt immer wieder, dass die beiden sich regelrecht zerstören, um sich dann wieder zusammensetzen.

Parallel bietet die dritte Staffel eine weitere Liebesgeschichte an, aber auch keine für Romantiker. Dennoch würde ich die Einführung von Walli und Gustav als erfrischend beschreiben. Die Serie hat schon durch Gräfin Esterházy (Tanja Schleiff) immer für ihre Lacher gesorgt (tut sie auch diesmal), aber die beiden sind jetzt ein neues Element. Es war erst etwas seltsam, dass Walli scheinbar immer erstmal zuschlägt, aber es war schon lustig, wie sie sich kennengelernt haben und wie man eigentlich gleich gemerkt hat, da sind sich zwei sehr ähnlich. So kommen sie eben zu ihrer Zusammenarbeit, den Hof auszurauben und dabei entstehen eben auch nahe Momente, die durchaus an das Kennenlernen von Sisi und Franz in Staffel 1 erinnern. Gustav finde ich als Charakter in sich auch sehr schlüssig, bei Walli war es etwas holpriger. Wir bekommen relativ spät eine Enthüllung präsentiert, die zumindest Teile ihrer Motivation verraten, doch gänzlich konnte ich mir sie nicht erklären, vor allem nicht im Umgang mit Kaiser Franz, wo es zu mehreren Szenen kommt. Die Begegnung der beiden ist dann übrigens auch der Grund, warum auch die gemeinsame Geschichte von Walli und Gustav nicht nur romantisch ist. Walli hat offenbar Pläne oder Sehnsüchte, schon der Begriff lässt sich für mich nicht eindeutig fassen, die mir als Zuschauerin zu sehr verborgen blieben. In Gegenwart von Franz war sie zunächst so ein anderer Mensch, dass ich dachte, dass sie ein Geheimnis teilen, aber das hat dann nie mehr eine Rolle gespielt. Ich denke nicht, dass man das für eine mögliche vierte Staffel zurückgehalten hat, denn die Handlung wirkte in sich zu abgeschlossen. Aber es bleibt so verwirrend. Genauso verwirrend ist, wie Gustav, der genug ahnt, ruckzuck wieder ihr verziehen hat. Das macht am Ende dann folglich auch eine Beziehung aus, wo man durchaus Momente zum Mitfiebern hat und die auch wegen des anderes Milieus einen anderen Charakter hat, aber es ist sicherlich in keiner Weise wie in den drei "Sissi"-Filmen.

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Vor dem großen Showdown muss ich noch zu Grünne kommen, der in der Staffel eine andere Aufgabe zugeteilt bekommen. Für seinen Charakter fand ich das extrem spannend, denn sich unter die Arbeiter für die Weltausstellung zu mischen und dort eben ein Gespür für die Lage zu bekommen, schafft ihn weg vom Hof und lässt ihn eigenständiger agieren. So kommt er schließlich an Albert (Jakob Gessner), im Übrigen der Bruder von Gustav, der einen ganz anderen wegen zum Überleben eingeschlagen hat. Doch glücklich ist er auch nicht, denn er und sein Vater geben auf dem Bau quasi ihr Leben, weil es gefährlich ist und weil es auszehrt, denn das Geld reicht nicht für anständige kräftigende Mahlzeiten. Zuletzt habe ich oft Streik, Proteste in Serien verarbeitet gesehen, das ist schon eine auffällige Häufung. Auch wenn es in historischen Serien natürlich immer noch etwas anders zu sehen ist, aber die Entscheidung wird dennoch bewusst getroffen, dieses Thema auch wirklich aufzugreifen. Vielleicht ist es indirekt eine Aufforderung für uns alle da draußen, wieder mehr hinzusehen, nicht nur machen zu lassen, sondern aktiv mitzugestalten. "Sisi" zeigt, dass es mehrere Wege gibt und dabei auch viele Gefahren. Albert ist ein Charakter, der von so viel Wut geladen ist, dass er zwar die anderen ansteckt und mitreißt, aber er agiert zu impulsiv, was zwangsweise Opfer fordert, weil die Soldaten natürlich angehalten sind, alles in der Richtung zu unterbinden. Grünne gerät in seiner Rolle immer mehr zwischen den Stühlen und das fand ich so spannend, weil er mit Franz eine Beziehung führt, die trotz der Machtdiskrepanz und vieler unterschiedlicher Sichtweisen dennoch auf Vertrauen basiert. Nun lernt er aber wirklich Menschen aus dem Volk kennen. Hinter jedem Gesicht eine individuelle Geschichte und er sieht das Leid, das man in den Palastmauern schon mal aus den Augen verliert. Deswegen war es wenig verwunderlich, dass Grünne irgendwann nicht mehr wirklich undercover war, sondern dass er sich unauffällig eingemischt hat und nach Lösungen für beide Seiten gesucht hat. Natürlich belastet es die Beziehung zu Franz, als er dahinter kommt, aber selbst er hat bis zu einem gewissen Grad Verständnis, auch wenn er sich das als Kaiser, der nicht nur an sein Volk denken kann, nicht erlauben kann. Ich fand diesen ganzen Zwiespalt auf jeden Fall gut gemacht, auch weil er genauso seinen Teil zum großen Showdown beiträgt.

