Die besten Charaktere 2009/2010
Platz 4: Phil Dunphy (Modern Family)

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Phil Dunphy aus "Modern Family", dem Comedy-Überraschungshit der letzten Season, ist eine dieser faszinierenden Serienfiguren, von denen man ganz genau weiß, dass man sie im wahren Leben wahrscheinlich nicht ausstehen könnte, auf dem Bildschirm aber einfach nicht umhin kommt, sie zu lieben. Denn den Machern der neuen ABC-Serie gelang das Kunststück, Phil trotz seines immens hohen Fremdschäm-Faktors niemals zu einer Karikatur verkommen zu lassen, sondern ihm vielmehr ein zwar schräges, aber erfrischend wirklichkeitsnahes Wesen zu verleihen, das einem immer und immer wieder, wenn auch oft unfreiwillig, ein breites Grinsen auf die Lippen zaubert.

"I’m the cool dad. That’s my thing."

Schon im Piloten wird dem Publikum auf ganz herrliche Art und Weise Phils völlig überhöhtes Selbstverständnis vor Augen geführt. Denn Phil hält viel darauf, seinen Kindern auch Freund und nicht nur Vater zu sein. Deshalb kann er auch alle Choreographien aus "High School Musical" nachtanzen und kennt all die üblichen Abkürzungen, die man beim SMS-Schreiben so benutzt. Zumindest denkt er das. Genauso wie er der festen Überzeugung ist, dass seine Sprüche immer unheimlich gut ankommen und er nicht nur ein wahnsinnig cooler Dad ist, sondern auch ein ganz toller Ehemann, Schwiegersohn, Immobilienmakler, Zauberer, Ex-Cheerleader etc. pp.

So ein übertriebenes Geltungsbedürfnis könnte beim Zuschauer durchaus schon mal genervtes Augenrollen oder Kopfschütteln hervorrufen, wäre da nicht Ty Burrells absolut brillante Mimik, die jedes Mal aufs Neue für Lacher sorgt, wenn Phil auf der Suche nach Aufmerksamkeit und Bestätigung einen Blick in die Kamera wirft. Und das passiert in einer Serie, die es sich offenbar zum Ziel gesetzt hat, so oft wie möglich die vierte Wand zu durchbrechen, natürlich nicht selten. Genauso amüsant ist es, zu beobachten, wie Phil in seinen Einzel-Interviews immer so gern große Töne spuckt, sich in Gegenwart seiner Frau Claire jedoch meist um Kopf um Kragen redet und ganz schnell in einen zahmen Pantoffelhelden verwandelt.

Neben seinem Hang zu maßloser Selbstüberschätzung besitzt Phil aber auch so einige Eigenschaften, um die ihn manch einer sicherlich beneiden würde. So ist er ein unverbesserlicher, ja nahezu militanter Optimist, der sich durch nichts und niemanden die Laune verderben lässt, vorausgesetzt die eher zynisch veranlagte Claire vergisst nicht, ihm zum Geburtstag das neue iPad zu schenken. Selbst als er von seiner eigenen Tochter in seiner eigenen Einfahrt über den Haufen gefahren wird, hat er nur aufmunternde Worte für sie parat. Noch dazu ist er ein harmoniesüchtiger, hoffnungsloser Romantiker, der jede Gelegenheit dazu nutzt, seine Frau mit aufmerksamen Geschenken zu verwöhnen und Streit in der Familie einfach nicht ausstehen kann.

Der Naivität seines Kindskopfs wurden in der ersten Staffel keinerlei Grenzen gesetzt und trotzdem lief Phil nie Gefahr, allzu überzogen zu wirken, da die Autoren eine großartige Balance gefunden haben, dank welcher Phil trotz seinem zum Teil zweifellos peinlichen Auftreten nicht nur unwahrscheinlich liebenswert, sondern vor allem auch glaubwürdig wirkte. Wie ein Großteil der Geschichten, die "Modern Family" erzählt, könnte nämlich auch Phil kaum mehr aus dem Leben gegriffen sein. Denn welche Frau hat ihren Mann nicht schon hundert Mal darum gebeten, die kaputte Treppenstufe zu reparieren und welcher Mann ist nicht so wehleidig, dass er einen simplen Nierenstein instinktiv gleich für Krebs hält?

Letztlich mag Phil vielleicht nicht unbedingt der coolste Dad der Welt sein, aber er ist sicherlich derjenige, der uns in der vergangenen Season am meisten zum Lachen gebracht hat. Und somit hat er sich den vierten Platz in unserer Liste der Top-Charaktere auch mehr als redlich verdient.

Paulina Banaszek - myFanbase

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