Interview: Pilou Asbæk über seine emotional anspruchsvolle Rolle im Viaplay-Original "Secrets" (Start: 15. September 2025)
Der dänische Schauspieler Pilou Asbæk kann auf eine beeindruckende Karriere blicken. Nachdem ihm mit dem Kritikerliebling "Borgen - Gefährliche Seilschaften" als Kasper Juul der Durchbruch gelang und er in "Game of Thrones" den Part des Euron Graufreud spielte, konnte er sich zahlreiche Rollen in Hollywood sichern. So war er u.a. in "Uncharted" oder "Aquaman: Lost Kingdom" auf der großen Leinwand zu sehen und taucht in der aktuellen dritten Staffel von "Foundation" als The Mule auf. Um nicht mehr länger auf die Rolle des Bösewichts festgeschrieben zu werden, kehrte er für das Viaplay Original "Secrets" (Deutschlandstart am 15. September 2025) in seine dänische Heimat zurück und erzählt uns im exklusiven Interview mit myFanbase, warum er sich für dieses Projekt entschieden hat und was eine so emotionale Rolle mit ihm macht.
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14. September 2025 von Catherine Bühnsack
Read the interview with Pilou Asbæk in English.
Hi Pilou! Danke, dass du dir die Zeit nimmst, um mit mir über deine neue Serie "Secrets" zu sprechen. Sie startet kommende Woche in Deutschland.
Auf welchem Sender?
Auf Viaplay, wie überall auf der Welt, denke ich.
Oh, oh, Gott, großartig. Perfekt. Ja, ich habe kurz den Faden verloren, es tut mir Leid. (lacht)

© Viaplay
Die ersten Sekunden von "Secrets" hatten mich direkt am Haken, obwohl ich erst gezögert habe, die Serie überhaupt zu schauen, weil sie so düster ist. Aber ich wollte wissen, warum diese Familie Geheimnisse voreinander hat, obwohl sie einander offensichtlich viel bedeuten. Wann wusstest du, dass du diese Rolle des Mads spielen wolltest und was hat sie für dich so besonders gemacht?
Zu allererst Mal denke ich, dass jede Familie auf der ganzen Welt Geheimnisse voreinander hat. Ich denke, das haben wir alle gemeinsam. Zweitens, warum ich diese Geschichte machen wollte? Ich persönlich habe viele Verwandte, die mit Sucht und psychischen Problemen zu kämpfen hatten. Diese Sachen bedingen einander oft, verstehst du, wie ich das meine? Manchmal, wenn du beginnst, Tabletten oder Drogen zu nehmen, liegt es daran, dass du Probleme hast, mit denen du nicht klarkommst. Und deshalb beginnst du zu trinken oder Drogen zu nehmen und dann nimmst du Drogen, um mehr zu trinken und umgekehrt. Ich denke, es ist eine sehr persönliche Geschichte, die Kaspar Munk und Lone [Hørslev] geschrieben haben. Kaspar hat Regie geführt und Lone, seine Frau, hat das Drehbuch geschrieben. Ich glaube, man bemerkt, dass dies von jemandem kommt, der weiß, was es bedeutet, ein Abhängiger zu sein. Für mich ist es einfach wichtig, Geschichten zu erzählen, die bei Leuten auf der ganzen Welt ankommen. Ich denke nicht, dass es eine Familie gibt, in der es keinen Angehörigen gibt, der eine Sucht hat, irgendeine Sucht. Und ich denke, dass ist auch der Grund, warum es in so viele Länder verkauft wurde – bzw. auf Viaplay veröffentlicht wurde. Wenn man das Drehbuch liest, fühlte man sich sofort damit verbunden, und ich habe genau gewusst, von wem ich dafür inspiriert wurde. Es ist einfach eine große Mischung aus vielen meiner Familienmitglieder und meiner Freunde.