In der fünften Episode der Staffel zeigt sich zunehmend, wo alle Handlungsbögen ineinander gehen werden. Bislang haben alle für sich funktioniert, aber so zeigt sich dann genau, dass von Anfang ein klarer Plan für die Staffel bestand. Der Plan weist dennoch gewisse Lücken auf, denn ich hatte das Gefühl, dass am Ende die Puzzleteilchen so manches Mal ineinander gedrückt wurden, ohne wirklich zueinander zu passen. Das größte Rätsel war da sicherlich, wie schnell Albert alles über Gustav, Walli und das Kinderheim wusste. Woher? Er ist so mit sich und seiner Trauer beschäftigt und so wirklich als schlauer Fuchs ist er bis dato auch nicht hervorgestochen. Hier wurde also deutlich einfach etwas passend gemacht. Es ist nicht so, dass es unmöglich ist, aber wenig wahrscheinlich. Auch sonst reihen sich kleinere logische Löcher aneinander, aber lassen wir das mal im Detail, denn die Entführung von Rudolf bietet ohne Frage sehr spannendes Material für dieses Finale. Sisi und Franz werden wieder einmal in ihrer Liebe getestet, aber auch vor die Wahl aus Familie und Verantwortung als Kaiserpaar gestellt, wobei dann Franz' Entscheidung natürlich die spannendere ist. Grünne muss sich fragen, wo seine Loyalität tatsächlich liegt. Albert muss daran erinnert werden, ob sein deutlich pazifischstere Vater das für ihn gewollt hätte. Gustav und Walli müssen für sich klären, ob sie ewig so ein Leben am Rand der Kriminalität mit dieser Verantwortung führen wollen oder ob sie ein ehrenwertes Leben für sich aufbauen, denn die Intelligenz dafür haben sie. So kommt alles sinnvoll zusammen, die Figuren müssen gemäß ihrer Entwicklung Entscheidungen treffen und so ergibt sich trotz einigem Zurechtbiegen ein würdiges Finale.

Fazit

"Sisi" bietet in der bislang dargebotenen Qualität aus zwei Staffeln auch im dritten Umlauf ein kongruentes Bild. An gewissen historischen Eckpunkten wird sich fiktiv entlanggehangelt und das wieder mit einem sehr klaren Konzept. Mit Walli und Gustav gibt es zwei Neuzugänge, die die Handlung schön prägen und Graf Grünne findet eine ganz neue Rolle. Dazu wird auch beim zentralen Kaiserpaar wieder viel Drama geboten. Ich fand es alles in allem wieder unterhaltsam, wenn es auch gerade im Finale etwas passend gemacht wirkte. Für den spannenden Showdown war es das wohl aber auch wert.

Die Serie "Sisi" ansehen:

Lena Donth - myFanbase

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