Men in Trees - Review

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Was kann in einem Dorf in Alaska so spannend sein, dass man daraus eine Fernsehserie machen könnte? Eigentlich herzlich wenig, wäre da nicht der Zusammenprall zweier Welten hervorgerufen durch den Umzug einer New Yorkerin mit Herzschmerz, die sich selbst finden muss. Wie bei fast allen Drama-Serien gibt es auch bei "Men in Trees" am Anfang eine unerhörte Begebenheit (in Form eines fremdgehenden Verlobten), die die Hauptfigur in eine fremde Umgebung katapultiert, in die sie sich dann nach und nach integriert.

Obwohl man das in irgendeiner Abwandlung schon des Öfteren gesehen hat, macht genau diese Integration den hauptsächlichen Reiz von "Men in Trees" aus, die ständigen Reibereien zwischen der Autorin aus der Großstadt und der verschrobenen Kleinstadtbevölkerung, aus denen sich mehr und mehr eine tiefe Freundschaft und Zugehörigkeit entwickelt. Ähnlich wie zum Beispiel bei "Everwood" ist das Erzähltempo angenehm langsam, ohne dabei langweilig zu werden – es passt sich einfach der stillen, weiten Landschaft Alaskas an, die durch wunderschöne Naturaufnahmen (allerdings vom Drehort Kanada) immer wieder porträtiert wird. Aufgewirbelt werden sowohl das Dorf als auch die Handlung immer wieder durch Marin, die als quirliger Wirbelwind versucht, sich in dieser männerdominierten Umgebung zurechtzufinden und dabei zunächst von einem Fettnäpfchen ins nächste tritt.

Bei so einer Grundkonstellation steht und fällt natürlich alles mit der Hauptdarstellerin, und Anne Heche kann in der Hinsicht nur als absoluter Glücksgriff bezeichnet werden. Allerdings muss auch gesagt werden, dass diejenigen, die mit Anne Heche nichts anfangen können, auch "Men in Trees" meiden sollten, denn auch wenn es noch genügend andere Handlungsstränge und Beziehungen gibt, wird die Serie doch ziemlich stark von ihr dominiert. Trotz dieser Dominanz sind es neben Heches natürlichem Charme vor allem die liebevoll gezeichneten, skurrilen Einwohner von Elmo, die der Serie (um mal pathetisch zu werden) Seele einhauchen – was eigentlich kaum zu glauben ist, wenn man bedenkt, dass es sich dabei auf den ersten Blick hauptsächlich um kauzige Männer handelt. Doch gemeinsam mit Marin bekommt man als Zuschauer nach und nach einen Zugang zu ihnen und entdeckt den sprichwörtlichen weichen Kern, der sich hinter ihren Holzfällerhemden versteckt.

Bei einer Serie, deren Hauptfigur Beziehungsexpertin ist, bleiben natürlich die amourösen Verwicklungen nicht aus und es werden so ziemlich alle Arten von Beziehungen gezeigt, die fiktive Serien zu bieten haben. Da wäre zum einen das Paar, das eigentlich von Anfang an zusammen gehört, bei dem aber immer wieder was dazwischen kommt (Marin und Jack), die zwei, die viel zu große Ideale haben, um eine reibungslose Beziehung führen zu können und sich ihre Probleme immer selbst schaffen (Patrick und Annie) oder das Ehepaar Ben und Theresa, das sich scheinbar auseinander gelebt hat, aber sich doch nicht trennen kann – und das sind nur die, die bereits in den ersten Folgen angelegt sind!

Insgesamt ist "Men in Trees" solide und liebenswerte Fernsehunterhaltung, die nur ein Manko hat: es gibt an der Serie eigentlich nichts, das man nicht so oder so ähnlich schon einmal gesehen hat. Die mangelnde inhaltliche Originalität macht allerdings die überzeugende Schauspielerriege wieder wett, bei der neben Anne Heche vor allem Abraham Benrubi ("Emergency Room"), John Amos ("The West Wing") und Cynthia Stevenson ("Dead Like Me") bei Serienfans bekannt sein dürften. Außerdem stechen vor allem die beiden Schauspieler positiv hervor, die mit "Men in Trees" quasi ihren Durchbruch hatten: Seana Kofoed als Jane, Marins beste Freundin und Verbindung nach New York, und natürlich James Tupper, der als Biologe Jack Slattery Marins Herz erobert.

Lena Stadelmann - myFanbase

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