© Viaplay
Wie bist du auf dieses Projekt aufmerksam geworden? War es ein typisches Casting oder kanntest du Kaspar Munk oder jemanden aus der Produktion bereits?
Ich kannte Kaspar Munk, da er zusammen mit meiner Ehefrau vor einigen Jahren eine Kurzgeschichte geschrieben hat. Und ich wollte es unbedingt machen, weil ich mir gedacht habe, dass es eine so wichtige Geschichte ist. Es ist eine sehr skandinavische Geschichte und je skandinavischer ist, desto besser lässt es sich übertragen, weil wir denken: "Oh, das ist so exotisch. Das ist so fernab von unserer Welt." Und dann schaust du die Serie und findest heraus: "Heilige Scheiße, Mads ist mein Bruder. Oder Mads ist mein bester Freund, der verloren ging, weil das Leben ihn so hart getroffen hat." Ich habe schon so viele Schurken gespielt, aber ich denke, das hier ist einer der interessantesten Charaktere, den ich seit einer ganzen Weile gespielt habe, weil er so komplex ist. Du verstehst ihn. Du findest ihn vielleicht nervig oder frustrierend, oder... Aber er ist immer noch charmant. Er versucht immer noch, das Bestmögliche zu tun. Und er ist ein phänomenaler Lehrer. Er ist einfach nur ein Suchtkranker. Und wir in Dänemark haben zurzeit viel mit Sucht und Drogenmissbrauch zu kämpfen, da es funktionierende Junkies gibt, die mal ein bisschen Kokain nehmen, um den Tag ein bisschen lustiger zu machen. Das macht es ein bisschen einfacher, du bist ein bisschen glücklicher. Aber du brauchst auch deine Endorphine auf, was bedeutet, dass du eines Tages crashen wirst. Das ist meine Sicht der Dinge. Aber die andere Seite dieser Geschichte ist die von Co-Abhängigkeit und das ist die Geschichte über einen Bruder und eine Schwester, die Geheimnisse voreinander und vor sich selbst und ihren Familien haben. Und sie ist abhängig von ihrem Bruder Mads so wie ich abhängig davon bin, dass sie von mir co-abhängig ist, was bedeutet, dass sie sich gegenseitig im Schwitzkasten haben. Sie können sich als Menschen also nicht wirklich weiterentwickeln, weil sie auf ihrem Weg festhängen, wer sie sind und wer sie immer waren. Das ist eine lange Antwort auf eine ganz einfache Frage.
Nein, alles gut. Es ist toll, deine Einblicke zu haben. Wie hart ist es für dich, in diesen Gefühlszustand zu kommen, dieses wirklich tief zerrissenen Charakters, der Mads ist?
Wenn das Drehbuch gut geschrieben ist, ist das nicht so schwer, weil ein Charakter von seinen Taten gebildet wird, weißt du? Und er reagiert viel. Mir war es wichtig, einen Charakter zu erschaffen, in Zusammenarbeit mit der Autorin und dem Regisseur, der bei den Leuten etwas auslöst, den Leute verstehen würden und auf dessen Seite sie sich schlagen würden. Für den sie sich aber auch traurig fühlen würden, da er eine verlorene Seele ist, verstehst du? Er versucht, sein Bestes zu geben. Aber das Leben ist manchmal einfach zu schwer. Um ehrlich zu sein, es ist eine sehr nordische TV-Serie. Sie ist sehr trostlos und es ist wirklich düster, aber auch extrem menschlich. Und sie ist voller Humor und Spaß und dieser seltsamen Wahrnehmung von der Welt, die wir hier im Norden haben, wo es sechs Monate im Jahr dunkel ist. Und wir langweilen unst und wenn wir uns langweilen, machen wir dumme Dinge. Weißt du, in der Nacht, im Dunkeln. Und ich mochte es einfach, ein Teil davon zu sein.

