Die besten Momente 2012/2013
#2.05 Am Ende der Lügen (Homeland)

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Es steht außer Frage, dass Claire Danes und Damian Lewis zwei brillante Charakterdarsteller sind, die vor Talent nur so strotzen. Bereits die erste Staffel "Homeland" wurde von dem grandiosen Zusammenspiel der beiden Koryphäen getragen und in der zweiten Staffel führen sie diese Brillanz fort. Außerdem bekommen wir schließlich eine Szene vorgesetzt, die atemberaubend inszeniert wurde und wohl die beste schauspielerische Leistung der vergangenen TV-Season aufweist.

"Wouldn't it be a relief to stop lying?"

Als der Soldat Nicholas Brody nach acht Jahren der vermeintlichen Gefangenschaft im Irak in die USA zurück kehrt, wird er von der ganzen Nation als Kriegsheld gefeiert. Einzig die CIA-Agentin Carrie Mathison verdächtigt den Familienvater ein Terrorist zu sein, der sich gegen die US-amerikanische Regierung gestellt hat. Mit allen Mitteln versucht sie ihre Theorie zu beweisen, stößt dabei jedoch nur auf Ablehnung seitens ihrer Kollegen und kann keine stichhaltigen Beweise gegen Brody finden. Bei ihren Ermittlungen geht Carrie aufs Ganze und durch die stetige Nähe, die sie zu Brody sucht, entwickelt sie immer mehr Gefühle für ihn, obgleich sie zunehmend die Gewissheit hat, dass er wirklich der Terrorist ist, für den sie ihn hält. Doch bevor sich Carrie versieht, ist sie Brody vollkommen verfallen, und auch er entwickelt starke Gefühle für sie, die sogar in eine Affäre münden, obwohl beide wissen, dass sie eigentlich gegeneinander agieren. Carrie schafft es letztendlich, Brody von einem Terroranschlag abzubringen, indem sie seine Tochter in die ganze Sache verwickelt, zahlt dafür jedoch einen hohen Preis, denn Brody gelingt es, Carries manische Depression für ihre Besessenheit ihm gegenüber verantwortlich zu machen, sodass sie in eine Psychiatrie eingeliefert wird.

Mit Beginn der zweiten Staffel sieht Carrie dem Ende ihrer Karriere beim CIA entgegen, doch dann schließlich kommt ein Bekennervideo von Brody ans Tageslicht, welches er kurz vor dem geplanten Terroranschlag aufgezeichnet hat. Carries Anschuldigungen gegen Brody bewahrheiten sich und auch das CIA kann davor nicht länger die Augen verschließen. Brody, der mittlerweile als Abgeordneter im Kongress arbeitet, wird in einer Nacht-und-Nebel-Aktion vom CIA festgenommen und soll zu einem Geständnis gedrängt werden. Zunächst leitet Peter Quinn (Rupert Friend) das Verhör, jedoch gelingt es ihm nicht zu Brody durchzudringen. Dadurch erhält Carrie ihre Chance, obwohl alle von ihrer Affäre mit Brody wissen. Was darauf folgt, ist eine der intensivsten Szenen, die ich je in einer TV-Serie gesehen habe. Ein Kammerspiel der Extraklasse, bei dem man gebannt auf den Bildschirm starrt, vollkommen angespannt ist und es nicht einmal wagt zu atmen.

Zehn Minuten lang sieht man dabei zu, wie Carrie und Brody in einem abgedunkelten, fensterlosen Verhörraum sitzen, sie alle Karten auf den Tisch legt, vollkommen ehrlich über ihre Gefühle spricht und damit genau ins Schwarze trifft, sodass Brody sich öffnet und alle Anschuldigungen von Carrie bestätigt. Allein Claire Danes' Monolog wäre schon Grund genug, diese Szene als einen - wenn nicht sogar den besten Moment der vergangenen TV-Season anzusehen. Doch die Inszenierung setzt dem Ganzen noch die Krone auf und ist der Grund, warum diese intensive Szene so extrem unter die Haut geht und einen so enorm packt. Während Damian Lewis perfekt die diversen Gefühlszustände von Nicholas Brody durch seine Mimik und Körpersprache ausdrückt und somit allein durch seine Ausstrahlung auf Carries Anschuldigungen reagiert, bleibt die Kamera immer am gleichen Punkt. Zu Beginn des Gesprächs sehen wir entsprechend einen Brody, der zentral im Fokus der Kamera ist. Je mehr Carrie jedoch auf ihn einredet, je mehr sie das gesamte Lügengeflecht entschlüsselt, desto mehr fällt die Fassade und desto tiefer sinkt Brody. Am Ende liegt er sprichwörtlich am Boden und kauert sich in einer Embryonalstellung zusammen.

Brody hat sich zum einen befreit, denn er hat all die Lügen, die ihn erdrückt haben, zur Seite geschoben und sich zum ersten Mal auch selbst eingestanden, was er getan hat. Er ist frei. Doch gleichermaßen sieht er sein Ende vor sich. Er ist nun ein bekennender Terrorist, der ein Geständnis vor dem CIA abgelegt hat, er ist ein Verräter für Abu Nazir und er weiß nicht, ob er jemals seine Familie wiedersehen wird.

Eigentlich wollte man diese Szene in drei separaten Sequenzen ausstrahlen, hat sich jedoch letztlich dagegen entschieden. Ganze 26 Minuten hat der erste Take gedauert und allen Anwesenden viel abverlangt. Zehn atemberaubende Minuten sind es letztlich geworden. Die enorme Arbeit, welche die Darsteller und der Regisseur hinein gesteckt haben, hat sich definitiv gelohnt. Diese Szene ist das perfekte Zusammenspiel eines grandiosen Drehbuchs und einer brillanten Darstellung von Claire Danes und Damian Lewis, gepaart mit einer hervorragenden Regiearbeit! Ein unvergessliches Kammerspiel der Extraklasse!

Annika Leichner - myFanbase

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