© Viaplay
Fällt es dir schwer, weil du durch deine Freunde und deine Familie eine so eine persönliche Bindung zu der Geschichte hast?
Es ist schwer, weil du möchtest...
Ich meine, war es manchmal zu schwierig, bestimmte Aspekte dieser Serie zu konfrontieren?
Ja, als ich es meiner Familie gezeigt habe. Wir waren vergangenes Jahr in Spanien, wir alle. Es ist ja schon zwei Jahre her, dass ich diese Serie gemacht habe. Als ich letztes Jahr in Spanien war, habe ich es meinen Eltern gezeigt und sie... Es kommt nicht häufig vor, dass ich sie von meiner Arbeit so berührt sehe. Aber diese hier gab ihnen die Möglichkeit, eine andere Seite meines Talents zu sehen. Und es gab uns auch eine Art Handbuch, um ein Gespräch über Suchtkrankheiten in meiner eigenen Familie zu führen und wie es für meine Familie war, damit umzugehen. Und ich war zwar selbst nie süchtig, aber ich habe so viele nahe Angehörige gesehen, die so viele Jahre damit zu kämpfen hatten. Und sie sind gute Menschen, weißt du? Oftmals hast du eine Sucht, weil es etwas gibt, vor dem du weglaufen möchtest, etwas, das du nicht in dir sehen möchtest. Und indem du Drogen nimmst, in diesem Fall ist es Drogen nehmen, ist es eine Möglichkeit, dich zu befreien. Es ist eine Möglichkeit, dich zu vergessen und dich in diesem dunklen Loch zu verstecken. Und dann einfach zu sterben. (lacht) Entschuldige!

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Wenn du über diese trostlose Atmosphäre sprichst, wie war das dann am Set? Bist du in deiner Rolle geblieben oder hast du auch mal versucht, die Anspannung etwas zu lösen, um da rauszukommen?
Die konzentrierteren Szenen, die mehr Fokus und Ruhe am Set bedürfen, behandelst du mit Respekt und Freigebigkeit, die so gut wie möglich werden zu lassen. Ich kann es an- und ausschalten. Ich bin wie ein Schalter. Du sagst "Action" und ich bin drin und wenn du es wieder ausstellst, bin ich wieder raus. Dafür habe ich so viele Jahre trainiert. Ich nehme das nicht mit nach Hause. Aber natürlich, wenn du eine Szene spielst, in der du vor deiner Familie zusammenbrichst und ihnen sagst, dass du drogenabhängig bist, ist das emotional sehr fordernd. Und davon kannst du nur ein paar Durchläufe machen. Du gibst so viel und ich liebe es mit Material dieses Kalibers zu arbeiten, weil es dir soviel mehr Werkzeuge gibt. Du nutzt wirklich jeden einzelnen Gegenstand aus deiner Werkzeugkiste. Das ist wie jeden einzelnen Tag einen Marathon zu laufen, aber du fühlst dich großartig, weil es dein Körper gewöhnt ist. Und du befindest dich in diesem Flow, wenn du einen Charakter entwickelst. Und an den Tagen, an denen du nicht mit göttlichem Talent gesegnet bist und du wirklich Arbeit reinstecken musst, diese Tage sind ebenfalls wunderbar. Weißt du, das ist wie bei einem Sportler. Wie bei einem Fahrradrennen. Manchmal hast du gute Beine und manchmal nicht. Aber du weißt, wie du damit umgehen musst, du hast das passende Werkzeug.

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Ist es einfacher für dich, diese komplexeren Rollen zu spielen, wenn es in deiner Muttersprache ist, im Vergleich zu Englisch?
Ja! Ich möchte diese Art von Rollen sehr gerne auch auf Englisch machen. Aber es wird immer eine Herausforderung bleiben. Die Sprachbarriere ist schwierig. Ich habe einhunderttausend Prozent dänische DNA, was bedeutet, dass wenn ich eine Textzeile auf Dänisch sage, ich diese kleinen seltsamen Laute und die Aussprache und Betonung etc. machen kann. Auf Dänisch zu arbeiten, ist so ein Geschenk. Und ich bin unglaublich dankbar dafür, dass die Welt nun sehen kann, was ich zuhause in Dänemark mache. Damit es nicht immer Bösewichte bleiben.
"Secrets" ist ab dem 15. September 2025 bei Viaplay in Deutschland verfügbar. Viaplay ist buchbar bei Prime Video Channels.
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